エピソード
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»was vererben wir und was / behalten wir lieber für uns?«, fragt Alisha Gamisch in ihrem Band Lustdorf und webt in ihren Gedichten von da aus ihre Themen weiter: Erzählungen über Geschichte, Fragen nach Sozialisation, Identität in der Migrationsgesellschaft sowie intergenerationale Traumata.
Der Frage, was wir vererben, nähert sich Asmus Trautsch mit Bezug auf die Klimakrise. Als Spezies haben wir mit einer doppelten Spannung, zwischen dem, was wir vererbt bekommen haben, und dem, was wir hinterlassen möchten, zu kämpfen. »jede sekunde besteht aus 5 chancen / zur intervention«, schreibt Asmus Trautsch in seinem Band CAIRD, aber warum vermeiden wir so viele notwendige Interventionen?
Aufnahme der Lesung in der Ada Bar in Berlin am 22.2.2023 -
Buchvorstellung von »museum der aussterbenden mittelschicht« von Tillmann Severin.
Lesung und Gespräch mit Tillmann Severin, Jo Frank und Andrea SchmidtWie ordnen wir uns die Welt? »museum der aussterbenden mittelschicht« spürt der Sprache nach, in der sich die Gewalt und die Sehnsüchte des bundesrepublikanischen Nachkriegsdeutschland sedimentieren. Tillmann Severin fragt in seinen Gedichten nach dem Zusammenhang von Klasse und Klassifikation, nach der Macht von Zahlen, nach den Voraussetzungen von Normalität.
Anhand von Familiengeschichte, Gegenständen und zeithistorischen Figuren nimmt dieses Drei-Generationen-Buch eine Ausgrabung vor, zwischen Tradition und Trostlosigkeit. Von Wilhelmshaven bis Australien folgt Severin dem Bildungsaufstieg der Eltern und den Abgründen der eigenen vermeintlichen Wohlstandsgeschichte.
Es ist ein Museum, das seine eigenen Leitsysteme infragestellt, Dauerausstellungen niederreißt und falsche Fährten in die Vitrinen legt: Von Geschichtsschreibung zu -deutung, von deutschem Kolonialismus zu Geflüchteten an europäischen Außengrenzen, von Klimakatastrophe zu Kapitalismuskritik.
(c)2022, Verlagshaus Berlin
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Bei diesem Donnerstalk spricht Tillmann Severin mit Barbara Juch über ihren Band „BARBARA“.
Welche Sprache spricht man zwischen Kärnten und New York, Haupt-schule und Kunstuniversität, zwischen Schwimmverein und Burgtheater? Das Debut von Barbara Juch ist kompromisslos: Barbara bekennt sich zur Provinz wie zur Akademie, zum Sport wie zum Volkslied, zur Familie wie zur Kunst. Dass dabei Schuld zurückbleibt, ist nicht gewollt, sondern notwendig: »mein name ist barbara / aber mit kuli aufschreiben / würde ich das noch nicht«. Juchs Sprache ist hemdsärmlig und verletzlich zugleich — daraus schöpft sie eine Unmittelbarkeit, die Sport, Affären und soziale Klasse in einen Gedichtband fasst: »und warum sollte etwas / das du schon imma kanntest / nicht das schönste sein / das du noch heute kennst«.
Weitere Informationen findet Ihr hier: https://verlagshaus-berlin.de/programm/barbara/ -
Bei diesem Donnerstalk sprechen Claudia Gabler und Jo Frank über Claudia Gablers Lyrikband „Vom Aufblühen in Vasen“.
Berge, Weiden, Wald: Je näher Claudia Gabler diesen Urbildern von Naturerfahrung kommt, desto sichtbarer wird, wie menschengemacht sie sind. Gipfelkreuze, Bierdosen und Ranger formen die Landschaften ohne Bauchbinden. Es sind aber nicht nur Äußerlichkeiten, die unsere Wahrnehmung prägen: Bildungskanonen erzeugen den Blick auf Berge mehr noch als Schneekanonen. Die Natur wird nicht nur vom Menschen gestaltet, sondern bildet sich auch nach seiner Wahrnehmung. Wir sehen, was wir wissen. Klischees setzt Gabler Ambivalenz entgegen. Und immer wieder Gegenständlichkeit: Decken, Hotels und Sport scheinen dabei der eigenen Natur nahe zu sein. Beziehungen bilden ein Zentrum in ihren Gedichten: Ein lyrisches Wir bewegt sich durch den Band, aus dem ein Ich Abstecher unternimmt, zwischen Bild und Nicht-Bild, innerer und äußerer Wahrnehmung. Gablers Gedichte befragen dieses Entgleiten, das immer auch ein Aufbruch ist, und machen sich darin heimisch: Der Mond sollte uns noch zu den Disteln führen, als wir / frühmorgens in der Stube saßen und unsere Bindungen / probten. Sehnsucht nach einer Zeit davor besteht, nach den Sofas, / auf denen wir so gern die Abende verbrachten und / die uns das alles hier eingebrockt hatten. Doch Gabler überführt die Nostalgie in Handlung: Einfach machen, nicht fragen, never ask, / Kunst in Hotelzimmern ist immer / erlaubt -
In diesem #Donnerstalk sprechen Asmus Trautsch und Jo Frank über Asmus Trautschs neuen Band CAIRD.
Wo kommen wir an, wenn wir gescheitert sind? Wie bauen wir eine Zukunft, die uns anzieht? Die Gedichte von Asmus Trautsch sind Teil einer Chronik der Gegenwart, die sich in katastrophalem Tempo wandelt. Der Vers aber bricht durch die Zeit, er bricht / in leisen Achsen, bis sie – kurz – steht. Der Titel seines neuen Gedichtbandes, CAIRD, lehnt sich an die James Caird an, Ernest Shackletons Beiboot, mit dem er seine Mannschaft 1916 auf abenteuerliche Weise von einer schiffbrüchigen Expedition zum Südpol rettete. Trautschs Gedichte sind immer schon verstrickt in die Welt, die sie beobachten. Und wie die Gedichte stecken wir historisch mitten in dem, was uns gemeinsam angehen muss. Die großen Entscheidungen über die Zukunft des Lebens laufen in einem Fernbus zwischen Dresden und Berlin zusammen, während in Paris der Klimagipfel tagt. CAIRD geht dem Unheimlichen und Bedrohlichen nach, aber auch den zärtlichen Kräften und den Möglichkeiten rettender Ufer. Die Fahrt geht ins Offene. Die Gedichte des Bands besingen nicht die Apokalypse, sondern versuchen in der Gefahr Apokalypsenenden zu erkennen: jede sekunde bestand aus 5 chancen / zur intervention. -
In dieser Episode spricht Jo Frank mit der wunderbaren Doppelspitze des Literaturhaus Berlin, Sonja Longolius und Janika Gelinek.
In kürzester Zeit haben die beiden das Li-Be aus dem Historismus in die Gegenwart gebracht, und in dieser Episode erfahren wir zwischen den gehörten Sätzen, wie Transformation gelingen kann.
In diesem vergnüglich geführten Gespräch erfahren wir von den beiden viel über Schnapsideen und Fieberträume, über Freundschaft, Publikumswandel, Literatur als Crazy Shit, über Literaturformate in Zeiten von Corona, Europa und europäische Literaturen, über das Privileg, nicht diskutieren zu müssen – und über irgendwas blödes wie Autos!Viel Freude beim Hören!
(c) 2020, Verlagshaus Berlin -
In dieser Episode von #lyrikalsmodus sprechen die vier Verleger*innen miteinander: Andrea Schmidt, Jo Frank, Dominik Ziller und Jo Frank sprechen über die Anfänge des Verlagshaus Berlin, über die Schreibmaschine, das Verleger*innen-Ethos und darüber, was es mit »poetisiert euch« auf sich hat.
Vom ersten Glückstreffen über das Entstehen der ersten Ausgabe der „Belletristik“, die zur BellTetristik wurde, über Pendelfahrten auf der A7, die 5-Minuten-Logo-Challenge und dem Verlegen als künstlerische und politische Aufgabe bis hin zur Angst vor dem eigenen Mut – diese Episode ist die erste, die Einblicke gewährt in die 15-jährige Geschichte des Verlagshaus, über die Arbeit und das Poetisieren.
– poetisiert euch! -
In der neuen Episode unseres Podcasts #lyrikalsmodus spricht Verlegerin Andrea Schmidt mit der Autorin Anna Hetzer und der Schauspielerin Sasha Rau (Schauspielhaus Hamburg) über Inszenierungen von Lyrik, über Kipp- und Standbilder, Performances, Mehrsprachigkeit, die Schaffung und Vermessung von Räumen – und Etikettenschwindel.
Ein wunderbares Gespräch, wir wünschen viel Vergnügen beim Hören!
Bücher von Anna Hetzer sind zu finden unter www.verlagshaus-berlin.de -
In dieser Folge von #lyrikalsmodus sprechen Jo Frank und Ricardo Domeneck über
leere Buchregale im Elternhaus, über Lesenlernen in Zeiten der Diktatur, über Zensur, über Ricardo als literarischen Omnivor, über Essentialismus und Essentialisierung als Gewalt, über historische Traumata, über Umformungen von Gesellschaft durch Sprache, über Liebesgedichte und Labels, über literarische Kanones, über Identitätspolitiken und Bildung, über Performance und Licht-Techniker und die beste Droge der Welt. -
In der sechsten Episode #lyrikalsmodus geht es um Alexander Graeffs „Die Reduktion der Pfirsichsaucen im köstlichen Ereignishorizont“ (2019). Alexander Graeff liest aus seinem Gedichtband und spricht mit Tillmann Severin über Magrittes Pfeife, was Ausgänge vorn und hinten mit Sozialisation zu tun haben – und über den Unterschied zwischen knackigen und saucigen Gerichten.
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In der fünfsten Episode geht es um Jan Kuhlbrodts "Die Rückkehr der Tiere" (2020). Jan Kuhlbrodt liest aus seinem Buch und spricht mit Tillmann Severin über Geschichte, die Wende, Stasi als keine Karriereoption, Student sein mit und ohne Marx - und Tiere. Was ist Erinnerung, was Realität? Und wie entsteht daraus Geschichte.
(c) 2020 Verlagshaus Berlin -
In Episode vier steht Caca Savics Debut "Teilchenland" (2020) im Mittelpunkt. Caca Savic liest aus ihrem Buch und spricht mit Tillmann Severin über Zuschreibung und Mehrsprachigkeit: Wie eine Grammatik auf die andere abfärbt, eine Sprache auf die andere und ein Denken auf das andere. Warum ist Muttersprache ein veraltetes Konzept, welches Potential liegt in Deformation und Zersplitterung, was machen wir mit der Sehnsucht nach Zugehörigkeit? Die Antworten liegen in Caca Savics Gedichten, im "Teilchenland".
(c)2020 Verlagshaus Berlin -
In Episode drei stehen Sandra Gugics »Protokolle der Gegenwart« im Mittelpunkt. Sandra Gugic liest aus ihrem Lyrikband und spricht mit Jo Frank über Spracharbeit und die ersten Schritte in der Software, über Gedankencluster und roughe Fragmente, über die Begegnung mit den Dingen. Über Rollenzuschreibungen und altersbedingter Fügungserwartung, über Antifeminismus im Kulturbetrieb und vom Leben im Dazwischen.
(c)2020 Verlagshaus Berlin
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Unsere Autorin Lea Schneider im Gespräch mit Tillmann Severin über ihren Lyrikband »made in china«
Made in China ist made in China. Lea Schneider bewegt sich durch sechs chinesische Metropolen, durch die chinesische Sprache, durch die chinesische Geschichte. Nanjing, Shanghai, Hong Kong, Taipei, Chengdu, Beijing — die Gedichte sind in den Städten entstanden, aber keines behauptet, sie zu kennen oder erklären zu wollen. Stattdessen sind sie ein zärtliches Sammeln und Suchen: Nach Objekten, Texten, Sprachfragmenten und Gerüchen, die uns viel näher liegen, als eine koloniale Sichtweise auf China nach wie vor behauptet. Was sie finden ist keine Stadt, kein Land: Sie finden ein Loch im Papier, das groß genug ist. Groß genug für Freundschaften mit Menschen, Büchern und Geistern. Groß genug für eine Nostalgie, die zwar in die Vergangenheit schaut, aber sich an die Gegenwart richtet — eine auf 350 km/h beschleunigte Gegenwart, gegen die Europa alt aussieht.
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