Episodes
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Vor 80 Jahren wurden erstmals Atombomben in einem Krieg eingesetzt. Die Abwürfe durch US-Bomber auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im August 1945 beendeten den Zweiten Weltkrieg auch in Asien, die vielen Opfer ließen im „Vater der Atombombe“ genannten Physiker J. Robert Oppenheimer massive moralische Bedenken aufkommen. Es folgte jahrzehntelanges Wettrüsten, seit 1957 soll die Internationale Atomenergiebehörde die militärische Nutzung überwachen und die friedliche fördern. Die Bombardierung iranischer Atomanlagen durch die USA im Juni hat die Diskussion über Atomwaffen weltweit neu angefacht. Gleichzeitig erlebt die Atomkraft zur Energiegewinnung in Europa eine Renaissance. Ist Strom aus Kernkraftwerken angesichts des Klimawandels eine taugliche Co2-freie Alternative? Wohin mit dem Atommüll? Und welche Fortschritte hat die Atomforschung in den vergangenen 80 Jahren im Spannungsfeld zwischen Politik und Wissenschaft gemacht?
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Der Völkermord von Srebrenica war das größte Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwischen 11. und 19. Juli 1995 töteten bosnisch-serbische Soldaten und Milizen und serbische Paramilitärs mehr als 8300 Menschen, vor allem bosniakische Männer und Burschen. Zum Jahrestag gibt es heuer in Srebrenica in der Gedenkstätte Potocari einen großen Gedenkakt, zu dem viele Angehörige der damaligen Opfer sowie internationale Gäste erwartet werden. Vertreter:innen Serbiens werden eher nicht unter den Besuchern sein, denn obwohl es sich beim Genozid von Srebrenica um das in seiner Grausamkeit herausragendste Verbrechen der Jugoslawien-Kriege handelt, gibt es in Serbien und unter den bosnischen Serben einen äußert problematischen Umgang damit. Der Genozid wird weitgehend kleingeredet, zum Teil auch geleugnet oder gar verherrlicht.
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Missing episodes?
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Seit September 2020 können die Nachfahren jener Menschen, die in der NS-Zeit aus Österreich vertrieben wurden bzw. flüchten mussten, relativ einfach die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen. Sehr viele haben das seither gemacht, und über 36.000 wurden auf diese Weise bereits eingebürgert. Sie sind die Kinder, Enkel- oder Urenkelkinder der seinerzeit Vertriebenen.
Einer davon ist Ezequiel Max. Der junge gebürtige Argentinier, dessen Urgroßvater 1938 aus Wien geflüchtet ist, hat nicht nur die Staatsbürgerschaft beantragt und bekommen, er lebt nun auch dauerhaft in Wien und will hierbleiben. Österreich empfindet der 24-Jährige tatsächlich als seine zweite Heimat.
Warum hat er sich entschlossen, Österreicher zu werden? Wie belastend ist für ihn die Geschichte seiner Vorfahren? Was gefällt ihm, was ist ihm fremd am Leben in Österreich? Und wie denkt er über den neuen Antisemitismus? Sommergespräch mit Ezequiel Max.
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Große Digitalplattformen werden immer mächtiger. Tech-Riesen wie Amazon, Google und Co verdienen nicht nur sehr viel Geld durch Online-Einkäufe und durch die bei ihnen geschaltete Werbung; vielfach wird ihnen auch vorgeworfen, im Online-Handel bereits eine Monopolstellung innezuhaben. Sie kommen auch immer mehr in die Lage zu steuern, was wir lesen, hören und sehen und können dadurch Meinungen beeinflussen. Dadurch gefährden sie auch die Demokratie, manche Kritiker sprechen vom „digitalen Staatsstreich“.
Was kann man dagegen unternehmen? Unter anderem müssten die großen Plattformen manche Privilegien verlieren, die noch aus den Anfangszeiten des Internets stammen. -
Der Begriff "Meinungsfreiheit" ist in den letzten Jahren deutlich gedehnt worden.
Erlaubt sein soll alles - Beleidigungen oder Unwahrheiten etwa gelten in der US-Politik als legitime Meinungsäußerungen, Donald Trump hat diese Auslegung kräftig mitbefördert.
Ähnliche Entwicklungen sind seit geraumer Zeit auch in Europa zu verfolgen. Es geht oft darum, was man "wohl noch sagen wird dürfen".
Mit vorne dabei sind da besonders die sogenannten neurechten Bewegungen. Sie versuchen die Grenzen des Sagbaren im öffentlichen Diskurs kontinuierlich zu erweitern. Die Strategie, rechtsextreme Ideen neu zu positionieren, schlägt sich auch in der literarischen Praxis nieder. -
Der Bodensee gilt als Naturparadies. Er dient als Trinkwasserreservoir für Millionen Menschen. Der Tourismus prägt weltweit das Image der Region, doch am Ufer und im Hinterland liegt die wahre wirtschaftliche Größe. In allen Bundesländern wie Kantonen am See finden sich Hunderte, international aufgestellte Unternehmen, meist seit Generationen in Familienbesitz, meist kaum bekannt und in ihren jeweiligen Bereichen oft unter den gefragtesten der Welt. Wäre die Region ein EU Land – sie hätte, mit gut 70.000 Euro, die dritthöchste Wirtschaftsleistung pro Kopf. Der Standort Bodensee boomt, doch der wirtschaftliche Erfolg zeigt immer mehr Nebenwirkungen. Ein Saldo von Volker Obermayr
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Die von den USA verkündete Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran ist zwar brüchig, dennoch sind die Kampfhandlungen seit gestern etwas abgeflaut. Israel scheint in den von ihm begonnenen Krieg in 12 Tagen seine Ziele weitgehend erreicht zu haben - so wurden Teherans nukleare Kapazitäten offenbar um Jahre zurückgeworfen, nicht zuletzt nachdem die USA Luftangriffe auf die iranischen Atomanlagen Fordo, Natanz und Isfahan durchgeführt hatten.
Wie geschwächt ist das Mullah-Regime nach den israelischen Militärschlägen? Was bedeutet der Krieg für den Nahen und Mittleren Osten, aber auch für die Geopolitik? Ist die vom Iran ausgehende Gefahr für Israel nun wirklich geringer geworden? Und ist das Völkerrecht nun endgültig totes Recht? -
Fahrradfahren ist gesund und klimafreundlich – im Alltag aber noch zu oft gefährlich und wenig komfortabel. Forscherinnen untersuchen deshalb, wie Radfahren für alle attraktiver werden kann. Für stressfreien Fahrspaß braucht es neben sicheren Radwegen auch eine smarte Navigation und mehr Komfort, zum Beispiel bei der Mitnahme von Rädern in den öffentlichen Verkehrsmitteln. In den Niederlanden wird vieles davon bereits umgesetzt. Hier ist Radfahren inzwischen aber so attraktiv, dass die vielen Radler für neue Probleme sorgen.
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Das religiöse Oberhaupt der Tibeter, der 14. Dalai Lama, wird am 6. Juli 90 Jahre alt. Für viele Tibeterinnen und Tibeter ist er DIE Identifikationsfigur, nicht nur in religiösen Fragen, sondern auch gegen das übermächtige China, das Tibet seit den 1950er Jahren besetzt hält. Aber auch weltweit hat der Dalai Lama viele Anhängerinnen und Anhänger, er wird manchmal fast wie ein Popstar gefeiert. Für seine Botschaft von Mitgefühl und Versöhnung erhielt er den Friedensnobelpreis. Inzwischen ist es um den 89-Jährigen ruhig geworden. In seinem Exil in Nordindien hält der Dalai Lama noch Audienzen ab, um die Welt reist er nicht mehr.
Nun geht es um seine Nachfolge: Peking will mitreden, will die religiöse Autorität des obersten tibetischen Buddhisten für eigene Zwecke nutzen.
Doch der Dalai Lama selbst sagt, sein Nachfolger werde in der freien Welt geboren werden, also nicht in Tibet. Rund um seinen Geburtstag will er sich näher dazu äußern. -
Rund 1600 Frauen sterben jährlich in Österreich an Brustkrebs.
Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebs-Todesursachen.
Verschiedene Tumorarten machen auch ganz unterschiedliche Behandlungen notwendig. Vorsorglich etwas unternehmen können Frauen, die familiär belastet sind, bei denen der Krebs - und das lässt sich heutzutage feststellen - sozusagen in den Genen sitzt. Dafür gibt es Warnsignale: wenn nahe weibliche Verwandte bereits Brustkrebs hatten oder haben.
Freilich kommt nach einer eindeutigen Diagnose eine schwere Entscheidung auf die Betroffenen zu: Sie können sich vorsorglich eine Brust oder auch beide abnehmen lassen - so wie es etwa die bekannte Hollywolldgröße Angelina Jolie gemacht hat. Ursula Theiretzbacher hat sich des Themas angenommen. -
Seit Vaclav Havels Zeiten unterstützt Tschechien Taiwan in seinem Kampf für Freiheit und Eigenständigkeit. Havel übertrug seine Erfahrungen mit dem Kommunismus auf den Taiwan-Konflikt. Diese Haltung prägt die tschechische Außenpolitik bis heute, und seit Russlands Überfall auf die Ukraine sieht sich Tschechien wieder in einer ähnlichen Lage wie Taiwan, das von China ständig militärisch bedroht wird.
Die tschechische Republik ist inzwischen Taiwans engster Verbündeter in Europa. Immer wieder reisen hohe tschechische Politiker auf die Insel, zum großen Missfallen der Volksrepublik China. Die erhebt Anspruch auf das demokratisch regierte Land, das aufgrund der Ein-China-Politik international nicht anerkannt ist.
Mit seiner mutigen Taiwan-Politik setzt Prag ein deutliches Zeichen gegen autoritäre Regimes und ihre Machtansprüche und profitiert gleichzeitig von den engen Wirtschaftsbeziehungen zu dem boomenden Land. -
In den USA sind die Waffengesetze besonders liberal. Und von den USA aus werden viele Schusswaffen nach Mexiko geschmuggelt. Dort landen sie dann tausendfach bei mafiösen Banden.
Drogenkartelle und Menschenschmuggel-Organisationen bekämpfen einander, es geht um Einfluss, Geld und Macht. Die lokale Bevölkerung ist dem oft schutzlos ausgeliefert, der Staat ist in manchen Gegenden komplett abgemeldet. -
Am Tag nach dem Schulmassaker in Graz sprechen wir mit:
Reinhard Haller, Psychiater, Gerichtsgutachter
Thomas Kapitany, Psychiater, Spezialist für Krisenintervention
Paul Nitsche, Lehrer am BORG Dreierschützengasse in Graz, SeelsorgerGestaltung: Astrid Plank, Helene Seelmann, Elisa Vass
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Mit einem spektakulären Drohnen-Großangriff auf Russlands strategische Luftwaffe hat die Ukraine jüngst bewiesen, dass sie nicht zur Aufgabe bereit ist. Mit David-gegen-Goliath-Methoden leistet das Land Widerstand gegen die militärische Überlegenheit Russlands. Moskau scheint indes nicht bereit zu sein, über einen Frieden mit der Ukraine zu verhandeln. Es beharrt auf der Abtretung der Krim sowie von vier Gebieten in der Ostukraine, die man derzeit nur teilweise kontrolliert; die Ukraine müsste weiter auf einen NATO-Beitritt verzichten, westliche Waffenliegerungen müssten gestoppt werden. Die Gespräche zwischen Vertretern beider Länder am Montag in Istanbul sind erwartungsgemäß ohne Ergebnis geblieben, lediglich auf einen Gefangenenaustausch konnte man sich einigen.
Sowohl die Ukraine als auch Russland werben unterdessen um die Gunst von US-Präsident Donald Trump und die wichtige Unterstützung der USA. Wie kann es weitergehen? Und wie lange kann der Krieg noch dauern? -
Seit Jahrzehnten wird das zweitgrößte afrikanische Land, der Kongo, von Kriegen und Bürgerkriegen erschüttert.
Im Osten des Landes ist es seit ein paar Jahren die Rebellengruppe M23, die gegen die Zentralregierung ankämpft, dabei aber die Bevölkerung einschüchtert und terrorisiert. Nun etablieren die Rebellen, die Anfang des Jahres die große Stadt Goma eingenommen haben, ihre Herrschaft - indem sie etwa Verwaltungskräfte einsetzen und sogar Banken wieder eröffnen. Doch die Bevölkerung sehnt sich nicht nur nach Frieden, sondern auch nach Essen. Leidtragende sind ganz besonders Frauen und Kinder. -
Nach einer gern erzählten Legende kam der österreichische Staatsvertrag mit den Besatzungsmächten unter massivem Alkoholeinfluss zustande. Auch wenn das nur zum Teil stimmt: Das Trinken von Alkohol spielt tatsächlich seit vielen Jahrhunderten eine große Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben und auch in politischen Abläufen. Warum ist das so, wo doch die gravierenden schädlichen Auswirkungen des Alkohols auf die Gesundheit gut bekannt sind? Warum verhindern Leberzirrhose, Familientragödien und volkswirtschaftlicher Schaden nicht, dass Alkohol in unseren Breiten geradezu verherrlicht wird? Warum scheiterte die Prohibition, also das Alkoholverbot in den USA? Das Trinken hat auch in vielen Musikstücken und Redewendungen Niederschlag gefunden. So steht etwa „im Öl sein“ für Betrunkensein. Woher stammt das? Eine Rundreise durch die Jahrhunderte und Gesellschaftssysteme.
Gestaltung: Robert Uitz-Dallinger
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Vor 200 Jahren unterzeichnete der französische König Karl X. eine Verordnung über Entschädigungszahlungen infolge der Unabhängigkeit der Kolonie Saint Domingue - des heutigen Haiti. Aber es war nicht etwa Frankreich, das die Haitianer für mehr als 100 Jahre Ausbeutung und Sklaverei entschädigte. Vielmehr wurde Haiti zur Zahlung von 150 Millionen Goldfrancs verpflichtet, um den französischen Plantagenbesitzern ihren entgangenen Gewinn quasi abzulösen. Der Knebelvertrag hatte und hat enorme Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der einst reichsten Kolonie Frankreichs, heute gilt Haiti als "failed state".
Seit einigen Jahren fordern Politiker:innen und NGOs ehemaliger Kolonien Reparationszahlungen von den einstigen Kolonialmächten, etwa von Großbritannien und Deutschland. Doch an wen sollen mögliche Entschädigungen geleistet werden - an die Staaten oder an die Nachfahren der Sklavinnen und Sklaven? -
Es wird nicht häufig darüber gesprochen: Die besonderen Belastungen in der Landwirtschaft führen häufig zu Suiziden. Laut einem Bericht der EU sind Bäuerinnen und Bauern in ganz Europa einem großen Druck ausgesetzt, viele von ihnen haben psychische Probleme, Depressionen oder Angstzustände. Es geht um Preisdruck für die landwirtschaftlichen Produkte, die Sorge vor dem Klimawandel und Probleme bei Hofübergaben.
Psychische Probleme sind auf dem Land noch immer stark tabuisiert. Doch es gibt Hilfe. Das bäuerliche Sorgentelefon ist unter der Nummer 0810 676 810 erreichbar, die Telefonseelsorge unter dem Notruf 142. Unter www-lebensqualitaet-baernhof.at gibt es Infos und Hilfe in herausfordernden Zeiten.
Die Recherche von Diana Köhler und Johanna Tirnthal wurde vom Journalismfund Europe unterstützt. www.journalismfund.eu -
Israel hat vor wenigen Tagen neuerlich eine Großoffensive im Gazastreifen begonnen, mit Luftangriffen und Bodentruppen. Erklärtes Ziel ist es, den gesamten Gazastreifen einzunehmen und zu besetzen. Gleichzeitig lässt Israel nach drei Monaten wieder Hilfsgüter in das Gebiet.
Immer öfter wird die Verhältnismäßigkeit des israelischen Vorgehens und die Einhaltung des Völkerrechts hinterfragt. Der internationale Druck wächst; scharfe Kritik kommt aus Frankreich, Großbritannien und Kanada. Auch die EU-Spitze bezeichnet die Lage im Gazastreifen als inakzeptabel.
Welche Strategie verfolgt Israel? Was bedeutet sie für die Menschen im Gazastreifen? Und wie könnte die Weltgemeinschaft eingreifen?
Darüber diskutieren unter der Leitung von Helene Seelmann:
Laura Leyser, Geschäftsführerin Ärzte ohne Grenzen Österreich
Matthias Wasinger, Oberst des Generalstabs, Österreichisches Bundesheer
David Kriegleder, ORF-Korrespondent Tel Aviv -
Auch in Österreich gibt es schlimme Fälle von patriarchaler Verwandtschaftsgewalt: Zwangsheirat etwa - die Eltern suchen für junge, manchmal sogar minderjährige Frauen Ehepartner aus. Oder Verschleppung: Mädchen werden in die Heimatländer der Eltern gebracht, wo sie nicht selten eingesperrt werden; sie dürfen nicht mehr nach Österreich zurück, müssen Schule oder Berufsausbildung abbrechen. Meist sind Verschleppungen Disziplinierungsmaßnahmen - etwa weil die Betroffene hier einen Freund hat oder sich zu "westlich" kleidet. Oft, aber nicht immer, geht eine Verschleppung mit einer Zwangsverheiratung im Ausland Hand in Hand.
Doch es gibt Hilfe: Einige Organisationen in Österreich kümmern sich um die Rückholung Verschleppter, um die rechtliche Betreuung Zwangsverheirateter oder die sichere Unterbringung von jungen Frauen, die aufgrund ihrer Gewalterfahrungen weg von ihrer Familie wollen und müssen. Vor kurzem hat die Caritas Steiermark eine Tagung in Graz zu diesen Themen organisiert. - Show more