Episodit

  • Dresden im Sommer 1946: etwa ein Jahr nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs. Und knapp fünf Monate vor der Landtagswahl in Sachsen. Unsere Autorin Dr. Edith Schriefl hat zu dieser Zeit geforscht und entdeckt, dass Frauen politisch und gesellschaftlich eine wichtige Rolle im Sachsen der Nachkriegszeit spielten. Nicht nur war der Wahlkampf vor allem auf Frauen zugeschnitten, die Parteien warben auch um Frauen als Mitglieder. Im ersten Sächsischen Landtag der Nachkriegszeit, der sich am 22. November 1946 konstituierte, waren knapp 28 Prozent der Abgeordneten Frauen. In dieser ersten Folge zum Thema blicken wir vor allem auf die Phase vor der Konstituierung des Landtags. Wie klang die Wahlwerbung der unterschiedlichen Parteien? Mit welchen Themen wollte man Frauen gewinnen? Zum Start der Folge hören wir eine Originalaufnahme aus dem Juni 1946: Helene Ansahl, Leiterin der kommunalen Frauenausschüsse in Sachsen, ruft Frauen zur Abstimmung in einem Volksentscheid auf. Darin ging es um die Enteignung von Rüstungs- und anderen kriegsrelevanten Betrieben. Edith Schriefl ordnet die Rede ein, in der zum einen traumatische Eindrücke aus der Kriegszeit und der Wunschnach Frieden vermittelt werden, zum anderen auch das Narrativ des antifaschistischen Neubeginns und der Relativierung deutscher Schuld – zumindest mit Blick auf die Frauen. Wichtig zu wissen: Wir befinden uns 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), die DDR als Staat war noch nicht gegründet. Die SBZ bereitete den Weg in die kommunistische Diktatur, die Vorherrschaft von SED undMassenorganisationen wurde durchgesetzt.

    Mehr Informationen zu dieser Folge und dem Projekt unter: www.slpb.de/frauen-macht-geschichte

    Hinweis: Bei derAnsprache von Helene Ansahl handelt es sich um eine historische Aufnahme. Die Tonqualität ist daher teilweise leicht eingeschränkt und der O-Ton ist insgesamt leiser als das Studio-Gespräch zwischen Host Silke Nora Kehl undEdith Schriefl.

  • Sie war Revolutionärin und Waffenschmugglerin, polnischePatriotin und First Lady der Zweiten Republik Polen: Aleksandra Piłsudska. Die Historikerin Dr. Angelique Leszczawski-Schwerk stellt uns diese spannende Persönlichkeit vor, die sich auch an der Seite ihres Geliebten und späteren Ehemanns Józef Piłsudski an bewaffneten Aktionen gegen Russland beteiligte. Der berühmte polnische Sozialist Piłsudski war ab 1918 Oberbefehlshaber der polnischen Truppen und ab 1919 Staatsoberhaupt des unabhängigen Polens. Als First Lady engagierte sich Aleksandra Piłsudska für Kinder und Jugendliche, Arbeits- und Obdachlose, vor allem auch für Veteraninnenverbände. Wir thematisieren in dieser Folge auch den Überfall desnationalsozialistischen Deutschlands auf Polen am 1. September 1939. Aleksandra Piłsudska emigrierte nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach London und schrieb im Exil ihre Memoiren, die 1940 auf Englisch veröffentlicht wurden. Dieses Buch ist eine wichtige Quelle für unsere Folge. Piłsudska gilt als Ikone der polnischen Frauenbewegungen – zu Recht? Zu der Frage, wie die polnische Gesellschaft und die Wissenschaft auf sie blicken, interviewen wir die Historikerin Dr. Iwona Dadej von der Universität Halle. Dort forscht sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien zur polnischen Frauen- und Frauenbewegungsgeschichte.Mehr Informationen zu dem Projekt unter www.slpb.de/frauen-macht-geschichte

    Musik:

    Chopin Mazurka, Op. 67 No. 4 by Anastasia Kir Mazurek Dąbrowskiego
  • Puuttuva jakso?

    Paina tästä ja päivitä feedi.

  • Das Abtreibungsrecht in Polen ist seit 2020 eines der restriktivsten in ganz Europa. Damals hatte die rechtspopulistische PiS-Regierung die Regelung verschärft – und polnische Frauen protestierten zu Tausenden auf den Straßen. Als unsere Autorin Luise Ende 2023 für diese Folgerecherchierte, war Donald Tusk gerade neuer Ministerpräsident geworden. Luise nimmt uns hier aber erst einmal mit auf eine Zeitreise in die Zweite Republik Polen, also in die 1920er Jahre: Unter welchen Umständen konnten Frauen damals eine Schwangerschaft abbrechen?

    Zum Start dieser Folge hören wir die Schilderung einer Betroffenen (Triggerwarnung!). Klar wird: Sich gegen das Austragen einer Schwangerschaft zu entscheiden, bedeutete für viele Frauen ein teils lebensbedrohliches Risiko. Heute, rund 100 Jahre später, kämpfen polnische Frauen für eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Luise nimmt nochmal die Perspektive betroffener Frauen in den Blick und stellt die Aktivistin Justyna Wydrzyńska vor.

    Für eine politisch-gesellschaftliche Einordnung des Themas ist schließlich Justyna David zu Gast im Podcast, Referentin der Reihe „Kontrovers vor Ort“ bei der SLpB. Die gebürtige Polin spricht darüber, wie die katholisch geprägte Gesellschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen steht und welchen Einfluss die aufgeheizte Debatte um Abtreibung auf den Ausgang der Parlamentswahlen 2023 hatte. Außerdem skizziert sie, warum die neue Regierung unter Donald Tusk esnicht leicht hat, die geplante Liberalisierung des Abtreibungsrechts umzusetzen.

    Die Folge wurde am 6. April 2024 produziert und spiegelt den Stand der Entwicklungen zu diesem Zeitpunkt.

    Anmerkung: Der sogenannte Abtreibungskompromiss, den Justyna David im Beitrag erwähnt, gilt seit 1993. Nicht seit 1997. Nach Angaben der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen wurde im Herbst 1996 jedoch eine Gesetzesänderung von den Postkommunisten durchgesetzt, die vom Verfassungsgericht Ende Mai 1997 zurückgewiesen wurde, so dass in dem Jahr das Abtreibungsgesetz von 1993 wieder in Kraft trat.

    Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie unter https://www.slpb.de/frauen-macht-geschichte

    Musik:

    Heartbeat Drone by Daniel Birch Classic Emotions - Boesendorfer Imperial Concert Grand Piano Build a Better World (Epic Inspiring UpliftingCinematic Music) AUDIOREZOUT
  • In Folge 1 haben unsere Autorinnen Hannah und Mina die Dresdner Ärztin und Politikerin Anna Margarete Stegmann vorgestellt, die von 1924 bis 1930 Abgeordnete im Deutschen Reichstag war. Als Sozialdemokratin hatte sie die Lage von Arbeiterinnen im Blick, die ungewollt schwanger wurden und setzte sich in ihren Parlamentsreden für eine Reform der Paragrafen 218 und 219 ein. Folge 2 zeigt neben Stegmanns Position vor allem, wie das Thema in der Presse der Weimarer Republik dargestellt wurde. Die hier zitierten, vorwiegend politisch links stehenden Zeitungen beschrieben drastisch, wie Frauen an illegalen Schwangerschaftsabbrüchen starben – oder wie mittellose Frauen aus Verzweiflung ihr Neugeborenes töteten. In Überschriften einer Arbeiterzeitung wurde der §218 als „Mordparagraph“ bezeichnet. Auch die harten Konsequenzen, die der §219 für Ärzte, die einen Abbruch durchführten, hatte, wurden in der Presse aufgegriffen. Entscheidend für die Redakteure war die soziale Not der Frauen. Aber auch die Position gegen eine Reform der Paragrafen 218 und 219 wird benannt – etwa die der liberalen Politikerin und Schriftstellerin Gertrud Bäumer, für die neben Gesundheit und Fürsorge vor allem der sittliche Aspekt eine Rolle spielte.

    Mehr Hintergrundinformationen zu dem Projekt und dieser Folge gibt es unter www.slpb.de/frauen-macht-geschichte

    Musik:

    Schubert - Impromptu No.2 - Op 142 - D 935

    Music by Gregor Quendelfrom Pixabay

  • Rauschende Partys, gesellschaftlicher Aufbruch, kulturelle Blüte – und gleichzeitig extreme Armut in Arbeiterfamilien, zerstörte Leben nach dem Ersten Weltkrieg, Inflation. Und die erste Demokratie in Deutschland: Mit der Weimarer Republik begann 1918/19 eine neue Epoche, in der gleich zu Anfang auch das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Unsere Autorinnen Hannah Schollmeier und Mina Weidner wollten wissen: Wie wurde in dieser Zeit über den §218 debattiert? Seit wann gibt es den Paragraphen überhaupt? Die beiden haben dazu geforscht und sind auf Anna Margarete Stegmann gestoßen, eine in Dresden lebende Ärztin. 1924 wurde sie Abgeordnete im Deutschen Reichstag und ihre Reden zum §218 und zur sozialen Frage sind schriftlich überliefert. Unter welchen Bedingungen Arbeiterfrauen und bürgerliche Frauen Familien gründeten, warum sie Schwangerschaften abbrachen, und was es bedeutete, unehelich schwanger zu werden: Darüber spricht Privatdozentin Dr. Silke Fehlemann im Interview mit unseren Autorinnen. PD Silke Fehlemann ist Historikerin und forscht im Bereich Neuere und Neueste Geschichte an der TU Dresden zu Frauen- und Familiengeschichte.

    Mehr Hintergrundinformationen zu dem Projekt und dieser Folge gibt es unter www.slpb.de/frauen-macht-geschichte

    Anmerkung: Im Beitrag sagen unsere Autorinnen, dass Anna Margarete Stegmann von 1924 bis 1932 Reichstagstagsabgeordnete war. Es muss heißen: 1924 bis 1930. Dafür entschuldigen wir uns.

    Musik:

    Charleston - Royalty (Free Music)

    Chopin - Prelude No. 2, Opus 28 (Music by Gregor Quendel from Pixabay)

  • In Frauen Macht Geschichte geht es um Frauen, die für ihre Rechte kämpften: in den 1920er Jahren und heute, in Polen und in Deutschland, im 19. Jahrhundert und nach dem Zweiten Weltkrieg.

    In sieben Folgen beleuchtet der Podcast Themen, die noch heute politisch kontrovers diskutiert werden – und Frauen in Deutschland und Europa bewegen: Es geht um die Geschichte des §218 in der Weimarer Republik und um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Polen. Unsere Autorinnen nehmen biographische, soziale, gesundheitliche und politische Aspekte in den Blick. Und stellen eine der ersten Dresdnerinnen vor, die als Abgeordnete in den Reichstag einzog.

    Ein wichtiges Thema ist die politische Partizipation von Frauen: Die erste polnische First Lady kämpfte als bewaffnete Schmugglerin gegen Russland. Gilt sie zu Recht als Ikone der polnischen Frauenbewegung? Und welche Rolle spielten die Frauen, die 1946 in den ersten Sächsischen Landtag der Nachkriegszeit einzogen? Hatten sie im kommunistisch geprägten Gesellschaftssystem genauso viel Macht und Gestaltungsspielraum wie Männer?

    Abschließend blicken wir auf das 19. Jahrhundert und die Initiatorin der deutschen Frauenbewegung, Louise Otto-Peters. Was hat sie mit August Bebel gemein und wieso hat er im kollektiven Gedächtnis einen größeren Platz als sie? Wer schreibt Geschichte, wer bleibt in Erinnerung?

    Frauen macht Geschichte ist ein Podcast der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und der Technischen Universität Dresden.

    Mehr Informationen zu dem Projekt unter www.slpb.de/frauen-macht-geschichte