Folgen
-
Der Wechsel der Jahreszeiten birgt Aufbruchsstimmung, Vorfreude. Und viel Arbeit für Eltern. Denn wenn der Schnee schmilzt, verlieren Schlitten, Bobs und Schlittschuhe ihre Wirkung. Es gilt also, diese Gerätschaften gegen die Frühlings-Pendants zu tauschen.
Die Bobs in den Keller, das Radl aus dem Schuppen. Schlittschuhe werden gegen Rollschuhe getauscht. Wenn es denn nur so einfach wäre!
Fehlende Luft in den Reifen, der Schlüssel für die Fahrradkette verschwunden, festgegammelte Schrauben für den Wechsel von Kufe auf Rollen und die Tischtennisplatte hat über den Winter Feuchtigkeit gezogen und lässt sich nicht mehr aufklappen.
-
Die Kinder sind in der Schule. Dann kommen sie nach Hause, verwüsten ihr Zimmer und erledigen irgendwann noch Hausaufgaben. Um 10 gehen sie ins Bett.
So oder so ähnlich stellt sich der Familienalltag für Väter dar. Bis die Mama krank wird und für ein paar Tage das Bett hüten muss. Nun bekommen auch wir Männer einen Eindruck von den 732 Pflichten, die die Mütter scheinbar nebenbei erledigen. Das Geschlecht sei in dieser Schilderung übrigens austauschbar, bei uns ist die Verteilung allerdings eben genau so.
-
Fehlende Folgen?
-
Es ist frustrierend! Ich stehe im Vorhaus und betrachte einen dicken Pulk von Jacken in allen Farben und Formen. Baseball-Jacken, Mäntel und Lederjacken. Fleece, Softshell und Daunen. Die ganze Wand hängt voll. Meine Kinder aber stehen im T-Shirt draußen, denn sie „werden ja nicht krank“.
Wir kennen das alle. Man will nur schnell raus, um etwas zu erledigen. Die Aktion wird länger, die Schnelligkeit ist in meinem Fall den letzten zehn Lebensjahren zum Opfer gefallen. Also ist man zu lang im Kalten und friert doch. Abends kratzt es im Hals, morgens kitzelt die Nase. Ein paar Stunden später ist man krank.
-
Manche Menschen spielen gerne Brettspiele. Habe ich mal gehört. Andere sind eher wie ich veranlagt: Mich verlangt es eigentlich abends nur nach Ruhe. Wenn sich beide Gruppen in einer Familie vereinen, kann ein Spieleabend zur echten Herausforderung mutieren, nicht nur im Sinne eines Wettbewerbs um den Sieg.
Schon die Wahl der Uhrzeit ist ein erstes Reizthema. Als Vater, der in die Jahre gekommen ist, möchte ich ab etwa 19 Uhr genüsslich auf der Couch der Nachtruhe entgegenschlummern. Generell limitiert dies meine Kinobesuche auf die Vorstellungen am Sonntagnachmittag und verhindert jeglichen Fernsehkonsum zu späteren Stunden. Damit kann ich leben. Doch ein Drei-Stunden-Spiele-Event müsste dadurch auch bereits um 16 Uhr beginnen. Da sind die Kinder aber noch nicht einmal mit den Hausaufgaben durch.
Also gilt es im Vorfeld bereits, etwas mehr Koffein zu tanken, um den gnadenlosen Belastungen moderner Brettspiele zu später Stunde standzuhalten. Ich bin begeistert.
-
Als Vater ist man leidgeplagt. Männerschnupfen legt zuweilen den ganzen Organismus lahm, die Midlife-Crisis teils ein ganzes Jahrzehnt. Doch am schlimmsten sind die Schmerzen bei unerwartetem Schneefall. Denn noch nie gab es einen Vater, der bei Neuschnee nicht sofort an eine Schneeballschlacht dachte. Nie.
Im Jahr 2023 lief dieser Prozess besonders hinterhältig ab. Natürlich ist man gemeinhin auf kalte Temperaturen vorbereitet. Handschuhe, Schal und Mütze schützen den menschlichen Körper vor dem molekularen Bewegungsmangel, der sich als Kälte äußert. Doch was, wenn die Vorbereitungszeit fehlt?!
-
„Die sind so süß!“, ist eine natürliche Reaktion auf Strampler, Babyschuhe und kleine Kleidchen. Mein erster Kauf für meine Neffen war damals ein Paar Nike Air Jordan 8 in Babyversion. Babykleidung geht also nicht nur süß, sondern auch cool.
Nur wenige Jahre später mutiert das Klamotten-Shopping zur Zerreißprobe für zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagene elterliche Nerven. Aus kleinen Prinzessinnen, die zu jedem Lebenszeitpunkt rosa tragen möchten, werden Jugendliche in Manga-Optik mit Cargopants, die unentwegt irgendwelche Geräusche anhören, die sie vorsätzlich als Musik verkennen.
Shopping geht plötzlich am besten über Online-Plattformen. Regelmäßiger Besuch von Post- und Paketboten wird dann zum täglichen Rhythmus. Zauberhafte Päckchen mit 27 zur Auswahl stehenden Pullovern, die übrigens alle gleich aussehen, schmücken von da an das Wohnzimmer. Auf der Couch, den Tischen, den Regalen.
-
Mit Kindern in der Pubertät ist nicht gut Kirschen essen. Soviel steht fest. Man sagt, es sei die Zeit, in der die Eltern schwierig werden. Was hinter Ironie verborgen wird, ist ein komplexer Prozess.
Stimmungsschwankungen, Leistungsabfall, Müdigkeit und verändertes Verhalten verursachen dann plötzlich Probleme. Das Reaktionsspektrum pendelt unvorhersehbar zwischen Vulkanausbruch und Sonntagsschläfchen in der Hängematte. Bei den Eltern. Die Kindern sollen angeblich ähnliche Veränderungen durchlaufen.
Lustig? Vielleicht. Aber die Jahre des Windelwechselns, Im-Tragetuch-Rumschleppens, des Diskutierens mit der Kindergärtnerin und dem Grundschullehrer, hinterlassen auch bei Eltern Spuren. Dazu kommt dieses Alter, in dem man nicht mehr ins Kino geht, weil man nach den Trailern im Vorprogramm ohnehin schon einschläft, und man für ein Nickerchen keine 12 Euro zahlen möchte. Das sind übrigens rund 24 Mark in echtem Geld.
-
„Wir müssen noch schnell Schnee schippen.“ Ein Satz, der seine Gültigkeit verloren hat, als unsere Kinder ins Leben traten. Vor allem die Komponente „schnell“.
Mit zwei Töchtern bedeutet die Exkursion in den winterlichen Hof eine Suche nach acht Handschuhen, fünf Mützen – die rosafarbene Kopfbedeckung geht ab einem gewissen Alter scheinbar nicht mehr – und diverse weitere Kleidungsstücke, die überall verteilt im Haus auf Heizkörpern und Wäscheständern hängen.
Bis die Kinder endlich adäquat angezogen sind, schwitzen die Eltern, weil sie natürlich ihre Klamotten gleich gefunden und sie sofort angezogen haben. Verschwitzt geht es also mit dem Hund im Schlepptau ins Freie. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Eltern häufiger krank sind, als vor der Geburt des Nachwuchses? Oder auch nicht. Man transpiriert ja auch beim Schneeschippen.
-
„Chill deine base, Mann!“ Dass ich ein linguistischer Dinosaurier bin, hätte mir früh klar werden können. Ich liebe Wörter wie „dergestalt“ oder „gewissermaßen“. Viele Buchstaben für einen Gedanken. Klar erfüllen „so“ und „quasi“ die gleiche Funktion, jedoch klingen sie nicht so schön. So weit so gut.
Als ich dann aber von meiner Tochter im Kindergarten-Alter dazu aufgefordert wurde, meine „base zu chillen“, wurde mir damals bereits mein antiquiertes Sprachempfinden bewusst. „Chill deine base, Mann!“, einfach so, mitten ins Gesicht.
Dabei war sie es, die Schimpfe verdient hatte. Was übrigens bereits die Generation unserer Eltern beim Übergang zu uns „vercheckt“ hat, um mal im Jargon zu bleiben. Denn schimpfen kann ich gar nicht. Dafür fehlt mir das dergestalte Chromosom, gewissermaßen.
-
Das Dasein als Eltern ist zunächst mit intensivem Abwarten verbunden. Allein die neun Monate bis zur Geburt stellen ein Wechselspiel von Vorfreude und Nervosität, von zeitlichem „Ranzoomen“ und Wegschieben, dar. Doch nach den kräftezehrenden Stunden des Geburtsprozesses – übrigens nicht nur für den Mann – hält man das Neugeborene im Arm. Und fragt sich, wie das Leben des kleinen Menschleins sein wird.
Wann wird es lernen zu laufen, zu sprechen oder am Ersten des Monats das Taschengeld einzufordern? Das erste zahnlose Lachen, das erste Gebrabbel, das erste Wort. Bis es irgendwann „eskaliert“ und die Eltern bereuen, den Kindern das Sprechen beigebracht zu haben. Sie hören nämlich plötzlich nicht mehr damit auf.
-
Manchen Themen begegnet man im Leben mehrfach. In meinem Erlebnishorizont pendle ich gerade zwischen Rollerführerschein, Abitur oder nicht und dem allgegenwärtigen Wandel vom Kind zum Erwachsenen. Oder wie man auch sagt: der Jugend.
Nicht meiner natürlich. Denn obwohl diese Lebensbereiche und ach so wichtigen Entscheidungen meiner Vergangenheit bereits Jahrzehnte zurückliegen, begegnen wir Eltern ihnen mit dem eigenen Nachwuchs wieder. Nur nehmen wir diesmal die andere Rolle wahr. Die des nicht verstehen wollenden Vaters. Oder der Mama, die zwischen allen Parteiungen zu vermitteln versucht.
Nun argumentiere ich also gegen den Mofaführerschein mit 15, weil diese gedrosselten Gefährte zu langsam sind und damit auch ein zu gefährliches Verkehrshindernis darstellen. Eigentlich müsse man ein Umleitungsschild auf dem Helm montieren.
-
Dass wir Männer unser inneres Kind hegen und pflegen, ist hinlänglich bekannt. Mein eigener Medienkonsum beschränkt sich auf Serien aus dem 80er Jahren, Facebook-Seiten über Atari, Nintendo und Co. sowie Asterix-Hefte, die noch zu DM-Zeiten gekauft wurden. Der Walkman im Nachttisch mit Hörspiel-Kassetten spricht dazu Bände. Und wenn ich dann am Wochenende mal Zeit habe, baue ich die Lego-Ritterburg von 1978 auf.
Meine Kinder sind sich noch nicht so recht im Klaren darüber, ob sie das cool oder peinlich finden sollen. Eine Tendenz zu letzterer Haltung ist jedoch spürbar. Aber eigentlich können sie es wohl recht gut nachvollziehen. Woher ich das weiß?
-
Als Eltern haben wir einen klaren Blick darauf, wie das Zimmer unseres Nachwuchses auszusehen hat. Erstens: Am Schreibtisch ausschließlich bereits erledigte Hausaufgaben. Lernoptimiert natürlich. Zweitens: Ein ordentlich gemachtes Bett mit in Reih und Glied stehenden Stofftieren, nach Größe und Farbe sortiert. Und drittens: Sämtliche Kleidung ruht zusammengelegt im dafür vorgesehenen Schrank. Übrigens schmutzige Klamotten strikt getrennt von sauberen. Drei Wunschvorstellungen, allesamt ähnlich unrealistisch.
Doch wenn wir es dann geschafft haben, das Kinderzimmer zu betreten, können wir nur auf der Fläche, die wir mit der Tür freigeschoben haben, die Farbe des Teppichs erkennen. Zwischen halbvollen Müslischalen, deren Restinhalt bereits Eigenleben entwickelt hat, und einem reichhaltigen Potpourri aus Dreckwäsche, Tempos, Hefteinbänden ohne Inhalt und Spielsachen, vermuten wir irgendwo das Kind. Wir würden gerne schimpfen, doch die Blickrichtung dabei ist noch unklar.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein, wie sieht es denn hier aus!“, wird also zunächst in den luftleeren Mief geblasen, dicht gefolgt von einem fassungslosen Schnauben.
-
Die Welt wird immer kleiner. Handel und Kommunikation sind global, die Kinder sowieso. Eine Entwicklung, die trotz der geradezu magischen Fähigkeiten des Internets das Erlernen möglichst vieler Sprachen notwendig macht. Das schlägt sich natürlich auch in den Schulen nieder. Leider.
Denn als ich jüngst mit meiner Familie über die Urlaubsplanungen des nächsten Jahres sprach, musste ich mich eines erwünschten Italienaufenthalts erwehren. Vergeblich. Meine Tochter hatte einfach die besseren Argumente. „Ich lerne seit zwei Jahren die Sprache, das bringt mit bestimmt was für den Unterricht.“
Mist!
-
Gegen Ende der Ferien stellt sich bei Eltern und Kinder eine gewisse Zermürbung ein. Klar, wer einatmet, muss auch ausatmen. Und wer einschläft, muss auch ausschlafen. Soviel hat die allgemeine Zustimmung zu den zahlreichen so lautenden Memes gezeigt. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo die Kinder wieder rechtzeitig und sinnbringend aus dem Bett purzeln müssen. Finden zumindest wir Eltern.
Eine gute Möglichkeit dafür ist der Einkauf neuer Schulsachen. Ja, es ist ein kostenintensives Hobby, gefühlt jeden zweiten verfügbaren Artikel des Schreibwarenladens zu kaufen. Und ja, alles ist hier vielleicht ein paar Euro teurer, als im Supermarkt. Aber das Gefühl, jeden Füller probeschreiben zu können, kann durch den eingeschweißten Chinamüll aus dem Discounter nicht erzeugt werden.
-
Ich fühle mich seltsam. Wenn ich von meinem Stuhl aufstehe, setze ich eine Maske auf. Auch wenn Sie das jetzt denken, ich bin nicht in einer Einrichtung von „Ärzte ohne Grenzen“ tätig. Zum Krankenhaus muss ich eine Viertelstunde mit dem Auto fahren. Und ich habe auch keine Handwerker im Haus, die gerade das Asbest von den Wänden spachteln. Aber ich habe Kinder.
Es ist jedermann bewusst: Die Kleinen werden schon mal krank. Das beschränkt sich nicht auf die klassischen Kinderkrankheiten, nein, sie holen sich auch regelmäßig Erkältungen, Schnupfen und Durchfall. Wahlweise im Kindergarten, in der Schule, beim Musikunterricht oder beim Sport. Oder eben nicht wahlweise, denn eigentlich unterliegt dies keinem bewussten Prozess.
Was wir bei alledem nicht auf dem Schirm haben: Sie stecken uns Eltern immer an. Immer. Und wir Eltern haben da auch keine Wahl.
-
Das Dasein als Eltern beginnt mit dem anstrengenden Akt der Geburt. Geburtsschmerzen, Anspannung und eine enorme Belastung für den ganzen Körper. Der Männer. Den gebärenden Müttern soll es sogar noch mehr zusetzen.
Doch als alles überstanden war, hielt ich meinen Nachwuchs im Arm. Ich glaubte, das Schlimmste wäre nun geschafft. Doch Elternsein hat noch weitere Herausforderungen parat. Ich wartete ganz gespannt auf das erste Wort. Mama? Papa? Brezensemmel? Wozu wird der kleine Mund wohl als Erstes geeignet sein?
-
Es ist eine die Zeiten überdauernde Konstante: Jugendliche codieren ihre Sprache neu, um sich von der älteren Generation abzuheben. Das Wort „geil“ zum Beispiel hat sich erfolgreich aus der Vulgärsprache emanzipiert und salonfähig gemacht. Ich bin da etwas altmodisch und tadle die Verwendung nach wie vor mit einem entsetzten „Also sag a moi!“
Jüngst unterbrach unsere Tochter die Übung eines neuen Musikstücks auf der Klarinette, um sich mit einer Frage an meine Frau und mich zu wenden: „Wie heißen die Hashtags am Anfang des Liedes?“
-
Manches Spielgerät ist optional. Ob man ein ferngesteuertes Auto braucht, eine Spielkonsole oder einen Lenkdrachen im Comicdesign, darüber kann man streiten. Aber einen Sandkasten, mal ehrlich, so einen muss man haben. Als Vater.
Er dient ja nicht nur dem Zwecke der Zerstreuung – buchstäblich wie sinnbildlich -, sondern bietet die Gelegenheit für erste Lebenslehren. So können Straßen gebaut, Tunnel geschabt und Wasserlöcher gebuddelt werden. Und klar: Je länger grab, desto lauter Platsch.
Komparativ-Lektion für Vorschulkinder und infantile Elternteile. Also Väter.
-
Der Weg in den Supermarkt führt bei Familien natürlich auch in die Spielwarenabteilung. Die Kinder möchten gerne zeigen, was sie sich als nächstes wünschen oder was sie sich vom Taschengeld kaufen würden, wenn es denn üppiger wäre. Insgeheim wird natürlich auf den Sofortkauf als Überraschung gehofft.
Wir nun haben leider den Punkt erreicht, wo die Töchter lieber in die Kosmetik-Abteilung gehen. Blöd. Nun stehe ich also allein bei Lego und Co. herum. Natürlich versuche ich den Eindruck zu erwecken, es ginge dabei um die Kinder. Aber in Wahrheit führt mich auch Jahrzehnte nach der eigenen Jugend mein Weg nach wie vor als Erstes immer zum „Spuizeig“.
- Mehr anzeigen