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Auf der Suche nach einem westlichen Seeweg nach Indien landete Christoph Kolumbus bekanntermaßen auf den Bahamas und entdeckte Amerika – einer der folgenreichsten Irrtümer der Geschichte. Kolumbus war gleichsam über das Ziel hinausgeschossen. Der Historiker und Philosophen Prof. Dr. Martin Mulsow erkennt in solchen Formen der Fehlwahrnehmung, des „Zu-Weit-Hinausgreifens“ eine typische Konstellation der Frühen Neuzeit. Verzerrtes Wissen prägte aber nicht nur den Blick auf fremde Länder und globale Verhältnisse, sondern ebenso das Bild von der Vergangenheit. In der neuen Folge von Zu Gast bei L.I.S.A. haben wir Martin Mulsow gefragt, wie man sich den Denkhorizonten der Menschen in der Frühen Neuzeit annähern kann. Wie haben die vormodernen Gelehrten und Entdecker bisher unbekannte Phänomene eingeordnet und versucht, ihnen einen Sinn zu geben? Und was bedeutete es, wenn neue Erkenntnisse im Gegensatz zu bisherigen Glaubensgewissheiten stand?
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In Zeiten, in denen eine wertegeleitete Außenpolitik besonders postuliert wird, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie die Durchsetzung von nationalen Interessen, die mit Werten wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten kollidieren, zu bewerten ist. Sind beispielsweise Handelsbeziehungen oder politische Zusammenarbeit mit autoritär geführten Staaten noch möglich? Wie will man solche Kooperationen rechtfertigen, wenn sie gegen elementare Standards einer Demokratie verstoßen? Dass diese Fragen nicht wirklich neu sind, darüber handelt das neue Buch des Historikers Prof. Dr. Frank Bösch. Entlang der Geschichte der Bundesrepublik untersucht er den Umgang bundesdeutscher Regierungen mit Diktaturen. Welche Rücksichten mussten genommen werden, um die Versorgung mit Rohstoffen sicherzustellen oder um der deutschen Wirtschaft möglichst viele Aufträge aus dem Ausland zu verschaffen? Wie wirkte sich das auf die Diktaturen aus, wie aber auch auf die bundesrepublikanische Gesellschaft? Und wie agierten auf diesem Feld der Widesprüche die Medien? Fragen, die wir in unserer Reihe "Zu Gast bei L.I.S.A." Frank Bösch gestellt haben.
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Das Museum ist historisch eng mit der Epoche der Aufklärung und dem Beginn der Moderne verbunden. Seither schreiben Museen ihre eigene Erfolgsgeschichte, so dass es wenig verwunderlich ist, wenn sich nur nur Städte mit Museen schmücken, sondern zusehends vor allem private Initiativen. Ob es dabei vor allem um die Anhäufung von kulturellem, symbolischen oder eher von monetärem Kapital, sprich um Profite geht, ist eine vieldiskutierte Frage. Auch die Diskussion, inwieweit Ausstellungen in Museen überkuratiert sind und daher auf Konzepte und vorgegebene Erzählungen gänzlich verzichten sollten, wird kontrovers geführt. Letztlich steht zur Debatte, ob die Institution Museum heute überhaupt noch ein zeitgemäßer Ort der (Re-)Präsentation sein kann. Ist das Museum also eine überkommene Einrichtung? Diese und weitere Fragen haben wir in einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. mit dem Kunsthistoriker, Ausstellungsmacher und Übersetzer Dr. Christian Welzbacher diskutiert.
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Die Goldene Bulle von 1356 gehört zu den wichtigsten Urkunden des europäischen Mittelalters. In ihr wurde die Wahl des Königs des Heiligen Römischen Reiches bestimmt. Seither wählten sieben Reichsfürsten den römisch-deutschen König, der daraus wiederum den Anspruch auf die Kaiserwürde ableitete. Insofern verwundert es nicht, dass der Goldenen Bulle der Rang eines Verfassungsdokuments zugesprochen wurde und bis heute auch noch zugeschrieben wird. Die Mediävistin Prof. Dr. Eva Schlotheuber von der Universität Düsseldorf hat jüngst eine umfassende Neueinordnung der Goldenen Bulle vorgelegt, der die Prachtausgabe der Goldenen Bulle von 1400 zugrundeliegt. Wir haben sie zu einem Gespräch über diese neue Ausgabe eingeladen und wollten dabei unter anderem von ihr wissen, inwiefern die Goldene Bulle den Charakter eines Grundgesetzes hatte und was sich für heute aus dem damaligen verfassungsgebenden Prozess ableiten lässt.
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Die Völker Gog und Magog stammen aus den vier Ecken der Erde. Sie sind mit dem Teufel im Bunde und ziehen mit ihm am Tag des Jüngsten Gerichts in den Kampf. So steht es im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes, und weiter heißt es: "...sie sind so zahlreich wie die Sandkörner am Meer". In den kartographischen Darstellungen des Mittelalters werden Gog und Magog zunächst im Nordosten, später im Osten verortet. Verbunden ist mit ihnen eine Angst vor allem, was aus dem Osten kommt. Aus europäischer Perspektive hatte diese Angst nicht nur mythologische Gründe, sondern auch historische. Zahlreiche Völker, insbesondere Reitervölker, drangen seit der Antike aus Asien kommend in den westlichen Teil der eurasischen Landmasse ein und überfielen Länder und Städte. Dass diese Angst vor dem Osten tief in das Bewusstsein Europas eingewoben ist, davon zeugen in der Neuzeit und bis heute zahlreiche Erzählungen. Ob Hunnen, Awaren, Tataren, Mongolen, Bolschewisten, Russen - sie alle fluten im Sturm nach Europa, um es zu unterwerfen oder zu zerstören. Der Historiker Jörn Happel, Professor für die Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas der Universität der Bundeswehr Hamburg, hat zum Motiv der Urangst vor dem Osten geforscht. Wir haben ihm dazu bei Zu Gast bei L.I.S.A. unsere Fragen gestellt.
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E.M. Cioran gehört zu den schillernden Denkern des 20. Jahrhunderts, sofern unter einer "schillernden Persönlichkeit" nicht nur jemand von Glanz und Strahlkraft begriffen wird, sondern von vielmehr von auch provokanter Ambivalenz. So war der aus Rumänien stammende und später überwiegend in Frankreich lebende Cioran einer, der sich früh mit der Philosophie von Fichte, Schopenhauer, Hegel und Bergson, aber insbesondere auch mit der Kants intensiv beschäftigt hat, diese aber später nicht nur kritisierte, sondern rundweg ablehnte. Diese Ablehnung führte ihn sogar zu einer totalen Absage an jede Form systematischer Philosophie: "Meine Abkehr von der Philosophie geschah in dem Augenblick, da ich die Unmöglichkeit erkannte, bei Kant auch nur die geringste menschliche Schwäche, auch nur den leisesten Akzent wahrer Trauer zu entdecken." Wozu dann noch über das Leben und den Menschen nachdenken? Was bedeutet dann überhaupt noch menschliche Existenz? Für diese und anschließende Fragen war die Kulturwissenschaftlerin Ass.-Prof. Dr. Kerstin Borchardt von der KU Linz Zu Gast bei L.I.S.A...
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In der neueren Geschichte kommen einem beim Begriff "Empire" bald das Britisch Empire oder das Second Empire bzw. Empire français unter Napoleon III. in den Sinn. So sind mit diesem Begriff konkrete historische Reiche und Erfahrungen verbunden. Dass "Empire" darüber hinaus eine historische Epoche und spezifische Wahrnehmung von Herrschaft umfassen kann, ist der analytische und narrative Fluchtpunkt des Werkes "Empires. Globale Geschichte 1780-1920" der Historikerin Prof. Dr. Ulrike von Hirschhausen und des Historikers Prof. Dr. Jörn Leonhard. "Empires" meint dabei eine Herrschaftsform, der wechselseitige und auch unintendierte Auswirkungen ihrer Politik inhärent sind. Einfache Dichotomien wie allmächtig Herrschende auf der einen und ohnmächtige Beherrschte auf der anderen Seite oder unumschränkte Metropole und handlungsunfähige Randgebiete gilt es dabei zu hinterfragen. Wie das genau zu verstehen ist, darüber haben wir in einer neuen Ausgabe von "Zu Gast bei L.I.S.A." mit Ulrike von Hirschhausen und Jörn Leonhard gesprochen.
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Seit einigen Jahren geht in den Geschichtswissenschaften die Chiffre NFDI4Memory um. Das Kürzel NFDI steht dabei für Nationale Forschungsdateninfrastruktur, 4Memory für das unter dem Dach der NFDI stehende Konsortium für die Geschichtswissenschaften. Aber auch damit ist noch nicht ausreichend erläutert, was das eigentlich alles meint und bedeutet. Was ist eine Nationale Forschungsdateninfrastruktur? Und was ist ein darunter laufendes Konsortium? Diese Fragen schießen vielen Historikerinnen und Historikern in den Kopf, wenn sie auf NFDI4Memory in Texten stoßen oder darüber in Vorträgen oder auf Podien gesprochen wird. Wir haben daher drei an NFDI4Memory entscheidend Beteiligte zu einem klärenden Gespräch eingeladen: PD Dr. John Carter Wood, den Geschäftsführer des NDFI-Konsortiums 4Memory, Dr. Marie von Lüneburg als Vertreterin des Historikerverbandes in der Funktion als einer von insgesamt elf Co-Applicants des Geschichtskonsortiums sowie Dr. Cord Pagenstecher als einen von rund 80 sogenannten Participants. Von Ihnen wollten wir wissen, was NFDI4Memory eigentlich ist.
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Wie verhalten sich das Universelle und das Partikulare seit der Aufklärung zueinander? Als etwas Gegensätzliches und Unvereinbares - als das jeweils fundamental Andere? Der Historiker Prof. Dr. Till van Rahden von der Université de Montréal hat an dieser klassischen Gegenüberstellung Zweifel. Er bringt stattdessen das Bild der gegenstrebigen Fügung in die Debatte ein, bei der die vermeintlichen Gegensätze in einer zwar spannungsgeladenen und dennoch übergeordneten Einheit zusammengefasst sind. Die Geschichte der deutschen jüdischen Bevölkerung im 19. und 20. Jahrhundert sei dafür exemplarisch. Wie das zu verstehen ist, darüber haben wir mit Till van Rahden in einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. diskutiert.
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Ihre Stimmen verhallten hinter massiven Klostermauern - unzugänglich für die Nachwelt und damit dem Vergessen überlassen. Bis vor einigen Jahren, als im Zuge neuer Forschungen ein erstes Echo der lange Zeit stillen Frauen zu vernehmen war. Die Historikerin Prof. Dr. Eva Schlotheuber von Universität Düsseldorf und die Philologin Prof. Dr. Henrike Lähnemann von der University of Oxford haben in einem gemeinsamen Projekt alte Quellenbestände erschlossen und erforscht. Darin werden die lange Zeit ungehörten Stimmen von Nonnen im Mittelalter wieder lebendig. Stimmen, die bislang ungekannte Geschichten erzählen und ein neues Bild vom Alltag in mittelalterlichen Frauenklöstern bieten. Die beiden Mediävistinnen haben diese unerhörten Geschichten in einem gemeinsam geschriebenen Buch zusammengetragen. Für uns ein guter Grund, in einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. mehr über die voces feminarum aus der mittelalterlichen Klausur zu erfahren.
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Öl auf Klimt in Wien, Suppe auf van Gogh in London, Kartoffelbrei auf Monet in Potsdam - Klimaktivisten haben vor allem im vergangenen Jahr ihren Protest ins Kunstmuseum hineingetragen. Ziel ihrer Aktionen: Berühmte Kunstwerke verschmutzen. Die Reaktionen auf diese Art des Protestes waren unterschiedlich. Was die einen als Vandalismus bezeichnen, ist anderen angesichts des Klimawandels eine legitime Ausdrucksform gesellschaftlicher Kritik. Wir wollten nun wissen, wie ein Kunsthistoriker das einschätzt. Blutet Prof. Dr. Michael Diers, Emeritus der Hochschule für Bildende Künste Hamburg für Kunst- und Bildgeschichte und Experte für Politische Ikonographie, das Herz, wenn er diese Attacken auf Kunstwerke sieht? Wir haben in zu einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. eingeladen und ihm unsere Fragen gestellt.
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Das Mittelalter gehört in der Alltagskultur Europas zu den populären Epochen der Geschichte. Vorstellungen von einem einst finsteren Mittelalter scheinen dabei der Beliebtheit jener Zeit als Sujet für unterschiedliche Formate und Erzählungen keinen Abbruch zu tun. Im Gegenteil. Ob Historische Romane, Filmserien, Computerspiele oder Ritterkämpfe und Märkte in Burgen - das Mittelalter bietet dafür die erwünschte ästhetische Kulisse und narrative Rahmung. Die Frage, warum das so ist, ist nicht neu. Aber sie wurde noch nicht jedem gestellt, der dazu kompetent etwas sagen könnte. Wir haben sie in einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. dem Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Klaus Oschema von der Universität Bochum gestellt. Dass er demnächst der neue Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris wird, war ein Anreiz mehr, ihn nach Düsseldorf ins Haus der Gerda Henkel Stiftung einzuladen.
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Die Demokratie ist in Gefahr, so heißt es seit vielen Jahren. Vor allem Populisten von rechts und links bedrohten die Demokratie. Gestützt wird diese Annahme unter anderem durch den Aufstieg populistischer Parteien, Bewegungen sowie populistischer Politiker und Politikerinnen insbesondere in Staaten des Westens. Eine Renationalisierung von Politik sei die verhängnisvolle Folge, statt mehr globale Verständigung und Vernetzung erfolge ein Rückfall in überkommene Nationalstaatlichkeit. Der Soziologe und frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln sieht das in seinem neuen Buch anders. Nicht der Bezug auf National- bzw. Einzelstaat gefährde die Demokratie, sondern vielmehr die Verlagerung von politischen Entscheidungen auf die globale Ebene, die sich gegen demokratische Verfahren immunisiere. In einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. haben wir Professor Streeck zu seiner These befragt.
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Was landläufig als Russland bezeichnet wird, war gemessen an seiner Fläche einst das drittgrößte Reich der Weltgeschichte - nach dem Britischen Empire und dem Mongolischen Reich. Seine größte territoriale Ausdehnung erfuhr es um 1900, als es im Westen an das Deutsche Reich und an die Habsburgermonarchie grenzte, im Nordwesten an Schweden und Norwegen, im Süden bis an die Grenzen von Persien und Afghanistan reichte und im Fernen Osten bis an den Pazifik. Heute noch ist die Russländische Föderation das größte Land der Welt. Was aber genau ist Russland? Eine Föderation, wie es der offizielle Titel vorschreibt, ein Vielvölkerreich, wie es unter anderen vom Osteuropahistoriker Prof. Dr. Andreas Kappeler beschrieben wurde, oder ein Imperium bzw. ein Kolonialreich, als das gegenwärtig immer wieder bezeichnet wird, verbunden mit der Forderung es zu dekolonialisieren? Wir haben diese und weitere Fragen Prof. Dr. Jörn Happel, Lehrstuhl für die Geschichte Osteuropas und Ostmitteleuropas der Universität der Bundeswehr Hamburg, gestellt.
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Wer über ökonomische Verhältnisse spricht, greift dabei immer wieder auf ein ganzes Arsenal an Metaphern und Analogien zurück. Da ist von der unsichtbaren Hand die Rede, die in den Marktwettbewerb eingreift, wenn der Konjunkturmotor mal nicht so richtig brummt, um den Wirtschaftskreislauf anzuregen und so zu mehr Wachstum zu kommen, sofern denn die Ertragsquellen ordentlich ausgeschöpft werden, was wiederum zu Übernahmenschlachten, Preisstürzen oder Zinssprüngen führen kann. Was aber, wenn es in der Wirtschaft zu Schockmomenten kommt? Und wenn sich Krisen - nach Marx dem Kapitalismus wesenhaft - ereignen, treten diese dann in Wellen auf? Der Historiker Prof. Dr. Harold James von Princeton University hat über ökonomische Schockmomenten der Moderne ein Buch geschrieben und fragt dabei nach den Folgen von Wirtschaftskrisen für die Globalisierung. Wir wollten wissen, ob solche Schockmomente eine Pendelbewegung zwischen Globalisierung und Deglobalisierung auslösen oder ob das Bild der Verschmelzung bzw. der Fusion das passendere ist.
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Der Begriff Reich wirkt in der heutigen Zeit als etwas Überkommenes. Reiche, das war einmal. Namentlich taucht das Wort in der gegenwärtigen Welt organisierter Herrschaft auch nur noch dreimal auf: Frankreich, Österreich, Vereinigtes Königreich. Das angehängte -reich verweist dabei auf ein Relikt aus früheren Zeiten und unterstreicht zugleich die vermeintliche historische Kontinuität dieser Länder. Andere Reiche sind indes längst untergangen, wie das Perserreich, das Römische Reich und das Byzantinische Reich, oder später das Osmanische Reich, das Habsburgerreich oder das Deutsche Reich. Und dennoch ist der Gedanke an Reiche bis heute nicht verschwunden - im Gegenteil: In Diskursen der jüngeren Gegenwart wird unter Verwendung des lateinischen Begriffs Imperium immer wieder von neoimperialen Politiken gesprochen, so beispielsweise mit Blick auf Russland oder der Türkei. Im Gespräch mit dem Althistoriker Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke stehen Reiche in der Antike im Mittelpunkt, deren Entstehungsbedingungen, Organisation und Ideologien, ein Blick auf aktuelle "Reichsabsichten" bot sich jedoch auch an.
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Die Documenta in Kassel war schon immer mehr als nur eine der bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Sie war von Beginn an eine Veranstaltung, die politisch aufgeladen war und zu gesellschaftlichen Kontroversen führte. Das hat sich bis heute nicht geändert. In den Anfängen bestimmte vor allem der Kalte Krieg das Klima der Documenta: Ist der sozialistische Realismus Kunst oder nur politische Propaganda? Im Mittelpunkt dieser Frage stand vor allem die Kunst in der DDR. Die Kunsthistorikerin Dr. Alexia Pooth hat in einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekt das Verhältnis der Documenta zur DDR erforscht und konnte dabei bislang unberücksichtigtes Material auswerten. Wir haben ihr dazu unsere Fragen gestellt.
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