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Amina Aziz wagt in der letzten Folge des Podcasts „Rembrandt, habibi!“ einen Blick in die Zukunft. Museen sind öffentliche Orte von Teilhabe, vielleicht sogar dekoloniale Orte. Können Sie das überhaupt leisten oder ist das zu viel verlangt? Braucht es radikale Forderungen, um langfristig Bewegung und Veränderung herbeizuführen?
In der Schweiz gab es im Juni 2020 einen Aufschrei Schwarzer Künstler*innen. Sie wandten sich in einem offenen Brief an Schweizer Kulturinstitutionen mit der Aufforderung, die eigenen institutionsspezifischen Praktiken aus antirassistischer und dekolonialer Perspektive zu reflektieren. Die Antworten der Institutionen fielen mau aus. Wie könnte angesichts dieser Herausforderungen das Museum von morgen aussehen? Gute Ansätze gibt es schon genug.
Amina Aziz hat darüber mit der Kultursoziologin Dr. Sarah Owens und dem Kulturwissenschaftler Dr. Thomas Sieber (beide Zürcher Hochschule der Künste), der Kunstvermittlerin Duygu Örs (Berlin Biennale) sowie mit Christine Müller-Stalder und Hannah Horst aus der Abteilung Bildung & Vermittlung des Kunstmuseums Basel gesprochen. -
Ganz allgemein meint der Begriff Restitution die Wiederherstellung eines ehemaligen Zustands. Im Zusammenhang mit Kulturgütern bezeichnet er die Rückgabe von Objekten, die unrechtmässig in Besitz der aktuellen Eigentümer*innen gelangten. Am häufigsten wird der Begriff für im Kontext des Nationalsozialismus oder Kolonialismus eingezogene, ›erworbene‹, ›gehandelte‹ oder geraubte Objekte verwendet.
Wenn nun beispielsweise ein afrikanisches Land Kulturgüter, die ehemals durch französische Truppen entwendet wurden und heute in einem Pariser Museum ausgestellt sind, zurückfordert: Handelt es sich dann um eine illegitime Forderung, gar um Diebstahl? Oder bedeutet ein Nachkommen der Forderung lediglich die Rücknahme dessen, was vorher geraubt worden war? Für Letzteres spricht sich der Aktivist Mwazulu Diyabanza aus. Mit seinen Interventionen sorgt er für Aufregung: Er entfernt in französischen Museen Objekte aus meist afrikanischen Ländern in der Absicht, diese zurückzuführen.
Museen des globalen Nordens sind voller Objekte, von denen viele durch den Kolonialismus nach Europa gelangten. Herkunftsländer fordern einige der Objekte zurück, Museen weigern sich häufig, sie zurückzugeben, insbesondere bei wertvollen Objekten. Doch es gibt auch konstruktive Ansätze, wie etwa den spezifisch für Frankreich entwickelten Vorschlag des Ökonomen Felwine Sarr und der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy. Die beiden plädieren für eine unkomplizierte Rückgabe der unrechtmässig nach Frankreich gelangten und aktuell dort ausgestellten Objekte. Das stösst natürlich auch auf Widerstände. Eine zentrale Frage, die sich hier stellt, lautet: Wie kann gegenüber Herkunftsländern eine Debatte auf Augenhöhe geführt werden?
Amina Aziz hat über diese Frage und mehr mit der Archäologin Lanah Haddad, dem Historiker Dr. Kokou Azamede und dem Kunstrechtler Dr. Florian Schmidt-Gabain gesprochen. -
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Der Kolonialismus ist ein Herrschaftssystem, das bis heute nachwirkt. Kolonialismus meint die Unterwerfung und Ausbeutung auswärtiger Territorien, welche ab dem Ende des 15. Jahrhunderts durch westliche Länder vorgenommen wird. Obwohl die Kolonialzeit heute als beendet gilt, wirkt der Kolonialismus bis in die Gegenwart nach. So bleibt beispielsweise in Ländern wie Brasilien oder Südafrika, die ehemals kolonialisiert wurden, die soziale Apartheid nach wie vor ein grosses Problem. Es gibt in unserer heutigen Zeit aber auch weitaus weniger offensichtliche Nachwirkungen des Kolonialismus. Diese sichtbar zu machen, ist schwierig und gerade deswegen umso wichtiger.
Was hat die Praxis Rembrandts und Co., die eigenen Modelle in ›exotische‹ oder ›orientalische‹ Gewänder zu stecken, mit Kolonialismus zu tun? Geht es ihnen um Kohle oder handelt es sich um kulturelle Aneignung? Und was ist kulturelle Aneignung überhaupt?
Amina Aziz spricht in Folge drei mit Dr. Mahret Ifeoma Kupka, Kuratorin beim Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, über kulturelle Aneignung in der Modebranche. Dr. Bodo Brinkmann, der Kurator von „Rembrandts Orient“ berichtet, was bei der Arbeit an der Ausstellung schockierend war. -
Rembrandt führte ein turbulentes Leben: Aufgrund seines Talents kam er früh zu Geld und gab es aus für Kunst, Krempel aber auch sehr wertvolle Gegenstände, bis er irgendwann pleite war. Er hatte Affären, von denen eine kein gutes Licht auf ihn wirft. Das Drumherum, der Kolonialismus, die Kriege der Zeit interessierten ihn und andere Künstler damals nicht. Die Aufarbeitung des Kolonialismus ist dadurch heute eine Herausforderung, denn es muss ständig ausgehandelt werden, dass das "Goldene Zeitalter" für viele Menschen gar nicht so golden ist. Amina Aziz spricht in dieser Folge mit Josef Helfenstein, Direktor Kunstmuseum Basel und Tom van der Molen, Kurator im Museum Amsterdam. Das Museum Amsterdam hat den Terminus "Goldenes Zeitalter" abgeschafft. Van der Molen schildert wie es dazu kam.
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Rembrandt hat die Niederlande zwar nie verlassen, hat sich aber trotzdem mit einem Ort befasst, den er sich als Orient vorstellte. Er malte Turbane und lange, edle Gewänder und sogar Miniaturen, wie er sie von Künstler*innen aus fernen Ländern kannte. Doch geht das überhaupt, sich einfach irgendwas zusammen zu reimen und das dann zu malen? Wie wirkt das heute möglicherweise auf Menschen aus Ländern, mit denen Rembrandt sich befasst hat? Und was hat das überhaupt mit dem Kolonialismus der Niederlande zu tun? In dieser ersten einführenden Folge geht Amina Aziz diesen Fragen nach und beleuchtet, aus welcher Perspektive wir uns Rembrandt heute, abseits von klassischen kunsthistorischen Interpretationen, nähern können. Sie spricht in dieser Folge mit dem Kurator Bodo Brinkmann und der Literaturwissenschaftlerin Mariam Popal über „Rembrandts Orient".