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Im 19. Jahrhundert, vor allem zwischen 1850 und 1900, zwang der Hunger Tausende von Tessinern auszuwandern. In dieser Zeit führten gerade im Maggiatal grosse Überschwemmungen zu Ernteausfällen und Krankheiten. Die Werbung von Reisebüros lockte viele auch nach Australien. Mit katastrophalen Folgen.
Zeitzeuge Arthur Nicolas, 75, kennt die falschen Heilsversprechen dieser Reisebüros aus der eigenen Familiengeschichte. Dass er nicht im Tessin, sondern in Kalifornien aufgewachsen ist, verdankt er seinen beiden Urgrossvätern. Diese gingen nach Australien, um Gold zu suchen. Als sie ankamen, gab es aber kein Gold mehr. Der eine Grossvater hatte für die Überfahrt sein Land verpachtet. Er blieb in Australien und stürzte zu Hause im Maggiatal seine Familie in bittere Armut.
Die Frauen und Kinder waren die Leitragenden der Tessiner Emigration, ordnet Historiker Luigi Lorenzetti ein. Im Maggiatal emigrierten so viele Männer, dass um 1900 die Hälfte der Frauen Singles waren – ein europaweit einzigartiges Missverhältnis.
Das starke Bild der Armut, das im 19. Jahrhundert so viele Tessiner zwang, auszuwandern, hat aber das kollektive Gedächtnis einseitig geprägt, sagt der Historiker. Emigration wird damit fälschlicherweise ausschliesslich negativ konnotiert. So geht vergessen, dass viele Tessiner Emigranten sehr erfolgreich waren und mit ihrem erworbenen Reichtum für ein fortschrittliches Sozialsystem in ihrem Heimatkanton sorgten.
Zu Gast in dieser Zeitblende sind:
* Arthur Nicola, direkter Nachfahre von Emigranten aus dem Maggiatal
* Angelo Comisetti, Kurator Piccolo Museo von Sessa
* Luigi Lorenzetti, Historiker
Feedback, Fragen oder Wünsche? Nehmen wir gerne entgegen unter [email protected] -
Vor 100 Jahren, im August 1924, wurde Radio Zürich gegründet – inmitten der Pionierzeit des Radios in der Schweiz. Angefangen hat die Geschichte der Schweizer Radiosender mit einem Flughafenfunker aus Lausanne, der Grammophon-Platten via Funk ins Cockpit spielte. Zu den ersten Melodien, welche die erstaunte Besatzung zu hören bekam, gehörte die Ouverture von Rossinis Willhelm Tell. Das ist nur eine von vielen Anekdoten zu den Anfängen des Schweizer Radios.Der Bund erkannte im Jahr 1922 das Potenzial des neuen Mediums und sicherte sich via Gesetz die Hoheit über die Radiosender. In der gleichen Zeit gab es die ersten Radiogeräte für Zuhause. Da war beispielsweise die Radiofee – ein Gerät, das sich die Hörerinnen und Hörer selber zusammenbauen mussten. 1931 mündeten alle Entwicklungen schliesslich in der Gründung der SRG.Zu Gast in der «Zeitblende» sind:- Juri Jaquemet, Sammlungskurator Museum für Kommunikation, Bern- Edzard Schade, Medienhistoriker FH GraubündenLiteratur, Quellen, weiterführende Links:Edzard Schade; Herrenlose Radiowellen, Hier und Jetzt VerlagJuri Jaquemet, https://blog.nationalmuseum.ch/2021/10/99-jahre-radio-in-der-schweiz/Recherche & Archive SRFMuseum für Kommunikation , Bern
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Seit Jahrzehnten läuft in Schweizer Clubs Techno und andere Formen elektronischer Musik. Die Geschichte der Technokultur beginnt in den 80er Jahren. Für den kometenhaften Aufstieg der Jugendkultur musste erst einiges in Bewegung kommen, musikalisch und gesellschaftlich.
James Wolfensberger organisiert 1984 den ersten illegalen Rave in Zürich. Die Party ist ein voller Erfolg. Zürich ist damals eine provinzielle und kalte Stadt. Die Kinos schliessen um neun, gerade mal fünf Discos dürfen länger als Mitternacht geöffnet bleiben. Der neue Geist, den James Wolfensberger in die Stadt bringt, stösst daher auf fruchtbaren Boden.
Gespielt wird an den Partys House-Musik aus den USA – in der Schweiz damals kaum bekannt. Und noch etwas ist neu: Statt nach jedem Lied eine kurze Pause einzulegen, mixt der DJ nun die Lieder zu einem durchgehenden Teppich. Die Partys von James Wolfensberger legen so den Grundstein für die Technowelle der 90er Jahre.
Diese Welle erfasst die Schweiz früh. Sie profitiert von ihrer zentralen Lage mitten in Europa. Hinzu kommt ein Rückgang der Industrie. Die so freigewordenen Areale füllen sich schnell mit Kultur. Überall in der Schweiz entstehen in kürzester Zeit Clubs und Rave-Veranstaltungen. So auch in Roggwil. Das kleine Dorf im Oberaargau wird zu einem gesamteuropäischen Rave-Mekka.
Mirosch Gerber organisiert dort in den 1990er Jahren Raves mit tausenden Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Leute seien aus ganz Europa angereist und Roggwil so weit über die Schweiz hinaus berühmt geworden. In dieser Zeit entwickelt sich Techno in kürzester Zeit von einer Nischenkultur zum Massenphänomen: Innerhalb von nur wenigen Jahren wächst die Zürcher Street Parade von einigen Tausend auf über Hunderttausend Raver und Raverinnen.
Mittlerweile ist Techno in der Schweiz fest verankert. Die Zürcher Technokultur wurde gar von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Die neue Generation erfindet dabei die Technokultur neu. Während der Pandemie entsteht auf der Video-App TikTok ein neues Genre: Hard-Techno. Die Musik ist mit schnell aufeinanderfolgende Rhythmuswechseln auf die Kurzvideos der App zugeschnitten. Einige sprechen deshalb auch etwas despektierlich von «TikTok-Techno».
Doch obwohl die Musik so lebendig und vielfältig ist wie nie, haben viele Clubs in der Schweiz zu kämpfen. Es ist gar von einem Clubsterben die Rede. Die Szene befinde sich derzeit im Umbruch, sagt Sacha Winkler. Er ist einer der Gründer des Zürcher Club Zukunft.
«Zeitblende « ist ein Podcast von SRF. Haben Sie Feedback oder Fragen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht via [email protected] -
Als letzte Äbtissin des Fraumünsters fällt Katharina von Zimmern vor 500 Jahren einen mutigen und weitsichtigen Entscheid. Sie übergibt ihre Abtei dem Bürgermeister und dem Rat von Zürich. Und ermöglicht so eine Reformation ohne Bürgerkrieg.
Der 8. Dezember 1524 ist ein Wendepunkt in der spätmittelalterlichen Geschichte Zürichs. Katharina von Zimmern besiegelt die Übergabe der Fraumünsterabtei. Um die Stadt vor «gross unruoh und ungemach» zu bewahren. Das Fraumünster geht von kirchlichem in weltlichen Besitz.
Mit dem Kloster gibt die Äbtissin auch das ganze Vermögen und alle Ländereien ab. Sie verzichtet auf ihre Position mit allen Privilegien und Rechten. Erweist sich aber auch als geschickte Verhandlerin. Der Rat sichert ihr gute Bedingungen zu für ihr Leben als «normale» Bürgerin.
Katharina von Zimmern ist eine bemerkenswerte Frau in einer bewegten Zeit. Als adliges Flüchtlingskind in die Schweiz gekommen, wird sie schon mit 18 zur Vorsteherin des Klosters gewählt – und wird dort zur grossen Gestalterin. Dass sie mit grosser Wahrscheinlichkeit als Äbtissin eine Tochter geboren hat, kann sie geheim halten.
In dieser Folge zu hören:
* Irene Gysel, Buchautorin
* Nicole Freudiger, SRF Religionsredaktorin
Literatur/Quellen/weiterführende Links:
* Christ-von Wedel, Christine (2020, zweite Auflage): Die Äbtissin, der Söldnerführer und ihre Töchter. Katharina von Zimmern im politischen Spannungsfeld der Reformationszeit. Zürich: Theologischer Verlag.
* Gysel, Irene (2024): Katharina von Zimmern: Flüchtlingskind, Äbtissin, Bürgerin von Zürich. Zürich: Theologischer Verlag.
* Filmausschnitte aus «Zwingli – der Reformator». (2019). Stefan Haupt.
* Musikausschnitte aus dem «Zwingli» Originalsoundtrack von Diego Baldenweg mit Nora Baldenweg & Lionel Baldenweg (mit Daniel Hope, Zürcher Kammerorchester - ZKO, Larissa Bretscher und Vokalensemble Zürich-West)
* Stadtführung: https://katharina2024.ch/veranstaltungen/frauen-und-die-macht-2-2
* Website Jubiläumsjahr für Katharina von Zimmern: www.katharina2024.ch
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Eigentlich scheint das Leben für «Ds Bode Lina» vorgespurt: Als jüngste Tochter einer kinderreichen Familie aus dem bernischen Oberaargau erwartet sie ein Dasein als Bauernmagd. Aber es kommt alles anders: Lina Bögli zieht in die weite Welt – und wird die erste Schweizer Reiseschriftstellerin.
Das Leben von Lina Bögli (1858-1941) ist eine Geschichte von Mut, Emanzipation und sozialem Aufstieg. Die Tochter eines Berner Kleinbauern arbeitet sich von der Kindermagd hoch bis zur gefragten Sprachlehrerin. Sie reist alleine von Australien über Hawaii bis in die USA - und ihr Buch über ihre zehnjährige Weltreise wird zum Bestseller. Diese Zeitblende zeichnet die Spuren nach, die Lina Bögli hinterlassen hat und fragt: Was hat uns die Reisepionierin heute noch zu sagen?
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In dieser Folge zu hören:
• Margret Nyfeler-Bögli, Ururgrossnichte von Lina Bögli
• Heinrich und Verena Bögli, Urgrossneffe von Lina Bögli und Partnerin
• Heidi Witzig, Historikerin
• Judith Arlt, Literaturwissenschaftlerin und Autorin
Literatur:
• Bögli, Lina (2024, zweite Auflage): Talofa. In zehn Jahren um die Welt. Basel: Lenos Verlag. Titel der Originalausgabe: Vorwärts. Briefe von einer Reise um die Welt (erstmals erschienen 1906).
• Bögli, Lina (2019): Immer vorwärts. Basel: Lenos Verlag. Erstmals erschienen 1915 im Verlag Huber & Co in Frauenfeld.
• Arenz, Bärbel/Lipski, Gisela (2009): Mit Kompass und Korsett. Reisende Entdeckerinnen. Cadolzburg: Ars Vivendi Verlag.
Weiterführende Links:
• Zentrum Lina Bögli in Herzogenbuchsee: https://www.lina-boegli.ch/de/das-zentrum -
Vor 130 Jahren stimmte die Schweiz über die erste eidgenössische Volksinitiative ab. Das Schächtverbot war von viel Antisemitismus begleitet, aber auch dem noch neuen Tierschutzgedanken. Einer der Köpfe hinter der Initiative war der Aargauer Andreas Keller-Jäggi - was trieb ihn an?
Diese Zeitblende aus dem August 2023 gewann im Frühling 2024 den Medienpreis Aargau/Solothurn in der Kategorie Radio/Audio. Aus diesem Grund wiederholen wir sie in diesem Feed.
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Im August 1893 nahm das Schweizer Stimmvolk das Schächtverbot – die allererste eidgenössische Volksinitiative – an. Tiere durften fortan nicht mehr ohne Betäubung geschlachtet werden, also so wie es das rituelle Schlachten nach jüdischer (Koscher) und islamischer (Halal) Art vorsieht. Das Verbot zielte damals, Ende des 19. Jahrhunderts, auf die jüdische Gemeinschaft. Der Abstimmungskampf war entsprechend von viel Antisemitismus geprägt – aber auch von der noch immer relativ neuen Idee des Tierschutzes. Einer der Köpfe hinter der Initiative war Andreas Keller-Jäggi, der Präsident des Aargauischen Tierschutzvereins. Wer war Keller-Jäggi und was trieb ihn an, das Schächten zu bekämpfen – Tierliebe oder Judenfeindlichkeit? Eine Spurensuche, die unter anderem ins Archiv in Aarau führt, in ein Tierheim in Untersiggenthal und, zumindest virtuell, bis nach Japan.
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Zu Wort kommen unter anderen:
* Stephan Häsler, ausgebildeter Tierarzt und in den 2000er Jahren als stellvertretender Direktor des damaligen Bundesamtes für Veterinärwesen mit dem Schächtverbot befasst; heute engagiert er sich für die «Schweizerische Vereinigung für Geschichte der Veterinärmedizin»
* Yoko Akiyama, Historikerin und Assistenzprofessorin an der Doshisha Universität in Kyoto, Japan
* Astrid Becker, heutige Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins
* Laura Bitterli, Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Zürich und Co-Projektkoordinatorin von «Ad fontes»
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Literatur zum Thema:
* Thomas Metzger (2020): Argumentative Konstruktion von Differenz. Die Schächtverbotsinitiative und die Antiminarettinitiative im Vergleich
* Yoko Akiyama (2019): Das Schächtverbot von 1893 und die Tierschutzvereine. Kulturelle Nationsbildung der Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
* Stephan Häsler (2010): Die Entwicklung des Tierschutzes in der Schweiz vom 19. Jahrhundert bis zum Erlass des Tierschutzgesetzes
* Sibylle Horanyi (2004): Das Schächtverbot zwischen Tierschutz und Religionsfreiheit. Eine Güterabwägung und interdisziplinäre Darstellung von Lösungsansätzen
* Pascal Krauthammer (2000): Das Schächtverbot in der Schweiz, 1854-2000, die Schächtfrage zwischen Tierschutz, Politik und Fremdenfeindlichkeit -
Elsa Mühlethaler ist die erste Tierärztin der Schweiz mit einer eigenen Praxis. Sie pflegt die Hunde von Grace Kelly und die Tiere des Zirkus Knie. Als blutjunge Studentin führt Mühlethaler im zweiten Weltkrieg das Berner Tierspital und erobert die Männerdomäne der Veterinärmedizin.
Eine SRF Zeitblende über das Leben einer vergessenen Pionierin, der das eigene Pflichtbewusstsein zum Verhängnis wurde. Elsa Mühlethaler (1917-1998) war eine der ersten promovierten Tierärztinnen und die erste Frau überhaupt, die in der Schweiz eine eigene Praxis führte.
1983 wurde sie als erste Frau in die alte Garde der Berner Tierärzte aufgenommen.
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(00:00) Abu, der Orang-Utan aus dem Zirkus Knie
(02:30) Fredy Knie Jr. und Elvire Kunz erinnern sich an Elsa
(05:31) Grace Kelly - ein Hollywoodstar in Mühlethalers Praxis
(07:00) Historikerin Franziska Rogger und die unveröffentlichten Aufnahmen
(08:30) Als Frau in der Männerdomäne: Elsa wird Tierärztin
(11:50) Zweiter Weltkrieg: Mühlethaler am Berner Tierspital
(14:14) Schweizer Frauen im Krieg
(16:30) Mühlethaler besteht das Staatsexamen
(18:40) Kriegsende: Die Männer kehren zurück. Und jetzt?
(22:05) Mühlethalers Kleintierpraxis in Bern
(25:39) Rollenbilder: Mühlethaler kann auch davon profitieren
(29:11) Leidenszeit vor dem Tod
(30:11) Veterinärmedizin: Von der Männerdomäne zum Frauenberuf
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In dieser Folge zu hören:
- Elvire Kunz, Nichte von Elsa Mühlethaler
- Elsa Mühlethaler, Originalaufnahmen zur Verfügung gestellt von Franziska Rogger
- Historikerin und Archivarin Franziska Rogger
- Fredy Knie Jr., ehemaliger Direktor des Zirkus Knie
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Buch:
Franziska Rogger, 2016: Kinder, Krieg und Karriere - Selbstbildnisse aus der Mitte des 20. Jahrhunderts
Bilder von Ringier in Privatbesitz, zur Verfügung gestellt von Elvire Kunz -
Im 19. Jahrhundert pulsierte im Tessiner Hauptort Faido das Leben. Die Mailänder Elite machte hier Ferien. Es wurden schicke Jugendstilhotels gebaut. Etwas weiter oben im Tal beherbergte das Sanatorio del Gottardo viele Tuberkulosekranke. Heute steht das Sanatorium und die Hotels leer.
Der 81- jährige Zeitzeuge Flavio Tonella hat seine Kindheit im Sanatorium verbracht. Wenn er sich daran erinnert, wie er als Knabe unter die Betten der Tuberkulosekranken kroch, um der Strafe des Vaters zu entgehen, muss er lachen. Nicht ums Lachen zumute ist ihm, wenn er durch die heutigen verlotterten Gänge des Sanatoriums geht. Vandalen haben gewütet. Der grosse Jugendstilbau hat sich in der Szene einen Namen gemacht als Spukhaus. Tonella bedauert, dass es der Kanton Tessin nicht geschafft hat, das Haus mit neuem Leben zu füllen.
Das Sanatorium ist Sinnbild eines Tales, das die Glanzzeiten hinter sich hat. Unten im Tal, bei Bodio, steht das gesellschaftliche Leben gleichsam still, seit die Stahlfabrik Monteforno geschlossen hat. Viele Menschen, die heute in der Leventina arbeiten, fahren abends auf der Autobahn heim in die städtischen Agglomerationen nach Bellinzona oder Lugano. Dennoch geht ein Ruck durchs Tal.
Junge Gemeindepräsidenten wollen nach vorne schauen. Sie suchen nach Strategien, um neue Bewohner und Bewohnerinnen anzulocken. Sie wollen selbst aktiv werden und nicht abhängig sein von auswärtigen Investoren. Ein solcher ist 2016 in Piotta aufgetaucht. Der kasachische Geschäftsmann hat das Sanatorium gekauft, um daraus eine internationale Sportschule zu machen. Bagger sind bisher keine aufgefahren.
Gäste in der «Zeitblende»
* Flavio Tonella, Zeitzeuge, Sohn des ehemaligen Klinikdirektors
* Fabrizio Viscontini, Historiker
* Marco Costi, ehemalige Gemeindepräsident von Bodio
* Stefano Imelli, Gemeindepräsident von Bodio
Feedback, Fragen oder Wünsche bitte an [email protected] -
Der politische Wille zur Aufklärung war gross. Vor einem Jahr machte SRF publik, dass auf einem Friedhof in Chur ein Denkmal der Nationalsozialisten steht. Doch jetzt sorgt der Umgang mit der Geschichte des Nazi-Steins für eine Kontroverse. Was passiert, wenn die Vergangenheit zum Politikum wird?
Zuerst lehnte das Stadt-Parlament eine historische Aufarbeitung der Geschichte des Denkmals ab, jetzt soll auf dem Friedhof eine laut Fachleuten lückenhafte Informationstafel über das Monument informieren, zeigen neue Recherchen von SRF.
Wie konnte es dazu kommen? Das erzählt die aktuelle SRF-«Zeitblende». Experten und Politiker:innen kritisieren die Informationstafel: Sie bagatellisiere den nationalsozialistischen Kontext des Denkmals und blende die Rolle der damaligen Stadtbehörden aus. Die Stadt rechtfertigt sich, die Tafel sei von etablierten Historikern erstellt worden – man wolle sich nicht einmischen.
Im Mittelpunkt dieser Zeitblende steht Mitte-Politiker Tino Schneider, der sich auf kommunaler und kantonaler Ebene um bessere Aufklärung bemüht, damit aber in Chur letztlich scheitert.
Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: [email protected]
Gesprächspartner:innen:
* Tino Schneider (Mitte), Mitglied Stadtparlament Chur / Grosser Rat Kanton Graubünden
* Martin Bucher, Historiker
* Andreas Koop, Informationsdesigner
* Urs Marti, Stadtpräsident Chur (FDP)
Literatur:
* Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016.
* Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021.
* Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996.
* Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998.
* Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019.
* Koop, Andreas: NSCI. Das visuelle Erscheinungsbild der Nationalsozialisten 1920-1945, Mainz 2017.
* Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021.
Der Nazi-Stein und die Churer Politik:
* Auftrag Tino Schneider betr. Aufarbeitung der Geschichte des Gedenksteins für deutsche internierte Soldaten auf dem Friedhof Daleu vom 2. Februar 2023, https://www.chur.ch/politbusiness/1782236
* Botschaft zum Auftrag Tino Schneider (Inhalt der Informationstafel) vom 12. März 2023, https://www.chur.ch/_docn/5034598/06_Botschaft_zum_Auftrag_Tino_Schneider_und_Mitunterzeichnende_betreffend_Aufarbeitung_der_Geschichte_des_Gedenksteins_fuer_deutsche_internierte_Soldaten_auf_dem_Friedhof_Daleu.pdf -
Ein Nazi-Denkmal steht mitten in seiner Stadt. Die Vermutung des Churer Stadtpräsidenten: «Man wollte es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aufarbeiten». Was jetzt mit dem Stein – sprengen oder stehen lassen? Und wie präsent waren die Nationalsozialisten in den 30er-Jahren? (Wiederholung Februar 2023)
In Teil 2 geht es um den Weckruf eines Churer SP-Nationalrats, um das Zürcher Hallenstadion voll mit Hakenkreuzen und um einen irritierten Churer Stadtpräsidenten, der jetzt ein Problem hat.
Diese Recherche der «Zeitblende» als Doppelfolge in Zusammenarbeit mit SRF investigativ führt zurück in die 1930er-Jahre, als die Schweizer Behörden die Nazis gewähren liessen. Jetzt holt die Vergangenheit Chur ein.
Wir wiederholen diese Episode aus dem Januar 2023 - denn über ein Jahr später, im Mai 2024, erschien Folge 3.
Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: [email protected]
Gesprächspartner:innen:
* Hansmartin Schmid, Historiker, früherer SRF-Journalist und Zeitzeuge
* Bernd Ulrich, Historiker in Berlin
* Fabienne Meyer, Historikerin
* Fritz Gemsemer, Pforzheim
* Sandra Nay, Leiterin Kundendienst Staatsarchiv Graubünden
* Leza Dosch, Kunsthistoriker
* Martin Bucher, Historiker
* Diane Tempel, Sprecherin Volksbund
* Urs Tischhauser, Stadtgärtnerei Chur
* Urs Marti, Stadtpräsident Chur
Literatur:
* Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016.
* Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021.
* Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996.
* Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998.
* Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019.
* Inventar von Armee- und Kriegsdenkmälern in der Schweiz, https://www.vtg.admin.ch/de/die-schweizer-armee/geschichte-der-schweizer-armee/inventario.html, Stand: 25. Januar 2023.
* Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021.
Archive:
* Archiv des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge
* Politisches Archiv des Auswärtigen Amts
* Stadtarchiv Pforzheim
* Bundesarchiv
* Staatsarchiv Graubünden
* Stadtarchiv Chur
* Gemeindearchive Disentis, Arosa und Savognin -
Mitten in Chur steht inkognito ein nationalsozialistisches Denkmal. Das Mini-Mausoleum wurde 1938 auf dem Daleu-Friedhof aufgestellt. Wie kommt ein Nazi-Stein nach Chur? Wieso machten die Nationalsozialisten Propaganda mit toten Soldaten des Ersten Weltkriegs? (Wiederholung Januar 2023)
In Teil 1 geht es um angebliche Helden, handfeste politische Ziele, um einen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und eine mögliche Geheimkammer im Denkmal.
Diese Recherche der «Zeitblende» als Doppelfolge in Zusammenarbeit mit SRF investigativ führt zurück in die 1930er-Jahre, als die Schweizer Behörden die Nazis gewähren liessen. Jetzt holt die Vergangenheit Chur ein.
Wir wiederholen diese Episode aus dem Januar 2023 - denn über ein Jahr später, im Mai 2024, erschien Folge 3.
Inputs? Feedback? Unsere E-Mail-Adresse: [email protected]
Gesprächspartner:innen:
* Hansmartin Schmid, Historiker, früherer SRF-Journalist und Zeitzeuge
* Bernd Ulrich, Historiker in Berlin
* Fabienne Meyer, Historikerin
* Fritz Gemsemer, Pforzheim
* Sandra Nay, Leiterin Kundendienst Staatsarchiv Graubünden
* Leza Dosch, Kunsthistoriker
* Martin Bucher, Historiker
* Diane Tempel, Sprecherin Volksbund
* Urs Tischhauser, Stadtgärtnerei Chur
* Urs Marti, Stadtpräsident Chur
Literatur:
* Bollier, Peter: Die NSDAP unter dem Alpenfirn. Geschichte einer existenziellen Herausforderung für Davos, Graubünden und die Schweiz, Chur 2016.
* Bucher, Martin J.: Führer, wir stehen zu dir! Die Reichsdeutsche Jugend in der Schweiz, 1931–1945, Zürich 2021.
* Bundi, Martin: Bedrohung, Anpassung und Widerstand – Die Grenzregion Graubünden 1933-1946, Chur 1996.
* Dosch, Leza: Grabdenkmäler für französische und französische Kriegsinternierte in Chur. Bericht und Dokumentation im Auftrag des Gartenbauamts der Stadt Chur, 1998.
* Fuhrmeister, Christian, et al.: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Entwicklungslinien und Probleme, Berlin 2019.
* Inventar von Armee- und Kriegsdenkmälern in der Schweiz, https://www.vtg.admin.ch/de/die-schweizer-armee/geschichte-der-schweizer-armee/inventario.html, Stand: 25. Januar 2023.
* Schmid, Hansmartin: Churer Grabmäler. Was uns die Grab- und Denkmäler der Friedhöfe Daleu und Hof erzählen, Chur 2021.
Archive:
* Archiv des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge
* Politisches Archiv des Auswärtigen Amts
* Stadtarchiv Pforzheim
* Bundesarchiv
* Staatsarchiv Graubünden
* Stadtarchiv Chur
* Gemeindearchive Disentis, Arosa und Savognin -
Das Löwendenkmal erinnert an das Massaker an Schweizer Gardisten von 1792 in Paris. Auch Carl Pfyffer war einer der Gardisten. Sein Glück: Er war in den Ferien. Traumatisiert von den Ereignissen entschloss er sich, den Getöteten ein Denkmal zu setzen.
Im Sommer 1792 kommt der französische König Louis XVI. unter Druck. Im Zuge der französischen Revolution beantragt die Nationalversammlung seine Absetzung. Seine französische Garde hat sich schon zu Beginn der Revolution mit dem Volk verbündet. Zu seinem Schutz bleiben ihm etwa 1500 Schweizer Gardisten. Hunderte von ihnen werden bei einem Aufstand vom Volk überrannt und getötet. An dieses Ereignis erinnert das Löwendenkmal in Luzern.
Kopf und Motor hinter dem Denkmal war Carl Pfyffer, ein Vertreter der alten Ordnung und der Aristokratie. Er gehörte einer Familie an, für die Kriegsdienste ein Geschäft waren, mit dem sich Reichtum anhäufen liess. Dieses Militärunternehmertum geht mit dem Tod der Schweizer Söldner zu Ende. Auch dafür steht das Löwendenkmal.
Und es steht für den neu aufkommenden Tourismus in Luzern. Von Beginn weg wird das Denkmal als Sehenswürdigkeit vermarktet und lockt Touristen an. Bis heute. Aktuell besuchen jedes Jahr Hundertausende das Denkmal und machen ein Selfie mit dem Löwen. Deshalb sagt der Luzerner Historiker Jürg Stadelmann in dieser Zeitblende: «Das Löwendenkmal war schon immer ein Ort des Histotainment, ein Ort also, an dem mit Geschichte unterhalten wird.»
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Gesprächspartner:
* Claudia Hermann, Kunsthistorikern
* Jürg Stadelmann, Historiker
Verwendete/weiterführende Literatur und Quellen:
* «In die Höhle des Löwen – 200 Jahre Löwendenkmal Luzern», Verlag Pro Libro Luzern -
Sie organisierte die Frauen-Friedenskonferenz 1919 in Zürich nach dem ersten Weltkrieg, weil Frauen an der Friedenskonferenz von Versailles nicht zugelassen waren. Die Teilnehmerinnen forderten die sofortige Abrüstung und ihre eigene politische Gleichberechtigung.
Wer war Clara Ragaz-Nadig? Warum kann aus ihrer Sicht Frieden nur dauerhaft sein, wenn Frauen beteiligt sein? Und, warum ist die feministische Friedensbewegung heute wenig wahrnehmbar? Diesen Fragen geht die «Zeitblende» nach im Gespräch mit der Historikerin Nathalie Grunder und der Sozial-Anthropologin und Pazifistin Annemarie Sancar.
«Clara Ragaz-Nadig war überzeugt, dass nachhaltiger Frieden nur möglich sei, wenn die Frauen miteinbezogen würden» erklärt Historikerin Nathalie Grunder, die an der Universität Bern eine Dissertation zur internationalen Frauenfriedensbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schreibt. So hat die Frau, die mit dem bekannten Theologen Leonhard Ragaz verheiratet war, den Kampf für die Gleichberechtigung der Frau mit jenem für Frieden verbunden. Clara Ragaz-Nadig sei überzeugt gewesen, dass das kapitalistische System überwunden werden müsse, um der Logik von Aufrüstung und Krieg zu entkommen, meint die Sozial-Anthropologin Annemarie Sancar, die selbst aktiv ist in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (WILPF).
Noch heute ist Clara Ragaz-Nadig für Menschen, die sich für Frauenrechte und Frieden einsetzen eine Inspiration. Zu ihrem 150. Geburtstag wird sie von ihren Nachfolgerinnen gefeiert und ihr «Erbe» intensiv diskutiert.
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Gesprächspartnerinnen: Nathalie Grunder, Historikerin & Annemarie Sancar, Sozial-Anthropologin und Mitglied der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (WILPF) -
Anfang des 20. Jahrhunderts gerät ein Basler Polizist ins Visier der Justiz. Ihm wird vorgeworfen, den künstlichen Süssstoff Saccharin über die Grenze nach Deutschland zu schmuggeln. Auf den Spuren eines bittersüssen Kriminalfalls.
Nicht Drogen waren der Fokus von Schweizer Schmugglern um die Jahrhundertwende, sondern der künstliche Süssstoff Saccharin. Er ist zu dieser Zeit in fast ganz Europa verboten, nicht aber in der Schweiz. Viele ärmere Menschen versuchten ihr Glück mit dem Saccharin-Schmuggel – auch ein Basler Polizist?
Im April 1912 erhält der Basler Polizist Adolf Schuppisser eine brisante Mitteilung: Gegen ihn liegt ein deutscher Haftbefehl vor. Ihm wird vorgeworfen, Saccharin über die Grenze zu schmuggeln. Er wird umgehend suspendiert. Ist ausgerechnet Landjäger Schuppisser einer von Hunderten Personen, die Saccharin illegal aus der Schweiz bringen?
Schuppisser beteuert in zahlreichen überlieferten Briefen seine Unschuld. Er lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen und geht den Weg durch die Instanzen. Was kommt dabei raus? Die Zeitblende zeichnet den Kampf des Basler Polizisten um seine Existenz nach und wartet mit unerwarteten Wendungen auf.
Die Zeitblende beleuchtet, wie Saccharin überhaupt zur beliebten Schmuggelware wurde, welche wirtschaftlichen Folgen der Saccharinschmuggel hatte, wie er die Schweiz international in Bedrängnis brachte und wie der Schmuggel ablief. Dabei gab es viele mögliche Methoden, nicht zuletzt jene des Schmugglerpaars aus der Zeitschrift Nebelspalter, das das Saccharin unter seiner Kleidung über die Grenze zu bringen versuchte.
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Gesprächspartner: Marco Polli, Historiker
Themeninput: Manuel Haldi, Recherche & Archive SRF
Verwendete/weiterführende Literatur und Quellen:
Administrativ-Akten des Polizeidepartements Kanton Basel-Stadt in Sachen Schuppisser-Schwarz, Adolf, betreffend Saccharinschmuggels. Handel und Gewerbe, BB 20.
Merki, Christoph Maria: Die Zürich Connection: Saccharinschmuggel vor dem Ersten Weltkrieg. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Bd. 89 (1993), S.185-200.
Merki, Christoph Maria: Zucker gegen Saccharin. Zur Geschichte der künstlichen Süssstoffe. Frankfurt, 1993.
Polli, Marco: Zollpolitik und illegaler Handel. Schmuggel im Tessin 1868-1894. Soziale, wirtschaftliche und zwischenstaatliche Aspekte. Zürich, 1989. -
Mina Hofstetter ist eine Pionierin des Biolandbaus und der viehlosen Landwirtschaft. Sie wird in den 1920er Jahren zur Veganerin und verkauft ihre Kühe. In Kursen vermittelt sie ihre Anbaumethoden, empfängt Gäste aus der ganzen Welt. Die Geschichte einer engagierten Frau, die lange vergessen wurde.
Mina Hofstetter hat mit ihrem Wirken den Biolandbau geprägt. Die Frau, die wegen ihrer schlechten Gesundheit zu einer veganen Ernährung wechselt und ihre Milchkühe verkauft, steht für vieles, was in der biologischen Landwirtschaft auch heute noch zentral ist.
Auf ihrem viehlosen Hof am Greifensee widmet sie sich voll und ganz dem Ackerbau, probiert neue Methoden aus, entwickelt ihr eigenes Anbausystem. Eine schonende Bodenbearbeitung ist ihr wichtig, denn: «Gesunder Boden gleich gesunde Pflanzen gleich gesunder Mensch».
Mina Hofstetter ist aber mehr als eine Biobäuerin. Sie forscht und schreibt, empfängt in ihren Kursen Gäste aus der ganzen Welt. Ihr Hof am Greifensee wird zum Treffpunkt für Menschen, die zurück zur Natur finden wollen. Sie engagiert sich auch für Frauenrechte.
Die Zeitblende auf den Spuren einer aussergewöhnlichen Frau.
Feedback, Fragen oder Wünsche: [email protected]. Wir freuen uns und danken fürs Weiterempfehlen dieses Podcasts.
Gesprächspartner, -partnerinnen:
* Peter Moser, Leiter des Archivs für Agrargeschichte in Bern.
* Annette Schär, Buchautorin und Kommunikationsberaterin.
* Judith Aebli und Daniel Liechti, das heutige Besitzerpaar des Hofes in der Stuhlen.
Literatur:
* Hofstetter Mina (1942): Neues Bauerntum, altes Bauernwissen, Naturgesetzlicher Land- und Gartenbau. Zürich und Leipzig: Verlag Gropengriesser und Wegweiserverlag.
* Hofstetter-Lehner Mina (1931): Viehlose Landwirtschaft. In: Tau, Monatsblätter für Verinnnerlichung und Selbstgestaltung. Heft 87/88. Hrsg. Werner Zimmermann.
* Moser Peter Hrsg. (2024): Mina Hofstetter: eine ökofeministische Pionierin des biologischen Landbaus. Texte und Korrespondenz. München: Oekom Verlag.
* Moser Peter/Wirz Claudia/Kaufmann Andréa (2016): Drucken Backen Forschen: Pionierinnen der modernen Schweiz. Zürich: Verein für wirtschaftshistorische Studien.
* Intveen Heide/Schmitt Mathilde/Spieker Ira (2021): Passion und Profession: Pionierinnen des ökologischen Landbaus. München: Ökom Verlag.
* Schär, Annette (erscheint im April/Mai 2024): Greifensee-Geschichten: Historisches aus der Region. Zürich: Th. Gut Verlag.
Links:
* srf.ch/zeitblende
* https://www.bioterra.ch/mina-hofstetter-rebellische-grenzgaengerin
* https://www.nb.admin.ch/snl/de/home/recherche/r-monat/hofstetter-mina.html7
* https://www.youtube.com/watch?v=ssS0FfHdaQk -
Vom armengenössigen Witwer im Aargauer Surbtal bis zu den reichsten Familien der USA: Wer waren die Guggenheims? Die Zeitblende schildert den beispiellosen Aufstieg der Auswandererfamilie, bis zur Gründung der weltberühmten Guggenheim-Museen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts dürfen Jüdinnen und Juden in der Schweiz nur in zwei Aargauer Gemeinden leben, den damals sogenannten "Judendörfern", Lengnau und Endingen. Auch der Zugang zu vielen Berufen ist ihnen verwehrt, es gelten spezielle Bauvorschriften und zahlreiche weitere Schikanen.
Die Folge ist oft Armut, auch für die Familie Guggenheim. Simon Guggenheim und sein Sohn Meyer wollen deshalb, gemeinsam mit der Familie, der Armut und den behördlichen Einschränkungen entfliehen. Sie wandern von aargauischen Lengnau in die USA aus.
Innerhalb von nur einer Generation steigen sie dort zu den reichsten Familien der USA auf. Und aus dem Reichtum finanziert die Familie die berühmte Kunstsammlung, mit welcher der Familienname mittlerweile untrennbar verknüpft ist.
Wir erzählen die Geschichte dieses beispiellosen Aufstiegs, die gleichzeitig auch eine Geschichte des jüdischen Lebens in der Schweiz ist. Mit Kulturpublizist Roy Oppenheim begeben wir uns in Lengnau auf Spurensuche und fragen auch, wie man dort heute auf die Geschichte der geteilten christlichen und jüdischen Vergangenheit blickt.
Oppenheim sagt: "Das Behalten der Erinnerung ist immer eine Frage der inneren Einstellung." Es gebe bis heute Menschen, die ihm nahelegten "doch einmal aufzuhören" mit dem Erzählen. Zu ärgerlich sei die Vergangenheit. Trotzdem erzählt und erklärt Oppenheim unermüdlich, auch in dieser Zeitblende. -
Die Schweiz spielt in den 50er-Jahren ganz vorne mit bei der Entwicklung des Computers. Der erste Schweizer Computer, die ERMETH der ETH Zürich, wird unter Professor Eduard Stiefel entwickelt, der damit Pionierarbeit leistete. Es ist der erste programmierbare Rechner in Kontinentaleuropa.
Zunächst wird in der Schweiz ein Computer des deutschen Pioniers Konrad Zuse getestet: Die Zuse Z4. Im Krieg teilweise zerstört, restauriert sie Zuse in Zürich, wo sie dann mietweise einige Jahre im Hauptgebäude der ETH steht. Die Versuche mit der Z4 sind die Basis für den ersten Schweizer Computer, die ERMETH.
Die «Elektronische Rechenmaschine der ETH Zürich», wird in den 50er-Jahren entwickelt. Professor Eduard Stiefel, damaliger Leiter des 1949 gegründeten Instituts für angewandte Mathematik, schickt seine beiden Assistenten zu Forschungszwecken in die USA. Ambros Speiser und Ernst Rutishauser sollen Informationen sammeln, um zurück in der Schweiz den ersten helvetischen Computer zu bauen.
1956 geht die ERMETH in Vollbetrieb. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit, von wissenschaftlichen Berechnungen, mathematischen Problemen bis hin zu ganz praktischen Anwendungen in Bereichen der Statik.
Der amerikanische Computerhersteller IBM wird auf die Entwicklungen an der ETH aufmerksam und fängt an, Talente abzuwerben. Da die Schweizer Industrie offensichtlich das Potenzial der Rechenmaschinen nicht erkennt und die ETH ihre Kreationen nicht kommerzialisiert, bleibt die Schweiz rasch hinter grossen Computernationen, allen voran den USA, zurück. Die ERMETH wird im Jahr 1963 durch einen amerikanischen Computer ersetzt.
Heute steht der erste Schweizer Computer im Museum für Kommunikation in Bern.
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00:00 Intro
01:48 Anfänge in Deutschland
03:01 Ein deutscher Computer wird in die Schweiz geholt
05:10 In den 50ern gibt es weltweit kaum Computer
07:08 Der deutsche Computer Z4 im Einsatz in der Schweiz
09:32 Ein Schweizer Computer wird entwickelt
13:14 Die ERMETH geht in Betrieb
16:16 IBM wirbt Schweizer Talente ab
17:20 Warum die Schweiz nicht zur Computernation wurde
21:45 Angst vor Rechenmaschinen?
22:45 ERMETH-Entwickler blickt in die Zukunft
24:07 Das Ende der ERMETH
25:06 Schluss
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Gesprächspartner:
* Juri Jaquemet, Sammlungskurator für Informations- und Kommunikationstechnologien beim Museum für Kommunikation in Bern
Ausserdem in Archivaufnahmen zu hören:
* Ambros Speiser (1922-2003), Technischer Leiter beim Bau der ERMETH, aus dem SRF-Archiv und dem Archiv des Museums für Kommunikation (ADOK_0016)
* Werner Schneider (1935-2021), als Student Nachtoperateur der ERMETH, aus dem Archiv des Museums für Kommunikation (VDOK_00112)
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Literatur:
* Henger, Gregor (2008): Informatik in der Schweiz: Eine Erfolgsgeschichte verpasster Chancen. Zürich: NZZ Libro.
* Museum für Kommunikation Bern (2001): Loading History - Computergeschichte(n) aus der Schweiz. Nr. 1. Zürich: Chronos Verlag.
* Bruderer, Herbert (2020): Meilensteine der Rechentechnik. 3. Auflage. Berlin/Boston: De Gruyter Oldenbourg.
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Links:
* srf.ch/zeitblende
* https://blog.nationalmuseum.ch/2018/02/ermeth-computer-made-in-switzerland/
* https://etheritage.ethz.ch/2020/10/05/bedienungsanleitung-des-legendaeren-computers-zuse-z4-entdeckt/
* https://library.ethz.ch/standorte-und-medien/plattformen/kurzportraets/eduard-stiefel-1909-1978.html
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Autor: Silvan Zemp -
Der Fall der deutschen Bankräuber Kurt Sandweg und Waldemar Velte zeigt exemplarisch, wie schwierig die Lage für junge Menschen nach dem Ersten Weltkrieg war.
Am 5. Januar 1934 – also vor 90 Jahren – betreten zwei Unbekannte die Wever-Bank in Basel mit Pistolen. Und sie schiessen, bevor sie sich in der Kasse bedienen. Zwei Bankangestellte werden so schwer verletzt, sterben noch am gleichen Tag im Spital. Der Banküberfall dauert nur wenige Minuten, die Täter fliehen in einem blauen Ford mit schwarzem Verdeck.
In der «Zeitblende» wird die Geschichte der beiden deutschen Bankräuber Kurt Sandweg und Waldemar Velte erzählt. Die beiden hielten die Region Basel tagelang in Atem, erschossen auf der Flucht drei Polizisten und nahmen sich am Schluss das Leben. Im Margarethenpark in Basel, umstellt von der Polizei, sahen die Bankräuber keinen anderen Ausweg mehr.
Dank Original-Polizeiakten und Zeugenaussagen aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt, ist die Geschichte des schwersten Verbrechens in Basel im 20. Jahrhundert bestens dokumentiert.
Zu den wichtigsten Zeugenaussagen gehört jene von Victoria «Dorly» Schupp. Die Schallplattenverkäuferin aus dem Basler Warenhaus Globus hat die beiden Deutschen im Dezember 1933 kennengelernt und viel Zeit mit ihnen verbracht, ohne ihre wahre Geschichte zu kennen. Als das Ganze auffliegt, verrät Dorly Schupp die Beiden an die Polizei.
«Man muss die Geschichte auch in der Zeit sehen: Das sind 15 Jahre nach dem ersten Weltkrieg, als ein einzelnes Menschenleben nach diesem mechanisierten Töten, millionenfach, nicht mehr gar so kostbar war», sagt der Schweizer Schriftsteller Alex Capus, der mit dem Roman «Fast ein bisschen Frühling» die Geschichte von Sandweg und Velte erzählt.
Die beiden Männer, 23 Jahre alt, arbeitslos, wollen weg aus Nazi-Deutschland. Ihr grosses Ziel: Indien. Aber im Europa der 30-er Jahre ist es alles andere als einfach für junge Menschen ihre Träume zu leben. Nach dem 1. Weltkrieg werden die Grenzen streng kontrolliert, es braucht Stempel, Formulare - und es braucht Geld. Was wiederum einer der Auslöser für den Banküberfall am 5. Januar 1934 in Basel war.
Quellen/Literatur: - Capus, Alex (2002): Fast ein bisschen Fühling: Carl Hanser Verlag, Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt, Museum Laufental -
Der Winterthurer Bruno Stefanini baute sich mit Immobilien ein Milliardenimperium auf. Er kaufte sich Kunst, Geschichtsträchtiges und Kuriositäten und hinterliess eine Sammlung von rund 100'000 Objekten. Doch seine Vision eines grossen Museums scheiterte.
Er sammelte fast alles, verkaufte fast nichts. In diesem Jahr wäre der Winterthurer Sammler und Multimillionär Bruno Stefanini 100 Jahre alt geworden. Die Zeitblende besucht das heutige Sammlungslager der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte in Winterthur, spricht über Absprachen zwischen Stefanini und einem Altbundesrat und gibt Einblick in bisher unveröffentlichte Tagebucheinträge.
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(00:00) «Verrückt, nicht wahr?!!!!!!!!!!!!!»
(02:02) Pult von Kennedy
(04:47) Der junge Stefanini
(09:08) 40 Jahre Reinigungsaufwand
(10:42) Der Unternehmer Stefanini
(18:00) Eine grossflächige Skizze
(20:00) Absprachen mit Blocher
(24:28) Die Vision eines Museums
(28:06) Neid, Eifersucht, Missgunst
(33:17) Abspann
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Hast du Feedback, Fragen oder Wünsche? Wir freuen uns auf deine Nachricht via [email protected] – und wenn du deinen Freund:innen und Kolleg:innen von uns erzählst.
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Gesprächspartner:innen:
- Severin Rüegg, Sammlungsleiter der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte
- Miguel Garcia, Historiker
- Christoph Blocher, alt Bundesrat und Kunstsammler
- Bettina Stefanini, Tochter Bruno Stefaninis und Direktorin der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte
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Literatur:
- Matthias Frehner & Valentina Locatelli (2023). Anker, Hodler, Vallatton. Fondation Pierre Gianadda.
- Miguel Garcia (2016). Bruno Stefanini. Ein Jäger und Sammler mit hohen Idealen. NZZ Libro.
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Team:
- Autor: Oliver Kerrison
- Sprecher:innen: Armin Berger, Oriana Schrage, Yonathan Schrage
- Mitarbeit: SRF Recherche und Archive -
Anfang der 1920er-Jahre beschloss Walter Amstutz aus Mürren im Berner Oberland, zusammen mit seinem Freund Arnold Lunn eine neue Form des Skifahrens etablieren zu wollen. Bergab sollte es gehen, auf vorgegebener Strecke, und möglichst anspruchsvoll. Die Idee der alpinen Skirennen war geboren.
Wer Anfang der 1920er-Jahre «Skirennen» sagte, meinte damit vor allem Langlauf und Skispringen – diese nordischen Disziplinen waren vorherrschend. Bis in Mürren der Brite Arnold Lunn und der Einheimische Walter Amstutz auf die Idee kamen, Abfahrts- und Slalomrennen auszutragen.
Entscheidend war laut dem Historiker Daniel Anker das Jahr 1924. In dem Jahr gründeten beide Pioniere je einen Skiclub, die den Zweck hatten, alpine Skirennen vorwärtszubringen. Lunn kreierte den britischen Kandahar Ski Club, und Amstutz gründete den Schweizerischen Akademischen Skiclub. Diese Clubs sollten fortan zum Schlüssel werden, um Rennen zu organisieren und immer mehr Menschen von dieser Wettkampfform zu begeistern. 1931 fand in Mürren die erste Ski-WM statt.
Zu Gast in dieser Zeitblende:
- Daniel Anker, Alpinhistoriker
- Gisela Vollmer, Präsidentin des Minimuseums Mürren
- Yvonne Gozon, Tochter von Walter Amstutz
- Andreas Feuz, langjähriger Präsident des Ski Clubs Mürren
Quellen / Literatur:
- Amstutz, Max D. (2010): Die Anfänge des alpinen Skirennsports. Zürich: AS Verlag.
- Amstutz, Max D. (2020): Glorioses Mürren – wie das Walserdorf zur Wiege des Skirennsports wurde. In: Der Schneehase, Sonderdruck aus Edition 40, 2016-2019.
- Anker, Daniel (2023): Akademiker als siegreiche alpine Skiläufer. In: Quin, Grégory, Laurent Tissot und Jean-Philippe Leresche (Hrsg.) : Skiland Schweiz. Eine Geschichte. Thun/Gwatt: Weber-Verlag.
- Engel, Simon (2021): Das ganze Volk fährt Ski! Das ganze Volk? In: Schweizerisches Nationalmuseum. Blog.
- Ski Club Mürren (1987): 75 Jahre Ski Club Mürren. 1912-1987.
- Triet, Max (2001): Amstutz, Walter. In: Historisches Lexikon der Schweiz. - Show more