Episoder

  • Ein Leben lang lassen wir Dinge, Orte und Menschen zurück; was bleibt, sind oftmals nur noch die Erinnerungen und Erzählungen und manchmal nicht einmal mehr das. Mit dem Verschwinden beschäftigt sich auch die deutsche Regisseurin und Autorin Helgard Haug in ihrem Prosadebüt „All right, Good night“. Darin überkreuzt sie zwei Geschichten des Verschwindens: Das historische Ereignis der MH 370, dem Flugzeug der Malaysia Airlines, das im Frühling 2014 mit 239 Passagieren an Bord plötzlich vom Radar verschwindet – und die ganz persönliche Geschichte ihres Vaters, dessen Demenz zeitgleich zum Verschwinden des Flugzeugs, beginnt.
    Über einen Zeitraum von acht Jahren zeichnet Helgard Haug das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nach, verknüpft die eigene Erfahrung in knappen, kurzen Sätzen mit der Trauerarbeit der Hinterbliebenen des Unglücksflugs.

    Mit Helgard Haug spreche ich im Rahmen der 'Tage internationaler Literatur' im Literaturhaus Zürich über die Phasen und Prozesse der Demenz für Betroffene und Angehörige, über die zunehmende Desorientierung in Raum und Zeit, über das Phänomen des ambiguous loss, einem Verlust, der oftmals unaufgearbeitet oder unbesprochen bleibt und über lange verdrängte Erinnerungsschichten, die zu einem fortgeschrittenem Zeitpunkt einer Demenz plötzlich wieder zu Tage treten.
    Diese Folge ist eine Kooperation mit dem Literaturhaus Zürich.

    Foto: Anna Korbut
    Musik: Lana del Rey – Summertime Sadness
    Schnitt: Okan Yilmaz

  • In dieser Folge von Blattgold ist Necati Öziri zu Gast. Mit seinem Debütroman «Vatermal» stand Necati Öziri letztes Jahr auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

    «Vatermal» erzählt die Geschichte einer Familie in deren Mitte eine Lücke klafft: Eines Nachts verlässt der Vater seine Familie, geht ohne ein Wort des Abschieds zurück in die Türkei. Der Roman beginnt damit, wie Arda mit einem Organversagen im Krankenhaus seiner Heimatstadt im Ruhrgebiet liegt. Aus seinem Krankenzimmer schreibt Arda seinem Vater einen Brief. Ihm, der sich nie die Mühe gemacht hatte, seinen Sohn kennenzulernen, erzählt er von Geburtstagen im Ausländeramt und vom letzten Sommer auf dem Bahnhofsplatz, bevor alle seine Freunde verschwinden. Und er erzählt von seiner Schwester und seiner Mutter: von Aylin, die von zuhause wegrennt. Und von Ümran, die sich ihr Leben einmal ganz anders vorgestellt hat.

    Mit Necati Öziri spreche ich vor seiner Lesung im Zürcher Kaufleuten über diesen Roman, aus dem zu Lesen ihn auch nach etlichen Lesungen immer noch, wie er sagt, "körperlich etwas kostet". Wir sprechen über fehlende männliche Vorbilder und Freunde, die sich gegenseitig zur Ersatzfamilie werden, über Necatis Arbeit als postmigrantischer Dramatiker und die Kraft von Empathie in Theater und Literatur, über die Gewalt, die im Warten-Lassen steckt und über die Ermächtigung, seine eigene Geschichte zu erzählen.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Fotos: Sam Ekbatani
    Musik: Kool Savas - Der beste Tag meines Lebens

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  • In dieser Folge von Blattgold ist Vera Zimmermann (UZH/Columbia University) zu Gast. Mit ihr spreche ich über Mariella Mehr; eine Autorin und literarische Stimme, die in ihrer Radikalität in der Schweizer Literaturlandschaft einzigartig ist. Nirgends wird dies wahrscheinlich so deutlich wie in den Romanen „Daskind“, „Brandzauber“ und „Angeklagt“, drei Romane, die zwischen 1995 und 2002 erschienen sind und als „Gewalt-Trilogie“ in die Schweizer Literaturgeschichte eingegangen sind.
    Auf schonungslose Weise drastisch und für mich als Leserin häufig schmerzhaft, erkundet Mariella Mehr darin die Formen und Auswirkungen von Gewalt, die viele Gesichter kennt und viele Schichten hat: Während „Daskind“ von der Gewalt im sozialen Rahmen – der Gewalt der Stigmatisierung und Exklusion – erzählt, sind es im „Brandzauber“ die Folgen dieser Gewalt, welche den Opfern auf den Leib geschrieben sind und sie auch im späteren Leben gefangen halten. Der letzte Roman „Angeklagt“ zeugt von der unheimlichen Dynamik, die entsteht, wenn erlebte Gewalt nicht nur weitergegeben wird, sondern – im Zustand der Angst, im Kampf um das nackte Überleben – keiner Logik mehr gehorcht, sich verselbständigt und radikalisiert.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: The Smile - Free in the Knowledge
    Foto: Ayse Yavas
    Die Passage aus dem Roman "Angeklagt" stammt aus dem Hörbuch vom Verlag 'Der gesunde Menschenversand'
    Mariella Mehr: Daskind; Brandzauber; Angeklagt. Romantrilogie Zürich: Limmat Verlag 2017.

  • Italo Calvino ist zweifellos einer der aussergewöhnlichsten italienischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und wenn man seine Texte so liest, wahrscheinlich auch einer der charmantesten. Diesen Monat wäre Calvino 100 Jahre alt geworden.

    Calvinos schriftstellerische Schaffensphase erstreckt sich über vier Jahrzehnte, von den 40er Jahren der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod in den 80er Jahren. Hinterlassen hat er ein Werk breitester Palette von literarischen Genres wie Romanen, Kurzgeschichten, Essays, und Märchen, über Drehbücher und Opernlibretti und – von seinen literarischen Texten nicht immer zu trennen – theoretische und philosophische Texte. In seinen Romanen experimentierte Calvino mit Genres, verband Literaturtheorie und Praxis und wird deswegen oft als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten „Neuen Romans“ oder des „Postmodernen Romans“ genannt.

    In dieser Sendung von „Blattgold“ begebe ich mich mit dem Romanisten Prof. Thomas Klinkert hinein in Calvinos fiktive Welten und frage danach, was uns seine Texte heute noch zu sagen haben.

    Musik: Andrea Laszlo De Simone – Conchiglie
    Schnitt: Okan Yilmaz

  • In dieser Folge ist Ralph Tharayil bei Blattgold zu Gast. An den Solothurner Literaturtagen sprach ich mit ihm über seinen Debütroman «Nimm die Alpen weg», eine Art lyrische Prosaliteratur, in dem Ralph Tharayil, das Aufwachsen zweier Geschwister beschreibt, deren Eltern aus Südindien in die Schweiz gekommen sind.

    Auf reduzierte und zugleich musikalische Art und Weise schreibt Tharayil über Migrationserfahrungen, die nie ohne Entfremdung von den eigenen Eltern auskommen, über die Muttersprache, die wie in Roland Barthes’ «Die Lust am Text» (1973), mit dem Körper der Mutter verwoben ist. Im Gespräch mit Blattgold erzählt er von Differenzerfahrungen, die sich in Körper einschreiben, aber auch von der Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach künstlerischem Ausdruck und nach Gemeinschaft.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Tatsuro Yamashita – 'Fragile'

    Diese Audioaufnahme wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von den Solothurner Literaturtagen.

  • «Durch einen Unfall im Gravitationssystem stürzt die Erde schnell in die Sonne zurück, strebt ihr entgegen, um darin zu zerschmelzen: So lautet die Botschaft.
    Alles Leben wird enden. Es wird immer heisser werden. Die Hitze wird unerträglich sein für alles Lebende. Es wird immer heissen werden, und schnell wird alles sterben. Und trotzdem, noch sieht man nichts.»

    Mit diesen lakonischen Worten umreisst der Welschschweizer Autor Charles Ferdinand Ramuz die Ausgangslage seines Romans «Présence de la mort». Geschrieben hat Ramuz den apokalpytpischen Roman 1921 – inspiriert durch den Hitzesommer 1921, an dem in Genf erstmals 38,3 Grad gemessen wurden. Rund 100 Jahre später, im Sommer 2022, erreichen die Temperaturen in Genf ein neues Rekordhoch: 38,5 Grad. Die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich nicht länger übersehen.

    In jenem Sommer, an einem heissen Augustnachmittag liest der Übersetzer Steven Wyss Ramuz' prophetischen Text und beschliesst noch während der Lektüre, den Text ins Deutsche zu übersetzen. «Sturz in die Sonne» heisst der Roman, der jetzt gerade beim Limmat Verlag erschienen ist, übersetzt und kommentiert von Steven Wyss.

    Für diese Folge von «Blattgold» treffe ich Steven Wyss an den Solothurner Literaturtagen, um herauszufinden, wie aktuell der Roman heute noch ist und was er zur Klimadebatte dazu tragen kann.

    Musik: Indila – Dernière danse
    Schnitt: Okan Yilmaz
    Foto: Limmat Verlag

  • Tove Ditlevsen dürfte vielen durch ihre autobiographische Kopenhagen-Trilogie bekannt sein. 2021 sind die drei Bände "Kindheit", "Jugend" und "Abhängigkeit" im Aufbau Verlag erschienen, in der neuen Übersetzung und mit jeweils einem Nachwort von Ursel Alleinstein. Auf nüchterne und zugleich mitreissende Weise erzählt Ditlevsen von ihrem Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahren in ärmlichen Verhältnissen und von ihrer schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter. Der zweite Teil folgt ihrem Leben als junge Erwachsene und ihren ersten Versuchen als Schriftstellerin. Der dritte Teil ist geprägt von den Krisen, von ihrer unglücklichen Ehe, von den Schwangerschaftsabbrüchen und von ihrer Abhängigkeit.

    In dieser Sendung befassen mein Gast, die Skandinavistin Eliane Jaberg, und ich uns mit einem Roman, der letztes Jahr auf Deutsch übersetzt wurde, der sich von der Trilogie literarisch stark unterscheidet und allenfalls noch als autofiktional bezeichnet werden könnte. "Gesichter" handelt von Lise Mundus, eine Mutter und Kinderbuchautorin, die zunehmend an Wahnvorstellungen leidet. Mit Lise blicken wir in Gesichter, die zerfliessen und zerrinnen, hören Stimmen, die wir nicht klar lokalisieren können. Hautnah erfahren wir so, was es heisst, wenn Vorstellung und Realität nicht mehr klar getrennt werden können.

    Eliane Jaberg studiert Skandinavistik und schreibt momentan ihre Masterarbeit über Tove Ditlevsen. Was sie an der dänischen Autorin interessiert, erläutert sie im Gespräch, indem wir über Psychosen und über Autobiographie als Selbstanalyse sprechen, über weibliche Autorschaft und über fehlende Anerkennung im männlichen Literaturbetrieb und über die Angst, das Gesicht zu verlieren.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: King Gizzard & The Lizard Wizard – Butterfly 3000
    Foto: Cover der englischsprachigen Ausgabe von "Gesichter", Picador

  • Jemand hört einen Ruf – oder ist es das Rauschen des Waldes? – und setzt sich in Bewegung. Nimmt einen Nachtflug gen Norden, Finnland, das Land aus "Wald und Wasser".
    So beginnt "Sie flogen nachts", der kunstvolle Debütroman von Mirja Lanz, in dem sich eine Frau, Aava, auf die Spuren ihrer Ahnen, als auch auf die Spuren ihrer Ahnung begibt.

    Diese Folge von Blattgold ist eine gekürzte Version der Aufnahme von Lesung und Gespräch an der Buchvernissage im sphères.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Jaakko Eino Kalevi – Deeper Shadows
    Verlag: Dörlemann

  • Die Angestellten, von denen Olga Ravns Roman handelt, leben auf einem Raumschiff. Sie bestehen aus solchen, die geboren worden sind, und solchen die geschaffen worden sind. Ihr Auftrag ist es, eine Reihe seltsamer Gegenstände eines fremden Planeten zu beaufsichtigen, von denen sich die Angestellten wie magisch hingezogen fühlen.

    Für meinen Gast, Cédric Weidmann, ist Olga Ravns Roman ein raffiniertes Rätselbuch und gleichzeitig ernsthafte Science Fiction, weil sie uns als Leser:innen ernst nimmt: "Ernsthafte Science Fiction ist eine, die ihre Welt nicht auserklärt, weil die Sprache, die in dieser Welt herrscht nicht für uns gemacht ist; sie ist nicht dafür da, uns zu erklären, wie das 22. Jahrhundert funktioniert."

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Stromae – Merci
    Verlag: März Verlag

  • Ein feministischer Thriller, eine Roadnovel über Männlichkeit, Verlust und Heimat, ein Gespräch über Literatur und Ästhetik mit der letztjährigen Preisträgerin des Deutschen Buchpreises Anne Weber und ein Stimmungsbild vom Indie Büchermarkt: hier kommt unser Einblick in die 12. Ausgabe von „Zürich liest“.

    Zur Übersicht:
    Minute 1:55: Carla Henkel - Ruhm für eine Nacht (von Luana Sarbacher)
    Minute 9:00: JJ Bola - weiter atmen (von Anna Larcher)
    Minute 16:25: Anna Weber im Gespräch mit Philipp Theisohn (von Shantala Hummler)
    Minute 21:40: Forum Buchmarkt der Schweizer Verlage (von Larissa Waibel)

    Moderation: Shantala Hummler
    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Daikaiju – Jellyfish Sunrise

  • Kaum eine Stadt war so oft im Fernsehen und im Kino zu sehen wie New York. New York ist die ultimative Kulisse, der ultimative Schauplatz, sodass tatsächlich hier zu sein, sich manchmal eigenartig surreal anfühlt.

    Auf eben diese Besonderheit New Yorks spielt auch die Graphic Novel "IN NY" an, die im September beim Verlag Edition Moderne erschienen ist. Einerseits ist es eine Hommage an diese Stadt "in der alles möglich ist", andererseits erzählt sie die Geschichte vom Verlust eines geliebten Menschen, der das Gefühl für die Welt und einen selbst seltsam brüchig hinterlässt. Andreas Gefe und Julian Voloj haben für diese Geschichte eine ganz eigene Bildsprache kreiert. Ich hatte das Vergnügen, Julian Voloj, in New York zu treffen.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Kendrick Lamar – Sing About Me, I'm Dying of Thirst
    Verlag: Edition Moderne

  • „Blutbuch“ lautet der Titel von Kim de l’Horizons Roman, der kürzlich mit dem Jürgen Ponto Preis ausgezeichnet wurde. Darin erkundet und erschreibt Kim de l’Horizon die eigene fluide Identität, über die Suche nach der eigenen Herkunft, der weiblichen Blutslinie der Familie folgend.

    Mit Kim de l'Horizon spreche ich über die Macht und die Magie der Sprache, darüber, was wir von Pflanzen lernen können und weshalb das Schreiben für Kim und für Menschen jenseits der Geschlechterbinarität nichts weniger als existenziell ist.

    Foto: Anne Morgenstern
    Musik: Basit – Fluid
    Schnitt: Okan Yilmaz

  • Nach zwei Jahren fanden die Solothurner Literaturtage endlich wieder leibhaftig statt. Aus allen Winkeln der Schweiz strömte Ende Mai das literaturaffine Publikum ins idyllische Städtchen an der Aare und besuchte die eine oder andere der insgesamt 140 Literaturveranstaltungen. Meine Kolleg:innen Kora Schild, Ronja Holler, Severin Lanfranconi und ich waren vor Ort und haben für euch genau hingehört.

    Die einzelnen Beiträge im Überblick:
    1:48 Lesung mit Eva Maria Leuenberger(Kora Schild)
    9:18 Interview mit Johanna Schaible (Ronja Holler)
    18:57 Lesung mit Ariane Koch (Salomé Meier)
    26:22 "Im Bett mit Michael Fehr" (Severin Lanfranconi)

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Musik: Coop - Go Go
    Foto: © Susanne Goldschmid

  • Vielleicht haben Sie Julia Weber schon gesehen, an Literaturtagen, Tanzfestivals oder gar einem privaten Festanlass: Im Licht einer Schreibtischlampe sitzt sie auf einem Stuhl, die Beine übereinandergeschlagen, tief gebeugt über einem kleinen Tisch und tippt konzentriert auf einer Schreibmaschine, beobachtet und – dichtet. Unter dem Namen «Literaturdienst» schreibt Julia Weber an privaten und öffentlichen Anlässen und übersetzt ihre Beobachtungen von Menschen, Begegnungen und Stimmungen in Worte. Intimität ist denn auch das Schlüsselwort für ihren zweiten Roman, «Die Vermengung», in den sie grosszügig autobiographischen Stoff eingearbeitet hat. Doch die Autorin ist, im Buch wie auch als Schreibende vor Ort, nur scheinbar verfügbar. In beiden Fällen durchbricht sie spielerisch die sakrale Aura des einsamen Schriftstellers, der allein im Schreibkämmerlein über seinen Texten brütet. In «Die Vermengung» macht Julia Weber genau dies zum Gegenstand literarischer Reflexion und denkt über ihr Schreiben und ihre Rolle als Frau und Mutter nach.
    Shantala Hummler traf Julia Weber auf ein Gespräch.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Foto: Ayse Yavas

  • Diese Folge von "Blattgold" kommt von ausser Haus, aus einem schönen, hellen Atelier im Industriequartier in Winterthur. Hier fand vor Kurzem die Sofalesung mit Regina Dürig statt. Regina Dürig ist für mich eine Autorin, die ihren Beruf in seiner ganzen Vielfalt ausübt. Bei allem, was sie tut, steht die Arbeit am Text und mit Texten im Mittelpunkt: Sei es als Schriftstellerin, sei es als Dozentin für Literarisches und Kreatives Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel und an der Hochschule der Künste in Bern, sei es als Performerin und Hörspiel-Produzentin.
    Bei ihrem letzten, grossartigen Hörspiel «Das Schweigen entziffern», begibt sich die Autorin Regina Dürig auf die Spuren der amerikanischen Altphilologin Alice Kober begibt, die anfangs 20. Jahrhunderts gelebt hat und ihr Leben der Entzifferung der «Linearschrift B» gewidmet hatte. Um das «Schweigen» und den Versuch das Schweigen zu entziffern, geht es auch in Regina Dürigs Prosadebüt, der Novelle „Federn lassen“, über die wir bei dieser Sofalesung gesprochen haben. Diese Folge ist eine gekürzte Version von Lesung und Gespräch.

    www.sofalesungen.ch

    Foto (c) Anja Fonseka

    Schnitt: Okan Yilmaz

    Musik: Some Sprouts – Lucid

  • "Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fusse der Ngong-Berge..." - Mit diesen Worten beginnt der Roman "Jenseits von Afrika" der dänischen Schriftstellerin Karen Blixen. Siebzehn Jahre lang war sie Kaffeefarmerin in Kenia. Von dieser Zeit handelt der autobiographische Roman, der 1937 erstmals erschien. Mitte der 80er Jahre wurde der Stoff von Sydney Pollack verfilmt, mit Meryl Streep und Robert Redford in den Hauptrollen. Der Film erhielt ganze 7 Oscars und ist einer der meistgesehensten Filme aller Zeiten.

    In den Literaturwissenschaften wird Karen Blixen für ihre Erzählungen und Novellen seit je her als grossartige Geschichtenerzählerin gefeiert. Zwei Mal erhielt sie beinahe den Nobelpreis. Zunehmend wird sie jedoch auch für ihr aristokratisches Selbstverständnis und die damit verbundene Kolonialpolitik kritisiert.

    In dieser Folge von Blattgold geht es nicht um den Roman, sondern um Blixens späte Novelle "Babettes Gastmahl", die nun erstmals vom Dänischen ins Deutsche übersetzt und mit einem Nachwort des norwegischen Schriftstellers Erik Fosnes Hansen erschienen ist. Mein Gast ist der Professor für Nordische Philologie, Klaus Müller-Wille.

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Foto: Ivar Faurskov Myrhøj/Scanpix
    Musik: Efterklang - Sedna

  • Die Geschichte sei ihm "wie im Rausch" gekommen, sagt der Autor Hansjörg Schertenleib. In gerade einmal drei Wochen sei die Erzählung in ihrer Rohfassung gestanden, die nun am 3. Februar unter dem Titel "Die grüne Fee" bei Kampa erscheint. Und damit sind wir auch schon mitten in der Novelle. Denn "grüne Fee", so wird auch der Absinth genannt, also jenes Getränk das in der Schweiz wegen seiner halluzinogenen Wirkung lange Zeit verboten war. Der Rausch ist also auf mehr als einer Ebene zentral für die "Gespenstergeschichte", so der Untertitel, und wirft immer wieder die Frage auf: Was ist hier Erinnerung? Was rauschhafte Fantasie? Ich habe mit Hansjörg Schertenleib, der heute im Burgund lebt, digital über sein neues Buch gesprochen.

    Musik: James Blake - Retrograde
    Schnitt: Okan Yilmaz
    Foto: Milena Schlösser

  • Der letzte Podcast in diesem Jahr ist der österreichischen Nachkriegsautorin Ilse Aichinger gewidmet, die dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, die Verluste und die Verfolgung, prägten Ilse Aichinger ein Leben lang. 1948 schrieb sie den Roman «Die grössere Hoffnung», in dem sie ihre Kriegserfahrungen verarbeitete. Es sollte ihr einziger Roman bleiben: Aichinger entwickelte immer mehr ein Misstrauen gegenüber der Sprache, darüber was man mit Sprache wirklich ausdrücken konnte, sodass sie später nurmehr Kurzprosa schrieb. Mit meiner Kollegin Valerie Meyer spreche ich über die Jahrhundertautorin und ihre Poetik des Kleinen.

    Musik: Khalid - "Coaster"
    Hörspiel "Knöpfe", Produktion SRF 1974, Regie: Joseph Scheidegger
    Schnitt: Okan Yilmaz

  • Die diesjährige Zürcher Poetikdozentin ist Teresa Präauer. Kaum eine Autorin verbindet Literatur und bildende Kunst derzeit so raffiniert wie die österreichische Schriftstellerin. In Linz geboren und in Graz aufgewachsen, studierte Teresa Präauer Germanistik und bildende Kunst in Salzburg, Berlin und Wien. Die Kunst ist in all ihren Texten präsent, sei es im Nachdenken über berühmte Gemälde, sei es in poetischen Verfahren wie der Bricolage oder der Montage. Die Kunst ist der Spiegel, in dem sich Teresa Präauers Literatur reflektiert und umgekehrt.

    Foto: Thomas Langdon
    Musik: FKJ & Masego - Tadow
    Schnitt: Okan Yilmaz

  • Ende Oktober fand das Literaturfestival «Zürich liest» statt. Rund 200 Autorinnen und Autoren lasen während fünf Tagen an unterschiedlichsten Orten in Zürich. Fünf Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Seminar der Uni Zürich haben sich für „Blattgold“ ins Getümmel gestürzt und berichten in diesem Podcast von ungewöhnlichen Lesungen, poetischen Performances und aktuellen Debatten im Literaturbetrieb.

    Die Beiträge im Überblick:
    Ab 1:20: Lesung Pascal Janovjak (Andreas Frei/Paula Hsu)
    Ab 11:50: Interview mit Lidija Burčak (Okan Yilmaz)
    Ab 21:30: Buchvernissage Katja Brunner im Duo als Loretta Shapiro (Shantala Hummler)
    Ab 35:10: Podiumsdiskussion "Zwischen Kind und Text" mit Romana Ganzoni und Seraina Kobler(Tara Nusha Pfrunder)
    Ab 44:55: Sofalesung Simone F. Baumann (Silvan Preisig)

    Schnitt: Okan Yilmaz
    Moderation: Salomé Meier