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  • Nach der Bibel gilt es als meist übersetztes Werk: Das «Daodejing» des chinesischen Meisters Laozi. Musiker Balts Nill, Mitbegründer der Kultband «Stiller Has», hat es nun zusammen mit dem Benediktinermönch David Steindl-Rast neu übertragen – poetisch und interreligiös.

    Alles begann vor rund 15 Jahren, als Balts Nill an einer Mundartversion des Daodejing herumpröbelte. Geht das überhaupt, diesen Weisheitstext in den Berner Dialekt zu übertragen? Zuerst widerwillig, liess ihn den Klang des Textes nicht mehr los. 2020 veröffentlichte Balts Nill schliesslich «vo wege DO» im Lokwort Verlag.

    Das schmale Büchlein kam später David Steindl-Rast in die Hände. Er gilt als einer der bekanntesten spirituellen Lehrer der Gegenwart und ist seit über 50 Jahren mit fernöstlichen Philosophien bestens vertraut. Der 97-Jährige war von «vo wäge DO» dermassen begeistert, dass er den berndeutschen Text kurzerhand ins Hochdeutsche übersetzen wollte.

    Entstanden ist das Buch «Der Fliessweg». Nebst dem Daodejing ist es mit anderen kurzen Texten oder Gedichten angereichert. Zur Buchvernissage im Kloster, in dem Bruder David lebt, haben wir Balts Nill begleitet. Was bedeuten dem Musiker die 81 Weisheitssprüche? Wie erlebte er die Zusammenarbeit mit David Steindl-Rast? Und was hat dieser zur Interreligiosität zu sagen, für die «Der Fliessweg» exemplarisch stehen kann?

     

     

    Buchhinweise:
    David Steindl-Rast, Balts Nill: «Der Fliessweg» Tryolia 2024.

  • Diese Perspektiven-Sendung über junge Leute, die ein Leben im Kloster erwägen, hat den katholischen Medienpreis 2023 gewonnen. Zum Anlass der Preisverleihung wiederholen wir die Sendung, in der junge Menschen über ihre Fragen, Hoffnungen und Zweifel vor diesem einschneidenden Schritt erzählen.

    Deborah ist 27, studiert Informatik, spielt gern E-Gitarre und geht auf Rock-Festivals. Eines Tages nimmt sie sich eine Auszeit im Gästehaus des Dominikanerinnen-Klosters Cazis – und möchte bleiben. «Es war, wie wenn ich nach Hause kommen würde», erzählt sie heute, vier Jahre später.

    Das Leben im Kloster zieht sie an. Doch von Familie und Freundinnen erntet sie Erstaunen und Unverständnis. Trotzdem wagt sie den Schritt und lebt nun seit zwei Jahren im Kloster Cazis. Schwester Deborah erzählt uns von ihrem Weg ins Kloster, ihren Fragen, Zweifeln und Hoffnungen. Zudem treffen wir drei junge Männer im Kloster Einsiedeln, die sich einen Eintritt ins Kloster vorstellen können, den Entschluss aber noch nicht gefasst haben. Welche Fragen stellen sich ihnen?

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  • Heinrich Heine hat einst gesagt, Kant habe den Himmel entvölkert und Gott umgebracht. Doch schaut man sich die Religionsphilosophie von Kant an, so zeigt sich ein anderes Bild: Kant hat einen Mittelweg aufgezeigt zwischen Atheismus und religiösem Fanatismus.

    Vor 300 Jahren kam einer der grössten Denker des deutschsprachigen Raumes zur Welt: Immanuel Kant. Er gilt als DER Philosoph der Aufklärung und hat die Vernunft wie kaum ein anderer ins Zentrum seiner Philosophie gestellt. Dieser Fokus auf die Vernunft gilt oft als Beginn der Säkularisierung und damit auch des Bedeutungsverlustes von Religion oder zumindest von religiösen Institutionen.

    Doch das war ganz und gar nicht Kants Absicht. Zwar hat er dezidiert gesagt: Die Existenz von Gott lässt sich nicht beweisen. Doch Kant glaubte an Gott - und entwickelte eine eigene Religionsphilosophie. Sie stellt die Moral ins Zentrum und das Individuum, das aber trotzdem in der Gemeinschaft aufgehoben ist. Kants Religionsphilosophie hat auch heute noch Antworten auf drängende Fragen wie das Zusammenleben in religiös pluralen Gesellschaften, den Umgang mit religiösem Fanatismus und der Vereinzelung.

    Folgende Fragen werden beantwortet:

    * Was sagt Immanuel Kant über die Religion?
    * Was ist laut Kant moralisch gut? Warum spielt Gott bei dieser Frage keine Rolle?
    * Was sagt Kant zur Pluralisierung, Individualisierung, zum religiösen Fanatikerinnen und Fanatikern?
    * Was ist Kants Rezept für ein friedliches, interreligiöses Zusammenleben?
    * Warum ist Kant auch für die Religionsphilosophie so wichtig?

    Zu Wort kommt in der Sendung:

    * Volker Gerhardt, emeritierter Professor für Philosophie an der Humboldt Universität Berlin

  • Nachdem sie lange über ihre Erfahrung mit sexualisierter und spiritueller Gewalt schwieg, fand die Ordensschwester Sophia Weixler ihre Stimme wieder. Der Weg dahin führte über die Auseinandersetzung mit den biblischen Psalmen. 

    Klage, Wut, Zorn, ja sogar Rachegelüste: Alles habe in den Psalmen Platz, sagt Sr. Sophia Weixler. Als sie weder fühlen noch beten konnte, da seien die biblischen Psalmbeter ihr zum Vorbild geworden. Gerade weil dort nicht beschönigt wird. Sie fing an, Psalmen mit ihrer eigenen Erfahrung zu tränken und neue Versionen zu schreiben.

    So heisst es etwa in Weixlers 55. Psalm Vers 14: «Du gabst mir vor, mein Freund zu sein. (...) Ich habe dir mein Vertrauen geschenkt. Und du hast mich missbraucht.» Und Vers 16: «Dir soll alles genommen werden, damit du niemandem mehr schaden kannst. Du sollst wissen, wie es sich anfühlt: zu leben, sich aber wie tot zu fühlen.»

    Das Dunkle, die Klage, das Fluchen – all das habe im Schreiben Platz gefunden. Doch dabei sei es nicht geblieben. Das Schreiben erlebte sie als transformative Kraft. Der Patmos-Verlag publizierte ihre Verse als «Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch».

    Auch Michael Peter Fuchs widmet sich dem Psalmenschreiben – auf Schweizerdeutsch und zu Liedern vertont. «Mit Gott im Rugge» heisst etwa einer seiner gesungenen Psalmen.

    Beide erzählen in «Perspektiven», warum ausgerechnet «Psalmen» eine Form sind, in der sie Existenzielles ausdrücken. 

    In dieser Sendung zu Wort kommen: 

    * Sr. Sophia Weixler, Autorin des Buches: «Ich atme Hoffnung. Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch», Patmos Verlag, 2023 
    * Michael Peter Fuchs, Pädagoge, Autor & Liedermacher. Seine CDs «gottesschmerz» und «mit gott im rugge» werden in der Schweiz über den rex Verlag vertrieben. 
    * Dr. Nancy Rahn, Mitarbeiterin am Institut für Altes Testament in Bern, promovierte über die biblischen Psalmen. 

    Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zur Sendung: [email protected] 

  • Jeden Donnerstagabend tanzen sich bis zu 100 Menschen beim Ecstatic Dance Zürich in Trance. Dies ist nur eine von vielen solcher Veranstaltungen, denn Ecstatic Dance, bei dem man sich ohne Vorgaben frei zur Musik bewegt, scheint einen Boom zu erleben.

    Mit dem Aufkommen alternativ-spirituellen Praktiken in den 1960er-Jahren in Europa und Nordamerika, rückte auch der Zusammenhang zwischen dem Körper und mystischen Erfahrungen immer mehr ins Zentrum.

    Spirituelle Praktiken, die auf Bewegungen des Körpers basieren, gehören heutzutage in der Schweiz fast selbstverständlich zur alternativ-spirituellen Landschaft dazu. Daraus haben sich neue Tanzformen entwickelt, wie zum Beispiel der Ecstatic Dance.

    Bei dieser Tanzform sollen sich die Tänzer:innen vom Rhythmus leiten lassen und ohne Anweisungen tanzen bis sie idealerweise in einen Trancezustand versetzt werden.

    * Wie sehen solche Veranstaltungen genau aus?
    * Was suchen die Teilnehmenden?
    * Wie funktioniert dieser Zusammenhang zwischen Körper und Trance?
    * Wie hängt Ecstatic Dance mit Spiritualität zusammen?

    Die Sendung Perspektiven sucht nach Antworten auf diese Fragen bei Menschen, die sich in Trance tanzen und bei Expert:innen. Es sprechen Johanna Köb, Gründerin von Ecstatic Dance Zürich, Manéli Farahmand, Religionswissenschaftlerin und Teilnehmende einer Ecstatic Dance Veranstaltung.

    Manéli Farahmand hat innerhalb eines Forschungsprojekts des Nationalfonds unter Oliver Krüger über den Zusammenhang von Spiritualität und Tanz geforscht.

  • Ostern ist das Fest der Erlösung. Jesus sozusagen die Erlösung in Person. Sein Tod soll die Menschen von Sühne und Schuld befreit haben. Doch derartige Vorstellungen klingen heute kaum noch an. Wie können wir Erlösung also neu denken? Und was haben Hinduismus und Buddhismus für Erlösungsrezepte?

    Krieg, Klimawandel, Krankheiten, Alltagssorgen: Erlösung scheint in der heutigen Zeit erstrebenswerter denn je. Die Erfahrung, dass das Leben mit Leid verbunden ist, machen die Menschen aber schon seit Jahrtausenden. Wohl auch deshalb haben alle grossen Weltreligionen Rezepte entwickelt, um mit diesem Leid umzugehen. Rezepte, um erlöst zu werden.

    In der Sendung "Perspektiven" unterziehen wir diese Rezepte einem Realitätscheck und fragen, wie man Erlösung heute erlebbar und fruchtbar machen kann. Das geht vom Ablegen von ungesunden Gewohnheiten, über das Zugeständnis, dass Gott zu uns Menschen hält - gerade im Leid - bis hin zum Trost, dass wir nicht alles allein machen müssen.

    Folgende Fragen werden beantwortet:

    * Was bedeutet Erlösung?
    * Welche Vorstellungen von Erlösung gibt es im Christentum, Hinduismus und Buddhismus?
    * Braucht es für die Erlösung Gott?
    * Was hat Loslassen mit Erlösung zu tun?
    * Hilft Meditieren, um Erlösung zu erlangen?

    In der Sendung zu Wort kommen:

    * Prof. Michael von Brück, evangelischer Theologe, Zen- und Yoga-Lehrer.
    * Susanne Cappus, christkatholische Radiopredigerin und Diakonin.
    * Regula Knecht-Rüst, Heilsarmee-Pastorin und Radiopredigerin.
    * Andrea Meier, römisch-katholische Theologin und Radiopredigerin
    * Philipp Roth, evangelisch-reformierter Pfarrer und Radioprediger.
    * Michael Wenk, römisch-katholischer Seelsorger und Radioprediger.

  • Sein Körper wird gefoltert, Jesus am Kreuz hingerichtet. Diesen Körper am Kreuz sehen wir in vielen Kirchen. Was ist das für eine Männlichkeit? Zeitgenössische Theologinnen und Theologen entwickeln mithilfe Antiken- und Genderforschung eine neue Sicht auf die Männlichkeit Jesu.

    Kim Sölter schrieb mit Mitte Zwanzig ihre Masterarbeit über die Männlichkeit Jesu. Dafür erhielt sie den Förderpreis der Schweizer Marga-Bührig-Stiftung.

    Die Theologin Sölter untersuchte das Markusevangelium:

    Zuerst tritt Jesus hier wie ein Feldherr auf, als antiker Redner mit Ausstrahlung und männlicher Autorität.
    Doch dann, in der Erzählung von der Passion und Kreuzigung wandelt sich das Bild vom Mann Jesus komplett: Nun wird er verletzt und schmählich gekreuzigt. 

    Was bedeutet das für unser Verständnis von Männlichkeit? 

  • Mundart boomt, und das nicht nur in der Schweizer Musik oder im Theater – auch in der Kirche hört man immer öfter Schweizer Dialekt. Sei es im Gottesdienst oder in Mundart-Bibeln, wie etwa der jüngst fertiggestellten Basler Übersetzung des neuen Testaments. 

    Offenbar ist in der Deutschschweiz der Wunsch da, Gottes Wort in der gesprochenen Sprache der Menschen zu vermitteln. Wie klingt ein Gottesdienst auf Mundart? Wo eignet sich Dialekt, wo stösst er im kirchlichen Kontext an seine Grenzen? Sind Schweizer Dialekte der Liturgie überhaupt würdig? Und wie steht es um die Inklusion von Menschen, die kein Schweizerdeutsch verstehen? Diesen Fragen geht Igor Basic in der Perspektivensendung am Palmsonntag nach.

    In der Sendung kommen zu Wort:

    * Frank Bangerter, christkatholischer Pfarrer in Zürich
    * Josef-Anton Willa, römisch-katholischer Liturgie-Experte und Seelsorger in Bern
    * Tabitha Walther, evangelisch-reformierte Theologin in Basel

  • Für ein gutes Image bieten inzwischen viele Banken und Vermögensverwaltungen nachhaltige Geldanlagen an. Doch schonen diese tatsächlich die Umwelt? Helfen sie mit, Korruption oder Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen? Eine Spurensuche bei zwei Finanzinstituten.Wer Geld sinnvoll investieren möchte, findet heutzutage ein grosses Angebot an nachhaltigen Geldanlagen. Doch ist überall, wo «grün» draufsteht, auch «grün» drin? Darüber hinaus ist es Ansichtssache, wie ökologische oder soziale Nachhaltigkeit gewichtet und gemessen wird. Wie also eine für sich zugeschnittene, moralisch vertretbare Wahl im Angebotsdschungel treffen?Sowohl Arete Ethik Invest als auch die Alternative Bank Schweiz durchleuchten Unternehmen mit je eigenen Kriterien, bevor in sie investiert wird. Beide Finanzinstitute sind seit den 1990er Jahren im nachhaltigen Geldgeschäft tätig und geben Einblick in ihre Analysemethoden. Welche Chancen und Herausforderungen nachhaltiges Investieren mit sich bringt, weiss Julian Kölbel aus seiner Forschung. Er ist Assistenzprofessor für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Universität St. Gallen.Diesen Fragen wird in der Sendung nachgegangen: * Was ist der Unterschied zwischen einer nachhaltigen und einer ethischen Geldanlage? * Woran wird nachhaltiges Investment gemessen? * Wo stösst diese Messbarkeit an ihre Grenzen? * Welche (realwirtschaftliche) Wirkung erzielen ethische und nachhaltige Geldanlagen? * Stehen Nachhaltigkeit und Ethik im Widerspruch zu Wachstum und Profit?Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]

  • Die Klöster der Schweiz stehen vor einem epochalen Umbruch. Der Nachwuchs fehlt, Gemeinschaften verlassen ihre Klöster. Dabei gibt es auch spirituelle Aufbrüche.

    Einst haben Klöster mit Schulen, Internaten und Spitälern die Kultur und Generationen von Menschen geprägt. Seit Jahren fehlt den Klöstern und Ordensgemeinschaften der Schweiz der Nachwuchs. Gemeinschaften verlassen ihre Klöster, wie die Kapuziner in Olten. Geschichtsträchtige Gebäude werden von anderen religiösen Gemeinschaften oder für kulturelle Zwecke genutzt.

    Gleichzeitig gibt es in der Bevölkerung ein wachsendes Interesse an religiösen, spirituellen und philosophischen Fragen. «Perspektiven» zeigt, wie einzelne Klöster mit ihren Angeboten hier anknüpfen. Die Zisterzienserinnen im Kloster Mariazell-Wurmsbach am oberen Zürichsee haben vor drei Jahren ihr Mädcheninternat geschlossen. Nun bieten Sie eine «Auszeit mit spirituellem Flair» für junge Menschen im Kloster an. Die Kapuziner im Kloster Rapperswil im Kanton St. Gallen laden in ihr «Kloster zum Mitleben» ein. Sie führen für das erfolgreiche Projekt eine Warteliste.

  • Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet sind Pionierinnen der feministischen Theologie in der Schweiz. Für ihr jahrzehntelanges Engagement werden sie nun mit dem Herbert Haag Preis ausgezeichnet.

    Die Sendung «Perspektiven» stellt die beiden vor und fragt, wie sich ihr feministisch-theologischer Lebensweg als Schwestern gestaltet. Sie haben Bücher geschrieben, Netzwerke gegründet und feministisch-theologische Perspektiven entwickelt und eingebracht. Dabei blicken Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet auch über den europäisch-nordamerikanischen Tellerrand. Die Sicht von Theologinnen aus anderen Kontinenten war und ist bedeutsam für ihre Arbeit. Und schliesslich überschreitet das Theologisieren auch die eigene Religion. Doris Strahm sagt: «Über Grenzen hinaus denken war und ist ein wichtiges Motiv meiner Arbeit: über die Grenzen einer dogmatisch verengten Glaubenslehre, über die Grenzen einer patriarchalen und androzentrischen christlichen Theologie, über die Grenzen einer eurozentrischen feministischen Theologie, über die Grenzen der eigenen Religion hinaus.» (Quelle: Medienmitteilung Herbert Haag Preis)

    In «Perspektiven» erinnern sich die Schwestern gemeinsam an das, was sie geprägt hat und wo sie selbst prägend waren und sind. Sie erzählen, wie sie aufgewachsen sind und woher die Faszination für die Theologie kommt. Warum eine aus der Kirche ausgetreten ist, die andere nicht. Wie ihre Schwesternschaft ihr feministisch-theologisches Denken prägt und umgekehrt. Und warum sie auf ihre gemeinsame Geschichte «mächtig stolz» sind, wie ihr Buch über 40 Jahre Feministische Theologie und Frauen-Kirche-Bewegung in der Schweiz heisst.

  • Als Pfarrer gilt er als «Urgewalt» am Platz Zürich. Nun verlässt Christoph Sigrist die Zwingli-Kanzel im Grossmünster. Beim Spaghetti-Essen mit Randständigen erzählt er, warum Diakonie die Zukunft der Kirche sei. Für ihn ist Kirche nämlich immer «Kirche für andere und mit anderen oder gar nicht».

    Sigrists Herz schlägt für die Diakonie: die praktische Nächstenliebe. Schon als Stadtpfarrer durchwanderte er die Strassen Zürichs, sprach Obdachlose an und Menschen, die irgendwie verloren sind im Grossstadtdschungel.

    Gleich in mehreren Einrichtungen kämpft der reformierte Theologe Sigrist für mehr Menschenwürde in der teuersten Stadt der Welt: Sei das in der evangelischen Gesellschaft mit ihrem Wohnheim «Herberge» oder bei «Solidara» mit dem Obdachlosenkaffee Yucca und in der «Isla Viktoria», wo Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter Hilfe finden.

    Solche Orte der Nächstenliebe besuchen wir mit Christoph Sigrist. Der steigt mit 62 Jahren von der Grossmünster-Kanzel, um ganz für die Menschen auf der Gass da zu sein.

    Was viele nicht wissen: Sigrist ist auch Professor für Diakoniewissenschaft an den Universitäten Bern und Zürich. Wie viel «Theorie» braucht es denn für praktische Nächstenliebe?

    Das und mehr fragt Judith Wipfler den «Professor für Nächstenliebe» und kehrt mit Christoph Sigrist im Netz4 zum Spaghetti-Essen ein.

  • Seine Geigen, Bratschen und Celli sind Instrumente der absoluten Spitzenklasse. Doch für den Handwerksmeister von Weltruf und Diplom-Physiker ist sein Handwerk nicht einfach nur Mittel zum Zweck. Er versteht seine Arbeit auch als eine Form von Gebet und spiritueller Suche.

    Der mittlerweile 59-jährige Martin Schleske hat als junger Mensch zu seinem Glauben gefunden. Seither schöpft er daraus Inspiration für all sein Tun. Doch auch umgekehrt ist ihm seine Handwerkskunst eine spirituelle Quelle. Die Gedanken und religiösen Einsichten, die er an der Werkbank fasst, hält er in kurzen poetischen Texten fest. Seine Bücher wurden Bestseller.

    Was der Mensch mit Liebe tut, das gefalle Gott. Dessen ist sich Martin Schleske sicher. Er spricht davon ebenso offenherzig wie humorvoll beim Besuch in seinem Geigenbauatelier im bayerischen Landsberg am Lech.

    Hinweise zu Büchern von Martin Schleske:

    * Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens, Kösel 2010.
    * WerkZeuge. In Resonanz mit Gott. 365 Fragmente, bene! 2022.
    * Herztöne. Lauschen auf den Klang des Lebens, adeo 2023.

    Sind Sie überrascht davon, dass ein Geigenbauer sein Handwerk so direkt verbindet mit Spiritualität? Verstehen auch Sie sich vielleicht in irgendeiner Weise als «spirituelle» Handwerkerin, Handwerker? Und: Welche Gedanken und Gefühle haben Sie in Bezug auf Ihre eigenen Hände?
    Lassen Sie es uns wissen und schreiben Sie an:
    [email protected]

  • «Aggressives Betteln» ist verboten. «Betteln an sich» darf nicht verboten werden, aus Menschenrechtsgründen. So kauern Menschen auf dem kalten Trottoir und strecken reich bepackten Einkaufenden ihre leeren Hände und Pappbecher entgegen. Soll ich jetzt was geben oder nicht? Ein Dilemma.

    Helfen gilt als moralische Pflicht. Almosengeben ist sogar religiöse Pflicht. Dennoch fühlen sich Menschen guten Willens schnell in der moralischen Klemme, wenn sie auf der Strasse um Geld gebeten werden: Hilft man mit einem Franken im Pappbecher wirklich, Armut zu beseitigen? Oder ziehen solche Gaben nicht noch mehr Bettelnde an, insbesondere aus dem Ausland?

    Dies führte am Platz Basel zu heftigen Diskussionen, dann zu einem Bettelverbot und schliesslich zu einer teilweisen Rücknahme des Bettelverbots.
    Ein Bündnis christlicher Hilfsorganisationen und Kirchen reagierte mit einer Handreichung: Bettelnde seien Symptom einer ungerechten Globalisierung, heisst es darin. Die Armut müsse beseitigt werden, nicht die armutsbetroffenen Menschen.
    Ein hohes Ziel. – Sicher, es gibt viele Hilfsprojekte, für die wir spenden können, - seit genau 20 Jahren etwa für den «Pfuusbus». Aber das Dilemma auf der Strasse bleibt: Wie richtig reagieren, wenn junge Frauen mir ein Pappschild entgegenhalten oder Männer ohne Obdach mich direkt ansprechen und «etwas Münz» erbitten? Das kennen Sie bestimmt auch. Wie gehen Sie damit um? Das würde uns interessieren: [email protected]

    In dieser Ausgabe von Perspektiven geht Judith Wipfler bei der Caritas beider Basel vorbei und besucht das Zürcher Grossmünster. Dort hütet nämlich der Grossmünsterpfarrer und Diakoniewissenschaftler Christoph Sigrist die originale Armenkasse Zwinglis. Sigrist findet sogar: «Bettler gehören zur Kirche. Sie halten uns einen Spiegel vor.»

    Es handelt sich um eine Wiederholung, die Erstsendung war am: 26.11.2022

  • Immer wieder fällt in Diskussionen das Wort «bibeltreu». Manchmal wird es sogar zu einem Kampfbegriff. Doch was bedeutet es, «bibeltreu» zu sein? Wir bringen in «Perspektiven» eine evangelikale und eine reformierte Position ins Gespräch.

    Roland Hardmeier ist Dozent u.a. für Evangelikale Theologie an verschiedenen freikirchlich orientierten theologischen Seminaren. Er bezeichnet sich selbst als Mensch «mit starken evangelikalen Wurzeln». Er ist Autor u.a. des Buches «Kirche ist Mission».

    Konrad Schmid ist Professor für Altes Testament an der Universität Zürich und eine bekannte reformierte Schweizer Stimme. Er ist Co-Autor u.a. des Buches «Die Entstehung der Bibel».

    Im Gespräch geht es um diese Fragen:

    Wieviel Kontext und Interpretation brauchen biblische Texte, um sie im Heute zu verstehen?

    Ist es «treuer» gegenüber der Bibel, sie differenziert, also historisch-kritisch zu betrachten, oder die Texte 1:1 als «Wort Gottes» zu verstehen?

    Was verstehen sie unter «bibeltreu»?

    Was folgt aus dem einen und dem anderen Verständnis der Bibel? Welche Stärken und welche Schwachstellen haben die verschiedenen Positionen?

    Und warum spaltet sich die Christenheit anhand des Bibelverständnisses und dessen Auswirkungen, etwa für queere Menschen?

  • Die Gewalteskalation im Nahen Osten stellt den interreligiösen Dialog in der Schweiz auf eine harte Probe. 

    Das zeigte sich etwa bei den Spannungen im Vorstand von Iras Cotis, der eine Mediation nötig machte. Wie also im Gespräch bleiben, wenn die Positionen so unvereinbar scheinen? Hält der interreligiöse Dialog der Krise stand?

    Miteinander reden, Gemeinsamkeiten stärken und Differenzen akzeptieren. Dafür steht der interreligiöse Dialog. Doch die neuste Eskalation der Gewalt im Nahen Osten zeigt: In der Praxis ist das alles andere als einfach. Der Konflikt betrifft interreligiöse Freundschaften und führte zum Knall bei der interreligiösen Arbeitsgemeinschaft Schweiz, Iras Cotis: Erst eine Mediation verhinderte, dass sich zwei jüdische Mitglieder aus dem Vorstand zurückzogen - aus Protest gegen die Mitgliedschaft der Präsidentin bei der «Gesellschaft Schweiz-Palästina». Scheitert der interreligiöse Dialog in der Schweiz also am Nahostkonflikt? Was braucht es, dass der Dialog weitergeht?

    In «Perspektiven» besuchen wir eine Veranstaltung des interreligiösen Arbeitskreises Thurgau, die den Konflikt zum Thema macht. Und wir fragen die Verantwortlichen bei Iras Cotis, was es braucht, damit der Dialog dem Konflikt nicht zum Opfer fällt.

  • Die Autorin und Sozialarbeiterin Giovannelli-Blocher ist 91-jährig in Biel verstorben. Der rote Faden in ihrem Leben sei die Liebe gewesen, allein darum ginge es im Evangelium. - In die Kirche aber ging die Pfarrerstochter nicht mehr.

    Judith Giovannelli-Blocher war das zweitälteste von elf Pfarrerskindern. Später entfernte sie sich von der reformierten Kirche. Aber Glaube und Religion spielten weiter eine grosse Rolle im Leben der Schriftstellerin und Dozentin für Sozialarbeit.

    Vom strafenden Gott ihrer Kindheit befreite sie sich, indem sie theologische Bücher las, von Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer und Dorothee Sölle. In die Kirche gehe sie heute nicht mehr, sagte Giovannelli-Blocher im Gespräch mit Heidi Kronenberg anlässlich ihres 80. Geburtstags 2012. Aber ihr Lebensmotto stamme freilich aus der Bibel: «Glaube, Liebe, Hoffnung».

    Erstsendung: 15.07.2012, Mit Widerstand und Engagement

  • Er ist syrisch-palästinensischer Musiker, Komponist, Autor, Überlebender. Bekannt wurde Aeham Ahmad als „Pianist aus den Trümmern". Seine Bücher und Kompositionen erzählen von Schrecken und Hoffnung.

    Eigentlich mag er es gar nicht mehr, als „der Pianist aus den Trümmern" vorgestellt zu werden, weil er viel mehr ist als das. Aktivist, Musiker, und vor allem: Ein Mensch unter Menschen. Doch so wurde Aeham Ahmad bekannt. Mitten in der Bombardierung Jarmuks, dem palästinensischen Viertel in Damaskus, schob er sein Klavier auf die Strassen und spielte und sang gegen den Irrsinn des Krieges an. Die Medien liebten ihn und zeigten diese Szene in den Nachrichten.

    Fünf Jahre später hat er sich ein Leben in Deutschland aufgebaut, komponiert, schreibt, gibt Konzerte. Sein Einsatz für ein friedliches Leben führt er weiter. Er wolle zeigen, dass Geflüchtete Menschen mit persönlichen Geschichten sind, erzählt er. Seinen Glauben an Gott habe er verloren, als er die Bombardierung miterlebte. Seine Rettung aus dem Krieg erscheine ihm trotzdem fast wie ein Wunder. Seine Musik berührt, ist wunderschön und verstörend, erzählt von guten Tagen und der Verzweiflung, sie trauert, trotzt dem Krieg und verbindet Menschen.

    Erstsendung: 1. Januar 2021

  • Der Schweizer Nationalratspräsident Eric Nussbaumer ist aktives Mitglied der evangelisch-methodistischen Kirche. Methodisten sagt man nach, sie würden Christsein zeitgemäss und authentisch gestalten. Welche Rolle sieht der SP-Politiker Nussbaumer für die Kirchen 2024 und darüber hinaus?

    Eric Nussbaumer singt gern, auch in der Kirche. Was ihm beides bedeutet und wie er in die Zukunft von Kirche und Gesellschaft schaut, ist Thema dieses Gesprächs zum neuen Jahr in Perspektiven.
    Als Nationalratspräsident hat er die Geschäfte des Parlaments im Griff, muss für Ausgleich sorgen und seine eigenen Präferenzen hintan stellen. Tatsächlich?
    Die Kirchen sind aktuell unter Legitimationsdruck. Es geht um kirchliche Leistungen für die Allgemeinheit, die von Kantonen und Gemeinden ja auch finanziell mitgetragen werden. Doch das Modell der Zusammenarbeit von Kirchen und Staat wird immer stärker hinterfragt, muss sich rechtfertigen. Wie erlebt das Eric Nussbaumer, zumal in seiner eigenen Partei der SP?

  • «Wenn ich glücklich gewesen wäre, hätte ich mich wohl kaum auf den Weg gemacht, um das Glück zu finden», lächelt Simone Harre. Ihr eigenes Unglück hat sie zum Glück geführt.

    Simone Harre wollte aus erster Hand hören, was Menschen glücklich macht, wie sie das Glück finden und was es konkret beinhaltet. Deshalb hat sie zehn Jahre lang unterschiedlichste Menschen interviewt und ihre Geschichten aufgeschrieben.


    Simone Harres Erkenntnis: das Glück wohnt in der Seele des Menschen. Es ist quasi schon da und wartet, bis die Menschen es wahrnehmen. Und oft findet sich das Glück genau dort, wo Menschen es am wenigsten vermuten. Dort, wo es sich schwer und traurig anfühlt.