Folgen

  • Frauenfussball zieht bei Turnieren wie der bevorstehenden EM 2025 die Massen an, doch bis 1970 war er in einigen Ländern verboten. Auch in der Schweiz stiessen Spielerinnen auf Widerstände. Wir sprechen über die ersten Frauen, die dennoch spielten.

    Die Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz beginnt in der Romandie. 1923 gründen Pionierinnen in Genf die erste dokumentierte Frauenfussballgruppe: Sie nennen sich «Les Sportives» und werden von der Speerwerferin Francesca Florida Pianzola angeführt. In den folgenden Jahrzehnten gerät der Frauenfussball jedoch in Vergessenheit – auch, weil der Sport starren Geschlechterbildern widerspricht. In den 1960er-Jahren kehrt Frauenfussball an Grümpelturnieren zurück: Im Aargau entsteht der FC Goitschel, die Spielerinnen wollen eine offizielle Meisterschaft durchführen. Doch der Schweizerische Fussballverband lehnt ab. Stattdessen bietet er den Spielerinnen an, Schiedsrichterinnen zu werden. Was dieser Schritt für sie bedeutete, erzählt in dieser Folge die damalige Schiedsrichterin Monika Stahel.

    «Spielmacherinnen» im Podcast Geschichte von SRF Wissen erzählt vor der EM 2025 die Anfänge, Widerstände und Wendepunkte des Schweizer Frauenfussballs. Pionierinnen sprechen über Erfolge auf und neben dem Platz, über Vorurteile und volle Stadien. Der Podcast ordnet die Entwicklungen in drei Episoden historisch ein und beleuchtet die Hintergründe der zunehmenden gesellschaftlichen Anerkennung.
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    (00:00) Im Fussballstadion
    (02:51) Die Speerwerferin Pianzola
    (04:47) In Cologny bei Genf
    (06:30) Route de Chêne 123
    (09:14) Erstes Frauenfussballspiel?
    (12:24) Internationale Anfänge
    (17:53) Unsichtbarer Frauenfussball
    (20:34) Zu Gast bei Monika Stahel
    (25:09) Drei Fliegen mit einer Klappe?
    (28:14) Hartnäckigkeit und die WM 1970
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    Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Nachrichten an [email protected]
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    In dieser Episode zu hören:
    · Marianne Meier, Sporthistorikerin an der Universität Bern
    · Monika Stahel, Mitgründerin des FC Goitschel
    · Jean Williams, Sporthistorikerin und Beraterin von FIFA und UEFA
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    Links:
    · SRF-Podcast «Geschichte» vom 1. Juli 2023 mit Trudy Streit, Mitgründerin des DFC Zürich: www.srf.ch/audio/geschichte/frauenfussball-in-der-schweiz-der-lange-kampf-um-anerkennung?id=b2c37408-fda8-44a0-aaed-70fec389fa1f
    · Podcast zum Buch «Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs» von Marianne Meier und Monika Hofmann: https://open.spotify.com/show/4tEPB1SX0FQMflP0s52fG7?si=7754cedd48984998
    · UEFA Woman's Euro 2025 bei SRF: https://www.srf.ch/sport/fussball/uefa-women-s-euro-2025

    Literatur:
    · Monika Hofmann & Marianne Meier (2025). Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs. Hier und Jetzt.
    · Marianne Meier (2004). «Zarte Füsschen am harten Leder…» Frauenfussball in der Schweiz 1970–1999. Huber.
    · Jean Williams (2021). The History of Women's Football. Pen and Sword History.

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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Oliver Kerrison

    Sprecherin, Zitate von Francesca Florida Pianzola:
    Jessica Vial

    Mitarbeit:
    SRF Recherche und Archive
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    Hier lernt ihr die Schweizer Geschichte so richtig kennen – mit all ihren Eigenarten, Erfolgen, Fails, Persönlichkeiten und Dramen. Im Podcast «Geschichte» (ehemals «Zeitblende») von SRF Wissen tauchen wir in die Schweizer Vergangenheit ein – und möchten verstehen, wie sie unsere Gegenwart prägt. Habt ihr Themenvorschläge oder Feedback? Meldet euch bei [email protected].

  • Der ESC gilt heute als eine der grössten Veranstaltungen für die LGBTQ-Community. Der Grundstein dafür wurde schon 1961 von Jean Claude Pascal gelegt, der ein Lied auf die Bühne bracht, das man als Hymne gegen Homophobie interpretieren konnte. Seither folgten unzählige weitere solcher Auftritte.

    Angefangen hat das alles schon relativ früh. Bereits in den 60er-Jahren fanden schwule Männer in allen beteiligten Ländern den ESC wichtig, sagt ESC-Experte Jan Feddersen. Den Auftritt von Jean-Claude Pascal findet er mutig. Denn im Jahr seines ESC-Sieges war Homosexualität zwar nicht mehr verboten, aber noch immer verpönt. Im Jahr 1998 gewann Dana International, die für Israel antrat und als erste Transfrau an einem ESC teilnahm. 2014 schliesslich gewann Conchita Wurst den ESC. Es gibt viele weitere solcher Beispiele. Bei den Fans kommen sie gut an, allerdings müsse auch die Performance stimmen, sagt Feddersen.
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Jan Feddersen, Journalist und ESC-Experte
    · Christine Lötscher, Professorin für Populäre Literaturen und Medien an der Universität Zürich.
    · Nina (36), Trans*frau und ESC-Fan aus Zürich
    · Alex (24), homosexueller ESC-Fan aus Bern
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
    · https://www.srf.ch/sendungen/eurovision-song-contest
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Silvan Zemp

    Mitarbeit:
    Hannah Krug
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  • Schon der erste ESC war auf seine Art politisch. Und es gibt seit der Gründung 1956 dutzende Beispiele für politische Aktionen oder Statements. Früher schien das noch eher möglich als heute. Weshalb ist das so?

    Um beim ESC aufzufallen, müsse man entweder politisch oder sexuell provozieren, sagt ESC-Historiker Dean Vuletic. Das sei schon relativ früh so gewesen. Eines der ersten politischen Statements machte die junge Bundesrepublik Deutschland beim ersten ESC 1956, indem es Walter Andreas Schwarz, einen jüdischen Holocaustüberlebenden, nach Lugano an die erste Ausgabe des Musikwettbewerbs schickte.

    Immer wieder sorgte der ESC - ob subtil oder direkt - für politische Kontroversen. Und das, obschon das im Reglement der European Broadcasting Union so nicht vorgesehen ist. Ganz ohne Politik gehe es eben nicht, findet Dean Vuletic. Denn das sei das, was das Publikum verlange.

    Woran man festmache, dass ein Auftritt politisch sei, das sei gar nicht so einfach, sagt die Musikwissenschaftlerin Saskia Jaszoltowski. Sei es eine Friedensfahne, bestimmte Daten, die man verwende in den Songtexten oder andere Merkmale. Es sei eine grosse Verantwortung, so transparent wie möglich zu entscheiden, was erlaubt sei auf der Bühne und was nicht. Die politische Dimension des ESC war und ist letztlich sehr vielschichtig. Und ganz verhindern kann die EBU die politische Komponente wohl nie, sind sich die Experten einig.

    Politisch ist lange auch die Organisationsstruktur: Bis 1990 ist es den ehemaligen Ostblockstaaten nicht erlaubt, am ESC teilzunehmen. Deshalb wird dort einige Zeit lang ein eigener Wettbewerb durchgeführt: Der Intervision Song Contest. Karel Gott nimmt 1968 an beiden Wettbewerben teil. Beim westeuropäischen ESC mit einem sehr politischen Lied, das von der Trennung von Ost und West handelt.
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Dean Vuletic, Historiker und ESC-Experte
    · Saskia Jaszoltowski, Musikwissenschaftlerin, Universität Graz
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Silvan Zemp
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  • Im Mai 1956 fand der erste Eurovision Song Contest statt. Bis dahin war es ein weiter Weg. Wie die Fernsehsendung den Weg durch halb Europa schaffte und wer hinter der Idee des Liederwettbewerbs steckt, der Europa nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aneinanderrücken sollte: Die Geschichte des ESC.

    Es ist ein schlichter Theatersaal, in dem 1956 europäische Fernsehgeschichte geschrieben wird: Im Teatro Kursaal findet die erste Ausgabe des «Concours Eurovision de la Chanson Européenne» statt. Die strahlende Siegerin stammt denn auch aus der Schweiz: Lys Assia mit ihrem Titel «Refrain» holt sich den Sieg des ersten ESC.

    Hinter dem Liederwettbewerb steht die European Broadcasting Union EBU, die den ESC auch heute noch verantwortet. Das ist ein europäischer Zusammenschluss nationaler Fernsehanstalten. Die EBU wurde 1950 in Grossbritannien gegründet und verfolgte das Ziel, Fernsehen für ganz Europa zu machen. Um zu sehen, ob das auch technisch funktionieren würde, unternahm die EBU erste Ausstrahlungsversuche zwischen Frankreich und England. Der erste Härtetest war die Krönung der Queen 1953. Damit war der Grundstein gelegt für weitere transeuropäische Fernsehsendungen. Im selben Jahr startete das Schweizer Fernsehen seinen Betrieb.

    1954 erfolgten die ersten EBU-Sendungen unter dem Label «Eurovision» - die erste Übertragung war das Narzissenfest in Montreux und eine der bekanntesten das Finalspiel der Fussball-Weltmeisterschaft 1954, das als «Wunder von Bern» in die Geschichte einging. Doch die Programmkommission der EBU unter dem Vorsitz des Schweizers und damaligen SRG-Direktors Marcel Bezençon fand: Eine eigene Sendung muss her. Also lancierte sie den Liederwettbewerb, der 1956 in Lugano Premiere feiert und heute zu den grössten Unterhaltungsshows der Welt gehört.

    Damit solche Sendungen übertragen werden konnten, schaffte sich das Schweizer Fernsehen aus der TV-Pioniernation England einen voll ausgestatteten Übertragungswagen an. Dieser war an zahlreichen Orten im Einsatz, unter anderem auch beim ersten ESC in Lugano. Und diesen Übertragungswagen gibt es auch heute noch: Er steht im Depot des Museums für Kommunikation.
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    00:05 Intro
    00:58 Lys Assia vergisst den Text bei der Reprise
    02:51 Persönliche Erinnerungen an den ESC
    05:01 Warum ein Liederwettbewerb?
    09:03 Wie begann die europäische Fernsehzusammenarbeit?
    11:37 Krönung der Queen als Geburtsstunde der Eurovision
    13:10 Eurovisionsmonat als erstes europäisches Fernsehprogramm
    14:57 Der erste Übertragungswagen des Schweizer Fernsehens
    21:58 Der erste ESC geht über den Äther
    23:06 Der ESC als Nebenprodukt der EBU
    25:05 Europäische Fernsehmacher waren schneller als Politiker
    26:45 Ende / Ausblick Episode 2

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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Andreas Fickers, Medienwissenschaftler und Historiker, Universität Luxemburg
    · Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern
    · Tim Hellstern, Restaurator, Museum für Kommunikation, Bern
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
    · https://www.srf.ch/sendungen/eurovision-song-contest
    · https://www.mfk.ch/austauschen/blog/eurovision-song-contest-das-jungfraujoch
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Silvan Zemp
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    Hier lernt ihr die Schweizer Geschichte so richtig kennen – mit all ihren Eigenarten, Erfolgen, Fails, Persönlichkeiten und Dramen. Im Podcast «Geschichte» (ehemals «Zeitblende») von SRF Wissen tauchen wir in die Schweizer Vergangenheit ein – und möchten verstehen, wie sie unsere Gegenwart prägt. Habt ihr Themenvorschläge oder Feedback? Meldet euch bei [email protected].

  • Architekt und Ingenieur trafen bei der Auswahl des Baumaterials für das Hallenbad eine fatale Entscheidung. Die Stahlbügel, welche die untergehängte Decke halten sollten, wurden aus Chromnickelstahl gefertigt. Könnte so etwas auch heute noch passieren?

    Chromnickelstahl ist auch als rostfreier Stahl bekannt. Dann geschah aber genau das: Die Metallstäbe rosteten durch und begannen einer nach dem anderen zu reissen. Als die verbleibenden Stäne das Gewicht der tonnenschweren Betondecke nicht mehr tragen konnten, stürzte die Decke ein und begrub das Schwimmbecken unter sich.

    Nicht nur die Materialwahl war fatal, sondern auch die ungewöhnliche Deckenkonstruktion. Auch wenn untergehängte Decken damals in Mode waren, bestanden sie in der Regel aus leichteren Materialien. Im Hallenbad Uster hingegen wurde Beton gewählt. Für das Unglück mit zwölf Toten wurden später drei Beteiligte verurteilt - aber nicht wegen des Baus, sondern weil sie Warnzeichen nicht ernst genommen haben.

    In dieser Zeitblende zeichnen wir die verhängnisvolle Entscheidungskette minutiös nach und fragen, wie sicher Hallenbäder heute sind.
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Ulrik Hans, Korrosionsexperte Empa
    · Alwin Brunner, Bezirksstaatswanwalt
    · Claudia Bosli-Töndury, Schwimmlehrerin Hallenbad Uster und Zeitzeugin
    · Thomas Hildebrand, Überlebender
    · Walter Rufer, Rettungstaucher

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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Vera Deragisch und Isabelle Maissen
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • Am 9. Mai um 20.25 fällt die Decke auf eines der Becken im Hallenbad Uster und schliesst Menschen unter sich ein. Zwölf Menschen sterben beim Unfall, andere können sich durch ein Loch selbst befreien.

    Für die Eingeschlossenen und die Rettungskräfte sind es bange Sekunden, Minuten und Stunden. Auch Juniorinnen und Junioren des Schwimmclubs Uster sind im fatalen Moment im Wasser. Es gibt einige krachende Geräusche - danach senkt sich die Decke praktisch an einem Stück herab und legt sich wie ein Deckel auf das Schwimmbecken.

    Riesiges Glück hat Thomas Hildebrand, damals 18jährig, einer der Junioren. Er kann sich aus dem Wasser hieven und überlebt den Einsturz, indem er sich unter eine Art Balkon kauert. Danach ist es im Hallenbad totenstill - bis die Überlebenden beginnen, Eingeschlossene zu suchen und leblose Menschen aus dem Wasser zu ziehen.

    Zu den Rettungskräften vor Ort gehört Walter Rufer, langjähriges Mitglied der Seepolizei in Uster und ein erfahrener Taucher. Als er via Pager wegen des Deckeneinsturzes alarmiert wird, glaubt er zuerst, es handle sich um eine Übung, so absurd erscheint ihm das Szenario. Als einziger Taucher traut er sich, immer wieder ins dunkle Wasser zu tauchen und Menschen zu bergen. Dabei steht er unter unvorstellbarem Stress, weil der Zivilschutz unterdessen beginnt, die Deckentrümmer des Hallenbads über ihm mit einem Kompressor zu zerlegen.

    In dieser Zeitblende erzählen Thomas Hildebrand und Walter Rufer, wie sie diesen Abend des erlebt und wie sie das Unglück verarbeitet haben.
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    02.58 Besuch im neuen Hallenbad Uster
    04.19 Die Sekunden des Deckeneinsturzes
    07.14 Rettungskräfte eilen zum Hallenbad
    09.45 Rettungsversuche durch Überlebende und Einsatzkräfte
    12.40 Die Rettenden unter grossem psychischem Stress
    16.07 Keine psychologische Soforthilfe für Überlebende und Rettungskräfte
    16.45 So funktioniert psychologische Nothilfe heute
    19.44 Verarbeiten des Unglücks bei Überlebenden und Rettenden
    22.44 So geht es den Protagonisten heute
    24.54 Das Hallenbad Uster 40 Jahre nach dem Unglück
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Thomas Hildebrand, Überlebender
    · Walter Rufer, Rettungstaucher
    · Corina und Beat Hunger, Überlebende
    · Bernadette Corsaro, Psychologin Kantonspolizei Zürich, Expertin für psychologische Notfallhilfe
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Vera Deragisch und Isabelle Maissen
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • Bis heute fasziniert das Vermächtnis von Napoleon Bonaparte. Eine, die damals an vorderster Front mit dabei war, ist die Zürcherin Regula Engel. Sie begleitete ihren Ehemann Florian Engel in den Solddienst und schrieb ihre Erlebnisse später nieder – ein Bestseller im frühen 19. Jahrhundert.

    Offiziersgattin Regula Engel war an der Seite ihres Ehemanns auf zahlreichen Feldzügen mit dabei, manchmal im Hintergrund, manchmal ergriff sie aber auch selbst eine Waffe. In ihrem abenteuerlichen Leben brachte sie 21 Kinder zur Welt, lernte auf dem Ägyptenfeldzug Kommandant Napoleon Bonaparte persönlich kennen, der sogar zwei ihrer Kinder taufte. Doch die Nähe zu Napoleon wurde für sie auch zur Bürde: Sie erlebte ihr persönliches Waterloo, raffte sich wieder auf, und reiste auf der Suche nach Unterstützung um die halbe Welt.

    Die Zeitblende zeichnet anhand ihrer Memoiren die Geschichte der Offiziersgattin Regula Engel und des Söldnerlebens nach, das schnell zwischen Glanz und Elend wechseln konnte. Sie beleuchtet die Bedeutung des Soldwesens für die Schweiz, und die Rolle der Frauen.

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    00:00 Intro
    04:26 Die Schweiz und das Soldwesen
    08:55 Der Alltag der Söldner
    15:34 Frauen und Kinder im Soldwesen
    21:07 Finanzielle Absicherung der Söldner und ihrer Familien
    24:55 Die Bedeutung der Memoiren von Regula Engel
    Laufend: Die Geschichte der Schweizer Offiziersgattin Regula Engel vor dem Hintergrund der französischen Geschichte, insbesondere dem Aufstieg und Fall Napoleon Bonapartes.

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    In dieser Episode zu hören:
    Nathalie Büsser, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Universität Zürich

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    Links:
    https://www.srf.ch/audio
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    Quellen und Literatur zur Episode:
    Engel, Regula: Frau Oberst Engel. Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit. Zürich, 2009.
    Engel, Regula: Frau Oberst Engel. Von Cairo bis Neuyork, von Elba bis Waterloo – Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit. Zürich, 1977.
    Ulbrich, Claudia: Von der Amazone zur Mutter Courage. Zu den Lebenserinnerungen der Regula Engel. In: Duden, Barbara et al. (Hrsg.): Geschichte in Geschichten. Ein historisches Lesebuch. Frankfurt, 2003, S.261-269.
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Barbara Mathys
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    Das ist die «Zeitblende»:
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  • Natürliche Rohstoffe hat die Schweiz nur wenige – im Handel mit Rohstoffen aber spielt das Land global eine wichtige Rolle. Schätzungsweise bis ein Viertel des weltweiten Rohstoffhandels läuft über Unternehmen mit Sitz in der Schweiz - entwickelt hat sich diese Position bereits im 19. Jahrhundert.

    Warum genau wurden Schweizer Unternehmen so erfolgreich? Wie ist es zu erklären, dass gerade Krisen wie Kriege dem Geschäft der Schweizer Transithändler Auftrieb gegeben haben? Und wie hat der Rohstoffhandel die Schweiz geprägt? Diesen Fragen geht diese Zeitblende nach.
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    00:00 Intro
    02:10 Überschüssiges Kapital - die Anfänge des Transithandels
    05:00 Informationen sind zentral - und bleiben in der Familie
    07:03 Von Krisen profitieren lernen
    10:06 Transparenz auf Druck
    14:39 Besser vorbereitet auf den Zweiten Weltkrieg
    16:34 Gute politische Rahmenbedingungen
    20:55 Der Rohstoffhandel prägt die Schweiz - und umgekehrt
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Lea Haller, Historikerin
    · Nemo Krüger, Historiker
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
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    Literatur:
    Haller, Lea. Transithandel : Geld- und Warenströme im globalen Kapitalismus. Berlin: Suhrkamp, 2019.
    Blas, Javier, and Jack Farchy. The World for Sale : Money, Power and the Traders Who Barter the Earth’s Resources. London: Random House Business, 2021.
    Zug in der Welt. Wirtschaft im Kontext, https://www.zuginderwelt.ch/
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Klaus Ammann
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • Mit 17 Jahren kommt sie 1892 allein aus dem russischen Zarenreich in die Schweiz, wo Frauen studieren können. An der Universität Bern macht sie dann Karriere: Sie wird die erste vollberechtigte Professorin, etwas das vor ihr noch keine Frau geschafft hat. Das ist ihre Geschichte.

    Sie fällt auf in Bern. Nicht weil sie die Einzige wäre, es gibt im ausgehenden 19. Jahrhundert viele ausländische Studentinnen in der Schweiz. Aber selten ist eine so intelligent und begabt. Gleichzeitig ist sie sehr fleissig und hartnäckig.

    Die russisch-jüdische Einwanderin studiert und doktoriert in Rekordzeit. Nach einem weiteren Studium als Hörerin in Berlin, erklimmt sie ab 1898 in der philosophischen Fakultät in Bern schliesslich Stufe um Stufe. Sie wird Dozentin, Mitglied im Senat, Titularprofessorin und schliesslich 1909 vollberechtigte Professorin der Philosophie. Keine Selbstverständlichkeit in dieser Männerbastion und schon gar nicht in dieser Zeit. Es ist eine eigentliche Sensation und wird in der Öffentlichkeit staunend zur Kenntnis genommen.

    45 Jahre forscht und lehrt sie in Bern Philosophie und Ästhetik. 1921 erhält sie das Schweizer Bürgerrecht und engagiert sich zunehmend auch für die Rechte der Frauen. Bis zu ihrem Tod 1951 lebt sie mit ihrer Gefährtin der Ärztin Ida Hoff in Bern zusammen.

    Zu ihrem 150. Geburtstag ehrt die Universität Bern die Vorreiterin Anna Tumarkin mit Podien und Diskussionen und auch mit in einer Freiluft-Ausstellung am Tumarkinweg.

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    In dieser Episode sind zu hören:

    Nina Tumarkin (Ururgrossnichte von Anna Tumarkin), USA.
    Franziska Rogger, Historikerin, Bern.
    Carmen Scheide, Dozentin für Geschichte Osteuropas, Universität Bern.
    Claus Beisbart: Extraordinarius mit Schwerpunkt Wissenschaftsphilosophie, Universität Bern.
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    Links
    https://www.srf.ch/audio
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    Literatur:
    Franziska Rogger (2025): Anna Tumarkin. Das schicksalhafte Leben der ersten Professorin. Bern: Stämpfli Verlag.
    Anna Tumarkin (1948): Wesen und Werden der schweizerischen Philosophie.Frauenfeld: Huber.
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Karin Britsch
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  • Jan Berdnik flüchtet nach dem Prager Frühling aus der Tschechoslowakei in die Schweiz. Hier wird er zwar aufgenommen. Aber wegen Spionage-Verdacht wird er auch intensiv überwacht. Das ist seine Geschichte.

    Jan Berdnik flüchtet nach dem Prager Frühling 1968 in die Schweiz. Als System-Flüchtling heisst in die Schweiz willkommen, zumindest vordergründig: Wer vor dem Kommunismus floh, war ein guter Flüchtling. «Aus ideologischen Gründen hat man die Arme und die Türen sehr weit aufgemacht», sagt der Historiker und Buchautor Thomas Buomberger. Hinter den Kulissen liefen allerdings aufwändige Abklärungen. Die Schweiz hatte Angst davor, von kommunistischen Spionen und Saboteuren unterwandert zu werden. «Ich habe gemerkt, dass mein Tisch umgeräumt wurde», sagt Jan Berdnik im Rückblick. Und aus seiner Staatsschutz-Fiche weiss er, dass auch sein Telefon jahrelang abgehört und dass er sogar polizeilich observiert wurde. Ergeben haben diese Ermittlungen nichts. Aufnahme und Abwehr zugleich. Was macht das mit den Menschen die ankommen? Und was mit denen, die schon da sind?
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    00:00 Intro
    03:33 Der Prager Frühling
    07:04 Über Yugoslawien in den Westen
    12:09 Schweizer Dilemma: Willkommenskultur vs. «Kommunisten-Paranoia»
    22:54 Fichenskandal: Berdnik ist kein Einzelfall
    26:10 «Ich bin jetzt ein Bünzli-Schweizer»
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    In dieser Episode sind zu hören:
    · Jan Berdnik, Zeitzeuge
    · Thomas Buomberger, Historiker und Autor
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    Links
    · https://www.srf.ch/audio
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    Literatur:
    Buomberger, Thomas (2017): Die Schweiz im Kalten Krieg 1945-1990. Zürich: Hier und Jetzt
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    Matthias Strasser
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • Als Bananenfrau wurde sie landesweit berühmt: Ursula Brunner gilt als Wegbereiterin des Fairtrade. Gleichzeitig war sie Pfarrfrau, Politikerin und Mutter. In welchem Spannungsfeld bewegte sie sich dabei? Diese Woche erscheint hier eine aktuelle Ausgabe der Sendung «Passage» anstelle der Zeitblende.

    Wie ist es möglich, dass Bananen bei uns billiger sind als heimische Äpfel? Dieser Frage gingen Ursula Brunner und ihre Mitstreiterinnen so gründlich nach, dass daraus eine schweizweite Bewegung entstand. Auch als Politikerin eckte Ursula Brunner an: Als erste Frau sass sie für die FDP im Grossen Rat des Kantons Thurgau. Doch ihr Engagement für eine gerechtere Welt, das im christlichen Glauben wurzelte, führte zu Konflikten. Wie wurde Ursula Brunner von einer bürgerlichen Pfarrfrau zu einer Aktivistin? Wie haben ihre Kinder diesen Weg erlebt? Eine Annäherung an eine Frau, die etwas bewegen wollte.

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    Links
    - https://www.srf.ch/audio
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    Recherche, Produktion und Moderation:
    - Irene Grüter, Redaktion «Passage»
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • Am Abend des 3. August 1914 wählte die Schweizerische Bundesversammlung Ulrich Wille zum General. Doch noch am Vormittag galt Theophil Sprecher von Bernegg als Favorit. Die Wahl war geprägt von politischen Intrigen. Als Wille sah, dass es für ihn nicht reicht, drohte er Sprecher mit Konsequenzen.

    Die Finger im Spiel hatte unter anderem auch Bundesrat Arthur Hoffmann. Mit allen Mitteln versuchte er, die Parlamentarier von einer Wahl Willes zu überzeugen. Doch ohne Erfolg. Erst der Besuch von Ulrich Wille im Privathaus von Theophil Sprecher von Bernegg, verbunden mit der Drohung, er werde ihn fertig machen, wenn er nicht verzichte, machte den Weg frei für Wille. Denn noch vor der Wahl im Parlament erklärte Sprecher seinen Verzicht aufs Amt.
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    Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Nachrichten an [email protected]
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    00:00 Intro
    02:36 Die Karriere von Sprecher
    04:22 Willes Werdegang
    06:03 Das Kaisermanöver 1912
    07:30 Der Erste Weltkrieg bricht aus
    08:48 Das Parlament steht vor der Generalswahl
    12:12 Bundesrat Hoffmann kämpft für Wahl Willes
    13:53 Lückenhafte Dokumente
    15:56 Bundesräte machen Druck aufs Parlament
    17:44 Ulrich Wille nimmt es selber in die Hand
    21:20 Sprecher verzichtet, Wille wird gewählt
    23:15 Eine undemokratische Generalswahl
    25:33 Wille und Sprecher arbeiten eng zusammen
    29:17 Das Ende des Krieges

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    In dieser Episode zu hören
    - Daniel Sprecher, Historiker
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    Links
    - https://www.srf.ch/audio
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    Literatur
    · Jaun, Rudolf (2024): Wille, Ulrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).
    · Sprecher, Daniel (2000): Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg. Seine militärisch-politische Leistung unter besonderer Berücksichtigung der Neutralität. Zürich: NZZ-Verlag.
    · Sprecher, Daniel (2024): Sprecher von Bernegg, Theophil. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).
    · Walther, Heinrich (1939): Aus schweren Tagen: In: ASMZ Nr. 7, Juli.

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    Recherche, Produktion und Moderation:
    - Silvan Zemp
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    Das ist die «Zeitblende»:
    Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

  • August Huber war 12 Jahre jung, als er 1923 begann, an einem Maschinenmenschen zu tüfteln: Sabor. Nach dem Zweiten Weltkrieg faszinierte er das Publikum weltweit. Warum staunen wir über Maschinen wie Sabor – damals und heute?

    1939 wurde Sabor an der Landesausstellung in Zürich gezeigt, später faszinierte er das internationale Publikum auf Technikmessen und in Fernsehshows. Inzwischen ist Sabor weitgehend in Vergessenheit geraten. Eine aktuelle Ausstellung im Zeughaus Teufen will das ändern und zeigt erstmals veröffentlichtes Archivmaterial. Auf dieser Grundlage recherchiert die Zeitblende weiter. In der Sendung erzählt unter anderem die frühere Stimme Sabors von den Tricks, die das Publikum verblüfften.
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    (00:00) In der Fernsehshow
    (02:30) Zu Besuch beim Erfindersohn
    (07:08) An der Landi 1939
    (10:28) Sabor geht international
    (13:17) Der grösste Auftritt
    (14:30) Sabors Stimme
    (20:36) Aus der Mode
    (22:47) Warum bestaunen wir Maschinen?
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    Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht via [email protected] – und wenn du deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns erzählst.
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    Gesprächspartner:innen:

    · Remo Huber, Sohn des Sabor-Erfinders August Huber
    · Eric Lanz, damaliger Steuermann und Stimme Sabors
    · Daniel Strassberg, Psychoanalytiker und Philosoph
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    Literatur:

    · Zeughaus Teufen (2024). Der erste Maschinenmensch aus Teufen.
    · Daniel Strassberg (2022). Spektakuläre Maschinen: Eine Affektgeschichte der Technik. Matthes & Seitz

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    Team:
    · Autor: Oliver Kerrison
    · Mitarbeit: SRF Recherche und Archive

  • Susi Lauer ist eine der letzten Überlebenden, die vom schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg in Budapest 1944 vor dem Holocaust gerettet wurde. Der Familie ihres Mannes, Mark Margolin, gelang die abenteuerliche Flucht von Warschau bis Sidney.

    Als Mark Margolin am 10. September 2023 nach jüdischer Tradition mit seinem Absatz das Glas zertritt, scheint eine unglaubliche Geschichte ihr Happy End gefunden zu haben. Er ist an diesem Tag 66 Jahre alt, seine Frau Susi 85. Soeben haben sie in Haifa geheiratet unter der Chuppah, dem Baldachin. Eine Hochzeit nicht als Anfang, sondern als Krönung eines unglaublichen Weges.

    Dass dieser 10. September 2023 so stattgefunden hat, widerspricht allen Regeln der Wahrscheinlichkeit. Mark Margolins Familie entkam 1939 dem sicheren Tod in Polen durch eine abenteuerliche Flucht im Auto eines deutschen Offiziers über Litauen, Russland und Japan nach Australien, wo er 1957 zur Welt kam.

    Susi Lauer war 1944 als sechsjähriges Mädchen zuerst für Auschwitz und dann für den Tod in der kalten Donau bestimmt. Zweimal wurde sie im letzten Moment vom schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg gerettet. Ein starker Wille hielt sie jung und am Leben.

    Die Schrecken des 20. Jahrhunderts führten Susi Lauer und Mark Margolin um den halben Globus. Heute leben sie in Zürich.

    Gäste:
    · Susi Lauer, Zeitzeugin
    · Mark Margolin, Zeitzeuge
    · Ramunas Janulaitis, Direktor Sugihara-Museum, Kaunas

    Literatur:

    Carlberg, Ingrid: Raoul Wallenberg. Die Biografie. Aus dem Englischen von Susanne Dahmann. München, 2019.

    Lowe, Keith: Der Wilde Kontinent, Europa in den Jahren der Anarchie 1943-1950. Aus dem Englischen übersetzt von Stephan Gebauer und Thorsten Schmidt, Stuttgart 2016.

    Snyder, Timothy: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin. Aus dem Englischen von Martin Richter. München, 6. Erweiterte Auflage, 2022.

    Sugihara Diplomats for Life Foundation: Casablanca of the North: Kaunas 1939-1940. The Exhibition Catalogue. Kaunas, 2018.


    «Zeitblende» ist ein Podcast von Radio SRF. Fragen, Kritik oder Anregungen gerne direkt an: [email protected].

  • Harry Anslinger gilt als der Vater des US-Amerikanischen «War on Drugs». Während dreissig Jahren leitet er die amerikanische Anti-Drogenbehörde und prägt so bis heute die Drogenpolitik der USA.

    Der Sohn eines Schweizer Einwanderers ist ein machtbewusster Mensch. So setzt Harry Anslinger etwa das Cannabisverbot in den USA durch, um seiner Behörde mehr Einfluss zu verschaffen. Gezielt verbreitet er dafür Falschinformationen und setzt sich bewusst über wissenschaftliche Fakten hinweg. Und er argumentiert mit rassistischen Stereotypen.

    Dies sei kein Zufall, erklärt die Historikerin Helena Barop. Seit den ersten Verbotsgesetzen ziehe sich der Rassismus durch die Drogenpolitik. In der Debatte darüber, ob eine Substanz verboten werden sollte, sei oft entscheidender, wer diese Substanz konsumiert, als die Substanz selbst.

    Harry Anslinger passt ebenfalls in dieses Schema. Er ebnet so den Weg zum US-Amerikanischen Anti-Drogenkrieg. Ein Krieg, in dessen Namen zehntausende Afroamerikaner und Amerikanerinnen durch rassistische Polizeiarbeit im Gefängnis landen. Ein Krieg, der Drogensüchtige noch weiter an den Rand der Gesellschaft drängt. Ein Krieg, der mittlerweile als gescheitert bezeichnet werden muss, und dennoch bis heute andauert.

    Dabei wären andere Ideen längst bekannt. Ausgerechnet in der Schweiz – dem Geburtsland von Harry Anslingers Vater – geht man in der Drogenpolitik einen anderen Weg. Eine staatlich kontrollierte Drogenabgabe ist fester Teil der Schweizer Drogenpolitik. Die sogenannte Vier-Säulen-Politik anerkennt, dass es sich bei einer Drogensucht um eine Erkrankung handelt, und manche Betroffene nie davon loskommen werden.

    «Zeitblende» ist ein Podcast von Radio SRF. Fragen, Kritik oder Anregungen gerne direkt an: [email protected].

    Literatur:

    Barop, Helena: Der große Rausch. Warum Drogen kriminalisiert werden. Eine globale Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute. München: Siedler Verlag, 2023.

    Hari, Johann: Drogen. Die Geschichte eines langen Krieges. Frankfurt: S. Fischer Verlag, 2023.

  • Der afroamerikanische Schriftsteller lebt ab den 1950er Jahren in Bern. Er fällt auf. Wegen seines Äusseren. Er erlebt den Alltag des Fremden. Aber er resigniert nicht, sondern spiegelt das Erlebte in seiner Literatur. Es ist ein kritisch-ironischer Blick auf das damalige Bern.

    Der US-Amerikaner Vincent O. Carter landete eher zufällig in Bern. Er wollte nur einige Tage in der Stadt bleiben, schliesslich wurden es 30 Jahre. Eigentlich wollte er nach Paris und dort als Schriftsteller arbeiten - denn an Frankreich hatte er gute Erinnerungen. Im 2. Weltkrieg gehörte er zu den Befreiern und wurde bejubelt. Doch die Stimmung hatte sich verändert, Ausländer:innen aus den USA waren Anfang der 1950er nicht mehr willkommen, so zog er weiter und kam nach Bern.

    Hier fand er eine Heimat und seine Liebe: Liselotte Haas. Mit ihr blieb er über 20 Jahre zusammen, bis zu seinem Tod. Er arbeitete als Schriftsteller, Maler, Englischlehrer. Seine Eindrücke schrieb er auf, es entstand ein kritisch-ironischer Blick auf die Stadt Bern und die Schweiz der 1950er Jahre. Aber seine Bücher werden erst Jahrzehnte nach seinem Tod auf deutsch übersetzt. Seine Lebensgeschichte erzählt die Zeitblende.

    Zu Gast sind:

    Liselotte Haas, ehemalige Partnerin von Vincent O. Carter.
    Anna Iatsenko, Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Künstlerin.

    Literatur:

    Carter, Vincent O: Meine weisse Stadt. Das Bernbuch.
    Zürich, Limmat Verlag, 2021.

    Carter, Vincent O: Amerigo Jones. Zürich, Limmat Verlag, 2014.

  • Er ist ein «Urning», ein Homosexueller. Und wird deswegen schikaniert, verhaftet, weggesperrt, er gilt als kriminell und geisteskrank. Doch Jakob Rudolf Forster wehrt sich, laut, ideenreich und selbstbewusst – ein Vorkämpfer für die Rechte der Schwulen in der Schweiz.

    Jakob Rudolf Forster ist kein Kind von Traurigkeit. Er steht auf Männer, hat viele Liebhaber und macht keinen Hehl aus seiner Homosexualität. So weit, so gut.

    Nur: Forster lebt im ausgehenden 19. Jahrhundert, zu einer Zeit also, in der einer, der offen schwul ist, viel zu befürchten hat. Forster wird denunziert, gedemütigt, ins Gefängnis geworfen, in die Psychiatrie gesteckt – er gilt als «gefährliches Subjekt» und als «lästiges Individuum». Für die Behörden ist er eine Provokation; und sogar der Bundesrat muss sich mit ihm beschäftigen.

    Doch Jakob Rudolf Forster bleibt sich treu. Und kämpft zeitlebens gegen die Ungerechtigkeiten, die homosexuellen Männern Ende des 19. Jahrhunderts widerfahren.


    Zu Gast in dieser Zeitblende:

    Philipp Hofstetter, Historiker. René Hornung, Journalist.


    Literatur:

    Forster, Jakob Rudolf: Justizmorde im 19. Jahrhundert. Wahrheitsgetreue Darstellung des fast unglaublich Verfolgten Schweizers J.R. Forster, Heiratsvermittler von Brunnadern (St. Gallen). Ein Notschrei an das Volk. Zürich: Selbstverlag, 1898.

    Hofstetter, Philipp / Hornung, René: Der Urning. Selbstbewusst schwul vor 1900. Zürich: Hier und Jetzt Verlag, 2024.

    Walser, Erasmus: Homosexualität. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Online-Version vom 4.12.2013.

  • Maria Antonia Räss, eine Appenzeller Bauerntochter, arbeitet Anfangs des 20. Jahrhunderts als sogenannte «Schaustickerin» in ganz Europa. Nach dem Ersten Weltkrieg wandert sie nach New York aus und baut sich ein Textilimperium auf. Wie hat sie das geschafft?

    Sie hat flinke Finger – und weiss, wie man einfädelt. Dass Maria Antonia Räss geschickt mit Nadeln und Faden umgehen kann, findet ihre Familie rasch heraus. Bereits mit vier Jahren arbeitet sie im Webkeller in der Nachbarschaft. Das macht sie jahrelang – daneben geht sie zur Schule.

    Als sie mit 16 Jahren einen Reisepass machen kann, entschliesst sie sich, als Schaustickerin durch Europa zu reisen. Nachdem das Reisen durch den Ersten Weltkrieg abrupt ein Ende findet, wagt sie nach Kriegsende einen neuen Versuch. Diesmal soll es nach Amerika gehen. Inspiriert worden könnte sie durch Walt Disney sein, der zur gleichen Zeit als Ambulanz-Soldat in Europa weilte.

    In New York angekommen, arbeitet sie als allererstes wieder als Schaustickerin. Sie arbeitet sich schnell hoch und betreibt ein erfolgreiches und bekanntes Stickereigeschäft, fährt einen Cadillac und wird zur reichen Tante aus Amerika. Wie Räss vom Boom der Stickerei profitierte – die immerhin um 1910 herum der wichtigste Wirtschaftszweig der Schweiz war – darum geht es in dieser Zeitblende. 

    Zu Gast in dieser Zeitblende:

    * Margrit Schriber, Autorin «Die Stickerin»
    * Tobias Straumann, Wirtschaftshistoriker und Professor an der Universität Zürich

    Literatur:

    * Dubler, Annemarie (2014): Textilindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.10.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013957/2014-10-07/
    * Schriber, Margrit (2023): Die Stickerin. Zürich: Bilger Verlag.
    * Tanner, Albert (1985): Das Schiffchen fliegt - die Maschine rauscht. Weber, Sticker und Unternehmer in der Ostschweiz. Zürich: Unionsverlag.
    * Tanner, Albert (2012): Stickerei. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.03.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013963/2012-03-23/

  • Frankensteins Monster – Mary Shelly hat mit dieser Schauergeschichte eine Figur erschaffen, die aus dem kollektiven Gedächntnis nicht mehr wegzudenken ist. Entstanden ist der Roman am Genfersee. Und bis heute dient Frankensteins Monster als Warnung vor der Gefahr der Technologie.

    Es war eine Wette unter Freunden, die für den ersten Entwurf des Romans «Frankenstein – oder moderne Prometheus» sorgte. Wer kann die beste Horrorgeschichte schreiben? Mary Shelley setzte sich hin, mit Blick auf den Genfersee, und schrieb die Geschichte des Monsters, das von einem Wissenschaftler zum Menschen erweckt wurde.

    200 Jahre später ist Frankensteins Monster eine oft verwendete Metapher, um vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz zu warnen. Damit befasst hat sich Shelley-Expertin Eileen Hunt Botting. Shelley habe Frankensteins Kreatur nicht bloss als Monster gesehen, ist sie überzeugt. Shelley habe kritisiert, dass Frankenstein seine Schöpfung im Stich liess und sich nicht um sie kümmerte. 

    Die Menschheit sei für ihre Kreationen verantwortlich und müsse ihnen Sorge tragen, fordert Hunt Botting. 

    Gesprächspartnerin dieser Zeitblende:

    * Eileen Hunt Botting, Professorin für Politische Philosophie an der University of Notre Dame, Indiana.

    Literatur: 

    * Hunt Botting, Eileen, Artificial Life After Frankenstein, University of Pennsylvania Press, 2020

  • Vor 150 Jahren produzierte ein Hotelier in St. Moritz erstmals Strom aus Wasserkraft. Bald trieb diese Energie vieles an, von der Glühbirne bis zur Lokomotive. Das Geld für die grossen Kraftwerke in den Bergen kam aber oft aus dem Unterland und das führte zu Spannungen, die bis heute spürbar sind.

    Johannes Badrutt, ein findiger Hotelier aus St. Moritz bestaunte 1878 an der Weltausstellung in Paris elektrische Lampen. Diesen Luxus wollte er seinen Gästen im Hotel Kulm auch bieten. So installierte er kurzerhand eine Turbine im nahen Bach und nutzte den Strom für die Beleuchtung seines Speisesaals. Die Gäste waren begeistert. Die Geschichte der Schweizer Wasserkraft begann.


    Immer grössere und leistungsfähigere Flusskraftwerke und später Speicherseen wurden geplant. Für den Bau war aber mehr Kapital nötig, als die armen Berggemeinden und -kantone aufbringen konnten. So erhielten finanzkräftige Unternehmen aus dem Unterland die Konzessionen für die Nutzung der Wasserkraft. Das führte zu Konflikten, die bis heute nachwirken. Die Zeitblende zeigt auf, wie die Wasserkraft in der Schweiz gross wurde und welche Rolle der Pionier aus dem Engadin dabei spielte.


    Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht via [email protected] – und erzähl doch deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns.


    Gesprächspartner in dieser Zeitblende:

    * Sebastina De Pretto, Historiker, Habilitant, Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Universität Bern
    * Franco Milani, Leiter Beschaffung, Vertrieb und Marketing, St. Moritz Energie
    * Fadri Ramming, Rechtsanwalt, Notar, Geschäftsführer der Regierungskonferenz der Gebirgskantone


    Literatur:

    * Caviezel, Emmi, Ramming, Fadri, u. a. Unter Strom. Chur: Bündner Monatsblatt, 2006.
    * De Pretto, Sebastian. „Vernetzte Wasserkraft: Entwicklungspfade und Knotenpunkte des Stauseebaus in der Schweiz und Italien, 1880-1968. Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 73.1 (2023).
    * Milani, Franco. Die weisse Kohle von St.Moritz und Celerina?: 100 Jahre seit der Integration des Elektrizitätswerks in die Gemeinde St.Moritz, 135 Jahre elektrisches Licht in St. Moritz. St. Moritz: Montabella Verlag, 2014.