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  • Man muss es wollen - das wird an diesem Spätnachmittag im April sehr schnell klar. Es ist noch ziemlich frisch draußen auf der Insel Eiswerder im Berliner Bezirk Spandau, aber vor allem die Wassertemperaturen von etwa 14 Grad lassen einen schon beim Gedanken daran erschauern. Lina Pomorin und Torben Günzel aber freuen sich. Die beiden spielen Kanupolo bei den Havelbrüdern, korrekt heißt der Verein KSV Havelbrüder e.V. - im Kanupolo einer der besten Vereine Deutschlands. Die Winterpause ist gerade wieder vorbei, also - Neoprenhosen und -T-shirt an, Schwimmweste drüber, Helm auf, Kanu ins Wasser - und los geht´s!

    Wir dürfen auch gern mit, bieten sie uns an, aber uns ist schon nach Sekunden klar - das kann nur peinlich enden. Vielleicht würden wir im Einer-Kanu nicht gleich umkippen, aber dann auch noch Paddel und Ball und Gegner:innen - da schauen wir lieber zu!

    Kanupolo ist ein rauer Sport. Hier greift man sich gegenseitig mit Booten an, um dem anderen den Ball abzuluchsen. Den wirft oder hält man mit den Händen oder den Paddeln. Der Gegner wird mit dem Boot attackiert, man darf ihn mit den Händen aber auch umschubsen. Die Eskimorolle sollte man also drauf haben!

    Trotzdem verletzt man sich kaum, erzählen Lina und Torben, vielleicht mal ein verstauchter Finger, das war´s aber auch schon. Aber: Es braucht Athletik, Kraft und Technik! Und schwimmen können muss man natürlich auch.

    Alle paar Minuten schöpfen die Spielerinnen und Spieler Wasser aus ihrem Boot. Kalt ist ihnen trotzdem nicht, während sie mit ihren Booten durchs Wasser cruisen. Man merkt: Hier sind Freunde unterwegs, die viel Spaß haben bei ihrem Sport. Allein drei Geschwisterpaare sind seit Jahren bei den Havelbrüder-Männern, die im letzten Jahr wieder einmal deutscher Meister geworden sind. Torben spielt bereits in der 3. Generation Kanupolo, sein Großvater war bereits Spieler und Trainer, sein Vater coacht die Mannschaft. Und mit René Kirchhoff, der seit seiner Kindheit bei den Havelbrüdern spielt, haben sie sogar den besten Kanupolo-Torwart der Welt!

    Auch die Frauen spielen in diesem Jahr wieder Bundesliga, sogar eine Europameisterin spielt hier im Kader. Doch mit dem weiblichen Nachwuchs gibt es ein Problem, seufzt Lina: Bei einem Girls Day, den sie mal gemacht haben, blieb am Ende nur ein Mädchen beim Verein - aber acht Jungen!

    Doch auch für sie sind die Hürden hoch. Nicht nur, weil es eine ganze Weile dauert, bis man Kanupolo beherrscht, wenn man nicht gerade wie Torben quasi im Boot geboren wurde. Der Sport ist teuer. Ein Boot kostet schon mal 2500 bis 3000 Euro, Paddel dann auch nochmal 300 Euro, der Helm ungefähr genauso viel, hinzu kommen Kleidung, Wasserschuhe und einiges mehr. Und Kanupolo ist zeitintensiv: Man muss nicht nur regelmäßig bis zu fünf Mal die Woche trainieren, man ist auch ständig unterwegs. Zwar wird die Bundesliga nicht wie beim Fußball wöchentlich sondern in Form von Turnieren gespielt - aber dafür muss man dann ganz schön weit fahren.

    Trotzdem - Lina und Torben möchten es nicht missen. Sie genießen es, auf dem zauberhaften Gelände ihres Vereins zu sein. Und wenn sie grad nicht auf dem Wasser sind, dann wird halt gegrillt, die Boote gepflegt oder einfach nur gechillt. Man muss diesen Sport lieben - die beiden tun es auf jeden Fall!

    https://ksvh.de/

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kanupolo

    https://www.ardmediathek.de/video/mittagsmagazin/kontaktaktiver-sport-deutschland-dominiert-kanupolo/das-erste/Y3JpZDovL3Nwb3J0c2NoYXUuZGUvNTI3MWYzNTgtN2QwZC00Y2E5LTg5ZmMtNjMzYTBlYzEyZmY0

  • Diesmal haben wir uns mal wieder sehr früh auf den Weg gemacht - und treffen um 7 Uhr morgens den Mann, dessen Verband in Berlin in punkto Schwimmen alles zusammenhält: Manuel Kopitz, seit immerhin schon 25 Jahren Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands (BSV).
    Der BSV kümmert sich um zahlreiche Bereiche, nicht nur ums Schwimmen, sondern auch um Wasserball, Wasserspringen, Paraschwimmen, Synchronschwimmen, Schulschwimmen, um den Leistungs - und den Breitensport, um Vereine, Trainerausbildungen, ums Ehrenamt und vieles andere mehr. Gerade das mache die Arbeit so spannend, sagt Manuel Kopitz, während wir uns fragen, wie man das alles unter einen Hut bringen kann.
    Martin Kopitz war früher selber Leistungsschwimmer, war auf einer Sportschule und hat danach BWL, Sport und Management in Leipzig studiert und nebenbei auch seine Trainerlizenz erworben. Er weiß also, wovon er spricht, wenn es ums Schwimmen geht - und sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammenzubringen, damit was vorangeht.
    Zusammen mit Henrick Fritz hat er die Schwimmlernkonzeption "swim to go" entwickelt, einen Leitfaden für Schwimmlehrer:innen, der genau aufdröselt, welche Schritte man bei der Schwimmausbildung gehen sollte - je nachdem, ob man den Menschen als Erstes Brustschwimmen oder Kraul-/Rückenschwimmen beibringt.
    Vor allem aber beschäftigt Manuel Kopitz, wie man das Schwimmen in Berlin für alle gut möglich machen kann - egal, ob es sich um Anfänger, Hobbyschwimmer:innen oder Profis handelt. Denn sie alle brauchen Wasserflächen - und die sind bekanntlich knapp in Berlin, obwohl es hier so viele Schwimmbäder gibt. Aber eben auch sehr viele Menschen, die sie auf unterschiedliche Art und Weise nutzen wollen.
    Mindestens 50 Prozent der Wasserfläche muss für die Öffentlichkeit vorgehalten werden, so sieht es die Nutzungssatzung der Berliner Bäderbetriebe vor. Und deshalb muss gerechnet und verhandelt werden, wann denn die Vereine und Schulen reindürfen. Und welche Fläche sie dann nutzen können. Und das ist ausgesprochen schwierig.
    Manuel Kopitz hat ein plastisches Beispiel parat: "Sie wissen, es gibt Bäder mit 25-Meter-Becken und Bäder mit 50-Meter-Becken. Man kann sagen, eine 25-Meter-Bahn ist mit 7 Schwimmer:innen gut ausgelastet. Das heißt aber nicht, dass auf einer 50-Meter-Bahn 14 Menschen schwimmen können!"
    Kein Wunder, dass 50-Meter-Becken in Berlin sehr oft geteilt werden. Und dann gibt es in Schwimmhallen immer die Schokoladenzeit, erzählt Kopitz - nämlich dann, wenn alle wollen: Die Vereine dürfen erst ab 16 Uhr in die Bäder - dann will aber auch die breite Öffentlichkeit gern ins Wasser. "Die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr könnten wir drei- bis vierfach belegen!", sagt Kopitz.
    Weiteres Problem: Rettungsschwimmer:innen dürfen in Berlin, anders als beispielsweise in NRW, nur vom DLRG ausgebildet werden. Ein Nadelöhr. Zu wenig Ausbilder:innen, zu wenig Plätze. Dürften Vereine Rettungsschwimmer:innen ausbilden, gäbe es vermutlich sehr viel mehr.
    In Freiwasserschwimmen und -wettkämpfe wie im Strandbad Plötzensee wird der Berliner Schwimmverband auf jeden Fall weiter investieren. Und auch der Leistungssport bleibt extrem wichtig. So früh wie möglich sollen Schwimmer:innen gesichtet werden, um sie dann im Schul- und Leistungssportzentrum Hohenschönhausen weiter zu fördern. Allerdings - auch hier gibt es Engpässe. Denn im Hochleistungssport ist eine 50-Meter-Bahn mit zwei Schwimmer:innen schon gut belegt.
    Mit seinen 70 Vereinen und fast 30.000 Mitgliedern stößt der Berliner Schwimmverband angesichts der vorhandenen Wasserflächen immer wieder an seine Grenzen.
    Trotzdem - wir haben mal wieder viel gelernt. Dass es im Stadtbad Mitte eine Strömung gibt, weshalb die Synchronschwimmer:innen hier nicht gut trainieren können. Dass man beim Schwimmen lernen auch mit Delphin anfangen kann. Und dass es demnächst Wassergewöhnungskurse auch in Berliner Kitas geben soll.
    https://www.berliner-schwimm-verband.de/

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  • Heute sprechen wir mit einem Schwimmer, der uns schon vorher, währenddessen und auch danach außerordentlich beeindruckt hat: Mohammad Shaban ist Syrer und lebt seit 2016 in Deutschland. Während seiner Flucht, im Schlauchboot zwischen der Türkei und Griechenland, hat er etwas gesehen, was er nie vergessen wird und was fortan der wichtigste Antrieb seines Handelns werden soll - die Angst in den Augen der anderen Insassen. Weil sie nicht schwimmen können. Nicht wissen, ob sie den Weg über das offene Meer überleben werden. Darunter auch sein bester Freund.
    Mohammad selbst hat mit vier Jahren das Schwimmen gelernt, sein Vater hat es ihm damals beigebracht. Während der Fahrt mit dem Schlauchboot nimmt er sich vor: Ich will in Zukunft anderen Menschen das Schwimmen beibringen. Damit sie niemals solch eine Angst vorm Wasser haben müssen!
    Doch erstmal landet Mohammad in Augsburg, lernt deutsch, freundet sich mit einer Augsburger Familie an, die ihm beibringt, wie die Deutschen so ticken und was alles wichtig ist in Sachen deutscher Kultur und deutscher Mentalität. Doch dann hört er eines Tages von dem bundesweit einzigartigen Berliner Projekt SPORTBUNT. Menschen mit Fluchthintergrund können hier einen Trainerschein machen, auch einen Schwimmtrainerschein.
    Für Mohammad ist klar: Das will er machen, er muss nach Berlin. Also verlässt er 2019 Augsburg, zieht in die Hauptstadt, lebt zunächst mit mehreren Menschen in einem Zimmer, zieht von Unterkunft zu WG, bis er eines Tages tatsächlich eine kleine Wohnung findet. Viel wichtiger ist für ihn ohnehin etwas anderes: Anderen Menschen das Schwimmen beibringen.
    Durch SPORTBUNT macht er seinen Trainerschein, wird zudem Rettungsschwimmer und arbeitet bald darauf in einem der zu Coronazeiten eingerichteten Schulschwimmzentren. Alle, die ihn dort bei seiner Arbeit mit den Kindern beobachten, geraten sofort ins Schwärmen - denn der 35jährige Syrer hat eine ganz besondere Gabe: Er kann den Kindern die Angst nehmen. Mit Mohammad trauen sich alle ins Wasser. Weil er den Kindern auf Augenhöhe begegnet. Und manchmal auch, weil er ihre Sprache spricht.
    Die deutsche Sprache hat er durchs Schwimmen auch noch viel besser gelernt - wenn ihm auch Worte wie "Seepferdchen" oder "Poolnudel" erst einmal ein ziemliches Rätsel waren. Manchmal tauscht er mit den Kindern auch die Rolle - und er ist der Schüler, der noch besser deutsch lernen will und die Kinder seine Lehrer.
    Mittlerweile ist Mohammad selbst Trainerschein-Ausbilder und angestellt beim Berliner Schwimmverband. Sein Traum ist es, eines Tages als Schwimmlehrer an einer Schule angestellt zu sein.
    Und was ihn besonders freut: Alle Menschen auf dem Schlauchboot damals haben überlebt. Sein Freund besucht ihn mittlerweile regelmäßig in Berlin. Und dann gehen sie gemeinsam schwimmen.

  • Sie wollte an 1000 Tagen hintereinander schwimmen gehen - mittlerweile sind es weit mehr geworden. Für Petra Hünnebeck ist ein Tag nicht mehr vorstellbar, an dem sie nicht wenigstens einmal im Wasser war. See oder Becken - fast egal.
    Aber eben dann doch nicht ganz. Denn obwohl ihr der See anfangs nicht sonderlich geheuer war - was zumindest eine von uns sehr gut nachvollziehen kann - ist Petra mittlerweile lieber in offenen Gewässern unterwegs. Hier erlebt sie traumhafte Sonnenuntergänge, angriffslustige Schwäne oder schneebedeckte Ufer - Erfahrungen, die sie jeden Tag auf Instagram teilt.
    Aufenommen mit einer GoPro, die sie an einer Boje hinter sich herzieht - eine Idee, die sie von einem bayrischen Anästhesisten übernommen hat. "Der war genauso verrückt wie ich!"
    Ihr Auto ist eine fahrende Umkleidekabine mit unzähligen Badeanzügen, Bikinis, Badekappen, Schwimmbrillen und Handtüchern, sodass sie jederzeit abtauchen kann. Am liebsten morgens früh, wenn es langsam hell wird. Eisschwimmen hat es ihr seit Corona besonders angetan. Dann will sie aber nicht in erster Linie Strecke machen - sondern vor allem das Wasser genießen.
    Ansonsten legt sie aber auch mal 12 bis 15 Kilometer zurück - mit Lust auf mehr. Dazu gehört für sie auch ein Trainingsprogramm - "sonst komme ich ja nicht weiter!", das sie aber meist in der Halle absolviert. Immer so, dass die Lehrerin rechtzeitig zum Unterricht wieder trocken ist - ihre Schüler:innen und Kolleg:innen kennen das schon, dass sie morgens immer mit nassen Haaren kommt.
    Für ihre Sicherheit im See sorgt sie, in dem sie immer am Ufer entlang schwimmt - "sodass ich mich ohne Probleme retten kann". Und auch wenn sie es immer noch nicht schön findet, wenn Wasserpflanzen oder anderes Grünzeug ihren Körper berühren - sie hat sich daran gewöhnt. "Und Schlingpflanzen gibt es in Deutschland nicht!"
    Die 1000 Tage hat sie mittlerweile längst überschritten - aufhören will die 55jährige deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Sie hat schon ihre nächsten Ziele vor Augen: Eine mehr als 30 Kilometer lange Strecke im Sommer zum Beispiel - oder auch mal alle über 60 Berliner Bäder durchschwimmen.
    https://www.instagram.com/peti.goes.swim/


  • Sport für Menschen mit Fluchterfahrung - das ist die Mission von Sandra Kilbert und ihrem Team bei SPORTBUNT. Im Rahmen des Berliner Masterplans Integration und Sicherheit, so heißt es auf ihrer Webseite, soll mit dem Projekt „SPORTBUNT – Vereine leben Vielfalt“ die Integration im und durch Sport ermöglicht werden. Und natürlich werden hier auch Schwimmlehrer:innen ausgebildet - im aktuellen Jahrgang immerhin 20 Menschen, 12 Männer und 8 Frauen.
    Ausgebildet werden sie zu Schulschwimmtrainer:innen - eine Initiative, die infolge von Corona 2021 entstanden ist. Weil die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen konnten, in dieser Zeit rapide angestiegen ist, wurden so genannte Schulschwimm-Zentren in Berlin gegründet. Und die bei SPORTBUNT ausgebildeten Schwimmtrainer:innen mit Fluchterfahrung unterstützen dort die Lehrerinnen und Lehrer dabei, den Kindern das Schwimmen beizubringen.
    Menschen zu finden, die Lust dazu haben, sei überhaupt nicht schwierig, erzählt Sandra. SPORTBUNT hat bereits seit 2017 fast 300 Menschen mit Fluchterfahrung zu Übungsleitern mit C-Lizenz im Breitensport aus, das ist für alle die Basis. Und dann kann man sich weiterqualifizieren - zum Beispiel zum Schulschwimmtrainer.
    Es gibt allerdings auch so genannte Quereinsteiger - die gleich die Ausbildung zum Schwimmtrainer machen. Weil sie beispielsweise schon in ihrer Heimat als Schwimmlehrer gearbeitet haben oder dort geschwommen sind. SPORTBUNT geht auch in die Unterkünfte, um gezielt nach Interessierten zu suchen oder macht Veranstaltungen, wie beispielsweise das jährliche Sportfest der Willkommensklassen.
    Wer Schulschwimmtrainer:in werden will, muss allerdings sehr gute Sprachkenntnisse haben, denn eine Übersetzung gibt es bei der Ausbildung nicht. Trotzdem ist das Interesse der Geflüchteten mittlerweile so groß, dass es Wartelisten gibt. Sie kommen aus dem Libanon, Syrien, der Ukraine, Afghanistan, Nigeria und aus vielen Ländern mehr - und alle sind in den Jahren seit 2015 nach Deutschland gekommen. Manche sind erst seit 6 Monaten hier, andere schon acht Jahre. Für die Vereine und Schulschwimmzentren ein großer Gewinn! Denn viele Kinder, die traumatische Erfahrungen hinter sich haben, tun sich leichter ins Wasser zu gehen, wenn der Trainer oder die Trainerin ihre Muttersprache spricht.
    Ziel der Ausbildungen bei SPORTBUNT ist möglichst eine Festanstellung. In einem Schulschwimmzentrum, bei den Berliner Bäderbetrieben oder einem Verein, je nach Bedarf und Möglichkeiten. Von den rund 60 bislang ausgebildeten Schwimmtrainer:innen sind 5 fest bei den Berliner Bäderbetrieben angestellt worden, andere wurden an Schulen angestellt oder arbeiten in Vereinen.
    SPORTBUNT hilft Menschen mit Fluchterfahrung übrigens auch bei der Suche nach einem passenden Verein, wenn sie einfach nur Sport machen wollen - und zwar egal in welcher Sportart..
    Gefördert wird SPORTBUNT vom Berliner Senat. Entstanden ist die Idee 2015, als sehr viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Und das nächste Sportfest für Berliner Willkommensklassen findet voraussichtlich am 9. Juli statt.
    https://sportbunt.de/
    https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/sportangebote/details/angebot/show/schwimmen/
    https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/
    https://sportbunt.de/de/aktuelles/news/details/artikel/sportfest-fuer-willkommensklassen-der-berliner-schulen/
    https://www.lsb-berlin.de/

  • Die Seepferdchen-Prüfung hat Daniel Weißhoff als Kind nicht auf Anhieb geschafft. Nicht, weil er nicht schwimmen konnte. Sondern weil er schon damals den Kopf lieber unter Wasser hielt. Als Grundschüler tauchte er 38 Meter ohne Flossen, als Jugendlicher dann sogar 83 Meter. Heute kann er über sechseinhalb Minuten ohne Luft zu holen unter Wasser bleiben - und im Januar 2024 stellte er einen neuen Weltrekord auf:
    Beim Freedive Everesting in Siegburg tauchte Daniel Weißhoff 222mal 20 Meter tief runter und wieder rauf - und schaffte so unter 13 Stunden eine Strecke von 8880 Metern!
    Wir halten auch schon die Luft an vor lauter Ehrfurcht. Aber der Vater von drei Kindern ist ein total netter Typ. Bis Mitte 20 habe er keine Ahnung davon gehabt, erzählt er, dass Apnoe-Tauchen - auch Free-Diving genannt - eine eigene Sportart ist und er offenbar ein ganz besonderes Talent dafür hat. Davor hat er schwimmerischen Fünfkampf gemacht, also 100 Meter, 2x50 Meter, 25 Meter Tauchen und zwei Kunstsprünge vom Einer oder Dreier. Aber die Trainingsgruppe löste sich auf und Daniel entschloss sich, das zu tun, was ihm am meisten Spaß macht - und trat in den Berliner Tauchsportclub ein.
    Am Anfang tauchte er vor allem im Pool. Mittlerweile liebt er es, so lange wie möglich am Grund eines Sees auszuharren. Die Stille. Die Dunkelheit. Einfach nur für sich sein.
    Und dabei gleichzeitig zu wissen, dass er noch lange genug die Luft anhalten kann, um in aller Ruhe wieder an die Oberfläche zurücktauchen zu können. Ganz ungefährlich ist das nicht. Der Druckausgleich muss geübt sein, damit die Lunge nicht kollabiert.
    Daniels Erfahrung: Je ruhiger er wird, desto besser ist seine Leistung. Und damit wir uns das noch besser vorstellen können, nimmt er uns einfach mal auf einen Tauchgang mit. Theoretisch natürlich, denn wir können gerade mal ne gute Minute die Luft anhalten. ÜBER Wasser.
    Aber länger Luft anhalten kann man lernen, sagt Daniel und gibt uns gleich mal ein paar Übungen mit: Zum Beispiel abends im Bett zwei bis drei Minuten entspannen, ohne auf die Atmung zu achten. Dann zwei-, dreimal ein bisschen tiefer einatmen, Luft holen und dann entspannt die Luft anhalten, solange man kann. Pro Abend drei Durchgänge - und jeweils bei Durchgang zwei und drei versuchen, fünf bis zehn Sekunden länger die Luft anzuhalten. "So mancher ist überrascht, was man da schon nach wenigen Tagen schaffen kann", sagt Daniel.
    Wir haben es noch nicht ausprobiert, aber Daniel muss es wissen. Denn in seiner Tauchschule bringt er auch anderen das (länger) Tauchen bei. Mittlerweile, sagt er, sei Apnoe-Tauchen fast schon zu einem Trendsport geworden. Früher kannte man sich in Berlin untereinander, heute seien hier dann doch schon mehrere hundert ohne Sauerstoffflaschen unter Wasser unterwegs. Um mit wenig Equipment die Ruhe der Natur zu genießen.
    https://www.freediving-center-germany.de/team/daniel-weisshoff/
    https://www.youtube.com/watch?v=92g5qO_JWS4
    https://unterwasserwelt.de/222-mal-auf-20-meter-tiefe-getaucht-rhr-weltrekord-im-freedive-everesting-von-daniel-weisshoff-im-d4l/

  • Die Chlorsängerinnen sind auf Betriebsausflug! Wir fahren nach Hamburg. Denn dort gibt es Ganzjahresfreibäder. Also Schwimmbäder, in denen man das ganze Jahr über drinnen UND draußen schwimmen kann! Begeistert machen wir uns an einem Samstag im Februar - Außentemperatur 7 Grad - morgens um 6:30 Uhr auf den Weg.
    Als erstes nach Rahlstedt, in Hamburgs jüngstest Ganzjahresbad. Das Hallenbad mit seinem 25-Meter-Becken gibt es schon viele Jahre. Seit 2021 hat es auch ein Außenbecken, ebenfalls 25 Meter lang und mit einer Wassertemperatur von 28 Grad einfach nur herrlich an diesem Morgen! Wir teilen uns das Becken mit nur einem anderen Schwimmer und sind regelrecht geflasht, als wir aus dem Wasser steigen. Allerdings: Nicht alle sind begeistert: Um das Ganzjahresfreibad möglich zu machen, wurde an anderer Stelle ein Sommerbad geschlossen, das Grundstück verkauft. Da das Bad in Rahlstedt weit weniger Außenfläche hat, ist es im Sommer hier ganz schön eng, hören wir. Das gefällt nicht jedem.
    Wir fahren weiter, nach Eppendorf, ins Holthusen-Bad. 1914 eröffnet ist es eines der ältesten Bäder der Hansestadt. Und scheinbar das Lieblingsbad vieler Hamburger Familien! Mit Therme und Wellenbad, in das auch wir uns erstmal stürzen - herrlich!
    Draußen dann - wie in Rahlstedt mit einer Schleuse verbunden - ein dampfendes 25-Meter-Becken, Wassertemperatur 25 Grad. Kostet uns null Überwindung - und die überaus freundliche Schwimmmeisterin macht sogar schnell noch ein paar Beweisfotos von uns.
    Nach dem Schwimmen treffen wir uns mit Karin Hopert, sie ist Leiterin der strategischen Angebotsentwicklung im Hamburger Bäderland und sichtlich stolz auf das Hamburger Bäderangebot - den deutlich höheren Preis als in Berlin findet sie durchaus gerechtfertigt. 7,50 Euro für die Einzelkarte, die in manchen Bädern nur für anderthalb Stunden gilt - ein Besuch im Kino koste mehr, findet sie. Außerdem gäbe es viele Ermäßigungsangebote.
    Es gibt auch Überlegungen, die großen Außenanlagen der Hamburger Sommerbäder ganzjährig zu nutzen - das wurde bislang allerdings als zu riskant bewertet, so Karin Hopert. Die großen Becken seien im Winter nicht nutzbar, das Wasser müsse aber drinbleiben, damit es nicht zu Frostschäden kommt. Und da könnte dann jemand reinfallen, das sei zu gefährlich. Und Zäune keine Option.
    Unsere Beobachtung, dass man in Hamburg seine Schuhe nicht vor der Umkleide ausziehen muss, nimmt sie mit Verwunderung zur Kenntnis. Das Berliner Modell - Schuhe aus! - sei in Hamburg nicht vorstellbar. Sichtbar stolz ist sie aber auf die längeren Öffnungszeiten - mitunter sogar bis 24 Uhr! Und auch im Sommer haben manche Bäder deutlich länger als bis 20 Uhr geöffnet.
    Wir freuen uns sehr, dass sie sich für uns an einem Samstag Zeit genommen hat - und ziehen weiter in die Schwimmoper. Dort gibt es zwar kein Außenbecken mehr - aber die frisch sanierte Alsterschwimmhalle ist ein Wunderwerk der Superlative! Sechs Schwimmbecken, darunter ein 50x25-Meter-Becken, ein 25-Meter-Becken, ein Sprungturm mit 3 und 5 Metern, ein Entspannungsbecken, von dem man aus einen Rundumblick in die Halle hat, eine Saunalandschaft und vieles mehr. Nachdem wir auch dort unser Bahnen gezogen haben, sind wir erschöpft - aber glücklich!
    Unser Fazit:
    Ganzjahreschwimmbäder sind großartig - die wollen wir auch in Berlin!
    Föhne sind in Hamburg umsonst - das ist super.
    Und noch eins fanden wir richtig gut: In Hamburg kann man auf der Webseite des Bäderlands nachschauen, welche Bahnen belegt und welche frei sind. Das ist ein toller Service, weil man dann weiß, wieviel Platz für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. In Berlin heißt es immer nur „eingeschränkte Wasserfläche“. Und keiner weiß, was das genau bedeutet.
    https://www.baederland.de/
    https://www.baederland.de/baeder/ganzjahresfreibaeder/
    https://www.baederland.de/baeder/standorte/familienbad-rahlstedt/
    https://www.baederland.de/baeder/standorte/holthusenbad/
    https://www.baederland.de/baeder/standorte/alsterschwimmhalle/






  • Marina Sylla, Manuel Heck und die anderen von Pool Potentials haben eine Vision: Sie wollen die Berliner Sommerbäder das ganze Jahr über nutzbar machen! Entstanden ist die Idee während ihre Architekturstudiums. Denn rund zwei Drittel des Jahres sind die Flächen der Sommerbäder ungenutzt - also rund 500.000 Quadratmeter, die man doch eigentlich auch anders nutzen könnte: Für Spaziergänge, Werkstätten, Theateraufführungen oder Märkte - und vielleicht sogar auch zum Schwimmen im Frühjahr, Herbst oder Winter! Und das möglichst gemeinwohlorientiert.
    Eine von uns ist sofort elektrisiert, die andere bleibt skeptisch: Und dann zertrampeln die den ganzen Rasen, der im Sommer ohnehin schon ganz schön leiden muss? Aber natürlich haben Marina und Manuel auch dafür schon Ideen. Und die haben sie sich nicht allein ausgedacht, sondern Umfragen unter Menschen gemacht, die die Schwimmbäder im Sommer besuchen. Und festgestellt: Mit dem Berliner Prinzenbad könnte man doch schon mal anfangen, konkret zu werden!
    Denn in Kreuzberg ist der Bedarf an Freiflächen besonders hoch - einfach weil es hier nicht viele gibt. Und weil hier sehr viele Menschen auf engem Raum zusammenwohnen. Also wurde die Nachbarschaft rund um das Prinzenbad zusammengetrommelt und gemeinsam in einer Projektwerkstatt ganz konkrete Vorschläge erarbeitet.
    Die Umsetzung ist jedoch nicht einfach, auch wenn das Interesse des Bezirks, des Senats und auch der Bäderbetriebe durchaus da ist. Trotzdem: Es gilt viele Fragen zu klären: Wie kann man die Ideen finanzieren? Wie sorgt man für Sicherheit, dass keiner ins mit Wasser befüllte Becken fällt? Denn das muss im Winter drin bleiben, damit die Rohre nicht zufrieren, ist aber nach jetzigem Stand zum Schwimmen nicht geeignet.
    Trotzdem wollen Marina und Manuel nicht so schnell aufgeben. Eine erste Maßnahme ist für Ende 2024 bereits geplant. Was genau - das wollen sie noch nicht verraten. Aber wir schauen es uns dann an - versprochen!
    https://poolpotentials.de/


  • Sie kam eigentlich eher durch Zufall zu ihrem Job: In Spandau zog Annika Gellert mit ihrer kleinen Familie zufällig in das Haus neben den Leiter des Schwimmbads im Sport Centrum Siemensstadt. Und der kriegte schnell mit, dass sie aus dem Leistungssport kommt. Also fragte er sie mal eben über den Gartenzaun, ob sie nicht Lust hätte Schwimmkurse zu geben.
    Und das hat ihr von Anfang an totalen Spaß gemacht. Dabei hatte Annika nach dem Ende ihrer aktiven Zeit jahrelang einen großen Bogen um jedes Schwimmbecken gemacht. Erst während der Schwangerschaft mit ihrer Tochter entdeckte sie die Bewegung im Wasser neu. Mittlerweile ist sie die Leiterin der Schwimmschule mit insgesamt 26 Trainern und Trainerinnen.
    Die Schule ist Teil des Berliner Sport Centrums Siemensstadt, an die praktischerweise auch der Verein SC Siemensstadt angegliedert ist. Sollte sich also schon während der ersten Schwimmkurse herausstellen, dass da ein kleiner Welbrock oder eine kleine Köhler heranwächst, kann es danach gleich im Verein weitergehen.
    Die gute Nachricht: Es gibt praktisch keine Wartezeit in der Schwimmschule von Annika Gellert. Allerdings kosten die Kurse auch etwa doppelt so viel wie bei den Berliner Bäderbetrieben oder in einem Verein - dafür wird hier pro Kurs ein Vierteljahr lang zweimal die Woche geübt.
    Schwimmen lernen können im SCS nicht nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene, Anfänger und Fortgeschrittene. Da war dann auch mal ein 83jähriger dabei, der sich auf Drängen seiner Kinder entschlossen hatte, doch noch schwimmen zu lernen, erzählt Annika. Und nach einem halben Jahr konnte er tatsächlich die Seepferdchenprüfung ablegen!
    Oft sind es aber auch Zugewanderte, die nie Schwimmunterricht hatten, die zu ihr kommen. Oder Menschen, die sich in der Schule durchgemogelt haben und jetzt doch richtig schwimmen können wollen - mit ihren Kindern zum Beispiel. Trotzdem haben gerade Erwachsene im Wasser erstmal sehr große Angst. Anke Gellerts Rezept: Ganz viel reden! Damit sie irgendwann Vertrauen fassen. Und: Alle Trainer gehen mit ins Wasser. Und sind somit sofort greifbar.
    Auch Menschen mit Beeinträchtigungen sind hier willkommen, das Programm nennt sich SchwaP. Die Idee entstand, weil Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oft eine andere, intensivere Betreuung brauchen. Die SchwaP-Trainerin hat deshalb eine zusätzlichen Rehaschein und Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen. Es gibt zudem einen Lifter, einen Nass-Rollstuhl und Umkleiden extra für Rollstuhlfahrer:innen.
    SchwaP ist in dem Sinne kein Kurs, sondern bei SchwaP wird man Mitglied. Kinder sind hier genauso zu finden wie Menschen über 60. Allerdings: Für SchwaP gibt es lange Wartezeiten. Denn Trainer in diesem Bereich sind rar.
    Doch auch die anderen Schwimmtrainer sind heiß umworben. Bei Annika Gellert sind allerdings viele Trainer aktiv, die selber hier schwimmen gelernt haben. Annika Gellert setzt weiter auf dieses Konzept - und bietet Schwimmschüler:innen Unterstützung dabei an, selber mal Trainer:innen zu werden.
    Im Sommer macht die Schwimmschule regelmäßig Camps, in denen Kinder ab Seepferdchen-Niveau den ganzen Tag schwimmen können. Viele gehen danach mit dem nächsten Schwimmabzeichen nach Hause. Ab Mai lohnt es sich für alle Interessierte, mal auf die Webseite zu schauen!
    https://www.scs-berlin.de/uber-uns/team/schwimmbad/
    https://www.schwimmen-berlin.de/schwap/

  • Heute sind wir an einem Ort, wo man Kalorien abbauen kann - wenn man schwimmen geht - oder sich welche zuführen: Im Restaurant „Seepferdchen“, dem Bistro im Berliner Kombibad Seestraße. Zu Gast bei uns ist der Chef, Ersan Gümüsboga, der das Bistro nicht nur jetzt im Winter betreibt, sondern auch im Sommer die zahllosen hungrigen Badegäste mit Pommes, Cola und anderen Snacks versorgt.Seit 20 Jahren macht Ersan das jetzt schon - und das offenbar immer noch gern. Schließlich könne er hier in Badelatschen zur Arbeit gehen, scherzt er, und im Gegensatz zu seinem früheren Job in einem Moabiter Zeitungsladen muss der gelernte Schweißer und Schlosser auch nicht so früh aufstehen. Ohne Frage trotzdem ein hartes Geschäft, dem er da nachgeht, auch wenn Ersan einen sehr entspannten Eindruck macht. Im Winter läuft das Ganze recht gut, erzählt er, von 11 bis 20 Uhr (am Wochenende 10-17 Uhr) sind mehr oder weniger immer Gäste da, die sich nach oder vor dem Schwimmen nochmal stärken wollen. Und: In den Wintermonaten kann man den Laden am Wochenende abends auch mieten - für ein Geburtstags-, Weihnachts- oder Hochzeitsfest oder was immer man zu feiern hat, 90 bis 100 Gäste haben hier locker Platz. Und das Ambiente ist besonders für Schwimmliebhaber:innen großartig: Die Längswand des Bistros ist aus Glas, während unseres Gesprächs schauen wir auf die Nichtschwimmer, direkt dahinter das 50-Meter-Becken, so sind wir fast mittendrin in der Schwimmhalle. Für uns jedenfalls eine herrliche Aussicht!Der Winter ist für Ersan Erholung. Im Sommer dagegen kommen bis zu 12.000 Menschen an einem Tag ins Freibad Seestraße - und fast alle sind hungrig. Da hilft nur: ruhig bleiben, sagt der Chef und schmunzelt. Natürlich sei das stressig und laut, und manchmal gehe es auch etwas rabiat zu, vor allem, wenn die Leute in der Hitze mal länger warten müssen - aber dass im Freibad ständig Randale sei, wie es im letzten Sommer mal wieder hieß, kann er nicht bestätigen.Dabei liegt das Schwimmbad mitten im Wedding und ähnlich wie in Neukölln sind auch hier sehr viele Jugendliche zu Gast, bei denen das Testosteron immer mal wieder in die Höhe schießt. Und doch liest man praktisch nie von Auseinandersetzungen im Schwimmbad an der Seestraße. Ob das auch an Ersan liegt, der seine Pappenheimer genau kennt und weiß, wie er mit ihnen umgehen muss - das würde der türkeistämmige Bistro-Chef so nie behaupten. Er weiß einfach, dass besonders muslimische Jungs ihm mit großem Respekt begegnen - weil er selber Muslim ist. Ersan-Abi eben. Und er kann auch nicht bestätigen, dass es in den letzten Jahren schlimmer geworden sei, die Jugendlichen schlechter erzogen oder brutaler. „Starke Affen“, wie Ersan sie nennt, habe es früher genauso gegeben wie heute. Mit 18, 19 kämen sie dann langsam zu Vernunft. Daran habe sich nach seiner Erfahrung nichts geändert. Und vieles werde einfach völlig überzogen dargestellt - und meist gar nicht so wild.Ersan hat viele Menschen im Schwimmbad aufwachsen sehen und freut sich über jeden, der auch als Erwachsener noch kommt. „Das ist eine Gemeinschaft, man kennt sich einfach. Fast wie eine Familie.“ Selber schwimmen geht er allerdings selten - leider, wie er sagt. Aber auch da bleibt er entspannt.https://www.spacebase.com/de/venue/restaurant-seepferdchen-berlin-restaurant-seepferdchen/https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-hallenbad/https://www.berlinerbaeder.de/baeder/detail/kombibad-seestrasse-sommerbad/

  • Fünf der Ocean´s Seven hat er bereits geschafft - als Extremschwimmer würde sich Matthias Kaßner trotzdem nicht bezeichnen. Er mag es lieber, Marathonschwimmer genannt zu werden.
    In der Küche seiner Neuköllner Wohnung hängen zahlreiche Urkunden seiner Erfolge: Die Straße von Gibraltar war die erste Meerenge, die er überwunden hat und danach folgten viele weitere Abenteuer.
    Angefangen hat alles, als er vor Jahren beim Berliner Müggelseeschwimmen das Freiwasser für sich entdeckt hat. Vor allem längere Strecken haben es ihm angetan. Die 16 Kilometer lange Straße von Gibraltar war 2010 sein erstes Soloschwimmen - und das erste durch´s offene Meer. Danach konnte Kaßner nicht mehr aufhören.
    Oft war seine Frau Ina im Beiboot dabei - allerdings hat Matthias schon manchmal ein schlechtes Gewissen, was er ihr so alles zugemutet hat. Denn so hat sie immer hautnah mitbekommen, wenn es ihm nicht gut ging. Zum Beispiel im 33 Kilometer langen North Chanel zwischen Irland und Schottland, bei 13 Grad Wassertemperatur und 10 Grad Lufttemperatur nur in Badehose. Am Ende war er so erschöpft, dass er an der felsigen Küste nicht an Land kam und sich diverse Schrammen zuzog.
    Der Kapitän hat ihn dann ins Boot geholt, das Schwimmen war überstanden - aber die Geschichte noch nicht zuende: Denn plötzlich, Stunden später, hustet Matthias Blut. Im Krankenhaus heißt es dann, er habe sich eine Lungenentzündung zugezogen. Eine Behandlung mit Antibiotika schlägt glücklicherweise gleich an.
    Solche Erfahrungen sind extrem, auch für die Angehörigen - aber trotzdem würde Matthias nie darauf verzichten wollen. Er liebt es, im Freiwasser zu schwimmen, Trainingscamps zu absolvieren, Menschen auf der ganzen Welt kennenzulernen und so neue Freunde zu gewinnen. Und auch die Naturerlebnisse sind für ihn immer wieder atemberaubend. Oder einfach die Aussicht - wie bei seinem Schwimmen rund um Manhattan.
    Was ganz Besonderes war die 30 Kilometer lange Tsugaru Strait in Japan für ihn. Das erste Schwimmen der Ocean´s Seven, was er nicht auf Anhieb geschafft hat. 7000 Euro kostete allein der Wettkampf, ohne Anreise und Übernachtung - deshalb wollte Matthias es trotz Bronchitis unbedingt schaffen. Aber das Meer ist tückisch an dieser Stelle, es gibt nicht nur Haie, sondern eine sehr starke Strömung, die die Schwimmer einfach wegdrücken kann.
    Schon in der ersten Stunde war klar - er wird es nicht schaffen. Ein Jahr später hat er es noch einmal versucht - und war erfolgreich. Darauf ist er heute besonders stolz.
    Ob er die beiden letzten Schwimmen der Ocean´s Seven noch machen wird, weiß er noch nicht. Während der Corona-Zeit ging das sowieso nicht - also hat er sich ein heimisches Solo-Schwimmen ausgedacht: 30 Kilometer rund um die Berliner Müggelberge. Das war ihm ein besonderes Vergnügen - und das nicht nur, weil es auch ein bisschen verboten war.
    Sechs Tage die Woche trainiert Matthias Kaßner, um fit zu bleiben, insgesamt meist zwischen 25 und 35 Kilometer. Immer nach seiner Arbeit als Ingenieur. Und das Marathonschwimmen allein reicht dem 56jährigen Berliner längst nicht mehr: Weil er bei jedem Wetter im Freiwasser schwimmen wollte, hat er seit einigen Jahren auch das Eisschwimmen für sich entdeckt. Und in dieser Disziplin sogar an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen. Sein Trick? Ruhig atmen! Und sich vom Zittern danach nicht beunruhigen lassen. Denn wenn der Körper zittert, wärmt er sich wieder auf.
    Eins aber gibt Matthias Kaßner unumwunden zu - wenn er eine Meerenge durchquert, ist das Schwimmen nicht nur reines Vergnügen für ihn. Besonders, wenn der Magen rebelliert. Und auch Panikgefühle sind ihm nicht unbekannt. Aber das Glücksgefühl danach möchte er nicht missen: „Es ist einfach meine Leidenschaft!“
    https://www.openwaterpedia.com/wiki/Matthias_Ka%C3%9Fner
    https://longswims.com/p/matthias-kassner/
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/eisbaden-vom-warmduscher-zum-winterschwimmer-100.html
    https://www.schwimmkalender.de/sk_documents/Interview_Kassner.pdf






  • Diesmal sind wir zu Gast bei Tini in der Schwimmhalle an der Finckensteinallee - eigentlich ein Meer, wie Ute immer sagt, denn das Schwimmbecken ist 50x25 Meter groß. Heute sind zwanzig 25-Meter-Bahnen abgeleint, zahlreiche Vereine sind mit ihren Schützlingen in der Halle um zu trainieren - auch die ganz Kleinen. Fünf angehende kleine Seepferdchen ziehen auf der letzten Bahn ihre Kreise: Auf dem Rücken schwimmend, mit Flossen an den Füßen und Schwimmkissen um den Bauch - und vor allem mit strahlenden Gesichtern!
    Sie machen bei der Schwimmgemeinschaft Steglitz Berlin e.V. ihre ersten Erfahrungen im Wasser - und eben hier ist Martina Lorenczat - von allen nur Tini genannt - zuständig für die Schwimmausbildung. Das Besondere an diesem Verein: Je nachdem, wo die Kleinen ihr Seepferchen machen, können sie zuerst Brust oder Rücken lernen. In flachen Gewässern starten sie mit Brust, in tieferem Wasser, wie hier an der Finckensteinallee, wird als erstes das Schwimmen auf dem Rücken gelehrt. Der Vorteil: Besonders die Beinbewegung kennen die Kinder bereits vom Krabbeln und Laufen. Sie üben gleich die richtige Wasserlage und: Sie müssen nicht sofort mit dem Gesicht ins Wasser. Das kostet nämlich doch noch Überwindung!
    Außerdem ist es vom Rückenschwimmen zum Kraulen nur ein kleiner Schritt. Allerdings - es dauert etwas länger, bis sich die Kinder so sicher fühlen, dass sie sich über Wasser halten können. Beim Brustschwimmen dagegen geht das relativ schnell. Viele Eltern finden es deshalb besser, wenn ihr Kind zuerst Brustschwimmen lernt, erzählt Tini. Eine sehr deutsche Eigenart - denn besonders in angelsächsischen Ländern legt man schon seit Jahrzehnten Wert darauf, dass Kinder gleich Rücken- und Kraulschwimmen lernen. Und auch Leistungsschwimmerin Franziska van Almsick hält das für die bessere Variante.
    So oder so - mit einem guten Vierteljahr muss man rechnen, bis die Kleinen so sicher sind, dass sie ihre Seepferchenprüfung ablegen können: 25 Meter schwimmen, vom Beckenrand springen und einen Gegenstand aus schulterhohem Wasser rausholen. Und auch dann sind sie noch keine sicheren Schwimmer! Man sollte sie also im Pool oder im Meer auch danach nicht aus den Augen lassen!
    Und - wer sein Kind zum Seepferdchen-Kurs anmelden will, muss mit einer sehr langen Wartezeit rechnen. Beim SG Steglitz dauert die rund ein Jahr, woanders ist es nicht besser. Gerade die Kurse der Berliner Bäderbetriebe sind oft schneller ausgebucht, als man gucken kann. Tini bedauert das sehr. Wenn es nach ihr ginge, sollten alle so schnell und gut wie möglich schwimmen lernen. Sie selber konnte es schon mit anderthalb und das Becken hat sie nach Leistungsschwimmerin- und Wasserball-Karriere bis heute nicht losgelassen.
    Grund für die langen Wartezeiten sind ihrer Erfahrung nach aber nicht nur die knappen Wasserzeiten in den Schwimmbädern - es fehlt überall an (ehrenamtlichen) Trainer-innen. Denn dafür braucht man nicht nur Rettungsschwimmer- und Trainerschein, sondern auch Lust - und Zeit! Und einen Platz in einem Ausbildungskurs - denn auch die sind rar gesät.
    Ein Dilemma, finden wir. Deshalb - vielleicht habt ihr ja Lust, euch in dieses Abenteuer zu stürzen?
    https://www.dlrg.de/mitmachen/schwimmausbilder-werden/ausbilder-schwimmen/
    https://sportbunt.de/fuer-gefluechtete/ausbildung-zumr-schwimm-trainerin-fuer-schulkinder/
    https://www.dsv.de/schwimmen/bildung/
    https://www.berliner-schwimm-verband.de/seminare/
    https://www.sg-steglitz.de/

  • Diesmal sprechen wir mit zwei Menschen, die einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbringen, dafür zu sorgen, dass Menschen aus dem Wasser gerettet werden - ehrenamtlich und unentgeltlich. Denn Micky und Ines arbeiten beide bei und für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Ines ist Rettungstaucherin und sucht nicht nur nach vermissten Personen, sondern auch mal nach Brieftaschen oder Eheringen. Micky ist mit dem DLRG groß geworden und nicht nur Vorsitzende der Bezirksjugend Steglitz-Zehlendorf, sie hat mit der Abteilung Rettungswettkampf auch schon den Zukunftspreis Berliner Sport gewonnen, hat selber das Rettungsschwimmabzeichen Silber und bringt anderen das Rettungsschwimmen bei.
    Beide sind mit Feuereifer dabei, auch Mickys Sohn ist mittlerweile aktives DLRG-Mitglied. Doch zusammen mit dem DLRG stoßen sie auch immer wieder an Grenzen: Der Andrang für Schwimmlernkurse ist so groß, dass man sich auf die Warteliste für die Warteliste setzen lassen muss. Die Wartezeit für Rettungsschwimmerkurse beträgt im Schnitt etwa zwei Jahre. Es fehlt an Wasserzeiten in den Bädern und an Ehrenamtlichen, die nicht nur am Beckenrand stehen, sondern sich auch um Organisation und Verwaltung kümmern.
    Dabei werden gleichzeitig Rettungsschwimmer händeringend gesucht: Nicht nur an Seen und Badestellen - auch in Schulen! Denn wenn Kinder in der dritten Klasse schwimmen lernen, muss immer jemand dabei sein, der mindestens den Rettungsschwimmer in Silber hat.
    Der hat es übrigens durchaus in sich. Mal eben so die Prüfung ablegen gelingt den wenigsten, das Abschleppen in Kleidung, Tauchen nach Ggenständen und das Hochziehen eines erschöpften oder bewusstlosen Menschen über den Beckenrand muss in der Regel erstmal geübt werden.
    Aber warum nicht? Wir haben dann doch ein wenig Lust bekommen. Statt ein Leistungs-Schwimmabzeichen zu machen, könnte Ute sich auch vorstellen, Rettungsschwimmerin zu werden. Und Martina liebäugelt ebenfalls damit - Kindern zu ermöglichen, schwimmen zu lernen, ohne dass sie dabei Schaden nehmen, ist ja auch keine schlechte Sache.
    Wer einen Schwimmlernkurs oder einen Rettungsschwimmer-Kurs bei der DLRG machen will, muss übrigens DLRG-Mitglied sein. Doch die Kosten halten sich in Grenzen - ein Erwachsener beispielsweise zahlt 70 Euro - im Jahr! Kinder und Jugendliche entsprechend weniger.
    https://www.dlrg.de/

  • In dieser Folge ist Frank unser Gast. Schwimmen hilft ihm fit zu bleiben, Wasser ist sein Element. Hier kann er alle Gliedmaßen bewegen und er fühlt sich einfach nur gut. Denn wenn Frank nicht im Wasser ist, sitzt er im Rollstuhl Er hat eine seltene chronische Erkrankung, die dazu führt, dass seine Gelenke versteift sind.
    Sein Lieblingsbad ist das Sommerbad Pankow in Berlin. Aber nicht, weil es so behindertengerecht ist. Sondern obwohl es das, wie praktisch alle Berliner Sommerbäder, eben nicht ist.
    Frank nimmt uns mit zu einem typischen Besuch ins Schwimmbad und erzählt, wo überall Barrieren lauern: Das fängt schon mit dem fehlenden Behindertenparkplatz an und hört kurz vorm Beckenrand nicht auf: Mit seinem Rollstuhl kann er nicht durchs Fußbecken fahren. Also muss er an einem Gatter warten, bis einer der Bademeister ihn sieht und ihm aufschließt. Einen Schwenksitz oder Wasserlift gibt es nicht - also muss sich Frank allein irgendwie ins Wasser und auch wieder heraushieven. Was er zum Glück schafft, weil er im Gegensatz zu anderen Rollstuhllfahrer:innen nicht gelähmt ist. Trotzdem ein schwieriges Manöver - immer beäugt von Badegästen, die es überhaupt nicht gewöhnt sind, dass Menschen Im Rollstuhl schwimmen gehen.
    Wie auch, wenn die Ausstattung so vieler Schwimmbäder überhaupt nicht darauf ausgerichtet ist. Die neu gebaute Rampe an den sanierten Terassen im Sommerbad Pankow führt nicht etwa zu behindertengerechten Duschen und Toiletten - die sind ganz woanders und in keinem guten Zustand, berichtet Frank.
    Deswegen fühlt er sich in seinem Rollstuhl auch immer wieder wie ein Exot, wenn er schwimmen geht. Er hat nicht alle Berliner Bäder getestet - aber einem Hallenbad kann er wirklich gute Noten geben. Und dem Strandbad Plötzensee - denn hier kommt man mit dem Rollstuhl ungehindert bis ans Wasser.

  • Um diesen Job machen zu können, muss man entweder Idealist sein - oder doof. Das hat Badleiter Thomas Nacke vor vielen Jahren von seinem Ausbilder gehört. Wir können definitiv sagen: Doof ist Thomas Nacke ganz sicher nicht! Im Gegenteil: Ihm ist es gelungen, dass er und sein Team in „seinem“ Bad, dem Stadtbad Tiergarten, während der vierjährigen Sanierung deutlich mitgestalten durften. Bei technischen Erneuerungen, dem Umbau der nun behindertengerechten Umkleidekabinen, aber auch bei der Farbgestaltung.
    Und das Ergebnis ist überaus sehenswert: Grau- und Rottöne bestimmen neben dem Blau des Wassers die angenehme Stimmung in der Halle, jedes Becken hat seinen eigenen Beckenkreislauf, sodass im kleinen Becken in Zukunft auch Babyschwimmen bei 35 Grad möglich sein wird - und Energie spart das Ganze auch noch. Mit einer ausfahrbahren Wand lässt sich das 50-Meter-Becken entweder ganz in zwei 25-Meter-Becken aufteilen - oder auch nur zur Hälfte! So kommen Schwimmlehrkurse UND geübte Schwimmer:innen gleichzeitig zu ihrem Recht.
    Und das ist das, was Badleiter Nacke besonders freut: Im Stadtbad Tiergarten sollen sich nach der Eröffnung am 23. Januar alle wohl fühlen: Vereine, Schulen, Sportler:innen und Spaßbader. Eine Garantie dafür dürfte die Kletterwand am Sprungbecken sein, direkt gegenüber vom 3-Meter-Turm. Damit das Kreischen der Spaßgemeinde hier nicht die anderen Badegäste stört - und gleichzeitig eine sichere Aufsicht möglich ist - ist der Sprung- und Kletterbereich durch eine Wand vom restlichen Bad getrennt. Auch das eine Idee von Thomas Nacke und seinem Team.
    Der Badleiter hat noch zu DDR-Zeiten in der Lutherstadt Wittenberge seinen Meister gemacht, die Liebe zog ihn dann in den 90er Jahren nach Berlin. Hier musste er dann „nochmal ganz klein anfangen“, wie er sagt, arbeitete als Fachangestellter für Bäderbetriebe zunächst in der Thomas-Mann-Schwimmhalle in Prenzlauer Berg, in Kaulsdorf, in Buch und in der Schwimmhalle am Sachsendamm in Schöneberg - bis er dann doch endlich Badleiter wurde. Im Sommer im Sommerbad Humboldthain, im Winter im Stadtbad Tiergarten.
    Dienst nach Vorschrift ist nicht sein Ding, das merkt man ihm an - auch wenn es ihn nervt, dass er im öffentlichen Dienst jeden einzelnen Bleistift beantragen muss. Umso mehr will er gestalten, wo er gestalten KANN: So entstand in den Jahren vor Corona im Sommerbad Humboldthain die Idee vom so genannten Ramadanschwimmen: In dieser Zeit hatte das Bad bis ein oder zwei Uhr nachts geöffnet, statt der üblichen rund 2000 Gäste waren auch schon mal 10.000 Leute da. Das sei eine tolle Veranstaltung gewesen, sagt Nacke, und man sieht ihm an, dass er immer noch stolz darauf ist.
    Sowas geht aber nur, wenn man ein gutes Team hat, auf das man sich 100 Prozent verlassen kann, davon ist der Badleiter überzeugt. Wenn man gemeinsam eine klare Haltung hat - und klare Ansagen macht. Ohnehin - die Stimmung im Team ist ihm wichtig. Und selbstverständlich putzt er als Badleiter Kletterwand, Gänge oder Klos genauso wie seine Kolleginnen und Kollegen. Und auch wenn, wie er sagt, im Humboldthain „das gleiche Klientel“ ist wie im Neuköllner Columbiabad oder in Pankow - hier hört man nie etwas von größeren Auseinandersetzungen.
    Trotzdem bedauert Nacke, dass ohne Security kein Bad mehr zu leiten ist - auch nicht das Stadtbad Tiergarten. Dennoch freut er sich schon auf seine Gäste. Am 20. Januar, drei Tage vor der offiziellen Wiedereröffnung, darf schon mal die Nachbarschaft ins Bad - auch so eine Idee von Nacke und seinem Team. 200 Leute, die in der Umgebung wohnen, bekommen eine Einladung in ihren Briefkasten geworfen und haben drei Stunden kostenfreien Eintritt. Es könnte der Beginn einer guten Freundschaft werden.
    https://www.berlinerbaeder.de/baeder/stadtbad-tiergarten/
    https://www.berlinerbaeder.de/baeder/sommerbad-humboldthain/

  • Ein Flussbad mitten in Berlin? Ein Traum! Auch Ute bekommt ganz leuchtende Augen, wenn sie davon schwärmt, wie es wäre, durch den knapp 2 Kilometer langen Spreekanal am Humboldt-Forum vorbeizuschwimmen, kraulend das das Bode-Museum hinter sich zu lassen oder einfach nur entspannt mit den Füßen im Wasser rüber zur Museumsinsel zu schauen (Anschauen würde Martina sich das auch, auf jeden Fall!). Doch dieser Traum ist zwar bereits Ende der 1990er Jahre entstanden, doch ob er eines Tages tatsächlich Wirklichkeit werden kann, steht nach wie vor in den Sternen.Wir reden diesmal mit Tim Edler einer der Initiatoren dieses Projekts, heute Projektautor des Vereins Flussbad Berlin. 2012 wurde der Verein von 15 Flussbad-Begeisterten gegründet, heute hat er 500 Mitglieder. Ihm geht es, wie Tim sagt, nicht allein darum, eines Tages durch die Stadt schwimmen zu können. Es geht um einen sauberen Fluss, Zugang zum Wasser, einen attraktiven öffentlichen Ort und eine ökologische Wasserlandschaft.Denn im Moment wird das Wasser in Spree und Spreekanal regelmäßig über mehrere Tage massiv verschmutzt. Der Grund: Die Berliner Mischkanalisation. Dann übersteigt das Regenwasser das Fassungsvermögen der Rohre und der Inhalt wird samt Abwasser aus den Berliner Haushalten und Straßendreck in den Fluss geleitet, mitsamt aller Keime und Bakterien. An den anderen Tagen aber haben Spree und Spreekanal schon jetzt durchaus Badequalität und entsprechen den Grenzwerten der EU-Badegewässer-Richtlinie. Die vom Berliner Kompetenzzentrum Wasser entwickelten Webseite badberlin.de zeigt in einer Art Ampel sogar in Echtzeit, ob das Wasser gerade zum Baden taugt. Möglich machen dies Sensoren an relevanten Überlaufstellen, die im Ernstfall warnen und die Badeampel auf Rot springen lassen. Die Seite läuft zur Zeit im Testbetrieb und ohnehin gilt in Spree und Spreekanal striktes Badeverbot - aber man kann sich einen guten Eindruck davon verschaffen, dass das Flusswasser oft sauberer ist, als man denkt. Knapp 7 Millionen Fördermittel hat der Verein als „nationales Projekt des Städtebaus“ von Bund und Land seit 2014 bekommen - doch das Flussbad gibt es immer noch nicht. Aber viele wichtige Erkenntnisse, wie Tim erzählt: Eine Studie bestätigte bereits 2015 die grundsätzliche Machbarkeit eines Flussbads, ein viereinhalbjähriges Forschungsprojekt kam 2022 zu dem Ergebnis, dass der Aufwand dafür womöglich gar nicht so groß sein müsste wie gedacht.Aber es gibt auch kritische Stimmen: Verschwendung von Fördergeldern, heißt es, der Bund der Steuerzahler spricht gar von einem Millionengrab. Denkmalschützer sehen das historische Antlitz der Stadtmitte gefährdet. Dabei gab es hier bereits vor 120 Jahren Flussbäder, die viele Berlinerinnen und Berliner nicht nur zum Waschen, sondern auch zum Schwimmen nutzten.Tim Edler ist zuversichtlich, dass das Flussbad vielleicht sogar schon in zwei Jahren Wirklichkeit wird - wenn Senat und Bezirk es wirklich wollen und die konkrete Planungsphase bald beginnen kann. Bis dahin gibt es zwischen Mai und Oktober weiterhin regelmäßig so genannte „Flussläufe, geführte Spaziergänge durch das Projektgebiet. Und Informationsveranstaltungen im Fluss Bad Garten, der an den Campus der Wirtschaftshochschule ESMT grenzt. Wer sich jetzt schon schlauer machen will, kann sich den Podcast „Fluss Bad Berlin“ anhören (überall, wo es Podcasts gibt). https://www.flussbad-berlin.de/https://badberlin.info/https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Podcast+Fluss+Bad+Berlinhttp://chorhkw.de/portfolio-item/flussbad-berlin-2/

  • Zumindest für dieses Jahr. Wir schauen nochmal zurück - in aufregende Bäder, zu zauberhaften Menschen, auf waghalsige Aktionen und sogar ein paar Erfolge: Wir sind mit Seehunden (Folge 42) und Regenbogenforellen (Folge 37) geschwommen, haben uns beim Unterwasser-Rugby in die Tiefe gestürzt (Folge 35) und (fast) so elegant wie eine Meerjungfrau die Flossen geschwungen (Folge 45).

    All das wäre nicht möglich gewesern ohne unsere tollen Gäste: Die Extremschwimmerin Margit Schreiber (Folge 41), Sina von „Bleib cool am Pool“ (Folge 25), die Bäderbau-Expertin Uta Maria Bräuer (Folge 26), die Schriftstellerin Anne Hahn (Folge 47) oder die Auszubildende Elisa (Folge 34).

    Wir haben Bäder wie das Strandbad Plötzensee (Folge 23) oder das Insulaner (Folge 22) noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt und sind dafür sogar nach NRW gereist (Folge 33). Allen unseren Gästen - und wir können sie hier gar nicht alle aufzählen - sind wir sehr dankbar. Denn sie haben uns immer wieder ganz neue Perspektiven eröffnet.

    Und deshalb machen wir auch weiter: Im Januar werden wir mit dem Initiator des Berliner Flussbads reden. Und mit dem Badleiter über das frisch sanierte Stadtbad Tiergarten. Im Februar dann wird einer unserer Lieblings-Schwimmbuch-Autoren bei uns zu Gast sein. Und wir haben noch diverse andere Ideen!

    Danke, dass ihr euch mit uns immer wieder ins (kalte) Wasser stürzt!

    Und danke natürlich auch den Berliner Bäderbetrieben, die uns so einiges möglich machen.

    Und jetzt allen einen guten Rutsch und einem fetten Platsch in ein bewegtes und bewegendes Jahr 2024!

  • Diesmal treffen wir uns mit Jasmin Meiswinkel - die sich an uns gewandt hat. Denn Jasmin ist bei den Berliner Bäderbetrieben Referentin für strategisches Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement. Und damit auch zuständig für die Kundenzufriedenheit. Deswegen findet sie unseren Podcast sehr interessant - und wir es wiederum, mit ihr zu sprechen!
    Also trafen wir uns zum Schwimmen im Weddinger Kombibad Seestraße. Aber vorher haben wir im angeschlossenen Bistro "Seepferdchen" erstmal unseren Podcast aufgezeichnet. Denn wir hatten viele Fragen, die wir auch schon in unserem Podcast gestellt haben. Warum es in diversen Bädern so schwierig ist für Menschen mit Behinderung, beispielsweise. Warum es so wenig Merchandising-Artikel gibt - und man die wenigen noch nicht einmal online bestellen kann. Warum die Jahreskarte so ein unhandliches Format hat - und warum die Sommerbäder im Winter nicht genutzt werden können.
    Viele dieser Probleme sind Jasmin längst bekannt - doch das meiste ist eben nicht so einfach umzusetzen. Trotzdem freut sie sich, wenn so viele Badegäste wie möglich an den Kundenservice schreiben und auf Missstände aufmerksam machen, womöglich gar Verbesserungsvorschläge haben. Was möglich ist, soll auch umgesetzt werden - auch wenn es nicht immer ganz so schnell geht.
    Auch das Wohlbefinden der Beschäftigten bei den Berliner Bäderbetrieben liegt Jasmin am Herzen. Deswegen organisiert sie immer wieder Möglichkeiten des Austauschs, um auch hier Verbesserungsvorschläge aufzunehmen und umzusetzen. Auf unsere Frage, was sie sich für´s nächste Jahr wünschen würde, muss sie nicht lange überlegen: Dass alle Umbaumaßnahmen im Zeot- und Kostenrahmen bleiben, sagt sie. Das wünschen wir uns auch! Und freuen uns schon mal auf den 22. Januar. Denn dann, das hat Jasmin schon mal verraten, wird das Stadtbad Tiergarten endlich wieder für die Öffentlichkeit freigegeben!
    https://www.berlinerbaeder.de/kontakt/kontakt-und-kundenzentrum/

  • Diesmal sind wir zu Gast bei Anne Hahn - in einer der gemütlichsten Wohnungen, die wir je gesehen haben. Man merkt es jeder Ecke, jedem Zimmer an, dass es sich hier um einen Schriftstellerhaushalt handelt. Denn man ist nirgendwo wirklich allein - sondern immer behaglich von Büchern umgeben.

    Die aus Magdebuch stammende Anne Hahn hat nicht nur Bücher geschrieben wie „Dreizehn Sommer“ (später erschienen unter dem Titel „Gegenüber von China“), „Das Herz des Aals“ oder ganz aktuell „Träumt Christian Beck“, sie veröffentlicht auch regelmäßig eine Kolumme im Neuen Deutschland, wo sie unter dem Titel „Über Wasser“ durch die Gewässer der Welt schwimmt.

    Dort berichtet sie über Wechselbäder in Island genauso wie über die strenge Stille eines Schwimmbads in Belgrad, über die Lebensretter vom Wedding oder die Angst vor der reißenden Strömung der Havel im Havelland. Kurze Alltagsbeobachtung mit Tiefe, kurze Eindrücke, die mal kleinere, mal größere Wellen schlagen.

    Ganz besonders beeindruckt hat uns Anne Hahns Geschichte über die Wasserminna, die im Jahr 1900 als 15jährige beim Flussschwimmbad an der Berliner Ebertsbrücke arbeitete, wo sie herzschwache Damen beim Schwimmen begleitete, nach heruntergefallenen goldenen Uhren tauchte oder Kinder, die kein Ende fanden, mit dem Kanthaken aus dem Wasser zog - bis sie eines Tages vom Zirkus engagiert wurde: Von keinem geringeren als dem Zirkus Busch. Hier wurde sie schnell ein Star in der Wassermanege, blieb bis zu ihrem Lebensende bei Paula Busch und liegt heute im Familiengrab der Buschs im Wedding begraben.

    https://www.zeitzeugenbuero.de/zeitzeugensuche/zeitzeuge/hahn-anne

    https://www.ddr-zeitzeuge.de/ddr-zeitzeugen-recherchieren/ddr-zeitzeuge/anne-hahn-524.html

  • Diesmal tauchen wir so richtig ab - in ganz neue Welten. Und zwar mit den Unterwasser-Fotografen von Pool-Position. Pool Position ist ein Kunstprojekt der Kulturfabrik Moabit in Berlin. Als Zusammenschluss von Berliner Unterwasserfotografen und Kulturschaffenden ist Pool Position im Rahmen der Langen Nacht des Tauchens 2007 entstanden, einem jährlichen Event in der Kulturfabrik, was es allerdings seit Corona nicht mehr gibt. Auf sie aufmerksam geworden sind wir durch unser Gespräch mit dem ersten und einzigen Berliner Inklusions-Tauchclub (Folge 36), denn mit ihnen arbeiten die Fotografinnen und Forografen von Pool Position sehr eng zusammen und holen sich dort auch die ein oder andere Inspiration. Und auch bei den Meerjungfrauen sind wir Pool Position bereits begegnet - denn auch sie wurden von ihnen fotografiert.
    Stefan, Christoph und Sybille sind diesmal mit uns im Gespräch, wobei Sybille nicht nur Fotografin, sondern auch Modell ist. Keine einfache Aufgabe bei Unterwasser-Shootings. Nicht nur, dass man dabei ziemlich lange die Luft anhalten und dabei auch noch interessant aussehen sollte - die Kommunikation mit den Fotografen unter Wasser ist wesentlich komplizierter als an Land, da nutzen auch Trockenübungen im Vorfeld wenig. Denn keiner weiß, wie Stoffe unter Wasser reagieren, ob sie sich im schlimmsten Fall in Armen oder Beinen verfangen oder sich womöglich so mit Wasser vollsaugen, dass das Auftauchen zum Kraftakt wird.
    Und während die Fotografen in der Regel Taucherbrillen und Sauerstoffflaschen tragen, müssen Unterwassermodels ohne solche Hilfsmittel auskommen - denn das stört ja das Bild von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit in der Schwimmbad-Unterwasserlandschaft. Bei Pool Position arbeiten Fotografen, Models und Kulturschaffende zusammen. Und so entstehen neue Perspektiven auf bekannte Szenen genauso wie völlig Unkonventionelles: Ein Bobbycar-Rennen mit wehender Startflagge. Ein an Luftballons schwebender Rollstuhlfahrer. Oder die Unterwasser-Weihnachtsmann-Gang. Auf jeden Fall kreativ!
    
Die künstlerische und organisatorische Umsetzung von PoolPosition wird von einem festen kleinen Team durchgeführt, aber Pool Position will offen bleiben für Neues - neue Ideen und neue Menschen, Modells, Fotograf:innen, Ideengeber:innen. Das Projekt arbeitet vor allem ehrenamtlich - hier geht es weder um Preise noch um das große Geld, sondern vor allem am Spaß an der Sache. Wer sich einbringen kann und will ist herzlich willkommen.
    Wir wollen auf jeden Fall auch mal bei einem shooting von Pool Positopn dabei sein! Und freuen uns auf ihre neue Ausstellung in der Kulturfabrik, die im März 2024 zu sehen sein soll.
    http://www.pool-position-berlin.de/
    https://kulturfabrik-moabit.de/projekte/pool_position/