Episodit
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Was Reporter und Blogger verbindet - und was sie trennt. Warum 1000 Zeilen gebloggte Ratlosigkeit manchmal besser sind als eine noch so kluge Reportage. Warum es keine Schande, sondern eine Tugend ist, Zweifel, Verfehlungen, Gefühle im Text sichtbar zu machen. Warum "Relevanz" für Magazine wichtig ist, für Blogs aber keineswegs. Stefan Niggemeier, Medienjournalist, Bildblog-Gründer, "Spiegel"–Autor und vor allem Blogger hat sich beim Reporterworkshop 2012 der Frage gewidmet, ob der Blogger ein moderner Reporter ist. Hören Sie hier den kompletten Mitschnitt der Veranstaltung.
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Was ist ein modernes Magazin? Brauchen Zeitschriften eine Haltung? Wie kann gedruckter Journalismus an Wert gewinnen – in Zeiten allgegenwärtiger kostenloser Information und Unterhaltung? Welche internationalen Magazine weisen den Weg, und was machen sie besser? Diesen Fragen sind auf dem Reportertreffen 2012 zwei profilierte Blattmacher nachgegangen: Christoph Amend, Redaktionsleiter des Zeit-Magazins, und Dominik Wiechmann, stellvertretender Chefredakteur des stern. Hören Sie hier den kompletten Mitschnitt der Veranstaltung.
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Puuttuva jakso?
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Das wichtigste beim Schreiben ist das Denken, sagt Dirk Kurbjuweit, langjähriger Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros. Das fortwährende und gründliche Durchdringen der Geschichte. Das beginne mit der Auswahl des richtigen Themas. Das gehe weiter mit der Entscheidung, welchen Ausschnitt man wählen möchte. „Die ganze Angela Merkel ist bekannt“, sagt Kurbjuweit in seinem Referat, gehalten auf dem Reporter-Workshop 2011, erst, wenn er sich auf eine bestimmte Facette ihrer politischen Persönlichkeit konzentriere, werde es interessant. Kurbjuweit wählt darum gern zentrale Begriffe, Leitmotive, die seinen Blick während der Recherche lenken, „um die Realität nicht zur Gänze wahrnehmen zu müssen.“ Denn: „Schreiben ist weglassen." Was Dirk Kurbjuweit sonst noch gesagt hat? Hören Sie hier.
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Verlasse dich auf dein eigenes Urteil, nicht auf die Risikowahrnehmung daheim, lautet die Botschaft der “Spiegel”-Reporter Cordula Meyer und Uwe Buse. Denn vor Ort, in diesem Fall: im atomar verstrahlten Erdbebengebiet von Fukushima, ist alles oft ganz anders. In den Tagen nach der Katastrophe war die Verunsicherung groß. Selbst hart gesottene Krisenreporter winkten ab, als es um die Frage ging: Wer fährt hin? Meyer und Buse ließen sich von diesen irrationalen Ängsten nicht abschrecken, sondern recherchierten, wie groß das Risiko ist. Das Ergebnis: Jeder dritte Deutsche stirbt an Krebs. Nimmt man zusätzlich eine Strahlendosis von 100 Milisievert auf – eine gewaltige Dosis, die Belastung in Japan war um ein Vielfaches geringer – erhöht sich das Krebsrisiko um 1 Prozent. Also auf 31 Prozent. Vertretbar? Und wie findet man, wenn man dann schließlich da ist, einen jener Arbeiter, die im zerstörten AKW die Drecksarbeit verrichten?
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Damals, im Amazonas. Ein Dschungelpfad, Menschen fressende Jaguare, Armeehubschrauber, aus denen geschossen wurde. „Drei Mal am Tag stand der Sensenmann hinterm Baum", sagt Helge Timmerberg. "Ich war beseelt.“ Weil die Gefahr die Sinne schärft, weil sie wach macht, weil sie einen ins Hier und Jetzt katapultiert oder besser: "bombt". Timmerberg, "Tempo"-Mann der ersten Stunde, war einer der Reporter, der in den 1980er Jahren das Reporter-"Ich" in Deutschland salonfähig machte. Der radikal auf seiner Subjektivität beharrte. Über seinen Liebeskummer schrieb und darüber, wie er auf LSD Hunter S. Thompson interviewte. Der das Abenteuer suchte, in den hinterletzten Ecken der Welt. In seinem Vortrag auf dem Reporter-Workshop erzählt er, warum man das Briefing in aller Regel vergessen sollte, warum er sich keine Notizen macht und welche Drogen er beim Schreiben bevorzugt. mehr...
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“Kein anderer Reporter wird in dieser Weise mit Unrecht und existenzieller Not konfrontiert wie der Gerichtsreporter. Wie soll er sich verhalten?“, fragt Sabine Rückert, vielfach preisgekrönte Kriminalreporterin der „Zeit“; und gibt in ihrem Workshop-Vortrag auch gleich die Antwort: Er soll sich einmischen. Er soll nicht zuschauen, wie „Unrecht im Namen des Volkes“ gesprochen wird, sondern soll Stellung beziehen - gegen Anwälte, die ihre Klienten im Stich lassen, gegen Gutachter, die lügen, Staatsanwälte, die einseitig ermitteln. So, wie sie sich eingemischt hat in den Fall Jörg Kachelmann, der in ihren Augen ein „Justizskandal“ zu werden drohte. „Es geht dem Gerichtsreporter immer wieder so wie einem, der sieht, dass sich ein Käfer in eine Pfütze verirrt hat. Er ist ja Reporter, er muss parteilos bleiben. Soll er warten, bis der Käfer ertrunken ist, oder soll er ein Stöckchen reinhalten und den Käfer rausholen? Das ist die Frage, vor der ich immer wieder stehe. Und ich habe mich entschieden, den Leuten, die mich um Hilfe bitten, zu helfen.“
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Was ist ein guter erster Reportage-Satz? Ein guter erster Satz, sagte Ullrich Fichtner auf dem Reporter-Workshop, ist präzise und detailreich, stellt einen Helden oder einen Ort vor, formuliert ein Rätsel oder setzt sprachliche Anreize - verlockt den Leser in jedem Fall derart, dass der um jeden Preis herausfinden möchte, was passiert ist. Schlechte erste Sätze sind verspielt, abgegriffen, unpräzise, versuchen Atmosphäre zu kreieren, stellen den Ort und den Helden nicht vor. Was sonst noch zu beachten ist beim ersten Satz? Das hören Sie hier.
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Carolin Emcke, Autorin der “Zeit”, hat auf dem Workshop einen fulminanten Vortrag gehalten über die “Selbstreflexion in der Reportage”. Ihre Prämisse: Wir Reporter machen in einem fort Fehler. Und sind uns dessen in den meisten Fällen überhaupt nicht bewusst. Wir sind am falschen Ort, wir sprechen mit den Falschen, wir schätzen Menschen falsch ein, erinnern uns nur bruchstückhaft, erklären unsere weiße, christliche, heterosexuelle Weltsicht zur Norm, sind kritisch gegenüber anderen – aber nicht gegenüber uns selbst. Wie wir die Menge der Fehler zumindest reduzieren können? Indem wir Reporter uns bewusst werden, wer wir sind, sagt Carolin Emcke, woher wir stammen, was unsere Werte sind, was uns geprägt hat, vor was wir uns fürchten.
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"Eigentlich bin ich ein Angsthase", sagt Wolfgang Bauer. Aber andererseits ist er sehr mutig. Er war in Haiti und in Somalia, in Bengasi und Misurata; und hat darüber, zuletzt in der “Zeit”, höchst lesenswerte Reportagen geschrieben. Hören Sie hier den Vortrag, den Bauer auf dem Reporter-Workshop 2011 gehalten hat: Warum ein guter Übersetzer in Krisensituationen wichtiger ist als eine schusssichere Weste. Wie er einen guten Übersetzer findet. Warum er immer auf den Gegenverkehr achtet. Warum ihn Verletzte mehr erschüttern als Leichen. Wie er sich vor Traumata schützt.