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Im Frühjahr 2019 keimt in Analyst Thomas Borgwerth ein ungeheurer Verdacht: Sind bei Wirecard am Ende nicht nur Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe obskur, sondern ganze Cashbestände gelogen? Die Vorwürfe werden immer massiver, die "FT" befragt angebliche Kunden, die Wirecard gar nicht kennen, ehe sich der Zahlungsdienstleister mit einem letzten großen Manöver noch einmal ein halbes Jahr "Ruhe" erkauft: Erst pumpt sich Wirecard immer mehr Geld bei Banken und Anleihegläubigern, dann soll eine unabhängigen Sonderprüfung die vielen Vorwürfe entkräften. Tatsächlich zeichnet die aber bei Veröffentlichung des Schlussberichts im April 2020 ein desaströses Bild der Verhältnisse bei Wirecard. Sechs Wochen später ist der Konzern pleite. Der Wirecard-Kenner Thomas Borgwerth im Gespräch über die Absurdität der Idee, dass auch Cashbestände eines Dax-Konzerns gelogen sein können - und die vielen offenen Fragen: Wann begann der Schwindel eigentlich? Wie konnten so viele so lange so viel Unsinn glauben? Und wie viele "Wirecards" gibt es eigentlich da draußen noch?
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Im Herbst 2015 ist sich Thomas Borgwerth sicher: Wirecard weist in seiner Bilanz Cash und Forderungen auf, die es beim angegebenen Geschäftsmodell in den genannten Größenordnungen gar nicht geben dürfte. Die Höhe der fragwürdigen Forderungen: Knapp 300 Mio. Euro. Aber niemand hört ihm zu - bis auf einen freien Journalisten, Heinz-Roger Dohms. Mehrmonatige Recherchen führen schließlich zu einem Warnbrief an die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung und einem großen Artikel im Manager Magazin online - der jedoch verpufft. Wie konnte sich Wirecard so immunisieren gegen jedwede Kritik - und den Kurs zwischen 2016 und 2018 verachtfachen?
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2013 macht der Bilanzanalyst Thomas Borgwerth eine Entdeckung: Der Lagebericht im Jahresabschluss des Payment-Konzern Wirecards ist für ihn zwar völlig unverständlich. Dafür stimmen die "Zahlen" bei Wachstum, Gewinn und Cash Flow - sie sind nämlich so gut, dass sie auf ihn wie mit dem Lineal gezogen wirken. Er beginnt viele hundert Stunden an Recherchen. Und ist sich 2015 - inspiriert auch von einer investigativen Serie der britischen Zeitung "FT" - sicher: Hier ist etwas ganz grundsätzlich faul, die Existenz von Forderungen über knapp 300 Mio. Euro zweifelhaft.