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Wir Menschen brauchen schöne Natur, um in der Welt daheim zu sein. Sie hilft, gesund zu bleiben und gut mit den Grenzen zu leben, die uns unsere eigene Biologie setzt. Davon sind die Philosophen, Mediziner und Hirnforscher überzeugt, die in der Abschlusssendung des Funkkollegs zu Wort kommen. Wenn wir Landschaften ausräumen und die Vielfalt der Natur zerstören, ist das auch ein Thema der Ästhetik. Und ästhetische Fragen sind keineswegs weniger drängend als ethische Fragen - und hängen oft eng mit ihnen zusammen.
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Wäre die Erde ein Lebewesen, die Diagnose wäre eindeutig: unser Planet ist krank. Und die wichtigste Ursache ist ebenso offensichtlich: der Mensch. Die Erde hat Fieber, Folge des menschengemachten Klimawandels. Die Artenvielfalt schwindet rapide. Sauberes Wasser wird an immer mehr Orten zur Mangelware. All das hängt zusammen, das zeigen Forschungen zum System Erde. Gesucht wird eine Medizin für die Erde, mit möglichst geringen Nebenwirkungen.
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Die Agrarpolitik muss sich grundlegend ändern. Das steht für die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Professor Beate Jessel, fest. Die Landwirtschaft muss naturverträglich werden. Denn dass die Biodiversität so rapide schwindet, hat viel zu tun mit intensiven Anbaumethoden und riesigen eintönigen Feldern. Sie versprechen nur kurzfristig mehr Gewinn, denn mit den leergeräumten Landschaften gehen wertvolle Dienstleistungen der Natur verloren. Weltweit werden neue Strategien entwickelt, um gegenzusteuern.
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Unser Umgang mit Tieren ist voller Widersprüche. Forscher untersuchen an Affen die Wirkung von Dieselabgasen? Das geht gar nicht! Und im Pferdestall gibt es Ratten? Die werden natürlich vergiftet! Die Einstellung zu Tieren hängt auch davon ab, wie nahe sie uns stehen. Doch immer mehr Menschen hinterfragen diese Haltung. Tierwohl ist längst ein politisches Thema. Doch von einem Konsens, wie Tiere behandelt werden sollen, ist unsere Gesellschaft weit entfernt.
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Seltene Schmetterlingsarten wollen wir schützen, aber invasive Arten wie die Nutria oder die amerikanischen Wasserkrebse sollen sich nach Ansicht vieler Experten nicht weiter ausbreiten dürfen, weil sie andere Arten verdrängen können. Wir plädieren für den Klimaschutz, gleichzeitig aber sind Greifvögel und andere Tierarten durch die großen Windkraftanlagen bedroht. Diese und viele andere Beispiele zeigen, dass zwischen Tierschutz, Artenschutz und Naturschutz Konflikte bestehen. Im Kern geht es dabei immer um die Frage: Welche Natur wollen wir?
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Wirklich unberührte Natur gibt es kaum noch, nicht einmal an den Polen oder in den tiefsten Tiefen der Ozeangräben. Höchste Zeit, intensiver über unser Verhältnis zur Natur nachzudenken. Manche Wissenschaftler schlagen vor, die Natur als Stiftung zu betrachten. Oder als Allmende, als ein Allgemeingut, das wir Menschen schützen und bewahren sollten. Die Sache hat aber einen Haken: Für eine Allmende fühlt sich niemand wirklich verantwortlich.
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Kunst und Kultur waren ihnen wichtig, und in ihren Höhlen erklang Flötenmusik: Es waren moderne Menschen, die vor 40000 Jahren auf der Schwäbischen Alb lebten. Und uns Kunstwerke und Musikinstrumente von atemberaubender Schönheit hinterlassen haben. Viele dieser Artefakte hat ein Amerikaner entdeckt, der seit über zwanzig Jahren in Tübingen forscht und lehrt: Nicholas Conard, Senckenberg-Professor an der Universität Tübingen. Mit Regina Oehler spricht der Paläoanthropologe über die ältesten figürlichen Kunstwerke der Welt und das Zusammenspiel von biologischer und kultureller Evolution.
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Ohne Vögel keine Wälder und Hecken. In den Tropen werden sämtliche Baumsamen von Vögeln verbreitet, in unseren Breiten ein ganz beträchtlicher Anteil. Professor Kathrin Böhning-Gaese studiert die komplexen ökologischen Zusammenhänge am Kilimandscharo in Tansania und vor ihrer Haustür in Frankfurt. Mit Regina Oehler spricht sie über Eisvögel in ihrem Garten und Nashornvögel am Kilimandscharo. Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt, möchte Wissen sammeln, um den fatalen Schwund an Biodiversität zu bremsen.
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Arten entstehen und sie sterben wieder aus. Das passiert seit Anbeginn des Lebens auf der Erde. Fünf Massenaussterbewellen hat es in der Erdgeschichte bereits gegeben. Aber das sechste aktuelle Massenaussterben ist anders. Denn der Mensch hat es ausgelöst. Und gleichzeitig bedroht es unser eigenes Überleben. Es gibt viele Versuche, Tier- und Pflanzenarten besser zu schützen, Wildnis zu bewahren. Denn der Schutz von Lebensräumen ist der wichtigste Faktor im Kampf gegen den Artenschwund, gefolgt vom Klimaschutz. Da sind sich alle Forscherinnen und Forscher einig.
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Unsere moralischen Vorstellungen und Überzeugungen sind Grundlage für unser Zusammenleben und ein Fundament unserer Kultur. Inwieweit sind auch sie ein Produkt der Biologie, ein Produkt unserer biologischen Geschichte, der Evolution? Und was bedeuten die Erkenntnisse zur Entwicklung von Moralvorstellungen für unser Selbstverständnis?
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Ohne Forschung am Menschen gäbe es keinen medizinischen Fortschritt. Ist die Forschung am Menschen ethisch aber nur dann vertretbar, wenn die Person, an der geforscht wird, selber von der Teilnahme profitieren kann? Und darf an Menschen geforscht werden, die nicht einwilligungsfähig sind, zum Beispiel, weil sie unter einer fortgeschrittenen Alzheimer-Krankheit leiden?
Bisher gilt, dass die freiwillige Zustimmung eines Studienteilnehmers unbedingt erforderlich ist, klinische Studien an nicht einwilligungsfähigen demenzkranken Menschen sind in Deutschland noch verboten. Jetzt werden die bisherigen Vorschriften gelockert. Im November 2016 hat der Bundestag nach sehr kontroversen Beratungen dafür einer Neuregelung des Arzneimittelgesetzes auf den Weg gebracht. Sie soll bis spätestens Sommer 2018 vollständig in Kraft treten. Die Kirchen und Behindertenvertretungen waren gegen diese Änderung Sturm gelaufen. Welche Grenzen brauchen klinische Studien heute? -
Self tracking, Hirndoping, Hirnstimulation: Möglichkeiten, sich selbst zu optimieren, gibt es in unserer Gesellschaft mittlerweile zuhauf. Das Enhancement verspricht die Verbesserung von Körper und Geist, bei einem eigentlich gesunden Menschen, wohlgemerkt. Das wirft viele Fragen auf: Was steckt hinter diesem Drang, sich permanent selber zu vermessen, so gut wie irgend möglich werden zu wollen? Welchen Druck übt die Leistungsgesellschaft dabei aus, welchen Preis hat das Enhancement und welche Hilfsmittel akzeptiert die Gesellschaft? Oder auch anders herum gefragt: Was spricht eigentlich gegen den Wunsch, sich verbessern zu wollen?
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Gedankenlesen im Hirnscanner, eine direkte Verbindung zwischen Willen und Prothese, Elektroden zur Feinjustierung der Gefühle: Viele Science-Fiction-Ideen sind heute Realität - zumindest in den Laboratorien der Wissenschaft. Und noch viel mehr wird versprochen in den Werbeprospekten von Neuro-Startups.
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Sie haben das Potential, sich in jeden Zelltyp unseres Körpers zu verwandeln. Mit embryonalen Stammzellen könnten sich eines Tages geschädigte Organe nachzüchten und Krankheiten wie Alzheimer heilen lassen. Man kann mit ihnen aber auch Mischwesens aus tierischen und menschlichen Zellen schaffen. Und was, wenn die Bemühungen Erfolg haben, Stammzellen von erwachsenen Menschen umzuprogrammieren, um künstliche Ei- und Samenzellen zu gewinnen?
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Der Blick in unsere Gene wird immer einfacher, preisgünstiger und schneller. Firmen bieten an, anhand einer Genanalyse Krankheitsrisiken vorherzusagen: Wie sieht es aus mit dem Risiko für Brustkrebs, für Diabetes, Alzheimer und Schlaganfall?
Ethikerinnen und Ethiker betrachten diese Angebote mit großer Skepsis. Denn die Interpretation der Daten ist sehr viel komplizierter, als es oft dargestellt wird. Und selten sind die Ergebnisse eindeutig. Und was dürfen und sollen zum Beispiel Eltern über das Genom ihrer Kinder wissen? Wie wird das Recht der Kinder auf Nicht-Wissen geschützt? -
Mehr als 6 Millionen Kinder weltweit wurden bereits im Labor gezeugt. Keimzellen werden dabei unterm Mikroskop sortiert, träge Spermien landen per Spritze direkt in der Eizelle. Rechtzeitig eingefrorene Eizellen sollen den Kinderwunsch absichern. Helfen die in Deutschland erlaubten Techniken nicht weiter, greifen manche Paare zur Eizellspende im Ausland oder lassen den gewünschten Nachwuchs von Leihmüttern austragen. Damit wirft die Reproduktionsmedizin nach wie vor viele ethische Fragen auf.
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Genetisch gesehen sind alle Menschen dieser Welt Afrikaner. Von verschiedenen Menschenrassen zu sprechen, ist unsinnig. Der Begriff stammt aus einer Zeit, als Europäer fremde Länder entdecken und die Welt ordnen und erklären wollten. Er bildete das geistige Fundament, auf dem sich der Kolonialismus, der Imperialismus und später die völkischen Rassenideologien entfalten konnten. 'Rassismus ist in Europa konstruiert worden, und es ist unsere Aufgabe, ihn heute wieder zu dekonstruieren', fordert der Senckenberg-Paläoanthropologe Friedemann Schrenk.
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Mit der Evolutionstheorie erklärt Charles Darwin die Biologie, aber schon zu seinen Lebzeiten wurden Begriffe wie 'der Kampf ums Dasein' auch verwendet, um Politik zu machen. Bis heute prägen Evolutionstheorien Menschenbilder. So machte Richard Dawkins den Begriff des 'egoistischen Gens' populär. Und meinte später selber, dass die Konzentration auf diesen Begriff in die Irre führt. Denn die Geschichte der Evolution von uns Menschen ist ganz wesentlich eine Geschichte der Evolution von Kooperationsfähigkeit.
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Er sieht sich selber als Historiker: Professor Volker Mosbrugger, verantwortlich für die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die gerade ihr 200 jähriges Jubiläum gefeiert hat. Als Paläontologe und Evolutionsbiologe geht sein Blick aber sehr viel weiter zurück. Für ihn zeigt die Geschichte des Lebens, wie beständig der Wandel ist, wie langfristig die Folgen unseres Handelns heute sein werden, und wie begrenzt unsere Erkenntnismöglichkeiten sind. Davon erzählt Volker Mosbrugger im Gespräch mit Regina Oehler.
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Was machen wir mit der Natur? Mit unserer eigenen biologischen Natur und mit der Natur um uns herum? Wie tief dürfen oder müssen wir in sie eingreifen? Darüber stritten bei der Auftaktveranstaltung zum Funkkolleg Biologie und Ethik im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt die Philosophin Petra Gehring und der Biologe und Paläontologe Volker Mosbrugger. Professor Petra Gehring forscht an der TU Darmstadt Philosophie über die Geschichte der Bioethik, Professor Volker Mosbrugger ist Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, deren großes Thema die Biodiversität ist. Hr-info-Wissenschaftsredakteurin Regina Oehler moderierte das Gespräch. Hier sind Auszüge daraus.
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