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Schon früh lernen Kinder aus einfachen Verhältnissen, dass Intelligenz weniger wichtig ist als die soziale Herkunft. Auch dann, wenn sie überdurchschnittlich intelligent, hartnäckig und akademisch interessiert sind. Doch warum schaffen es einige trotzdem ans Gymnasium?
In dieser Episode geht es um Geschichten von erfolgreichen Arbeiterkindern und ihre Erfahrungen im Rückblick auf ihre Bildungslaufbahn. Wir diskutieren auch Handlungsmöglichkeiten für Schulen und Bildungspolitik, damit Chancengerechtigkeit endlich weiterentwickelt werden kann. -
Psychische Krankheiten sind die häufigsten Ursachen für Spitaleinweisungen von Heranwachsenden. Besonders betroffen sind Mädchen und junge Frauen (plus 26 Prozent). Bei Knaben und jungen Männern beträgt der Anstieg etwa sechs Prozent. Das ist dramatisch. Trotzdem dürfte es auch eine andere Seite der Medaille geben: Dass heute auch mehr Variationen der Norm als pathologisch erklärt werden. Zwar braucht unsere Gesellschaft eine grössere Sensibilität für problematische psychische Befindlichkeiten, aber genauso eine Erziehung zur psychischen Widerstandsfähigkeit. Sie wäre auch ein Rettungsversuch der «Normalität».
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Gewissenhaftigkeit, Hartnäckigkeit, ein gutes Selbstvertrauen sowie Frustrationstoleranz – auch Soft Skills, überfachliche Kompetenzen oder Lebenskompetenzen genannt – sind ebenso wichtig wie gute Noten. Diese werden oft mit hoher Intelligenz gleichgesetzt. Dies stimmt so nicht. Weder Intelligenz noch Bestnoten sind das Mass aller Dinge. Es ist an der Zeit, diese Fixpunkte unserer Hochleistungsgesellschaft zu hinterfragen. Und sich zu überlegen, wie den Lebenskompetenzen in Familie und Bildung ab der frühen Kindheit mehr Beachtung geschenkt werden kann.
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Unser Bildungssystem spiegelt die Vorliebe, Kinder schnell erwachsen werden zu lassen. Der Psychologe David Elkind hat einmal gesagt: Sie werden durchs Leben gehetzt. Dahinter steckt ein Verständnis, Kinder schon früh fit zu machen für die Anforderungen der Zukunft. Doch über die andere Seite dieser Medaille wird nicht gern gesprochen: über die «Treibhausförderung». Gemeint sind damit all die ambitionierten und zielgerichteten Aktivitäten des meist gut gebildeten Elternhauses, damit das Kind Wissen und Fähigkeiten erwirbt, die typischerweise erst auf einem späteren Entwicklungsniveau erworben werden. Treibhausförderung ist zwar ein fürchterliches Wort, doch beschreibt relativ genau die Situation solcher Kinder.
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Die Bildungspolitik konzentriert sich zunehmend auf die Akademisierung der Bildungsgänge. Eine Folge davon dürfte das angeschlagene Image des Handwerks sein. Denn der Tunnelblick auf das «höher gleich besser» gaukelt vor, Heranwachsende könnten jeden Abschluss erreichen, wenn sie sich nur anstrengen und von Schule und Elternhaus unterstützt werden. Darum gilt der höchste Abschluss als der beste – auch dann, wenn die Fähigkeiten der Jugendlichen ausgepresst werden müssen.
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Knaben geben nicht nur in der Schweiz, auch in anderen Ländern Anlass zur Sorge. Im Durchschnitt fallen sie schon früh in der Bildungslaufbahn zurück, können während der Schulzeit nicht aufschliessen und werden von den Mädchen in höheren Bildungsgängen überholt. Doch die Diskussion um Knaben als «Bildungsverlierer» ist alles andere als neutral. Entweder ist sie ignorant, gehässig oder alarmistisch. Es braucht somit einen objektiven Zugang zur Thematik.
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Werden Kinder heute zu Ichlingen erzogen? Manchmal ja, aber das gilt selbstverständlich nicht generell. Doch schon kleine Kinder sind manchmal emotional auffällig. Misserfolge ertragen sie kaum, in Kindergarten und Schule warten können, bis sie an der Reihe sind, funktioniert nicht. Zu Hause den Tisch decken oder den Hamster füttern? Fehlanzeige. Doch überdosierte Aufmerksamkeit in der Familie macht Kinder schwach. Eltern, die eine «positive» Autorität ausüben, sie jedoch mit viel Liebe und Wärme erziehen und nicht als kleine Könige, machen ihnen das grösste Geschenk: psychisch widerstandsfähig zu werden.
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Unser Bildungssystem hält auch im Jahr 2024 nicht, was es verspricht. Trotz mancher Anstrengungen haben sich die Chancen für Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Sozialschichten nicht angeglichen. Die Chancenungleichheit ist sogar grösser geworden, weil der Schulerfolg noch stärker als früher von der Herkunft abhängig ist. Eigentlich müssten aber Neigungen und Interessen die Ausbildungs- und Berufswahl bestimmen. Dem ist aber nicht so. Denn nach wie vor sind in der Berufsbildung nur am Rande leistungsstarke Jugendliche aus gut situierten Familien vertreten, in den Gymnasien wenig intellektuell begabte und akademisch interessierte Kinder aus benachteiligten Familien.
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Die Ideale der Kindererziehung sind manchmal alles andere als ideal. Kinder werden zu sehr behütet, kontrolliert und zur Unselbstständigkeit erzogen. Doch es ist viel zu einfach, dafür allein die Eltern schuldig zu sprechen. Unsere Gesellschaft hat überspannte Ansprüche an Väter und Mütter, perfekt sein zu müssen und ein perfektes Kind zu haben. Das Elternideal sieht aber anders aus: Hinreichend gut sollen Eltern ihre Kinder erziehen – aber bitte nicht perfekt.