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Wenn Christen andere Christen bekämpfen, ist das vor allem eine Frage der Wahrnehmung. Was sehen sie im anderen? Was finden sie so schlimm, dass ihnen friedliche Koexistenz nicht möglich erscheint, sondern gewarnt und ablehnend Stellung bezogen werden muss. Damit sind wir beim Thema der „Geistlichen Unterscheidung“. Sie – und das mit ihr verbundene Charisma (1. Korinther 12,10) – hat in der Geschichte des Christentums eine wechselhafte Rolle gespielt. Zu manchen Zeiten und bisweilen auch heute war und ist sie ein Kampfbegriff. Christen verstehen dann darunter vor allem einen Fahndungsauftrag. Es gilt, Ketzer zu entlarven und den Bösen bzw. das Böse überall dort aufzuspüren, wo es sich versteckt hält. Nun ist es in der Tat so, dass die geistliche Unterscheidung auch zum Immunsystem des Leibes Christi gehört, durch die er sich vor wesensfremden Elemente schützt. Die meisten ihrer Funktionen liegen aber nicht hier. Die Discretio – so nannte man sie früher – befähigt uns, (1) das Gute auch da zu entdecken, wo wir es nicht erwartet hätten, (2) mit uns selbst und anderen gut umzugehen und (3) von der Bibel einen solchen Gebrauch zu machen, dass uns nicht ihr Buchstabe die Luft abschnürt, sondern ihr Geist uns Leben einhaucht.
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Wenn ich mich derzeit mehrfach zum Konflikt zwischen bibeltreuen und postevangelikalen Christen äußere, dann liegt das daran, dass ich zu beiden grundsätzlich ein gutes Verhältnis habe. Ich hatte enge Beziehungen und gute Freundschaften mit Vertretern beider Seiten, als ich noch aktiv war – jetzt im Ruhestand lebe ich eher zurückgezogen. Bei beiden habe ich Gott erlebt, bei beiden Gutes entdeckt. Deshalb bedaure ich, dass beide oft nicht miteinander können.
Eigentlich wollen beide etwas Gutes: Bibeltreue Christen möchten der Bibel zur vollen Geltung verhelfen, postevangelikale Christen möchten den Glauben befreien von dem, was Menschen einengt und unfrei macht. Aber bei beiden empfinde ich, dass sie ihr jeweiliges Anliegen nicht immer angemessen vertreten. Beide können übers Ziel hinausschießen, und dann kann es kontraproduktiv werden.
Ich meine, dass bibeltreue Christen nichts verlieren müssten, wenn sie ihre Haltung zur Bibel noch einmal überdenken würden. Und ich meine, dass postevangelikale Christen etwas gewinnen könnten, wenn sie ihre Dekonstruktionen gelegentlich überdenken würden.
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Missing episodes?
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Die Debatte zwischen „bibeltreuen“ und „postevangelikalen“ Christen geht weiter, und ich schaue mir die Sache weiter an und versuche, ihr noch mehr auf den Grund zu gehen. In dieser Folge geht es darum, dass ich glaube, dass dieses Duell in der falschen Arena ausgetragen wird. Das, worüber in Bezug auf die Bibel gestritten wird, ist nicht das, worauf es wirklich ankommt. Unsere Beziehung zur Bibel liegt auf einer anderen Ebene als der, auf der hier debattiert wird. Um das zu zeigen, lade ich ein zu einem Streifzug durch Bibel und Kirchengeschichte, bei dem wir auf interessante Fundstücke stoßen.
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Gelegentlich steigt über der christlichen Szene Pulverrauch auf und kündet von einem Schusswechsel zwischen Christen, die durch ihren gemeinsamen Glauben getrennt sind. Dann kann es gut sein, dass die Beteiligten bibeltreue und postevangelikale Christen sind. Normalerweise halte ich mich aus solchen Konflikten raus und bleibe in Deckung, aber jetzt betrete ich einmal die Arena, nicht um mitzuschießen, sondern um mir genauer anzuschauen, worum es geht: vordergründig sind es Fragen um die Bibel, aber dahinter sehe ich Dynamiken am Werk, die leicht übersehen werden.
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In der neuen Folge von Hasophonie wird es „geheimnisvoll“. Es geht um Schritte in die Erfahrungswelt der christlichen Mystik. Diese Welt – die Welt Gottes, die Welt des Geistes – funktioniert ganz anders als die äußere Welt unseres Alltags. In der äußeren Welt gelten weitgehend die Gesetze der Logik: Wenn etwas wahr ist, ist das Gegenteil nicht auch wahr. Wenn heller Tag ist, ist nicht gleichzeitig dunkle Nacht. Die Welt des Geistes hingegen ist voller Paradoxe. Gott wohnt im Licht und er wohnt im Dunkel. Er ist jedem Menschen nah und er ist fern und verborgen. Wir gewinnen und erhalten unser Leben, indem wir es verlieren und loslassen. Paulus schreibt über sich und andere: „Wir sind traurig, aber allezeit fröhlich. Wir haben nichts und haben doch alles.“ Und von sich selbst sagt er: „Wenn ich schwach bin, bin ich stark.“ Diese Reihe biblischer Aussagen ließe sich beliebig verlängern. Wie finden wir uns in einer solchen Welt, die sich gegen unsere Logik (und Dogmatik) sperrt, zurecht? Darum geht es in dieser Folge.
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Christus wohnt in uns, so steht es im Neuen Testament. Aber was heißt das eigentlich? Wie macht er es, sich in uns ein Zuhause zu bereiten? Was tut er dort die ganze Zeit, vor allem, wenn wir ihn nicht bemerken oder beachten? Und wie können wir so in uns Einkehr halten, dass wir ihm in unserem Innersten begegnen und dort mit ihm Gemerinschaft haben? Darüber habe ich kürzlich in meiner Gemeinde gepredigt. Zum Nachhören gibt es diese Predigt jetzt als neue Folge von Hasophonie.
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Menschen teilen gern Erfahrungen und Entdeckungen mit anderen. Ihr alltäglicher Umgang und der Erfolg der sozialen Medien zeigen das. Ich denke, das ist ein Ausdruck von Gottes Bild in uns, denn Gott ist das teilende Wesen schlechthin. Wir sind dazu geschaffen, dass er uns sich und seine Schönheit zeigt. Das fängt schon in diesem Leben an und kann Teil unseres Alltags sein. Und wir können es erwidern und das, was uns gefällt, mit ihm teilen. Darüber spreche ich in der neuen Folge von Hasophonie.
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Manche Anleitungen zu einem spirituellen Leben beginnen ungefähr so: Man soll sich auf die Begegnungen mit Gott vorbereiten, sich dafür innerlich sammeln, eine ruhige Zeit und einen ruhigen Ort wählen. Damit sind sie für viele Menschen von vornherein unbrauchbar. Bei manchen sind es die äußeren Lebensumstände, die sie nicht zur Ruhe kommen lassen, bei anderen die innere Verfassung. (Dazu gehören zum Beispiel Leute, die an ADHS leiden: Es fällt ihnen schwer, sich dauerhaft zu konzentrieren, lange an einer Sache dran zu bleiben; jeder Reiz in der Umgebung und jeder störende Gedanken sorgen rasch für Ablenkung. Wie sollen solche Leute sich „sammeln“?)
In der neuen Folge von Hasophonie gebe ich einige Anregungen, wie auch unter diesen Umständen ein spirituelles Leben möglich ist. Wir können mitten in der Hektik des Alltags kurze heilige Augenblicke gestalten, die uns gut tun und die Gottes Herz berühren.
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In der Geschichte der christlichen Spiritiualität haben Menschen Gott auf zwei gegensätzlichen Wegen gesucht. Der erste besteht darin, alles zu verlassen, um Gott zu finden. Der zweite besteht darin, Gott in allem zu finden. Der erste führt zu einer Spiritualität des Rückzugs in die Stille. Der zweite führt zur Gemeinschaft mit Gott im Alltag. In der neuen Folge von Hasophonie stelle ich beide Wege vor. Für viele Menschen wird Spiritualität in einer Kombination aus beiden bestehen: Mal wird der eine im Vordergrund stehen, mal der andere. Das wird bei jedem Menschen anders aussehen. Deshalb ist es wichtig, unseren persönlichen „spirituellen Stil“ zu entdecken und zu entwickeln. Dafür gebe ich erste Anregungen.
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Gott ist allen Menschen nah, denn sie alle „leben in ihm, bewegen sich in ihm, sind in ihm“ (Apostelgeschichte 17,27-28). Das sagt Paulus den „heidnischen“ Athenern. Und daraus leitet er die Bestimmung der Menschen ab: Sie sollten „Gott suchen, ob sie ihn [körperlich] ertasten und finden könnten“. In dieser ersten Folge meiner Reihe über Spiritualität geht es zunächst um dieses Ertasten Gottes.
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Feindesliebe, wie Jesus sie sich von seinen Nachfolgern wünscht, ist gleichzeitig attraktiv und eine Zumutung. Attraktiv ist sie, weil sie sich wohltuend abhebt vom üblichen Hauen und Stechen. Eine Zumutung ist sie, wenn sie konkret wird, wenn es um diejenigen geht, die uns das Leben schwer machen und die wir dann auch noch lieben sollen. Wie Feindesliebe auch dann gelingt, wenn sie uns eigentlich gegen den Strich geht, darüber spreche ich in dieser Folge von Hasophonie. Und ich stelle einige einfache geistliche Übungen vor, die uns dabei helfen.
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In der neuen Folge von Hasophonie geht es um die beiden letzten von vier Antworten, die wir in der Bibel auf die Frage nach dem Ursprung menschlichen Leidens finden: (1. Das Leiden kommt von Gott. 2. Die Menschen haben es sich selbst zuzuschreiben.) 3. Der Teufel steckt dahinter. 4. Es passiert einfach so, ohne eine geistliche Ursache. Wenn ich zunächst über den Teufel spreche, dann gehe ich von drei Voraussetzungen aus: (1) Ich glaube, dass es den Satan wirklich gibt. (2) Man muss zwischen biblischen Aussagen über ihn und menschlichen Vorstellungen unterscheiden. (3) Die Vorstellungen der Menschen über den Satan richten manchmal mehr Schaden an als dieser selbst. Am Ende begegnet uns dann Jesus als Aufklärer, der uns auffordert, sparsamer damit zu sein, dass wir alles Mögliche geistlich erklären.
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Auf die Frage, woher das menschliche Leiden kommt, finden wir in der Bibel eine verwirrende Vielzahl an Antworten. Zu den wichtigsten gehören: 1. Das Leiden kommt von Gott. 2. Die Menschen haben es sich selbst zuzuschreiben. 3. Der Teufel steckt dahinter. 4. Es passiert einfach so, ohne eine geistliche Ursache. Und um die Verwirrung vollkommen zu machen, wird in der Bibel an einer Stelle gegen etwas protestiert, was an einer anderen Stelle behauptet wird. Doch dieses Wirrwar lässt sich entwirren, und dann enthält jede dieser Antworten für uns eine wichtige und hilfreiche Perspektive.
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Als Jesus und seine Jünger einem blindgeborenen Mann begegnen, fragen die Jünger sofort, wessen Schuld es ist, dass es diesem Mann so geht. Diese Reaktion der Jünger ist ein typisch menschliches Phänomen — bis heute. Unter dem Begriff „Gerechte-Welt-Glauben“ ist es in den letzten Jahrzehnten von der Sozialpsychologie intensiv erforscht worden. Und da gerade auch wir Christen dafür anfällig sind, lohnt es sich, sich damit zu beschäftigen. Die oft unbewusste Erwartung, dass es in der Welt gerecht zugeht, führt paradoxerweise dazu, dass wir anderen und uns selbst oft Unrecht tun. Wenn wir diese Mechanismen durchschauen, können wir mit uns und anderen besser umgehen.
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Wie hat Jesus die Torah, das jüdische Gesetz, gesehen? Hat er sie verschärft, wie manche sagen? Ich meine, er hat sie transformiert. Das, was sich zunächst wie ein Berg an Forderungen liest, wird bei ihm zu einer guten Nachricht. An einem Fallbeispiel lässt sich das verdeutlichen, der Welt der unerwünschten Gedanken. In Befragungen geben neun von zehn Menschen an, dass sie von aufdringlichen Gedanken geplagt werden. Es sind Gedanken, die ihnen bisweilen „abscheulich, unmoralisch, anstößig, unerträglich - ja, schlichtweg unheimlich - sind“ (David Adam: Zwanghaft). Eine rechtverstandene Torah gibt uns einen hilfreichen Zuspruch für solche inneren Konflikte. Darum geht es in dieser Folge von Hasophonie.
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Wenn Jesus in Kontroversen um den Sabbat verstrickt wurde, ging es um sehr viel mehr als den Sabbat. Zwei unterschiedliche Grundhaltungen des Glaubens trafen aufeinander, verbunden mit zwei unterschiedlichen Einstellungen zur (jüdischen) Bibel. Beide Haltungen gibt es bis heute, und sie sind oft der Anlass für innerchristliche Konflikte. Die Position von Jesus kann man so zusammenfassen: Er verband eine tiefe Liebe zur Schrift mit einer großen Freiheit gegenüber ihrem Buchstaben. Diese Freiheit beruhte nicht auf Beliebigkeit, sondern auf Barmherzigkeit. Zu solcher Freiheit und zu einer umfassenden Barmherzigkeit lädt er auch uns ein.
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Wie Jesus von Nazareth das Freund-Feind-Denken überwand.