Episodes
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Ein junges und nervöses Pärchen reicht im Jahre 1839 beim Gericht in Leipzig Klage ein. Von Ängsten und Gewissensbissen geplagt, streben sie dennoch ein Urteil darüber an, ihre Ehe entweder durch die Zustimmung des Brautvaters oder durch ein Urteil zu deren Gunsten zu erreichen. Die junge Frau ist Clara Schumann, die international gefeierte Pianistin und das glänzende Produkt ihres Pädagogen Vaters Friedrich Wieck. Der zweite und nicht minder illustre Protagonist ist Robert Schumann, der aufstrebende Komponist und Literaturkritiker. Beiden ist klar, dass sie im Falle einer Niederlage alles verlieren würden. Schumann fürchtet sich zu Tode vor Claras Vater, denn dieser hatte gedroht, Robert zu erschiessen.
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Am Ende seines Lebens sagte Beethoven, dass er lieber Tausend Noten schriebe, als nur ein einziges Wort. Dabei war der ungestüme Komponist ein reizender Worteschmeichler und vermochte mit seinen Liebesbriefen so manch einer Frau den Kopf verdreht haben. Tatsächlich heiratete Beethoven nie, doch pflegte er unendlich viele Affären, sowohl emotionaler als auch realer Natur. Die unsterbliche Liebe begleitete ihn Zeit seines Lebens, doch zerschellte sie in der Starre gesellschaftlicher Hierarchie.
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Missing episodes?
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1957 schaute sich der französische Philosoph Gaston Bachelard den Menschen als emotionales Individuum an und suchte nach den Wurzeln des poetischen Denkens. Er benannte seine Schriften und Überlegungen "Die Poetik des Raumes" und stellte daneben eine Gleichung auf: der Mensch spiegelte sich in seinem zu Hause wieder.Seine Geheimnisse wohnten im Keller, das Alltagsleben spielte sich in den erdnahen Etagen ab, und die Träume entfachten sich ganz oben im Haus, die Augen gen Himmel gerichtet. Im physischen Raum des Rückzugsortes Haus beobachtete Bachelard fortwährend Zufluchtsorte, wo Besitzräume entstanden, in denen sich eine einmalige Intimität entfaltete. Er stellte fest, dass es die verborgenen Ecken sind, die uns einladen, den Geheimnissen und deren Glückseligkeiten innerlich nachzugehen. So erobert jeder Mensch für sich einen Raum im zu Hause, wo er zum Herrscher seiner intimsten Gedanken und Gefühle wird.
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Mozart als Modeikone?
In der Tat kleidete sich das einstige Wunderkind morgens zwei Stunden lang an. In Modefragen war Mozart genau so up to date wie in seinem Kompositionsgeschmack. Seit frühester Kindheit hatte er auf Konzertreisen die europäischen Königshöfe besucht und wusste, dass sich die Tore zu Ruhm und Reichtum mit dem richtigen Dresscode wie von selbst öffneten. Von den Knöpfen bis hin zur Schuhschnalle suchte er die Kleidungsstücke penibel aus, bestellte Spitze, Seide, Samt und Baumwolle, um sich die neuesten Trends aus Paris und London schneidern zu lassen.
Dahinter steckte aber nicht nur Geschäftskalkül - Mozart liebte schlicht und ergreifend die Bühne, und diese hatte man in dem feinsten Outfit zu betreten, um im Einklang mit der Kunst zu sein.
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Als das Doppelgemoppel Einzug in die gesitige Saharawüste des ehrenwerten Johann Paul Friedrich Richter erhielt, vermischten sich der Weltschmerz, das Sprachgitter und der Wetterfrosch zu einer perfekten Synthese aus Geist und Gefühl. Das Jahr war 1796 und es herrschten Goethe und Schiller. Das Ideen-Gewimmel in der Dichtung verwirrte die Titanen der Weimarer Klassik zutiefst. Von Berlin über Leipzig bis Weimar fragte man sich: „Wer ist er? Wo wohnt er? Wie heisst er?“Um seinen richtigen Namen scherrte sich der unbekannte Autor nicht. Zu gewöhnlich, zu provinziell, fand er. Und so bediente sich der fränkische Provinzler der französischen Sprache, die Ende des 18. Jahrhunderts bemerkenswert en vogue war. Totenleise legte der unbekannte Autor den Menschen Johann Paul Friedrich Richter zu Grabe und es erhob sich Jean Paul empor, um die literarische Sprache der Weimarer Klassik seelenruhig umzustürzen.
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Um 1840 erfuhr die Musikwelt einen Aufschrei. Beethovens Sekretär Anton Schindler hatte in seinen Memoiren den Inhalt eines Liebesbriefes publik gemacht, einen Brief voller Leidenschaft und Sehnsucht, einen Brief den Beethoven geschrieben und an „die unsterbliche Geliebte“ adressiert hatte.Dass diese Blätter, zum Teil mit Bleistift geschrieben, erst nach Beethovens Tod in einem Geheimfach gefunden wurden, gab der Geschichte noch mehr Raum für Spekulation, Neugierde und Empörung. Wie konnte es sein, dass der begehrteste Komponist seiner Zeit eine heimliche Geliebte hatte? Der ungekämmte, ungepflegte, rauhe und häufig ausrastende Beethoven? Was aber die Öffentlichkeit am meisten erregte, war der Umstand, dass Beethoven den Brief auf den 6.Juli datiert hatte, die Jahreszahl aber gänzlich fehlte. Zu allem Übel enthielt der Brief nur zärtliche Beinamen, womit die mit glühenden Zeilen überschüttete Adressatin verborgen blieb.
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Wer nach versunkenen Städten sucht, braucht nur einen Atlas aufzuschlagen und mit dem Finger die Weltmeere absuchen. Quer über die Kontinente, von Osten nach Westen, finden sich die Namen wie Yonaguni, Dwarka, Pavlopetri, Alexandria, Rungholt und Atlantis. Die sagenumwobenen Legenden von deren dramatischen Untergängen, sei es durch Vulkanausbrüchen oder verheerenden Erdbeben, halten Archäologen, Hobbyforscher und Schatzsuchende seit Jahrzehnten in Atem. Manch einem Forscher gelang es nicht nur Indizien auf die einstige Existenz solcher Städte zu finden, ganze Ruinengruppen und Tempel konnten unter komplizierten Bedingungen in Tauchgängen freigelegt werden. Andere wie Atlantis blieben verschollen. Und obwohl sich des öfteren der Verdacht erhebt, Atlantis könnte nur eine schöne Geschichte vom griechischen Philosophen Platon sein, so hat die Suche nach dem verschwundenen Atlantis seinen Reiz nicht verloren.Heute noch suchen Forscher und Gelehrte nach den untergegangenen Städten. Die einen im Wasser, die anderen auf dem Papier. Und dann gibt es noch die Kunstschaffenden, die durch ihre beeindruckenden Kunstwerken die Mystik dieser Geschichten fortsetzen.
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1842 verewigte der Karikaturist Theodor Hosemann ein legendäres Konzert in der Berliner Singakademie. Auf dem Bild zu sehen war der ungarische Starpianist Franz Liszt, wie er mit spinnenartigen Fingern die Tastatur eines Flügels spielte. Nichts in seinem verschmitzten Blick ließ jegliche Art von Anstrengung vermuten. Ganz im Gegenteil schien es, als würde er während seines unfassbar virtuosen Spiels, auch noch mit den Damen im Publikum flirten. Unterhalb des Konzertpodiums tummelte sich die entzückte Gesellschaft, die Blumenkränze und Luftküsschen in Richtung des Resonanzbodens warf. Manch feine Dame war unterdessen schon in Ohnmacht gefallen, andere versuchten übereinander zu steigen, um Liszt noch näher zu kommen. Die karikierte Darstellung von Liszts Auftritt war in Wirklichkeit eine Dokumentation dessen, wie seine Konzerte tatsächlich verliefen. Die wahnsinnige Verehrung eines Künstlers kannte die Öffentlichkeit bis dahin nicht und sprach von einer „Lisztomanie“. Der Pianist selbst genoss zwar die ausufernde Selbstdarstellung, doch brach er irgendwann unter dem öffentlichen Druck zusammen, zog sich völlig aus dem Konzertleben zurück und empfing im Vatikan die niederen Weihen. Bis heute scheint Liszts Musik und Persönlichkeit mit Unbehagen verehrt und völlig missverstanden.
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1669 empfing der französische König Louis XIV den türkischen Gesandten Muta Ferraca in seinen prachtvollen Schlössern. Doch anders als erwartet und sehr zum Missfallen des königlichen Kreises blieb die osmanische Delegation völlig unbeeindruckt vom Prunk und Reichtum des Sonnenkönigs. Schwer beleidigt beauftragte Louis XIV den Schriftsteller Molière, ein komödiantisches Theaterstück über die unerhörte Arroganz der türkischen Barbaren zu schreiben. "La Turquerie" weckte zuerst in Frankreich und später in Wien einen unstillbaren Hunger nach exotischen Dingen. Plötzlich war es schick geworden, sich für Partys in osmanischen Gewändern zu kleiden. Künstler und Komponisten verewigten das osmanische Leitmotiv in zahlreichen Werken, wie Mozart mit seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail“, die einen nie da gewesenen Erfolg beim Wiener Publikum feierte. Die vorherrschende türkische Mode endete dann um 1800 schlagartig, als Napoleon Ägypten eroberte und der ägyptische Totenkult um die Mumie eine regelrechte Ägyptomanie quer über Europa auslöste.
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Wie lange gibt es schon Popmusik?
Seit mindestens dem Mittelalter. Nur ist unser Verständnis vom Begriff Popmusik heute ein ganz anderes. Was wir heute klassische Musik nennen, war die Popmusik von damals.Genau wie in unserer gegenwärtigen Zeit gab es die absoluten Superstars, die vom Publikum geliebt, gehasst und angebetet wurden. Allen voran die Konzertpianisten, die sich nicht nur auf den Tasten die "Hände blutig spielten"; sie prägten vor allem den Kult der Konzertkultur, der bis heute ungebrochen andauert.