Episodes
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Unsere spätmoderne Gegenwart zeichnet sich durch eine besondere Sensibilität für Verluste aus – das behauptet der Soziologe Andreas Reckwitz in seinem neuen Buch. Warum es Gesellschaften, die dem Fortschrittsimperativ gehorchen, so schwer fällt, mit Verlusten umzugehen, wie sie verschattet und bearbeitet werden, und warum wir derzeit auf vielen Gebieten eine Verlusteskalation erleben, darüber spricht er mit Jens Bisky. Er erklärt, was seine theoretisch ambitionierte Zeitdiagnose „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ von der „Dialektik der Aufklärung“ und Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ unterscheidet und wie Selbstoptimierung den Fortschrittsglauben subjektiviert.
Literatur:
Andreas Reckwitz: Verlust. Ein Grundproblem der Moderne. Suhrkamp Verlag, Berlin 2024.
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Nell Zink schrieb jahrelang nur für einen Freund – bis ihr 2015 mit ihrem ersten Roman „The Wallcreeper“ überraschend der Durchbruch als Schriftstellerin gelang. Mit Hannah Schmidt-Ott spricht sie über das Schreiben als Beruf, Tätigkeit und Kunstform. Es geht um ihre Zeit als literarisches It-Girl, den Kollaps der Literary fiction-Szene, Schreiben als unbewussten Prozess, die Ästhetik von Grausamkeit und die Kunst der Ambiguität.
Nell Zink ist Schriftstellerin. Sie kommt aus den USA, lebt aber seit vielen Jahren in Bad Belzig bei Berlin. Die deutsche Übersetzung ihres neuen Romans „Sister Europe“ erscheint im Frühjahr 2025 zeitgleich mit dem englischen Original bei Rowohlt.
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Episodes manquant?
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Mode- und Beauty-Trends sind ohne ihre Formung und Verbreitung durch Social Media heute kaum mehr vorstellbar. Doch was genau verändert sich durch die sozialen Medien? Welche Ästhetiken setzen sich durch, wie entwickeln sich Schönheitspraktiken und -kulturen? Stimmt es, dass wir – auch dank Social Media – immer eitler werden? Und was ist eigentlich schlecht an Eitelkeit? Hannah Schmidt-Ott spricht mit Diana Weis über Mode und Beauty in digitalen Zeiten.
Diana Weis ist Professorin für Modejournalismus an der BSP Business and Law School Berlin und unterrichtet Modetheorie an der Universität der Künste.
Literatur:
Diana Weis: „Modebilder“, Wagenbach 2024.
Diana Weis (Hg.), „Cool aussehen. Mode und Jugendkulturen“, Schönstatt-Verlag 2012.
Angela McRobbie: „'Jackie': an ideology of adolescent femininity”, 1978, online unter: http://epapers.bham.ac.uk/1808/1/SOP53.pdf
Angela McRobbie: „Feminism and youth culture: from 'Jackie' to 'Just seventeen'”, Red Globe Press London 1991.
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Ob Pierre Bourdieu, Michel Foucault, Hélène Cixous oder Étienne Balibar – viele Vertreter:innen der French Theory sind in die „Schule des Südens“ gegangen. Der Kulturwissenschaftler Onur Erdur stellt in seinem Buch über die „kolonialen Wurzeln der französischen Theorie“ dar, was sie dort erfahren und gelernt haben. Mit Jens Bisky spricht er über intellektuelle Abenteuer, den algerischen Ursprung des Habitus-Konzepts, ein vergessenes Massaker in Paris und organisierte Fehllektüren.
Onur Erdur forscht und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin zu Fragen der globalen Ideengeschichte.
Literatur:
Onur Erdur: „Schule des Südens. Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie“, Matthes & Seitz 2024.
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Die Religionswissenschaftlerin Caroline Neubaur hat jahrzehntelang für Zeitungen und das Radio Bücher rezensiert. Mit Hannah Schmidt-Ott spricht sie über ihre Tätigkeit als Kritikerin, die Entwicklung der bundesrepublikanischen Universitäts- und Presselandschaft seit den 1960er-Jahren und die Anforderungen des Genres: Was braucht es, abgesehen von entsprechender Kenntnis des Gegenstands, für eine gute Rezension? Wie viel Selbstbewusstsein und Konfliktbereitschaft, aber auch Freude am Schreiben sind nötig?
Dr. Caroline Neubaur ist Kritikerin, Autorin, Übersetzerin und Religionswissenschaftlerin.
Literatur:
Caroline Neubaur, „Der Psychoanalyse auf der Spur“, Vorwerk 8 2008.
Ebd., „Der Psychoanalyse auf der Spur. Band II: Zeitreise mit Rezensionen“, Vorwerk 8 2012.
Ebd., „Der Psychoanalyse auf der Spur. Band III: Essays und Radiovorträge“, Vorwerk 8 2017.
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Zwei streiten, prügeln sich, einer geht zu Boden – doch statt von ihm abzulassen, tritt der andere brutal auf den Wehrlosen ein. Das Geschehen scheint den Beteiligten wie ermittelnden Polizeibeamten kaum zu erklären. Vier solcher Fälle versuchten Totschlags untersucht der Soziologe Tobias Hauffe in seinem Buch „Die Leere im Zentrum der Tat“. Im Gespräch mit Jens Bisky erzählt er, was die Fälle gemeinsam haben und welche Fragen sie aufwerfen. Es geht um den „Handlungsmodus a-sozialer Gewalttätigkeit“, den Konsum von Gewaltdarstellungen und den Nutzen der schönen Literatur für soziologische Forschung.
Der Soziologe Tobias Hauffe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr. Sein Buch „Die Leere im Zentrum der Tat. Eine Soziologie unvermittelter Gewalt“ ist in der Hamburger Edition erschienen.
https://www.hamburger-edition.de/zeitschrift-mittelweg-36/podcast/
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Auch wenn seit Karl Marx‘ Tod mehr als 140 Jahre vergangen sind, dauert die Regelung seines intellektuellen Nachlasses an. Clemens Boehncke und Hannah Schmidt-Ott verfolgen die Editionsgeschichte des Marx’schen Werkes von Friedrich Engels‘ Redigaten bis zur MEGA². Sie stoßen auf visionäre Schulabbrecher, Copyright-Probleme, Goethe-Gesamtausgaben, Konkurrenz unter Revolutionstheoretikern und jede Menge Aneignungsversuche. Es zeigt sich: das Ringen um das Marx’sche Erbe ist bis heute nicht vorbei.
Clemens Boehncke ist Wissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung. Neben laufenden Forschungsarbeiten zum rechtswissenschaftlichen Verlagsbuchhandel des 20. Jahrhunderts beschäftigt er sich mit der Theoriegeschichte der Sozialwissenschaften.
Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36.
Literatur:
Wolfgang Eßbach, „Max Stirner. Geburtshelfer und böse Fee an der Wiege des Marxismus“, in: Harald Bluhm (Hg.), Karl Marx / Friedrich Engels – Die deutsche Ideologie, Berlin 2010, S. 165–185.
John Bellamy Foster, Marx‘ Ökologie. Materialismus und Natur, München 2023.
Karl Marx / Friedrich Engels, Gesamtausgabe (MEGA), hg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung Amsterdam, Berlin 1992ff.
Thomas Marxhausen, „‘MEGA – MEGA‘ und kein Ende“, in: UTOPIE kreativ 17, 189/190 (2006), S. 596–617.
Kohei Saito, Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus, München 2023.
Heinz Stern / Dieter Wolf, Das große Erbe. Eine historische Reportage um den literarischen Nachlass von Karl Marx und Friedrich Engels, Berlin 1972.
Yulan Zhao, „The Historical Birth of the First Historical-Critical Edition of Marx-Engels-Gesamtausgabe“, in: Critique 41, 1, S. 11–24.
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Alles wird teurer – und zwar stärker als in den Jahren zuvor. Dass der Begriff der Inflation in aller Munde ist, nimmt die aktuelle Ausgabe des Mittelweg 36 zum Anlass, ihn genauer zu durchleuchten. Im Gespräch mit Jens Bisky eruieren die Herausgeber:innen Luca Kokol, Carolin Müller und Aaron Sahr, warum Inflation mitnichten allgemeine Geldentwertung und uniforme Teuerungsraten bedeutet. Doch warum steigen die Preise unterschiedlich stark und wer ist von den Erhöhungen betroffen? Was hat es mit dem von der Europäischen Zentralbank gesetzten Inflationsziel von 2 Prozent auf sich? Und wie kann Inflation überwunden werden?
Luca Kokol ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Institut für Sozialforschung und Teil der Forschungsgruppe „Monetäre Souveränität“.
Carolin Müller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Institut für Sozialforschung und Teil der Forschungsgruppe „Monetäre Souveränität“.
Aaron Sahr, Wirtschaftssoziologe, ist Gastprofessor der Leuphana Universität Lüneburg und Leiter der Forschungsgruppe „Monetäre Souveränität“ am Hamburger Institut für Sozialforschung.
Literatur:
Luca Kokol / Carolin Müller / Aaron Sahr: „In teuren Zeiten“, Heft 6, Dezember 2023/Januar 2024. Bestellbar via: https://www.hamburger-edition.de/zeitschrift-mittelweg-36/alle-zeitschriften-archiv/artikel-detail/d/2907/in-teuren-zeiten/
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Populär ist, was den Geschmack der Massen trifft. Aber das war nicht immer so: Als das Populäre Mitte des 18. Jahrhunderts zum ästhetischen und kommunikativen Ideal avancierte, zielte es keinesfalls auf gefällige Unterhaltung, sondern auf basale Volkserziehung – und seine Stichwortgeber bezweckten nicht weniger als die Reformierung der Gesellschaft. Niels Penke und Hannah Schmidt-Ott sprechen über die unterschiedlichen Formationen des Populären, den anhaltend schlechten Ruf von Schauergeschichten und die Frage, wie Gesellschaftsstruktur und Popularität an der Schwelle zur Moderne interagierten.
Niels Penke ist Literaturwissenschaftler und vertritt aktuell die Professur für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Siegen.
Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36.
Literatur:
Niels Penke: „Formationen des Populären. Semantik und Poetik des ‚Volkes‘ um 1800“, Universitätsverlag Winter 2024.
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In der aufgeregten Gegenwartsgesellschaft herrscht mehr Konsens, als meist angenommen. Aber bei bestimmten Themen gehen die Leute an die Decke. Warum ist das so und welche Fragen sind es, die Zorn, Empörung, Wut triggern? Die Soziologen Thomas Lux, Steffen Mau und Linus Westheuser gehen diesen Fragen in ihrem neuen Buch „Triggerpunkte“ nach. Jens Bisky spricht mit ihnen über Reizthemen, Kampfarenen, Polarisierungsunternehmer – und einen möglichen neuen Klassenkonflikt, der um die Bewältigung des Klimawandels entstehen könnte.
Steffen Mau ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin; Thomas Lux und Linus Westheuser sind ebendort wissenschaftliche Mitarbeiter.
Literatur:
Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. Berlin 2023.
Kontakt: [email protected]
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„Kommunismus“, verkündete Lenin bekanntlich, „ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes“. Doch wer genau waren die Köpfe hinter dem Elektrifizierungsplan? Und unter welchen Prämissen arbeiteten sie? Daniela Russ und Hannah Schmidt-Ott sprechen über die sowjetische Energieplanung der 1920er-Jahre und das Verständnis von Energiewirtschaft als „komplexes Ganzes“. Es geht um die Gruppe von Ingenieuren, die mit der Entwicklung des Elektrifizierungsvorhabens betraut war, das politische Projekt, das mit ihm verfolgt wurde, seine Rückbindung an Marx’sche Theorie und die Frage, warum es für die Energetiker die Energieressourcen waren, die Geschichte machen sollten – und woran das scheiterte.
Daniela Russ ist historische Soziologin und Juniorprofessorin für Global Dynamics of Resource Use and Distribution an der Universität Leipzig
Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36
Literatur:
Daniela Russ: „Energetika: Gleb Krzhizhanovskii’s Conception of the Nature–Society Metabolism“, in: Historical Materialism 29, no. 2 (2021), S. 188–218.
Daniela Russ: „,Socialism Is Not Just Built for a Hundred Years': Renewable Energy and Planetary Thought in the Early Soviet Union (1917–1945)“, in: Contemporary European History 31, no. 4 (November 2022), S. 491–508.
Heiko Haumann: „Beginn der Planwirtschaft. Elektrifizierung, Wirtschaftsplanung und gesellschaftliche Entwicklung Sowjetrusslands 1917–1921“, Düsseldorf 1974.
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Sie heißen Trump, Putin oder Xi Jinping, und sie prägen das politische Geschehen der Gegenwart: Starke Männer. Diesen Figuren disruptiver Politik widmet sich das aktuelle Heft des „Mittelweg 36“. Mitherausgeber Ulrich Bröckling und Jens Bisky sprechen über die Inszenierungen und den Erfolg der Strongmen, über Gemeinsamkeiten wie Unterschiede zwischen ihnen. Sie fragen nach vernünftigen Reaktionen auf personalisierte Politik – und ob Marine Le Pen in diese Reihe gehört.
Ulrich Bröckling ist Professor für Kultursoziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. 2020 veröffentlicht er „Postheroische Helden. Ein Zeitbild.“
Ulrich Bröckling / Dorna Safaian / Nicola Spakowski (Hg.): Starke Männer. Figuren disruptiver Politik. Mittelweg 36, 32. Jahrgang, Heft 3-4, Juni 2023. Bestellbar via: https://www.hamburger-edition.de/zeitschrift-mittelweg-36/alle-zeitschriften-archiv/artikel-detail/d/2949/Starke_M%C3%A4nner_%E2%80%93_Figuren_disruptiver_Politik/.
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Sei es in den Sozialwissenschaften, Lesekreisen oder Zeitungsfeuilletons: obwohl sein Denken wenig mit aktuellen akademischen Diskursen vereinbar scheint, bleibt Theodor W. Adorno nach wie vor präsent, wird studiert, zitiert und kritisiert. Iris Dankemeyer und Hannah Schmidt-Ott gehen der Frage nach, worin die Anziehungskraft seiner Schriften besteht. Es geht um den Reiz von existenziellem Pathos, Gänsehaut als ästhetische Kategorie, das gern missverstandene Verhältnis zu Max Horkheimer, Lektürefreuden und Adornos Kritik am Berghain.
Iris Dankemeyer ist Vertretungsprofessorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und hat sich ihrer Dissertation intensiv mit den musikalischen Schriften Adornos befasst.
Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36.
Literatur:
Iris Dankemeyer: Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno, Edition Tiamat 2020.
Iris Dankemeyer: Die Gewalt der Musik. Zur Genese gesellschaftlichen Gehorsams, in: Theodora Becker / Andreas Franze / Jakob Hayner (Hg.), Grenzsteine. Zur Kritik der Gewalt, Edition Text + Kritik 2016.
Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie, hg. von Gretel Adorno und Rolf Tiedemann, Suhrkamp 1973.
Theodor W. Adorno: Offener Brief an Max Horkheimer, online unter: https://www.zeit.de/1965/07/offener-brief-an-max-horkheimer
Theodor W. Adorno: Zur Genese der Dummheit, in: Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente,
Suhrkamp 1981.
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Christoph Martin Wieland hat die moderne deutsche Literatur erfunden, argumentiert Jan Philipp Reemtsma in seiner jüngst erschienenen großen Wieland-Biographie. Diese These provoziert Rückfragen: Was heißt „modern“? Was verstand Wieland unter Literatur? Und wie hat er gearbeitet? Jens Bisky und Jan Philipp Reemtsma sprechen über Werke und Leben Wielands, über dessen selbstbewusste Frauenfiguren und Kasuistik in Liebesdingen.
Jan Philipp Reemtsma, Philologe, Gründer des Hamburger Instituts für Sozialforschung und dessen langjähriger Vorstand, ist Geschäftsführender Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Er war Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg.
Jan Philipp Reemtsma, Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur. Eine Biographie, München 2023.
Christoph Martin Wieland, Sämtliche Werke, 39 Bde. Und 6 Supplementbände, Leipzig 1794-1811, Hamburger Reprint-Ausgabe, Nördlingen 1984.
Wielands Werke, Oßmannstedter Ausgabe. Historisch-kritische Ausgabe, hg. von Klaus Manger, Hans-Peter Nowitzki und Jan Philipp Reemtsma, Berlin 2008 ff.
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Einen Roman schreiben und ihn in einem renommierten Verlag veröffentlichen – das ist ein oft gehegter Traum. Aber wie funktioniert das eigentlich? Was passiert mit einem Manuskript, bevor es als Buch zum Verkauf steht, und wie gestaltet sich die Rolle der Lektor:in in diesem Prozess? Hannah Schmidt-Ott spricht mit Jacob Teich, Lektor im Suhrkamp Verlag, über seine vielfältigen Aufgaben, die Arbeit an belletristischen Texten und die Frage, was Autorschaft so reizvoll macht.
Jacob Teich ist Lektor für deutschsprachige Literatur im Suhrkamp Verlag
Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36
Kontakt: [email protected]
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Eine fast vergessene Sozialfigur ist auf die politische Bühne zurückgekehrt: der Renegat. Während sich in vielen Debatten die Fronten verhärten, erfreut sich die Selbsterzählung vom heroischen Wechsel der Seiten großer Beliebtheit; Renegatentum ist eine Pose geworden. Das aktuelle Heft des Mittelweg 36, „Renegaten – Konjunktur einer Kippfigur“, nimmt sich des Themas an. Jens Bisky spricht mit Mitherausgeberin Carolin Amlinger über Leute, die „aus Versehen“ konservativ, rechts, reaktionär geworden sind und nicht müde werden, davon zu erzählen. Welchen Mustern folgen diese Erzählungen? Welche Vorteile bringt die renegatische Pose? Und was verrät sie über „lechts und rinks“?
Carolin Amlinger lehrt an der Universität Basel. Mit Oliver Nachtwey hat sie die viel diskutierte Studie „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“ verfasst. 2021 erschien im Suhrkamp Verlag ihr Buch „Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit“. Jüngst hat sie gemeinsam mit Nicola Gess und Lea Liese Heft 1/2023 des „Mittelweg 36“ herausgegeben.
Jens Bisky ist leitender Redakteur des sozialwissenschaftlichen Fachforums Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36
Kontakt: [email protected]
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Es sind die 1960er-Jahre, drei Schweizer Psychoanalytiker:innen machen sich auf die Reise in die ehemalige französischen Kolonie im westafrikanischen Mali, um mit psychoanalytischen Methoden ethnologische Forschungen durchzuführen. Sie wollen die Volksgruppe der Dogon „mit den Ohren kennenlernen“, indem sie analytische Gespräche mit ihren Mitgliedern führen, und begründen so ein neues Forschungsfeld: die Ethnopsychoanalyse. Vor dem Hintergrund von Dagmar Herzogs Buch „Cold War Freud. Psychoanalysis in an Age of Catastrophes“ sprechen Aaron Lahl und Hannah Schmidt-Ott über die Ethnopsychoanalyse als Forschungsmethode, die Zeit- und Raumgebundenheit psychoanalytischer Konzepte und die Verquickung von Psychoanalyse und Politik.
Aaron Lahl ist Psychologe und Sexualforscher, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der International Psychoanalytic University Berlin und hat „Cold War Freud“ kürzlich ins Deutsche übersetzt. Hannah Schmidt-Ott ist Redakteurin beim sozialwissenschaftlichen Fachforum Soziopolis und der Zeitschrift Mittelweg 36
Literatur
Dagmar Herzog: Cold War Freud. Psychoanalysis in an Age of Catastrophes, Cambridge UP 2016.
Paul Parin / Goldy Parin-Matthèy / Fritz Morgenthaler: Die Weissen denken zuviel. Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika (4. Aufl., mit einem neuen Vorwort von P. Parin und G. Parin-Matthèy), Europäische Verlagsanstalt 1993(1963). Online unter: http://paul-parin.info/wp-content/uploads/texte/deutsch/1993c.pdf
David Becker:„Die Gutmütigkeit des Afrikaners. Überlegungen zur Ethnopsychoanalyse aus postkolonialer Sicht, in Johannes Reichmayr (Hg.), Ethnopsychoanalyse revisited. Gegenübertragung in transkulturellen und postkolonialen Kontexten, Psychosozial Verlag 2016, S. 319–341.
Weiterführende Literatur
Aaron Lahl / Patrick Henze: Developing Homosexuality: Fritz Morgenthaler, Junction Points, and Psychoanalytic Theory. Psychoanalysis and History 22(1), 2020, S. 79–100.
Paul Parin / Goldy Parin-Matthèy / Fritz Morgenthaler: Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst. Psychoanalyse und Gesellschaft am Modell der Agni in Westafrika, Suhrkamp 1971. Online unter: http://paul-parin.info/wp-content/uploads/texte/deutsch/1971a.pdf
Johannes Reichmayr: Ethnopsychoanalyse. Geschichte, Konzepte, Anwendungen, Psychosozial Verlag 2013.
Mario Erdheim: Fritz Morgenthaler und die Entstehung der Ethnopsychoanalyse, in: Fritz Morgenthaler, Der Traum. Fragmente zur Theorie und Technik der Traumdeutung (hg. von Paul Parin / Goldy Parin-Matthèy / Mario Erdheim / Ralf Binswanger / Hans-Jürgen Heinrichs, Campus 1990, S. 187–209.
Vera Saller: Die Afrika-Bücher: Einst Pioniertaten, heute überholt?, in: Journal für Psychoanalyse 25/26 (45/46), 2005/2006, S. 227–241.
Vittorio Lingiardi / Nicola Carone: Die Herausforderung des Ödipus in sich verändernden Familien. Geschlechtsidentifizierungen und Zugang zur Herkunft in gleichgeschlechtlichen Elternfamilien bei Fortpflanzung mithilfe von Dritten, in: Internationale Psychoanalyse 15, 2020, S. 225–250.
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Welche Geschichten erzählt die Gegenwartsliteratur? In der letzten Podcast-Folge des Jahres ziehen wir Bilanz und diskutieren mit Marie Schmidt und Carlos Spoerhase narrative Trends und Konjunkturen, die sich in jüngerer Zeit abgezeichnet haben: Welche Kritik gibt es am Trauma-Plot? Kennt die neuere Literatur noch klassische Liebesgeschichten? Wollen Leser:innen von Belletristik nur gefälliges Entertainment in Form altbekannter Stile und Motive? Und ist der Bedarf an autofiktionaler Literatur irgendwann gedeckt?
Marie Schmidt ist Literaturkritikerin bei der Süddeutschen Zeitung
Carlos Spoerhase ist Literaturwissenschaftler in München.
In der Januar-Folge sprechen wir mit Aaron Lahl über Ethnopsychoanalyse.
Literatur:
Annie Ernaux, Der junge Mann. Aus dem Französischen von Sonja Finck, Suhrkamp, im Erscheinen.
Benoîte Groult, Salz auf unserer Haut, Knaur 2017.
Christian Kracht, Eurotrash, Kiepenheuer & Witsch 2021.
Hanya Yanagihara, Ein wenig Leben, Hanser Berlin 2015.
Helen DeWitt, The English Understand Wool, New Directions 2022.
Hervé Le Tellier, Die Anomalie, Rowohlt 2021.
Honoré de Balzac, Glanz und Elend der Kurtisanen, aus dem Französischen von Rudolf von Bitter, Hanser 2022.
Laureate J. M. Coetzee, Elizabeth Costello, Viking Press 2003.
Lea Ypi, Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte, aus dem Englischen von Eva Bonné, Suhrkamp 2022.
Leif Randt, Allegro Pastell, Kiepenheuer & Witsch 2020.
Martin Kordić, Jahre mit Martha, S.Fischer 2022.
Moritz Baßler, Populärer Realismus, Vom International Style gegenwärtigen Erzählens, C.H. Beck 2022.
Natasha Brown, Assembly, Penguin Books 2021.
Parul Sehgal, The Case Against the Trauma Plot, in: The New Yorker (2022); 10, online unter https://www.newyorker.com/magazine/2022/01/03/the-case-against-the-trauma-plot (18.12.2022).
Sebastian Fitzek, Mimik, Droemer 2022.
Thea Sternheim, Tagebücher 1903–1971, herausgegeben und ausgewählt von Thomas Ehrsam und Regula Wyss, Wallstein Verlag 2011.
Virgina Woolf, On Being Ill, in: The Criterion (1926), January.
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Wie sieht der Alltag der Geisteswissenschaften aus? Die Literaturwissenschaftler Carlos Spoerhase und Steffen Martus haben ein Buch zur „Geistesarbeit“ geschrieben, eine „Praxeologie der Geisteswissenschaften“. Darin untersuchen sie das voraussetzungsreiche, vielschichtige und empfindliche Gefüge von Praktiken, das kennen und beachten sollte, wer die Geisteswissenschaften reformieren will. Es geht um Lesen, Schreiben und Exzerpieren, um Seminare, Vorlesungen, Sonderdrucke und den Konferenzschlaf. Im Zentrum stehen dabei Friedrich Sengle und Peter Szondi.
Steffen Martus lehrt Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Carlos Spoerhase ist Literaturwissenschaftler in München.
Literatur:
Carlos Spoerhase / Steffen Martus, „Geistesarbeit“, Berlin 2022.Peter Szondi, „Theorie des modernen Dramas“, Frankfurt am Main 1963.Friedrich Sengle, „Der Umfang als Problem der Dichtungswissenschaft“, in: ders., „Literaturgeschichtsschreibung ohne Schulungsauftrag. Werkstattberichte, Methodenlehre, Kritik“, Tübingen, 1980, S. 59-64.Anke te Heesen, „Revolutionäre im Interview. Thomas Kuhn, Quantenphysik und Oral History“, Berlin 2022.Julian Hamann / Wolfgang Kaltenbrunner, “Biographical Representation, from Narrative to List. The Evolution of Curricula Vitae in the Humanities, 1950 to 2010”, in: „Research Evaluation“ 2022 (1).„The Chair“, Netflix 2021.Kontakt: [email protected]
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Wer sich um eine Arbeitsstelle bemüht, ist zumeist darauf angewiesen, die potenzielle Arbeitgeberin im Rahmen einer Bewerbung von seinen Qualitäten zu überzeugen. Wie ein solches Stellengesuch auszusehen hat, welchen Ton man wählt, welche Unterlagen beilegt, ist in vielen Branchen klar geregelt – was allerdings nicht bedeutet, dass nicht immer auch das Gegenteil richtig sein kann. Mit Marie Schmidt sprechen wir über Timo Luks kulturhistorische Studie „In eigener Sache“, in der er den Veränderungen nachspürt, die Form und Inhalt von Bewerbungen im Laufe der vergangenen 250 Jahre durchlaufen haben. Außerdem geht es um Sprachspiele, Strukturzwänge und eigene Erfahrungen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Marie Schmidt ist Literaturkritikerin bei der Süddeutschen Zeitung
Literatur:
Heiker Geissler, „Saisonarbeit“, Spector Books 2014.
Franz Kafka: „Der Verschollene“, Kurt Wolff Verlag, 1927.
Joachim Walther, „Bewerbung bei Hofe“, Verlag Neues Leben 1982.
„Suits“ (Serie von Universal Television), Season 1, Episode 1, 2011.
Timo Luks: „In eigener Sache. Eine Kulturgeschichte der Bewerbung“, Hamburger Edition 2022.
„Work Hard – Play Hard“ (Dokumentarfilm von Carmen Losmann), 2011.
Kontakt: [email protected]
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