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  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

     Ich bin des Öfteren gefragt worden, warum ich das mache, was ich mache. Ich bin des Öfteren nach einem Konzept für meine Sendungen gefragt worden. Und tatsächlich habe ich auch des Öfteren darüber nachgedacht. Sollte ich nicht erst mal ein richtiges Konzept entwickeln und meine Sendungen später nach diesem Konzept stringent produzieren? So denken wir heute über das Machen und Konzipieren von Sendungen und Beiträgen - das scheint uns plausibel zu sein. Ich bin einen anderen Weg gegangen, ohne aber den Gedanken an ein Konzept aufgegeben zu haben. 
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Draußen ist es ruhig. Heute. Ausnahmsweise. Und ich sitze schon eine ganze Weile und komme zur Ruhe. Das Paradox der Ruhe: Ich komme zur Ruhe, indem ich nichts mache. Ich komme aktiv zur Ruhe, indem ich mich jeglicher Aktivität enthalte. Das funktioniert. Auf eine fast unerklärliche Weise. Ich sitze aufrecht und lasse meinen Blick auf dem Boden ruhen. Ich schaue nichts Besonderes an. Hin und wieder blicke ich freilich auf und sehe die Baumwipfel des benachbarten Wäldchens. Die Wipfel schwanken manchmal im Wind. Oder ich sehe Wolken vorbei ziehen. Heute allerdings nicht. Heute ist der Himmel wolkenlos grau. 
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

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  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Angesichts dieser globalen Unsicherheit ist es wichtig, dass wir uns selbst ein Licht sind. So hat es der Buddha ausgedrückt. Zündet euch selbst ein Licht an. In diesem Sinne haben sich auch viele andere Lehrer ausgedrückt.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Ich hoffe, ich habe dir verständlich machen können, worum es beim ursprünglichen Punkt geht. Der lebendige Augenblick, die einzigartige Erfahrung dessen, was du gerade erlebst und was sich nicht wiederholen lässt. Das hat zur Voraussetzung, dass ich unvoreingenommen und offen an mein Erfahren herangehe. Diese Erfahrung setzt etwas meinerseits voraus, das mit meiner Einstellung dem Leben gegenüber zu tun hat. Ich muss auf eine ganz bestimmte Weise offen sein - offen anderen Menschen gegenüber, offen neuen Situationen gegenüber, ohne Vorurteile, in gewissem Sinne sogar ohne alle Urteile überhaupt. 
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Wenn ich mich zurückziehe - herausziehe aus dem Trubel unseres modernen Großstadtlebens, um endlich mal wieder zu mir zu kommen, klar zu werden, eine besondere Erfahrung zu machen, mein eigenes Sein betreffend: Wozu kann und soll das gut sein? Will ich nur für mich selbst eine schöne Erfahrung machen, mich selbst läutern und erheben? Oder hat meine Praxis auch etwas mit dem übrigen Leben in dieser Welt zu tun? 
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Es geht nicht um Erleuchtung. Punkt. Wenn du persönlich eine Erleuchtungserfahrung machst, ist das eine feine Sache. Ich gratuliere dir von Herzen. Doch die meisten anderen Menschen setzen sich nicht täglich oder wann auch immer auf eine Meditationsmatte, um so etwas wie Erleuchtung zu erfahren. Ich kenne auch niemanden, der für sich einen Mangel an Erleuchtung reklamieren würde. Und das würde ich immerhin noch verstehen. Aber die Realität sieht einmal anders aus. Die meisten Menschen - zu denen ich auch zähle - setzen sich zum Meditieren nieder, weil sie angesichts dessen, was in ihrem Leben geschieht, aufgewühlt sind, sich verloren fühlen, desorientiert, und die Ruhe und Klarheit suchen. Wir erleben teilweise direkt, teilweise indirekt über die Medien: Krieg, heftige Debatten und schmutzige Polemiken, bitteren Streit und aggressive Demonstrationen. Unser Leben scheint alles andere als friedlich und harmonisch zu laufen. Es wird politisch mitnichten das beschlossen und getan, was für alle gleichermaßen vorteilhaft ist. Auch und insbesondere für die kommenden Generationen. In unserem Land und in unseren Nachbarländern verspüren die meisten Menschen eine Wut, eine Empörung, ein blankes Unverständnis, und es nimmt auch nicht Wunder, dass sich diese Emotionen irgendwann entladen. Das ist nicht schön und schon gar nicht demokratisch. Aber so verhalten sich die Dinge.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Dezember. Ein trüber und irgendwie trostloser Nachmittag im Dezember. Er machte sich auf den Weg. Durch die Wohnungstür und die Treppe hinunter. Durch die Haustür und auf den Gehweg. Nach links die Straße entlang. An der nächsten Ecke wieder nach links und dann immer geradeaus. Über mehrere Kreuzungen hinweg, bis er vorne das Grün des Stadtparks erblicken konnte. Er wollte sich auf den Wegen des Parks verlaufen. Einfach immer weiter laufen. Um sich abzukühlen. Um zur Besinnung zu kommen. Um sich selbst zu finden. Ja, irgendwie hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu finden. Er wusste oft nicht mehr, wo ihm gerade der Kopf stand. In den letzten Tagen war einiges zusammen gekommen. Er war mit zwei Kollegen aneinander geraten. Nichts Schlimmes. Sie waren laut geworden. Sie waren alle etwas hitzköpfig gewesen. Und sie hatten sich bald wieder ausgesprochen. Trotzdem hatte es ihm leid getan. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Er konnte selber nicht verstehen, warum er gleich so ausgetickt war. Die Anlässe waren nichtig gewesen. In dem einen Fall ging es um eine Nachricht, die sein Kollege Bernd ihm nicht weiter geleitet hatte. Vergessen. Im anderen Fall hatte Tobias seine Kamera ausgeliehen und anschließend den Akku nicht wieder aufgeladen. Läppisch. So etwas war ihm selbst auch schon geschehen. Mehrmals. Trotzdem war er wütend geworden, hatte seine Stimme erhoben, während er sich gleichzeitig blöd vorkam. Er konnte sich selbst dabei zusehen, wie er überreagierte. Und das war ihm peinlich. Deshalb hatte er das Gefühl, an die frische Luft und lange laufen zu müssen. Er wollte wieder zu sich kommen. Er wollte sich selbst wieder finden. Jenen Menschen, den er als sich selbst kannte - der in sich ruhte und den so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte. In sich ruhen. Ihm gingen viele unterschiedliche Formulierungen durch den Sinn. Entscheidend aber war, dass etwas aus dem Lot geraten zu sein schien. Und dass er alles wieder ins Lot bringen wollte. Irgendwie.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

     Er hatte mal einen Text gelesen. Das ist schon lange her. Von einem bekannten französischen Philosophen. Aus dem 18. Jahrhundert. Einen Roman oder eine Erzählung. Wie mans nimmt. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Roman und Erzählung? Egal. Also er hatte diesen Text gelesen, der einen seltsamen Untertitel trug: "Die beste aller möglichen Welten". Das bezog sich wieder auf einen anderen deutschen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert. Der soll sich dahingehend geäußert haben, unsere Welt sei die beste aller möglichen Welten. Und der französische Philosoph, der knapp 50 Jahre später lebte, hatte für diese metaphysisch gemeinte Formulierung nur beißenden Spott übrig. Er schrieb diesen Text, der eine Erzählung über das Leben seines Protagonisten Candide ist. Also keine philosophische Abhandlung. Dieser Candide wird im Leben herum gestoßen und gelangt am Ende zur Erkenntnis, dass es das Beste sei, sich einfach nur um seine eigenen Sachen zu kümmern. Seine eigenen Sachen - das sind sein Haus und sein kleiner Garten. Der Rest der Welt mag ihn nicht weiter bekümmern. Und die beste aller möglichen Welten scheint das überhaupt nicht zu sein. Der französische Philosoph hieß Voltaire, mit bürgerlichem Namen François-Marie Arouet, und hatte einen klaren Verstand. Er hatte juristische Grundkenntnisse, wollte aber kein Jurist werden. Er fühlte sich zum Denken, zum Schriftstellern, zur Arbeit eines Aufklärers berufen. Und er schien eine ausgesprochene Abneigung gegen jegliche blümerante Formulierungen aus dem Bereich dessen zu sein, was wir heute als esoterisch bezeichnen würden. Wobei jener deutsche Philosoph, Gottfried Wilhelm Leibniz, alles andere als ein Esoteriker war. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

    Frieden setzt voraus, dass ich den anderen so sein lasse, wie er oder sie ist. Ich muss die Welt nicht nach meinen Vorstellungen verändern. Meine Vorstellungen sind nur meine Vorstellungen. Andere haben andere Vorstellungen. Ihre eigenen Vorstellungen. Zunächst einmal sind keine Vorstellungen besser als die anderen. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen Raum gebe. Dass ich ihnen Lebensraum einräume. Das Einräumen von Lebensraum scheint ein großes Thema zu sein. Eigentlich bietet die Erde ausreichend Platz. Und genau genommen gehört die Erde allen Menschen gleichermaßen. Es kommt nur auf den Standpunkt an. Doch eine Religion, die sich als Weltreligion betrachtet, sollte imstande sein, diesen übergeordneten Standpunkt einzunehmen. Frieden setzt voraus, dass ich anderen einen Raum zum Leben lasse. Frieden setzt voraus, dass ich nichts für mich alleine beanspruche, was letztlich allen gemeinsam gegeben wurde. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen respektiere. Dass ich seine oder ihre Ansichten und Lebensentwürfe respektiere. Frieden setzt voraus, dass ich mich helfend einbringe. Denn ich werde selbst auch Hilfe benötigen. Irgendwann. Frieden setzt voraus, dass ich mich nicht als den Nabel der Welt betrachte. Denn ich habe zwar einen Bauchnabel, aber dieser Nabel ist nur ein Zeichen dafür, dass ich meine Existenz anderen Menschen verdanke. Also bin ich nachweislich nicht der Nabel der Welt. Ich nicht und meine Ansichten und Meinungen erst recht nicht. Frieden setzt voraus, dass ich anderen ein Lächeln schenke. Dass ich anderen ein Lächeln zu schenken bereit und in der Lage bin. Das wiederum setzt voraus, dass ich mir selbst ein Lächeln schenken kann. Dass ich mit meiner eigenen Person Frieden geschlossen habe. Frieden setzt voraus, dass ich verstehe, was die anderen sind und was die anderen tun. Frieden setzt voraus, dass ich die Augen und Ohren offen halte. Dass ich Probleme und Herausforderungen erkenne und an deren Lösung interessiert bin. Frieden setzt voraus, dass ich nicht nur fordere und nehme, sondern auch zu geben bereit bin. Diese Welt ist kein Kaufhaus, in dem ich mich bedienen kann, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Frieden setzt voraus, dass ich mir meiner eigenen Vergänglichkeit und Verletzlichkeit bewusst bin. Frieden setzt voraus, dass ich anderen zuhören kann. Dass ich überhaupt Ohren habe zu hören. Den Klang dieser Welt zu hören. Wer seine Ohren verschließt und nur sein eigenes Programm durchzieht, der hat kein Interesse am Frieden. Der hat aber auch den Kontakt zu sich selbst verloren. Paradoxerweise. Frieden setzt voraus, dass ich die gegenseitige Abhängigkeit unter uns Menschen und Tieren sehe und respektiere. Niemand kann alleine und aus sich selbst heraus leben. Kein Mensch kann aus eigenen Kräften leben und überleben. Wir brauchen permanent Lebensmittel - also Mittel zum Überleben - von unserer Außenwelt. Daher sollte es in unserem eigenen Interesse sein, diese Außenwelt sorgsam und schonend zu behandeln. Wir können an der Art, wie wir die Außenwelt behandeln, unsere Bereitschaft für Frieden direkt ablesen. Wer seinen Müll im nächsten Wald entsorgt, wer seine Gifte in den nächsten Fluss ableitet, hat kein Interesse an Frieden. Frieden setzt voraus, dass ich bereit bin, zu heilen - zu genesen - heile und ganz zu werden. Dass ich meine eigenen Defizite und Verletzungen erkenne und zu heilen bereit bin. Heilen bedeutet nichts anderes, als dass ich mich in einen ursprünglichen Zustand des Ganzseins zurück versetze. Ich weiß, das klingt für manche Menschen, die so einiges durchgemacht haben, wie ein schöner Traum - eine Utopie. Doch es gibt keine Alternative. Wenn ich gesund werden will, muss ich heile werden wollen. Das kann ich nicht alleine für mich selbst tun. Ich muss mein Verhältnis zu anderen, zu meiner Umwelt und zur Außenwelt generell klären. Wenn ich eine dankbare Haltung einnehme, dann mache ich bereits den ersten Schritt in Richtung Frieden. Frieden setzt Dankbarkeit voraus. Wer immer nur fordert und sich unverschämt aufführt, der weiß nichts von Frieden. Wer nur sich selbst sieht, sich und die Seinen, der hat keine Ahnung von der Dimension des Friedens. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen zumindest in Gedanken in den Arm nehme. Ich muss deswegen nicht alles gutheißen, was andere tun. Ich muss nur die anderen als Wesen in den Arm nehmen. Gewissermaßen ihr besseres Selbst. Frieden setzt voraus, dass ich in den anderen ihr besseres Selbst sehe. Dass ich die anderen nicht nur an dem messe, was sie getan und unterlassen haben. Dass ich das unendliche Potenzial im anderen erkenne. Frieden setzt voraus, dass ich an die Zukunft und an die unbegrenzten Möglichkeiten unserer Zukunft glaube. Frieden setzt eine Perspektive in die Unendlichkeit voraus. Andere Religionen bezeichnen diesen Schnittpunkt im Unendlichen als Gott oder el-Allah oder Jahwe oder Atman. Worte spielen keine Rolle. Es kommt darauf an, die eigene Endlichkeit und Vergänglichkeit zu sehen und in ihrer inneren Dialektik zu begreifen. Alles andere ergibt sich daraus von selbst. Frieden setzt voraus, dass ich hin und wieder auch das Ganze sehe und meine Rolle darin. Frieden setzt voraus, dass ich die Waffen niederlege - nicht nur die kalten materiellen, sondern auch die verbalen, emotionalen und kognitiven Waffen. Dass ich verstehe, warum ich mit Waffen nichts schaffen, sondern immer nur zerstören kann. Frieden setzt voraus, dass ich nicht jedes Wort auf die sogenannte Goldwaage lege. Was andere reden, was ich selbst rede, sind keine absoluten Statements, sondern bestenfalls Momentaufnahmen aus einer eingeschränkten persönlichen Perspektive. Frieden setzt voraus, dass ich meine eigene Beschränktheit sehe und mich nicht für absolut halte. Friede setzt voraus, dass ich die Schönheit sehe. Dass ich imstande bin, die Schönheit von allem zu sehen, was ich in der Natur finde. Auch wenn ich schwer verletzt worden bin. Das ändert nichts an der Schönheit. Wenn ich das Schöne nicht mehr sehen und bewundern kann, habe ich selbst den größten Schaden dabei. Das muss mir klar sein. Darum setzt Frieden auch voraus, und damit komme ich wieder an den Anfang, dass ich heile werde, dass ich soweit gesunde, dass ich in der Lage bin, das Schöne zu sehen und zu bewundern. Frieden setzt voraus, dass ich den Krieg nicht als natürlichen Zustand betrachte und akzeptiere. Krieg ist immer ein Ausnahmezustand. Auch wenn wir die letzten 5.000 Jahre fast immer irgendwie Krieg geführt haben. Doch wir müssen irgendwann damit aufhören. 
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

    Ich bin für Frieden. Natürlich bin ich für Frieden. Ich vermute mal, die meisten Menschen sind für Frieden. Wer auch nur einigermaßen bei Trost, also bei Verstand ist, muss Frieden wollen. Und ich unterstelle, dass unter den aktuellen Konfliktparteien in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo immer mindestens eine Seite für den Frieden ist. Trotzdem wird weiter gekämpft. Nicht zuletzt um des Friedens willen. Das ist schwer zu ertragen. Aber so verhalten sich einmal die Dinge. Ich möchte damit nicht das Kämpfen und Töten und Zerstören rechtfertigen. Ich verstehe, dass ein Land sich verteidigen können muss. Zumal es andere Länder, andere Machthaber, andere Gruppierungen gibt, die offensichtlich ein Interesse daran haben, Konflikte anzuheizen, zu beschwören und zu eskalieren. Es gibt immer die angreifende Seite, die mit Raketen und Panzern, mit Soldaten und zwielichtigen Gestalten in ein anderes Land einfällt, um was eigentlich zu erreichen? Geht es um die viel beschworene Macht über andere? Geht es um eine Vergeltung, die womöglich schlimmer ist als das, wogegen sie gerichtet sein mag? Ich weiß nicht, ob ich diese Frage so pauschal beantworten kann. Ich heiße die aktuellen Konflikte und deren Kampfhandlungen nicht gut, doch ich hüte mich davor, die Aktionen der sich verteidigenden Länder zu verurteilen. Das wäre blind und zynisch. Was immer auf das gleiche hinausläuft. Aber bleiben wir mal beim Frieden.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Du hast womöglich von der Praxis des Fragens gehört. Ich habe auch schon hin und wieder darüber gesprochen. Es gibt eine tatsächlich schon recht alte Form der Zen-Praxis, die darin besteht, dass ich mich in eine bestimmte Frage vertiefe. Dieses Vertiefen läuft so, dass ich mich einer Frage gänzlich überlasse, dass ich mich dieser Frage ausliefere - möglichst ohne Rückhalt, ohne Vormeinungen, ohne die vermeintlichen Sicherheiten und Gewissheiten, die ich zu haben glaube. 
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  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Wir waren über ein paar Tage weg. Mit dem Auto über den Brenner nach Italien. Mitten in diesen aufgewühlten Zeiten. Aber wir mussten einfach weg. Nicht um zu vergessen. Was in dieser Welt sonst noch geschieht, können wir nicht einfach vergessen. All die Nachrichten. Der Gaza-Streifen. Die Ukraine. Und das unvermeidliche Rauschen drum herum. Krawalle und pro-palästinensische Demonstrationen. Das ist so etwas von sinnlos. Wer bitte ist gegen die Palästinenser? Wer möchte nicht, dass die Kriegshandlungen im Nahen Osten endlich mal ein Ende finden? Natürlich habe ich weiterhin die Nachrichten verfolgt. Allerdings in dosierter Form. Ich wollte Abstand gewinnen. Ich wollte das Leben in seiner bodenständigen Normalität erfahren - ohne die täglichen Zahlen von Anschlägen, von Luftangriffen, von Todesopfern. Auch die stereotypen Statements unserer politischen Vertreter mochte ich nicht mehr hören. Ich wollte die Normalität erfahren, weil sich nicht das gesamte Leben um einen Krieg drehen darf, den vor allem die Betroffenen gar nicht wollen. Die Betroffenen - das sind auf der einen Seite die Palästinenser, denen von der Hamas übel mitgespielt wird, und auf der anderen Seite die Israelis, die ebenfalls zahlreiche Tote zu beklagen haben und sich überdies mit dem Problem ihrer eigenen militanten Siedler konfrontiert sehen. Also, ich hatte genug davon. Denn verhindern oder enden kann ich das Geschehen rund um Israel ohnehin nicht. Etwas Geld spenden. Das schon. Ich wollte meinen Blick zumindest für ein paar Tage auf einen anderen Gegenstand, auf eine andere Lebens- und Seinsweise richten.



    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Krieg bedeutet Verderben. Darum ist es so wichtig, dass wir Frieden üben. Ich versuche, echten Frieden zu praktizieren. Wenn ich mich hinsetze, um zu meditieren, um in mich zu gehen, um klar zu sehen, was ist, was ich tue, was in mir vorgeht, wer oder was ich bin - wenn ich mich hinsetze, um für eine halbe Stunde oder eine ganze Stunde ausdrücklich nichts zu machen, sondern einfach nur zu sitzen, dann versuche ich das zu praktizieren, was wir als "Frieden" bezeichnen. Das ist alles andere als einfach. Ich kenne andere Zen-Schüler, die schon viele Jahre formal praktizieren, aber mein Anliegen für naiv und für kein Zen halten. Ich muss diesen Leuten ausdrücklich widersprechen. Ich werde mit diesem Beitrag versuchen, mich etwas zu erklären.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

     Das Kämpfen oder Kämpfenwollen setzt etwas voraus. Immer. Ich kann nicht kämpfen wollen, ohne diese Voraussetzung innerlich akzeptiert - also verinnerlicht zu haben. Kämpfen setzt voraus, dass ich gewinnen kann und ein anderer ruhig verlieren darf. Ich kämpfe, weil ich einen anderen Menschen oder eine andere Organisation besiegen will. Der Sieg - das Gegenteil einer Niederlage - stellt für nicht wenige Menschen ein verlockendes Ziel dar. Wenn ich nur siegen kann, dann gehe ich davon aus, dass ich auch das Sagen haben werde. Die Kontrolle. Das Gegenteil davon wäre ein Alptraum für mich, eine Niederlage: der Verlust von Kontrolle. In der Niederlage wäre ich hilflos - etwas, vor dem ich mich fürchte, bewusst und unbewusst. Die unbewussten Ängste sind meist noch größer und schwer zu fassen. Ich habe panische Angst davor, hilflos zu sein. Mir von anderen sagen lassen zu müssen, was ich zu tun und was ich zu lassen, mithin ob und wie ich zu leben habe. Diese Angst sitzt dermaßen tief, dass ich um jeden Preis kämpfen werde. Ich werde so lange kämpfen, bis ich meine eigene Macht spüre. Das werden mir viele Menschen bestätigen können. Viele Menschen werden vermutlich bezeugen, dass ihr Leben tatsächlich so läuft. Dabei beruht diese Annahme auf einem fatalen Missverständnis.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, einen eigenen Weg zu gehen? Den eigenen Weg gehen. Oder sagen wir besser: einen Weg gehen. Jeder Mensch geht seinen oder ihren Weg. Unweigerlich. Ich kann auch nicht keinen Weg gehen. Aber dazu vielleicht später. Ich gehe meinen eigenen Weg. So wie du eben deinen eigenen Weg gehst. Was ist so besonders daran? Wenn ohnehin jeder Mensch seinen eigenen Weg geht, warum sprechen wir groß darüber? Nun, die Sache  hat einen Haken. Ich kenne Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie gerade nicht ihren eigenen Weg gehen. Und ich kenne wieder andere Menschen, die ihren eigenen Weg dermaßen konsequent gehen, dass es fast schon weh tut. Ich meine für den außenstehenden Betrachter. Ich möchte aber nicht werten. Das betone ich ausdrücklich. Ich möchte wirklich nicht werten. Auch jene Menschen, die scheinbar nicht ihren eigenen Weg gehen - was weiß  denn ich darüber? Jedenfalls denke ich schon seit längerem - sagen wir mal: seit 40 Jahren - über diese Frage nach: Was heißt es, seinen eigenen Weg zu gehen?
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Was mit Meditieren gemeint ist

    Heute ist ein guter Tag. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Es ist nicht mehr so drückend heiß. Die Erde kann sich etwas erholen. So empfinde ich das. Die Erde - unsere Erde. Wir machen uns keine oder viel zu wenig Gedanken darüber, was diese Erde für uns ist. Wir trampeln auf ihr herum und plündern sie aus. Die Menschen - das sind wir - die Menschen sind ein gedankenloses Geschlecht. Wie die anderen Tiere aber auch. Das ist zumindest mein Eindruck. Ich mache einen Spaziergang, das heißt ich habe gerade nichts Besonderes zu besorgen und laufe einfach so herum. Nein, einfach so auch wieder nicht. Ich habe schon etwas zu besorgen. Ich möchte mit mir und meinem Denken und Tun ins Reine kommen. Deshalb habe ich mich auf den Weg gemacht. Ich habe mich auf diesen Weg begeben. Dieser Weg - die alten Chinesen nannten es schon vor über 2500 Jahren das Dao. Das Dao ist der Weg. Mein Weg. Dein Weg. Unser Weg. Der Weg von allem Seienden. Im Leben eines einzelnen Menschen kommt viel darauf an, den eigenen Weg zu finden, zu verstehen und letztlich zu gehen. Für die Daoisten bestand Weisheit vor allem darin, im Einklang mit diesem Dao zu leben - und zu sein. Das Dao ist auch der eigene Weg. Im Einklang mit dem eigenen Weg leben und sein. Das ist keine geringe Übung. Diese Anforderung führt mich geradewegs zur Frage: "Was bin ich?" Oder: "Wer bin ich?" Das sind eigentlich zwei unterschiedliche Fragen, die aber dasselbe Thema umkreisen. Das Ich ist nur eine Vokabel. Diese Ich-Vokabel suggeriert etwas Bleibendes, ein bleibendes Ich-Zentrum im Strom der vielen Eindrücke und Erfahrungen. Und tatsächlich gibt es ein solches Zentrum, nur ist es auch wieder nicht von Dauer. Nicht von ewiger Dauer. Falls du so etwas gehofft haben solltest, muss auch ich dich enttäuschen. Das Ich wird ebenfalls vergehen. Irgendwann. Vielleicht schon bald. Wie grundsätzlich alles im Leben. Das Ich - es war auch nicht schon immer da. Das Ich ist im Laufe deiner persönlichen Entwicklung erst entstanden - plötzlich konntest du dich selbst als ein Ich ansprechen. Was aber warst du, bevor du "Ich" sagen konntest? Du warst ebenfalls etwas. Ein Tropfen im Ozean. Ein Teilchen. Ein Partikel. Dein Ich - mein Ich - unser aller Ich ist nicht so entscheidend. Wenn wir uns zum Meditieren hinsetzen, fangen wir früher oder später an, dieses Ich zu studieren. Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Das Entscheidende und auch Interessante ist aber, dass wir auf diese Fragen keine Antworten erhalten. Sondern das Ich löst sich langsam auf. Das kann etwas dauern - mitunter ein paar Jahre oder Jahrzehnte. Aber es löst sich auf. Das Ich löst sich unweigerlich auf. Warum? Weil es an sich keine Substanz hat. Das Ich ist etwas, das ich bewusst oder unbewusst setze. Die Kopula. Ich setze das Ich, um meine vielen und vielfältigen Erfahrungen auf etwas beziehen zu können. Wenn ich sage, dass es keine Substanz hat und sich auflösen wird, dann heißt das nicht, dass wir uns als Menschen in Dunst auflösen werden. Du brauchst diesbezüglich keine Angst zu haben, dass du beim Meditieren einfach verschwinden wirst. Aber was heißt Meditieren? Der Begriff "Meditieren" steht auch nur für das Nachdenken, für das Nachsinnen und Nachforschen über das eigene Leben. Und das eigene Leben ist gleichzeitig das allgemeine Leben. Unser gemeinsames Leben. Kein Mensch, kein Tier und keine Pflanze lebt nur für sich allein. Wenn ich über mein Ich nachdenke, komme ich unweigerlich auf alles andere um mich herum zu sprechen. Die Luft, die ich einatme. Das Wasser, das ich trinke. Die Nahrung, die ich aufnehme. Der Boden, auf dem ich mich bewege. Der Himmel über mir, den ich durchfliegen kann - in Gedanken oder mit einem Flugzeug. Wenn ich das Außen wegnehmen würde, könnte ich keine zehn Minuten überleben. Daher sollten wir eigentlich unser Außen, unsere sogenannte Umwelt sorgsam und ehrfurchtsvoll behandeln. Tun wir das? Nun, diese Frage beantwortet sich von selbst. Ein nicht unbeträchtlicher Teil unserer Zeitgenossen macht sich keine Gedanken über das Leben auf dieser Erde. Wie kostbar diese Erde ist! Was alles zusammen kommen musste, dass sich auf der Erde überhaupt Leben entwickeln konnte! Was für ein kostbares und seltenes Geschenk das Leben als Mensch auf dieser Erde darstellt! Wenn wir uns das vergegenwärtigen, kann uns diese nackte Tatsache bereits umhauen. Aber was machen wir - also die Menschen allgemein, zu denen auch du und ich gehören? Wir führen Kriege. Wir führen Kriege gegeneinander und gegen die Natur. Ja, das ist richtig, wir kämpfen sogar gegen die Natur. Wir plündern diese Natur aus - wir bezeichnen das als Kultivieren und Rohstoffe-gewinnen. Wir bohren tiefe Stollen in die Berge, wir leiten Flüsse um und verschmutzen dieselben. Wir führen Giftstoffe in unsere Gewässer und lassen die Fische sterben. Weil wir Metalle und Erze und alles Mögliche gewinnen wollen. Wir bauen Obst und Getreide an und setzen Mittel ein, um unsere landwirtschaftlichen Erträge zu steigern. Das heißt wir setzen Düngemittel auf der einen Seite und Pestizide auf der anderen Seite ein. Wenn unsere Regierungen eines der Mittel verbieten, weil die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen doch allzu greifbar sind, dann suchen wir - also diesmal unsere Landwirte - andere Mittel, die noch nicht erforscht und verboten sind. Und wir protestieren gegen eine Regierung, die uns scheinbar alles vorschreiben und verbieten will. Wir - die Menschen, also auch du und ich - wir sehen nicht ein, dass wir einen Krieg gegen die Natur führen und eigentlich doch froh sein könnten, wenn uns jemand, in diesem Fall unsere eigene Regierung in die Schranken weist. Wir halten unsere eigene persönliche Freiheit für das Maß der Dinge und begehren gegen alles auf, was uns in die Quere kommen könnte. Das führt aber wohin? Ins Verderben. Wir wären nicht die erste Hochkultur auf dieser Erde, die aufgrund ihrer eigenen Hybris untergegangen ist. Weil die Menschen, die vielen einzelnen Menschen, ihren persönlichen Vorteil und Profit über das allgemeine Leben gestellt haben. Das hat auch etwas mit dem Dao, mit dem Weg des Lebens auf dieser Erde zu tun. Wenn wir Krieg gegen die Natur führen, verlassen wir unseren eigenen Weg und leben nicht im Einklang mit dem Dao. Das Dao ist keine spirituelle Monstranz von ein paar durchgeknallten Spinnern. Das Dao ist einfach die Art und Weise, wie sich die Dinge in dieser Welt verhalten. Unser Profitstreben, unsere Sucht nach Luxus und Wohlstand und Glück ist lediglich der Versuch, unser eigenes Ich über alles andere zu stellen. Das wird nicht funktionieren. Denn so verhalten sich die Dinge einfach nicht. Unser eigenes Ich, das wir selbst irgendwann gesetzt haben, um unsere vielen Eindrücke und Erfahrungen auf etwas beziehen zu können, unser eigenes Ich will sich die Erde untertan machen. Aber die Erde lässt sich nicht untertan machen. Das ist ein Missverständnis. Ein grobes Missverständnis. Ich kann verstehen, dass auch du Momente erlebst, in denen du deine eigene Kraft spürst und glaubst, alles schaffen zu können. Aber das sind immer nur einzelne Augenblicke der Verblendung. Denn genau genommen können wir Menschen aus uns selbst heraus nur sehr wenig ausrichten. Was wir haben und was wir sind, das verdanken wir einerseits unseren Vorfahren, die in vielen hundert und tausend Jahren etwas aufgebaut und entwickelt haben, das wir heute als unsere Kultur bezeichnen dürfen. Und andererseits verdanken wir unser Leben und alle anderen Anlagen und Fähigkeiten eben diesem Leben selbst - einer großen Unbekannten, über die wir nichts weiter sagen können. Ich kenne viele Menschen, die schon lange realisiert haben, dass wir in einem großen Kontext stehen und uns auch entsprechend verhalten sollten. Dieser Kontext wird in den großen religiösen Traditionen angesprochen. Und das ist auch ein Anliegen der Meditation. Der recht verstandenen Meditation. Es geht beim Meditieren nicht um Entspannung und Wohlbefinden. Nicht nur. Es geht nicht darum, meine eigene Persönlichkeit immer weiter zu optimieren. Es geht um etwas viel Grundlegenderes. Um das Nachhausekommen. Um das Ankommen im Sein. Wenn ich im Sein ankomme, dann löst sich mein Ich von selbst auf. Das Ich löst sich aber nicht etwa in einem negativen Sinne auf. Überhaupt nicht. Auch das ist wieder ein Missverständnis. Dieses Auflösen des eigenen Ichs setzt vielmehr Heiterkeit frei. Eine unbändige Heiterkeit. Ich fühle mich befreit von den tausenderlei Zumutungen des Ichs und unserer Ich-Kultur. Ich muss keinen besonderen Erfolg mehr haben, weil jeder Erfolg immer nur auf dem Strom des allgemeinen Lebens schwimmt, wie ein Blatt, das vom Baum herunter gefallenen ist. Wenn ich angekommen bin, kann ich über mich selbst, über uns, über unser megalomanes Streben nach Herrschaft und Perfektion lachen. Dann verstehe ich, warum dieses Leben auch eine Komödie ist - ein Komödie trotz all des unsäglichen Leids, das letztlich auch wieder nur die Menschen selbst verursachen. Vielleicht eine bittere Komödie. Entscheidend ist, dass ich einen Schritt beiseite trete und nicht mehr alles einfach mitmache. Dass ich angemessen würdige, was bereits ist. Dass ich mich entsprechend verhalte. Respektvoll. Und mit Liebe. Dass ich anderen helfe und mich entsprechend ausrichte. Das ist letztlich mit Meditieren gemeint.


    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Das reine Gewahrsein. Ich bin reines Gewahrsein. Du bist reines Gewahrsein. Wenn du wissen willst, was du wirklich bist - das ist es! Du bist nicht das, was du sehen oder hören oder riechen, was du schmecken oder fühlen kannst. Das bist du zwar auch, auf der körperlichen Seite. Aber dein Körper ist nicht alles. Dein Körper verändert sich laufend und wird vergehen. Wir werden alt und sterben irgendwann. Das haben wir nicht nur gehört und gelesen, das kommt wirklich auf uns zu. Wenn du jetzt aber wissen möchtest, was du wirklich bist - also über dein Sterben, über deine Vergänglichkeit hinaus - wenn du nach deinem Wahren Selbst fragst, musst du über deine Körperlichkeit hinaus gehen. Was bedeutet das? Und wie geht das?
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    „Jeder Tag ist ein guter Tag.“ Dieser Ausspruch stammt von einem der alten Zen-Meister. Aber das spielt keine Rolle. Er könnte auch von einem unserer zeitgenössischen Lehrer stammen, oder einfach von einem Menschen, dem plötzlich etwas aufgeht. Du wirst dich natürlich fragen, ob das stimmen kann. Denn schließlich gibt es Tage, an denen uns nicht eben alles gelingt – an denen vielmehr alles schief zu laufen scheint. (...)
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
    Wenn du mal für eine Weile wirklich still gesessen bist und alles in dir zur Ruhe kommt, dann weißt du, was ich gerade meine. Du blickst auf den Boden, direkt zu deinen Füßen, siehst das Sonnenlicht auf dem Parkett spielen, blickst aus dem Fenster, siehst Vögel vorbei fliegen und sich auf die Äste von Bäumen setzen, hörst diese Vögel rufen und zwitschern, siehst auf den Balkonen der umliegenden Häuser Menschen aufräumen, sauber machen, Wäsche aufhängen oder eine Zigarette rauchen. Du siehst und hörst das alles und hast womöglich das Gefühl, zum ersten Mal in deinem Leben richtig zu sehen und zu hören. Was du siehst und was du hörst, ist in diesem Moment frei von gedanklichen Zutaten, ist gewissermaßen rein und frisch und unschuldig - und irgendwie wunderbar, auf eine nicht zu fassende Weise. Du fühlst dich munter und froh und wirklich mit allem verbunden. Du fühlst dich mit allem verbunden, weil du in der langen Arbeit des Meditierens alles beiseite geräumt und verbrannt hast, was zwischen dir und den anderen fühlenden Wesen und dieser wunderbaren Welt steht. Und weiter: Du verstehst, warum es in dieser eigentlich so wunderbaren Welt immer noch Kriege und Verbrechen und Zerstörung gibt: Weil die vielen anderen Menschen, die eigentlich alle Buddha oder Jesus sind, diese eminent wichtige Arbeit an sich selbst und in sich selbst nicht oder noch nicht geleistet haben. Diese Menschen sind voller Zorn und Aggression und steigern sich in ihre Vorstellungen und Ideologien hinein. Sie könnten sich statt dessen hinsetzen und klären. Sie könnten das Leben genießen. Und sie würden mit der Zeit zu echten Friedensaktivisten werden. Sie würden verstehen, dass nicht der Krieg, nicht das gegeneinander Kämpfen, sondern einzig das friedliche Sein und das Miteinander sowie das Arbeiten unser natürlicher Zustand ist. Statt dessen ziehen diese Menschen aus einem Krieg in den nächsten. Sie entwickeln oder kaufen Waffen und richten diese Waffen aufeinander. Sie fallen in fremde Länder ein, weil sie meinen, dass ihnen so etwas zustünde. Sie meinen vermutlich auch, dass sie dort alles besser machen würden als ihre Vorgänger. Dabei läuft es bei ihnen zuhause nicht mal annähernd rund. Diese Menschen - diese anderen Menschen - sie kennen nur den Modus des Sich-durchsetzens, der Gewalt, des Krieges. Was ich sagen will: Wenn du für eine Weile in dieser echten Stille gesessen bist und alles zur Ruhe kommt, alles Denken, alles Fühlen, alles Wollen, dann kommt dir unser tägliches Treiben nachgerade absurd vor. Du stehst auf und fragst dich, warum deine Mitmenschen eigentlich so sind, wie sie sind. Warum legen sie nicht die Waffen nieder und machen etwas Sinnvolles?
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.

  • Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.

    Ich habe neulich ein kurzes Video gesehen. Im Internet. Irgenndjemand hatte mir den Link geschickt. Auf dem Video waren ein paar Menschen zu sehen, die auf einer Wiese saßen. In Meditationshaltung. Diese jungen Frauen und Männer saßen in der Ukraine, nahe einer großen Stadt namens Lwiw, das früher Lemberg hieß. Im Hintergrund waren Raketen zu hören. Die Menschen saßen unbeweglich und ließen die charakteristischen Geräusche von fliegenden Raketen („missiles“) über sich ergehen.
    Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin.