Episodes
-
Heute sprechen wir über das Buch „Halbbildung. Kritische Theorie der Pädagogik“ herausgegeben von Anna-Josepha Stahl, Henning Gutfleisch, Max Wevelsiep, Patrick Viol, Sebastian Gräber, Tarek Probst. Erschienen ganz frisch 2025 im Verbrecherverlag. Aus dem Klappentext heißt es: „Halbbildung ist das Gegenteil von Bildung und die aller Aufklärung zum Trotz herrschende Form des gegenwärtigen Bewusstseins. Sie ist eins mit Konformismus, Ressentiment und stereotypem Denken. Dass sich Universitäten und der Kulturbetrieb nach dem 7. Oktober 2023 als Nährboden für Antisemitismus erweisen, ist kein Zufall. Wo narzisstische Selbstvergewisserung selbstständiges Denken abgelöst hat, wird Halbbildung total. Die Frage nach dem Warum erfordert Theorie und Kritik der Pädagogik wie der Gesellschaft. In »Halbbildung« fokussieren sich die Autor*innen darauf, was Bildung und Erziehung unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen zu leisten beansprucht – und was auch durch diese systematisch verhindert wird. Dabei wird eine Rettung desjenigen anvisiert, was die von der Barbarei ergriffene bürgerliche Gesellschaft nur beschädigt hinterließ. Die Beiträge verhandeln den Zusammenhang von Psychologie und Pädagogik, kritisieren das Konzept von Empowerment, fragen nach der Möglichkeit von Bildung nach Auschwitz und zeigen, warum die herrschende Kultur der Mitmenschlichkeit eine wesentliche Erscheinungsform bürgerlicher Kälte ist.“
-
Missing episodes?
-
Hierarchien von Wertigkeit, Zugang zu Ressourcen: es geht um Rassismus in dieser Sendung, genauer gesagt um antiosteuropäischen Rassismus.
Mein Gast ist Jannis Panagiotidis , wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums für die Geschichte der Transformationen an der Universität Wien.
„Hans-Christian Petersen und ich argumentieren, dass es auch durchaus koloniale Verhältnisse zwischen westlichem und östlichen Europa gibt. Ein 'Dazwischensein', was auch die Positionalität der Menschen von dort ausmacht, die in diesen rassistischen Hierarchien der Wertigkeit eben nicht ganz unten, aber auch nicht ganz oben ausgemacht werden – weil sie 'weiß' sind, aber nicht als vollwertige 'Weiße' behandelt werden.“
'Juden, Russen, Weiße' ist der Titel von Jannis Panagioitis' Beitrag zum Sammelband „Die erfundene Gemeinschaft“, herausgegeben von Michal Bodemann, den Jannis treffend mit „alle bekommen ihr Fett weg“ beschreibt“ - u.a. auch mit Beiträgen von Darja Klingenberg und Max Czollek . 'Erinnerungspolitik, Staat und Judentum in Deutschland' ist der programmatische Untertitel des Buches. In seinem gleichnamigen, 1996 erschienenen Buch 'Gedächtnistheater - Die jüdische Gemeinschaft und ihre deutsche Erfindung' vertrat Bodemann die These, dass die deutsche Erinnerungskultur vor allem zum Ziel habe, Deutschland als geläutertes Land darzustellen. Dafür käme es, etwa bei Gedenkveranstaltungen, zur kulturellen Aneignung des Jüdischen durch nicht-jüdische Deutsche, Juden seien selbst nur Statisten. Um dem zu entgehen, sollten sich „die jüdischen Vertreter [...] lossagen von ihrer alimentierten Rolle für die deutsche Politik und Kultur und sich auf sich selbst besinnen“.
Sehr prägnant zeigen Panagiotidis und Petersen in ihrer Darstellung, wie mit dem intersektionalen Feindbild des „jüdischen Bolschewisten“ eine Rechtfertigungsgrundlage für die willkürliche und systematische Ermordung der Zivilbevölkerung geschaffen wurde. Wahlweise behielten es sich die NS-Ideologen aber auch vor, Slawinnen und Slawen in der „Rassenhierarchie“ gegenüber Jüdinnen und Juden heraufzustufen, wenn es konkreten Zielen, etwa ihrem Einsatz als „rassisch unerwünschte Arbeitskräfteressource“ entsprach. Um die flächendeckende Feindseligkeit und die Diskriminierung herauszuarbeiten, mit der Millionen verschleppter Zwangsarbeiter:innen in NS-Deutschland alltäglich konfrontiert waren, stützen sich die Autoren unter anderem auf die 1995 erschienene Studie von Ulrich Herbert.
Die Niederlage der Wehrmacht brachte den Vernichtungskrieg in Osteuropa zum Erliegen. Nicht einfach beizulegen war, so Panagiotidis und Petersen, „antiosteuropäischer und antislawischer Rassismus, [der] in der deutschen Gesellschaft weit verbreitet [war], als kollektives Feindbild und als millionenfache, mörderische Praxis an der ,Ostfront‘. Es spricht nichts dafür, dass diese Linien 1945 abrupt endeten.“
Während fraglich bleibt, ob die direkte Begegnung auch zu einem Abbau von Vorurteilen in der deutschen Bevölkerung beigetragen haben könnte (vgl. S. 110), haben die Erfahrungen der Deutschen mit Zwangsarbeiter:innen indirekt auch den Umgang mit Arbeitsmigration nach 1945 geprägt. (https://www.soziopolis.de/keine-stunde-null.html)
Die Auseinandersetzung mit antiosteuropäischem Rassismus ist kaum von der Beschäftigung mit dem Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus zu trennen, nämlich im Bezug auf jüdische Kontingentflüchtlinge. Jannis benennt in der Sendung diesbezüglich „falsche Dichotomien“ und wir wagen einen Ausblick. -
Soziale Medien wie Facebook, X, Tiktok oder Instagram verwenden undurchsichtige Algorithmen, um Inhalte zu personalisieren, zu bevorzugen oder zu unterdrücken. User haben keine Kontrolle über die Plattform und wenn sie die Plattform verlassen, dann verlieren sie auch all ihre Kontakte.
Ein Gegenmodell dazu ist das sogenannte Fediverse, Fediversum oder kurz: Fedi. Die meistverwendete Fedi-Server-Software, Mastodon, hat überhaupt keinen Bezvorzugungsalgorithmus, sondern zeigt nur chronologisch die Inhalte an, denen man folgt. 2022, als Twitter an Elon Musk verkauft wurde, gewann Mastodon sehr abrupt an Beliebtheit.
Das Fedi ist ein dezentrales Netzwerk. Jeder Server hat eine eigene Adresse, kann aber mit allen anderen Instanzen Nachrichten austauschen. Das nennt man Föderation. Als User merkt man kaum, dass man im Laufe eines Tages mit Hunderten anderen Servern interagiert. Wer möchte, kann auch selbst einen Server im Fedi betreiben, entweder für sich allein oder für eine größere Anzahl von Usern. So einen Server nennt man im Jargon eine "Instanz".
Durch die dezentrale Struktur ist etwa staatliche Zensur kaum möglich, aber es können auch Instanzen von zum Beispiel rechtsextremen Gruppen betrieben werden. Deswegen ist Moderation notwendig, um bösartige Akteure im Netzwerk zu blockieren und die eigenen User zu schützen.
Skye hat im FSK mit den Instanz-Admins Nils und Nadja darüber geredet, wie das geht, wie viel Arbeit das alles ist und warum sie sich die Mühe überhaupt machen.
Diese Datei ist eine komplette Sendung mit An-/Abmoderation und Musik von Systemabsturz (GEMA-frei, CC0). -
In der aktuellen und damit 2. Ausgabe der Hallischen Jahrbücher – erschienen vor kurzem in der Edition Tiamat – geht es um „das Zeitalter des Populismus“.
In dem erneut sehr lesenswerten Band beschäftigt sich der Germanist und Publizist Lukas Sarvari unter der Überschrift „Das Ende der Intellektuellen“ mit dem Revival des offenen Briefes.
Wir danken ihm und dem Herausgeberkollektiv für die Textfreigabe zu dieser Sendung. Gehen Sie also mit der Redaktion 17grad und Lukas Sarvari in dieser Sendung auf eine Reise durch Geschichte und Gegenwart der öffentlichen Meinungsbekundung.
Uns begleiten dabei: The Burning Hell, Workers in Songs, The Dead South, Molly Tuttle & Golden Highway, Jayke Orvis, Frank From Blue Velvet. -
Zu hören ist ein langes Interview mit den Autoren Michael Hirsch und Kilian Jörg. Das Buch heißt »Durchlöchert den Status Quo« und ist im März 2025 im hamburger Verlag Edition Nautilus erschienen, in der Reihe der Nautilus Flugschriften.
Eine kurze Einführung zum Buch: Die politische Gegenwart ist paradox: Während den meisten Akteur*innen in Politik, Gesellschaft und Bewegungen klar ist, dass angesichts der Klimakatastrophe ein Weitermachen wie gehabt unmöglich ist, ist eine Alternative zum Status quo so unvorstellbar wie noch nie. Die politische Fantasie scheint verödet, das Vakuum der Demokratieverdrossenheit wird von rechts besetzt. Michael Hirsch und Kilian Jörg starten den Versuch, die linke Vorstellungskraft wieder aufzuforsten – inspiriert von dem in Frankreich berüchtigten Konzept der »zu verteidigenden Zone« (Zone à défendre – ZAD). Die berühmte ZAD in Notre-Dame-des-Landes besteht seit über fünfzehn Jahren als ein aus Verwertungszusammenhängen herausgelöstes Gebiet, in dem mit neuen sozialen Beziehungen, mit neuen Verhältnissen zu Arbeit und Ökologie experimentiert wird.
Gerahmt wird das Interview von zwei weiteren Elementen:
1) Das Soundstück von Nina Kuttler und Louis d’Heudieres, mit dem Titel »that metal voice quavers«. Ihr Hörstück handelt vom Abbau eines fiktiven Minerals unter fragwürdigen Bedingungen, um in den kapitalistischen Kreislauf eingespeist zu werden.
2) Eine kurze Passage aus dem Roman »Die Flüchtigen« von Alain Damasio, 838 Seiten,
Übersetzung von Milena Adam, erschienen bei Matthes & Seitz Berlin 2021 -
1924 starb der Gründer der Sowjetunion, Wladimir I. Lenin. Unter den Ärzten, die an sein Krankenbett gerufen wurden, war auch der Hamburger Neurologe Max Nonne. Bis zu seinem Tod ein angesehener Mediziner. Dabei war er nicht unumstritten - seine Behandlung psychisch erkrankter Soldaten im 1. Weltkrieg glich eher Folter. Und sein Gutachten, dass die Euthanasie der Nationalsozialisten legitimierte, blieb sehr lange nach dem Krieg unbeachtet. Mit dem Medizinhistoriker Philipp Osten tauchen wir ein in die Ausstellung 'Lenins Tod', die aktuell im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE zu sehen ist.
-
After three months that felt like three decades, BurgerForce reflects on the slow moving car crash that is US politics. Jen and John, direct from Croatia, help us disect the mayhem and compare it to Croatian governance. Why is it so hard to participate democratically in both places? Is it history, money, youth alienation or something else? Then some free media training via Fake Newsin with Susan.
-
In diesem Mitschnitt von 1993 spricht Leslie Feinberg bei einer Lesung über "Stone Butch Blues", trans own voice storytelling sowie trans, queere und intersektionale Befreiungskämpfe.
https://www.youtube.com/watch?v=ogGZFcujkvI
"Stone Butch Blues" wurde unter CC-Lizenz von Leslie Feinberg freigegeben:
https://www.lesliefeinberg.net/
Ein Spezial zum Erscheinen des Sammelbandes:
"Queere Geschichte(n) - Erinnerungen und Visionen im Anschluss an Leslie Feinbergs »Stone Butch Blues«"
hrsg. von Jara Schmidt / Clara Rosa Schwarz
"Queere Geschichte(n)" kann (unter CC-Lizenz) von der Seite des transcript Verlags heruntergeladen werden:
https://www.transcript-verlag.de/detail/index/sArticle/7175?number=978-3-8376-7335-7
Am 6. Mai findet ein hybrider BookLaunch statt -- im Zentrum für Gender und Diversity Hamburg, Monetastraße 4 als auch online via Zoom.
Wir feiern das Erscheinen des Sammelbands Queere Geschichte(n). Erinnerungen und Visionen im Anschluss an Leslie Feinbergs »Stone Butch Blues«. Anknüpfend an Feinbergs Roman versammelt der Band Beiträge zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von trans, lesbischer und queerer Literatur. Beim Book Launch wird die Moderatorin Lara Ledwa mit den Herausgeber*innen und Beiträger*innen ins Gespräch kommen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt.
6. Mai 2025, 18:00 Uhr, Zentrum Gender & Diversity (Monetastraße 4, 20146 Hamburg).
Die Räumlichkeiten sind über eine Rampe am Nebeneingang barrierefrei zu erreichen. Bei Bedarf bitte am Haupteingang klingeln, dann öffnen wir. Leider ist unser WC nicht barrierefrei.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Herausgeber*innen Jara Schmidt (Uni Hamburg) und Clara Schwarz (Uni Freiburg), dem Spinnboden Lesbenarchiv und dem ZGD.
Hier geht es zur Anmeldung für das online-Event:
https://www.zgd-hamburg.de/veranstaltungen/bookings.htm
aus dem Klappentext für "Queere Geschichte(n)"
Mit interdisziplinären Zugriffen und aus internationalen Perspektiven fokussieren die Beiträger*innen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von trans, lesbischer und queerer Literatur. Erstmals rücken sie dafür Leslie Feinbergs Roman Stone Butch Blues ins Zentrum und versammeln anlässlich seines 30. Publikationsjubiläums wissenschaftliche ebenso wie künstlerische Studien. Diese widmen sich unter anderem Femme/Butch-Dynamiken und -Identitäten, queeren Potenzialitäten bei Erst- und Neuübersetzungen von Feinbergs Roman sowie queeren Räumen, die online, offline, im Text und in Utopien Gestalt finden und so Gemeinschaft ermöglichen.
Clara Rosa Schwarz (one of the editors) schreibt berührend, tiefgehend über "Stone Butch Blues", die von Schwarz co-organisierte Tagung zu 30 Jahren Stone Butch Blues sowie den Sammelband:
https://litlitbooks.substack.com/p/have-you-heard-of-stone-butch-blues
zitierte Literatur:
Leslie Feinberg: Transgender Warriors. Making History from Joan of Arc To Dennis Rodman, 1996. -
Studiogespräch zum Tod von Lorenz A. in Oldenburg.
-
Die Sendung von LX Radio vom 20. April 2025.
Schwerpunktthema war der feministische Kongress, der vom 4.-6. April in Hamburg stattgefunden hat.
Es wird ein Mitschnitt vom Vortrag des Recherchekollektiv FE.IN zu rechten Angriffe auf CSD's 2024 gesendet, außerdem O-Töne und Eindrücke vom Kongress.
Natürlich gibt es auch eine Buchrezension, den Newsflash so wie ein*e Künstler*in des Monats.