Episódios

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Thomas Kreutzmann und Werner Sonne vor, "Schuld und Leid, Das Trauma von Flucht und Vertreibung. 1945-2022". Es erschien im Jahr 2022 im Mittler-Verlag.

    Das vorliegende Werk erschien 2022, dem Jahr des Überfalls Russlands auf die Ukraine. Er löste die größte Fluchtwelle in Europa seit der Vertreibung der Deutschen nach 1945 aus. Die Autoren nehmen diesen Überfall zum Anlass, Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs zu thematisieren und die Frage aufzuwerfen, welche Lehren sich aus dem Umgang der Bundesrepublik mit den Vertriebenen für die Gegenwart ziehen lassen. Die Autoren schildern beispielhaft die bittere Not unmittelbar nach dem Ende des Krieges. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bewirkte der Vormarsch der Roten Armee eine gewaltige Fluchtbewegung aus den deutschen Ostgebieten. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Frühjahr 2022 entsteht erneut eine große Fluchtbewegung Richtung Deutschland. Not, Elend und Trauma infolge von Flucht und Krieg sind so erneut allgegenwärtig.

    Fazit

    Das Buch stellt viele Fragen, gibt aber auch Antworten und schaut gleichzeitig in die Zukunft. Schuld, Vertreibung, Leid, Verantwortung - auch politische - sowie der Umgang mit Denkmälern und Erinnerung sind hierbei die ausführlicher betrachteten Themenbereiche. Gleichzeitig werden die Anliegen und Probleme der Vertriebenen und Vertriebenenverbände in der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990er Jahre in den Blick genommen. In diesem Zusammenhang resümieren die Autoren, dass die Vertriebenenverbände „zu den langjährigen Integrationsexperten in Deutschland zu gehören“. Thomas Kreutzmann studierte u. a. Geschichte und arbeitete von 1980 bis 2021 als Journalist und Moderator für den Hessischen Rundfunk und das ARD-Fernsehen. Heute ist er freier Autor. Werner Sonne war 1968 bis 2012 für den Westdeutschen Rundfunk tätig, zuletzt als Leiter des Berliner Studios des ARD-Morgenmagazins. Heute verfasst er Sachbücher zur Außen- und Sicherheitspolitik sowie Romane zu Geschichts- und Polit-Themen.

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Ralf Zerback "Triumph der Gewalt vor. Drei deutsche Jahre 1932 bis 1934" vor. Es erschien 2022 im Verlag Klett-Cotta.

    Der Journalist und promovierte Historiker Ralf Zerback schildert die letzten Monate der Weimarer Republik und die Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Die Folgen der 1929 ausgebrochenen Weltwirtschaftskrise begünstigten Wahlerfolge der NSDAP. Traditionelle konservative Eliten glaubten, sie könnten sich diese neue Massenbewegung für ihre Zwecke nutzbar machen. Dabei konnten sie mit Paul von Hindenburg auf ein Staatsoberhaupt zählen, das entschlossen war, eine von allen nationalistischen Kräften getragene autoritäre Regierung ins Amt zu bringen. Am 30. Januar 1933 ernannte er Hitler zum Chef eines mehrheitlich aus konservativen Politikern bestehenden Kabinetts.

    Fazit

    Danach zeigte sich, dass die Konservativen dem mit großer Dynamik und krimineller Energie vorangetriebenen Anspruch der Nazis auf die absolute Macht praktisch nichts entgegenzusetzen hatten. Sehr zügig wurde die Verfassungsordnung umgebaut und auf Hitler als Diktator ausgerichtet. Die fatale Fehleinschätzung der Lage durch die Konservativen, die sich 1933 auf die Zusammenarbeit mit den Nazis einließen, bleibt lehrreich: Extremisten sind keine vertrauenswürdigen politischen Partner. Wer sich auf sie einlässt, kann dabei nur verlieren.

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  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Edgar Wolfrum, Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute vor. Es erschien im Jahr 2020 im Verlag Klett-Cotta.

    Ausführlich, detailreich und anschaulich erzählt Edgar Wolfrum in seinem Werk „Der Aufsteiger. Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute“ eine Geschichte, die gleichermaßen von Wandel, Erfolgen, wechselnden Herausforderungen und Problemen sowohl in der Innen- als auch der Außenpolitik geprägt ist. Durch die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist die Bundesrepublik größer und auch bevölkerungsreicher geworden. Doch die damit einhergehende neue Rolle und Außenwahrnehmung warf auch einige Fragen auf: Wofür stand sie nun – diese neue Bundesrepublik? Wo war Deutschlands Platz im internationalen Staatengefüge – ruhiger Beobachter oder tonangebende Führungsmacht? Als eine der größten Wirtschaftsmächte sowie eines der reichsten Länder der Welt und unter den 20 bevölkerungsreichsten Ländern der Erde rangierend, hatte sich Deutschland seit 1990 – politisch wie geografisch - zu einer Macht inmitten Europas herauskristallisiert. Allerdings, so der Autor, zeigte sich Deutschland eher zögerlich darin, diese Rolle, die seiner Größe und Bedeutung entsprach, auch anzunehmen und auszufüllen. 

    Fazit

    Das vorliegende Werk von Edgar Wolfrum besticht durch eine hohe Faktendichte und eine gleichzeitig sehr anschauliche Erzählweise – auch kleinerer Details. Edgar Wolfrum erzählt in diesem Band die Geschichte Deutschlands von 1990 bis in die heutige Zeit. Hierbei fokussiert er sich nicht nur auf die Entwicklungen, Schwierigkeiten und Fortschritte, die Deutschland in dieser Zeit innen- und außenpolitisch sowie soziokulturell zu meistern hat, sondern ordnet die Vorgänge auf diese Weise auch international ein. Dadurch ergibt sich für den Leser ein sehr guter Überblick über das politische Weltgeschehen, die Strukturen und handelnden Personen dieser Zeit - mit besonderem Schwerpunkt auf Deutschland. 

    Artikeltext und Sprechtext: Katrin Grosser
    Sprecher: Christopher Oestereich
    Produktion: Annette Besser

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch Unwinnable. Britain's War in Afghanistan 2001-2014 vor. Es erschien 2017 im Verlag The Bodley Head. 

    Nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes im Jahre 2021 hatte Großbritannien 456 Gefallene und über 2500 verwundete Soldatinnen und Soldaten zu beklagen. Ein hoher Preis für ein fernes Land, in dem die Briten auch schon in der Vergangenheit kein Glück hatten. Was plante Großbritannien im Kampf gegen die Taliban und für den Wiederaufbau Afghanistans? Wie erging es den britischen Streitkräften vor Ort? Warum scheiterte dieser Einsatz? Zahlreiche Veröffentlichungen geben über Teilaspekte Auskunft, jedoch fehlte bis 2017 eine kompakte Gesamtdarstellung. Mit Unwinnable. Britain’s War in Afghanistan 2001-2014 schließt der Vizekanzler und Präsident der La Trobe Universität in Melbourne, Australien, Professor Theo Farrell, erstmals diese Lücke und liefert eine gut lesbare Geschichte des britischen Abenteuers am Hindukusch.

    Fazit

    Theo Farrells Unwinnable. Britain’s War in Afghanistan, 2001-2014, ist eine beeindruckende Gesamtdarstellung des britischen Engagements am fernen Hindukusch. Sie zeigt das Scheitern des komplexen Einsatzes nach anfänglichen militärischen Erfolgen. Der Autor arbeitet konzise die unterschiedlichsten Gründe für das Scheitern heraus, hebt aber auch taktische und operative Erfolge hervor. Letztlich scheiterten die Briten nach Farrell vor allem an ihrem Unvermögen, die afghanische Gesellschaft zu verstehen und an der Fehlperzeption, dass alle Probleme mit militärischen Mitteln gelöst werden können.

  • In dieser Folge von "Angelesen" dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Donald Abenheim und Uwe Hartmann "Einführung in die Tradition der Bundeswehr. Das soldatische Erbe in dem besten Deutschland, das es je gab" vor. Es erschien 2019 im Miles-Verlag. 

    Donald Abenheim ist Historiker und lehrt Geschichte an der Naval Postgraduate School in den USA. Uwe Hartmann ist promovierter Pädagoge und war Oberst der Bundeswehr und Leiter der Abteilung Bildung am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. In diesem Buch geben die Autoren einen Überblick über das Traditionsverständnis und den Stand der Traditionspflege in der Bundeswehr. Sie zeigen Versäumnisse der Vergangenheit auf und plädieren dafür, bei der Traditionspflege ab sofort den Schwerpunkt auf die lange eigene Erfolgsgeschichte der Bundeswehr zu legen. Wer nach traditionsstiftenden Vorbildern für tapfere, professionelle Pflichterfüllung im Kampf sucht, findet sie in der Geschichte der Bundeswehr als Armee im Einsatz. Die Leitplanken für die Traditionsauswahl bilden die Prinzipien der Inneren Führung.

    Fazit

    Traditionspflege dient der Vertrauensbildung und stärkt das Wir-Gefühl. Die Kenntnis von Tradition ist damit ebenso wichtig wie eine gute militärische Ausbildung. Aufgrund der Bedeutung militärischer Traditionspflege appellieren die Autoren des Werkes an die Vorgesetzten, ausreichend Zeit in Tradition und Innere Führung zu investieren. In diesem Zusammenhang ermutigen die Autoren Vorgesetzte, in der Traditionsarbeit auch die vom ZMSBw angebotene Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Wenn Fragen bezüglich der Eignung bestimmter Personen als traditionswürdige militärische Vorbilder besteht, kann hier die Ansprechstelle für militärhistorischen Rat des ZMSBw oftmals weiterhelfen. 

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Stephan Lehnstaedt: "Der Warschauer Aufstand 1944" vor. Es erschien 2024 im Reclam-Verlag. 

    Dem deutschen Überfall im September 1939 folgte die deutsche Besetzung weiter Teile des polnischen Staatsgebiets. Das besetzte Gebiet wurde zum Teil direkt ins Deutsche Reich eingegliedert, zum Teil unter der Bezeichnung Generalgouvernement als sogenanntes Nebenland des Reiches geführt. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 dehnte sich die deutsche Herrschaft auf ganz Polen aus. Am 1. August 1944 griffen rund 25 000 völlig unzureichend bewaffnete Untergrundkämpfer der polnischen Heimatarmee die deutschen Besatzungstruppen in Warschau an. In den ersten Tagen erzielten sie Achtungserfolge, jedoch keinen strategisch entscheidenden Erfolg. Dennoch behauptete sich die Heimatarmee zwei Monate lang gegen eine enorme deutsche Übermacht und kapitulierte ehrenvoll.

    Fazit 

    Die Bedeutung dieses Aufstands für die Geschichte Polens lässt sich kaum überschätzen. In scheinbar aussichtsloser historischer Lage demonstrierte die Heimatarmee der Welt, dass die polnische Freiheitsliebe ungebrochen und dass das polnische Volk nicht bereit war, sich zwischen den beiden größeren Nachbarn Russland und Deutschland zerreiben zu lassen. Heute erinnert ein im Jahr 2004 eingeweihtes Museum in Warschau an den Warschauer Aufstand. Stephan Lehnstaedt forscht und lehrt als Professor für Holocaust- und Jüdische Studien an der Touro University Berlin. Lehnstaedt schildert im vorliegenden Werk ausführlich die Geschichte und Vorgeschichte des Warschauer Aufstands.

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Markus Pöhlmann: "Geheimnis und Sicherheit. Der Aufstieg militärischer Nachrichtendienste in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 1871-1914" vor. Es erschien 2024 im Verlag De Gruyter.

    Staaten sind im Allgemeinen eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Informationen, die ihre nationale Sicherheit betreffen, mit anderen Staaten zu teilen. Besonders groß ist dabei die Zurückhaltung gegenüber Staaten, zu denen angespannte Beziehungen bestehen. Will ein Staat unter diesen Voraussetzungen sensible Informationen über die nationale Sicherheit eines anderen Staates erlangen, kann ihm das nur durch Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel und Methoden gelingen. Diese Anwendung nachrichtendienstlicher Praktiken wurde im späten 19. Jahrhundert institutionalisiert.

    Fazit

    Im vorliegenden Werk befasst sich der Historiker Markus Pöhlmann mit dieser Institutionalisierung von Auslandsnachrichtendiensten in militärischen Strukturen. Dieser Prozess kam in den europäischen Großmächten um 1870 in Gang. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Direktor und Projektleiter Erster Weltkrieg im Forschungsbereich Militärgeschichte bis 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Pöhlmann betrachtet diesen Prozess der Institutionalisierung vergleichend in Deutschland, Frankreich und Großbritannien und deutet ihn als Ausdruck der zeittypischen Tendenzen zu Professionalisierung und Technisierung. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Nachrichtendienste zwar zutreffende Lagebilder auf technischer und taktischer Ebene erstellen, jedoch bis 1914 keine exakten Informationen über die operativen Absichten ihrer späteren Gegner erlangen konnten.

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Jörg Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg. Historische Deutungskonflikte und westdeutsche Demokratisierung 1945-1955 vor. Es erschien 2014 im De Gruyter Oldenbourg-Verlag.

    Jörg Echternkamp ist Historiker und wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Mit der vorliegenden Arbeit hat er sich 2012 habilitiert. Echternkamp geht der Frage nach, wie verschiedene Deutungen des Zweiten Weltkriegs in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen Bundesrepublik die Einstellung der Bevölkerung zu Krieg und Militär beeinflussten. Dabei zeigt sich, dass neben Deutungen, die auf historische Aufklärung abzielten, auch noch lange verharmlosende Deutungen des Kriegs und der NS-Zeit im Umlauf waren, die der neuen, freiheitlich-demokratischen Nachkriegsordnung aber nichts anhaben konnten.

    Fazit

    Jörg Echternkamps Studie beeindruckt durch ihre konsequente Umsetzung einer methodisch anspruchsvollen Differenzierung. Laut dem Autor ist diese Differenzierung entscheidend. Der differenzierte Blick auf die historischen „Zwischenräume“ schafft die Grundlage, sowohl den deutschen Kriegsopfern (wie Gefallenen und Vertriebenen) als auch den (deutschen) Tätern Aufmerksamkeit zu schenken – und dabei zugleich den internationalen Kontext des Gedenkens an die Verfolgten des Nationalsozialismus sowie das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen nicht zu vernachlässigen. Die von Echternkamp entworfene Deutungsgeschichte von Krieg und Militär kann somit einen wichtigen Beitrag leisten.

  • In dieser Folge von "Angelesen" Dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Eckart Conze, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt vor. Es erschien 2018 im Siedler-Verlag. 

    Der Historiker Eckart Conze ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Philipps-Universität Marburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr . Im vorliegenden Werk befasst er sich mit der Versailler Friedenskonferenz von 1919. Hier hatten sich die Sieger des Ersten Weltkriegs das Ziel gesetzt, eine neue Weltordnung zu etablieren, die Frieden und Freiheit dauerhaft sichern sollte. Sie scheiterten spektakulär, dem Ersten Weltkrieg folgte rund 20 Jahre später der zweite. Detailliert untersucht Conze die Gründe dieses Scheiterns. Deren wichtigster war die mangelnde Bereitschaft der großen westlichen Staaten, die neue Weltordnung durch aktives Eintreten für Multilateralismus und kollektive Sicherheit zu konsolidieren.

    Fazit

    Eckart Conze hat eine umfangreiche Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt. Der Ansatz, die Geschichte der BRD seit 1945 als Suche nach Sicherheit zu interpretieren und daraus die Politik- und Gesellschaftsgeschichte abzuleiten, erscheint plausibel. Conze berücksichtigt umfassend und höchst instruktiv die Politik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte und zeichnet sich durch eine hervorragende Lesbarkeit aus. Ein gut gelungenes Beispiel großer Zeitgeschichtsschreibung.

    Artikeltext: Christoph Kuhl
    Sprechtext und Sprecher: Dr. Heiner Möllers
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Peter Tauber, Der Hitlerputsch 1923 vor. Es erschien im Jahr 2023 im Reclam-Verlag.

    In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in München die Macht an sich zu reißen, um von dort den Putsch nach Berlin zu tragen. Der Hitlerputsch stellt den letzten Akt in einer  Reihe von Herausforderungen dar, denen sich die junge Weimarer Republik im Krisenjahr 1923 ausgesetzt sah.

    Im ersten Teil seines Buches beschreibt Peter Tauber die Versuche verschiedenster Akteure von Links und Rechts, die verfassungsmäßige Ordnung zu beseitigen. Den zentralen Teil seiner Arbeit stellt anschließend der Putsch und sein Verlauf selbst dar. Zahlreiche handelnde Akteure auf beiden Seiten werden den Lesern vorgestellt und der Verlauf des Umsturzversuches wird minutiös nachgezeichnet. Abschließend erläutert Tauber die Nachwirkungen des Putsches und die Instrumentalisierung sowie Mythisierung durch die Nazis im Dritten Reich.

    Ein wesentlicher Erfolgsfaktor, vielleicht der entscheidende, für den Putschversuch wäre die Mithilfe der bewaffneten Macht im Staat – vor allem der Reichswehr – gewesen. 1923 hatte Hitler die Reichswehr allerdings nicht unter Kontrolle. Erst nach 1933 gab die Reichswehrführung den Anspruch, die Geschicke der Nation politisch mitzugestalten, nach und nach auf und ließ sich auf eine Funktionselite reduzieren. Aus der Reichswehr wurde die Wehrmacht und diese war dann ein Instrument des Vernichtungs- und Eroberungskrieges.

    Fazit

    Peter Taubers Buch ist eine äußerst gelungene Zusammenfassung der Ereignisse um den 9. November 1923. Sie ist flüssig zu lesen und dabei äußerst spannend. Die tiefen Einblicke in Gedankenwelt und Handeln der weniger berühmten Akteure des 9. November, die die Verfassung der Republik und den Rechtsstaat schützten, verschaffen der historisch präzisen Darstellung eine erzählerisch ästhetische Komponente.

    Zugleich zeigt uns Peter Tauber mit seinem Buch vor allem eins: Demokratie und Rechtsstaat scheitern nicht einfach. Sie werden von Demokratiefeinden aktiv bekämpft. Und ihr Überleben oder Untergang hängen ab von der Bereitschaft und Fähigkeit der Demokratinnen und Demokraten, sie zu schützen.

    Artikeltext und Sprechtext: Martin Schulz
    Sprecher: Daniel Schilling
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Gerhard P. Groß, Der Siebenjährige Krieg 1756–1763 vor. Es erschien im Jahr 2023 im Reclam-Verlag.

    Was hat der erste US-amerikanische Präsident, George Washington, mit dem Siebenjährigen Krieg zu tun? Welche Rolle spielte Preußen in diesem Krieg? Wie sah der Soldatenalltag aus was charakterisiert eigentlich die schiefe Schlachtordnung? Diese und zahlreiche andere spannende Fragen beantwortet Gerhard P. Groß in seiner Darstellung des Siebenjährigen Krieges.

    In großer Breite entfaltet der Autor ein Panorama des weltumspannenden Konfliktes. Dabei nimmt er den Leser mit auf eine militärgeschichtliche Reise von den Kolonien Nordamerikas über die Weltmeere nach Asien und ins Herz Europas. Obwohl seine Darstellung aus vorwiegend preußischer Sicht geschrieben ist, hat sie auch eine stark globalgeschichtliche Perspektive.

    Der Autor beschreibt nicht nur die Geschehnisse des Krieges, sondern erläutert abschließend auch die Mythenbildungen rund um Friedrich den Großen sowie die Schlacht von Leuthen.

    Gerhard P. Groß ist Historiker und war Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

    Fazit

    Gerhard P. Groß' Der Siebenjährige Krieg bietet einen kenntnisreichen und angenehm zu lesenden Überblick über einen der komplexesten Konflikte der Geschichte. Groß versteht es, dass Geschichtsschreibung auch immer bedeutet, Geschichten zu erzählen. Bereits das einführende Kapitel vermag es, die Leser in den Bann des Buches und der Epoche zu ziehen. Der Autor beleuchtet alle relevanten Schauplätze des Konfliktes, wobei der Schwerpunkt auf Europa liegt. Zugleich wird die weltumspannende Dimension des Kriegs deutlich.

    Der Siebenjährige Krieg von Gerhard P. Groß eignet sich hervorragend als Abendlektüre und zum Einstieg in das Thema und die Epoche. Die Literaturhinweise am Ende bieten die Möglichkeit, sich vertiefend mit dem Thema auseinanderzusetzen.

    Artikeltext: Martin Schulz
    Sprechtext und Sprecher: Martin Schulz
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir  das Buch von Josef D. Blotz, Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft am Beispiel des 20. Juli 1944 vor. Es erschien im Jahr 2024 in der Reihe "Beiträge zur Militärgeschichte".

    Widerstand gegen den Nationalsozialismus war eher eine Ausnahme, Denkmäler für den Widerstand sind es nicht: Rund 1.100 Denkmäler, Gedenktafeln, Ehrengräber, Büsten und Stolpersteine zur Erinnerung an den Widerstand und seine Persönlichkeiten erinnern heute an mehr als 280 Orten in Deutschland an den Widerstand unterschiedlicher Gruppen.

    Ausgehend von den Begrifflichkeiten "Widerstand" und "Denkmal" untersucht und beschreibt Josef Blotz die Erinnerungslandschaft im Überblick und geht hierbei sehr detailliert auf die verschiedenen Denkmäler, ihre geografische Verteilung sowie ihre gestalterischen Besonderheiten für verschiedene Formen des Widerstands ein.

    Fazit

    Die Studie von Josef Blotz möchte dafür sensibilisieren und dazu animieren, genauer hinzuschauen und zu hinterfragen - wo begegnen uns in unserem Alltag Orte der Erinnerung oder Stolpersteine und welche Geschichte wollen uns diese Zeugen der Vergangenheit erzählen und was können wir von ihnen und aus der Geschichte lernen.

    Dieses Werk soll damit nicht so sehr die Geschichte des Widerstandes erzählen als vielmehr die Geschichte der Gesellschaft, die sich an diesen Widerstand erinnert.

    Josef Blotz war von 1975 bis zu seiner Pensionierung 2021 Offizier der Bundeswehr, zuletzt als Stellvertretender Kommandierender General des Eurokorps in Strasborg. 

    Artikeltext: Katrin Grosser
    Sprechtext und Sprecher: Winfried Heinemann
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gibt der Militärhistoriker und langjährige Mitarbeiter des ZMSBw Winfried Heinemann einen Überblick über die neuere Literatur zum 20. Juli 1944.

    Noch mehr Neues zum Widerstand und zum 20. Juli 1944? Gibt es denn überhaupt noch etwas Neues zum 20. Juli 1944, das bisher noch nicht erforscht, aufgeschrieben oder verfilmt wurde? An welchen Werken und Autoren kommt man denn nicht vorbei, wenn man sich intensiv wissenschaftlich mit dem 20. Juli 1944 auseinandersetzen möchte und welche neue Literatur gibt gute, fundierte übersichtliche und lesenswerte Einblicke in die Thematik? Diesen Fragen widmet sich Winfried Heinemann in seinem Überblick.

    Das Standardwerk zum 20. Juli ist auch in heutiger Zeit immer noch das Buch "Widerstand-Staatsstreich und Attentat" von Peter Hoffmann aus dem Jahr 1969.

    Dass es in der militärhistorischen Forschung zu diesem Themenbereich aber auch immer noch Neues gibt, zeigt der Band „20. Juli 1944. Neue Forschungen zum Widerstand gegen Hitler“, aus der Reihe „Potsdamer Schriften“ des ZMSBw. Dieses Werk verdeutlicht in übersichtlicher Form sehr eindrücklich, wie neue Erkenntnisse aus neuen, teilweise auch ungewöhnlichen, Fragestellungen an bekannte "alte" Themen resultieren können. 

    Fazit

    Wolfgang Benz widmet sich in seinem Werk "Im Widerstand" allen Formen oppositionellen Handelns im Dritten Reich. Johannes Tuchel und Uwe Neumärker liefern mit ihrem umfangreichen Werk "Der 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze" eine präzise Abfolge der Geschehnisse um den 20. Juli 1944. Auch Niels Schröder beschreibt in seinem Werk "20. Juli 1944. Biografie eines Tages" minutiös die Abläufe am 20. Juli 1944 - allerdings mit grafischen Mitteln in Form einer "Graphic Novel".

    Wer sich also über den 20. Juli 1944 informieren will, findet in dieser Ausgabe des Buchjournals Angelesen zahlreiche wertvolle Hinweise von Winfried Heinemann auf neueste Literatur unterschiedlichster Art - von Monografien über Sammelbände bis hin zu Grafic Novels.

    Oberst a.D. Prof. Dr. Winfried Heinemann ist Militärhistoriker und Honorarprofessor an der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Er ist ehemaliger Mitarbeiter des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

    Artikeltext: Katrin Grosser
    Sprechtext und Sprecher: Winfried Heinemann
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Winfried Heinemann. Unternehmen "Walküre". Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944 vor. Das Werk erschien im Jahr 2019 im DeGruyter Oldenbourg Verlag.

    Professor Dr. Winfried Heinemann (* 22. Dezember 1956 in Dortmund) ist ein pensionierter deutscher Offizier (Oberst a. D.) und Militärhistoriker. Er war zuletzt Chef des Stabes am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und ist seit 2014 Honorarprofessor an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.

    Das 20. Jahrhundert ist entscheidend durch die beiden Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 geprägt worden. Sie veränderten die politische Landkarte der Welt, forderten Millionen und Abermillionen Opfer und prägten sich tief in das kollektive Gedächtnis ein. Die Reihe "Zeitalter der Weltkriege" des ZMSBw widmet sich diesen grundstürzenden Ereignissen. Sie versteht den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie die Zwischenkriegszeit als Einheit und operiert mit den Methoden der modernen Militärgeschichtsschreibung.

    Fazit

    Am 20. Juli 1944 verübte ein Offizier ein Attentat auf Hitler. Stauffenberg und andere Heeresoffiziere versuchten, das NS-Regime zu stürzen und den ausweglosen Krieg zu beenden. War es nur ein "Aufstand des Gewissens"? In welcher militärischen Tradition standen die Verschwörer? Und welche militärischen Überlegungen lagen ihrem Handeln zugrunde? Der Band analysiert die Ereignisse aus einer spezifisch militärgeschichtlichen Perspektive und nimmt im Schwerpunkt die militärischen Umsturzplanungen in den Blick. Er fragt aber auch nach den Auswirkungen von Attentat und Staatsstreichversuch auf das Militär der Nachkriegszeit in West- und Ostdeutschland sowie in Österreich. Dass Stauffenberg und seine Mitverschwörer einer anderen Vorstellung von der Rolle des Militärs im Staat anhingen, machte es für die Nachkriegsarmeen nicht einfach, sich in die Tradition des Aufstandes gegen den Krieg und das verbrecherische Regime zu stellen.

    Artikeltext und Sprechtext: Winfried Heinemann
    Sprecher: Michael Michallek
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Helen Unruh, Leben im Schatten der Bundeswehr. Biografie einer Offizierfamilie vor. Es erschien im Jahr 2014.

    Als Ehefrau eines Bundeswehroffiziers hat die Autorin 30 Jahre ein Leben geführt, das vorrangig durch die Vorgaben der Bundeswehr und die zahlreichen Versetzungen des Familienvaters bestimmt war.
    „Wenn wir heiraten, musst du Dir darüber klar sein, dass für mich als Offizier zuerst die Armee kommt - und dann erst kommt die Familie!“ Das sagte Jost Unruh zu Beginn seiner Beziehung mit der Autorin. Trotz des anfänglichen Schocks über diese Aussage entschied sich Helen Unruh für die Ehe mit ihm. Insgesamt 30 Jahre lang, von 1969 bis 1999 war sie fortan Offiziersehefrau. 
    In ihrem Buch, dass 2014 über die Self-Publishing Plattform Books on Demand erschien, erinnert sich die Autorin zurück an diese Zeit und gibt dem Leser einen eindrücklichen Einblick, was es für eine Familie heißt, ein Leben zu leben, dass zu einem großen Teil vom Arbeitgeber Bundeswehr bestimmt wird.

    Fazit

    Mit der Veröffentlichung ihrer Erfahrungen möchte sie Bundeswehrangehörige und ihre Familien ermutigen, ihre Probleme zu thematisieren und für bessere Bedingungen zu kämpfen. Den zivilen Lesern eröffnet sie einen Einblick in eine Welt, die ihnen sonst sehr fern ist. Die erzählte Geschichte ist keine rein biographische, sondern steht stellvertretend für das, was viele Familien erlebt haben und noch immer erleben. 
    Aus diesem Grund sind sowohl der Name der Autorin als auch der Name ihres Mannes Jost und der Kinder Doro und Johannes Pseudonyme. 

    Artikeltext und Sprechtext: Ina Derboven
    Sprecher: Christian Deckart
    Produktion: Andrea Nimpsch

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Conrad Schetter, Kleine Geschichte Afghanistans vor. Es erschien im Jahr 2004. Im Jahr 2022 erschien die 5. aktualisierte Auflage.

    Wie entstand das heutige Afghanistan? Welche Probleme des fernen Landes am Hindukusch lassen sich auf seine historischen Entwicklungen zurückführen? Zahlreiche Veröffentlichungen geben darüber Auskunft, jedoch fehlen kompakte Einführungen in die komplexe Thematik. Mit seiner Kleinen Geschichte Afghanistans schließt Conrad Schetter eine Lücke und liefert einen sehr guten Überblick über 2600 Jahre afghanische Landesgeschichte.

    Der Schwerpunkt der Darstellung liegt dabei auf den letzten beiden Jahrhunderten, in denen sich die Gegensätze zwischen Stadt und Land, zwischen Moderne und Tradition immer wieder in Rebellionen, Umstürzen und Kriegen manifestierten. Auch nach der erneuten
    Machtübernahme der Taliban stellen diese Spannungen jede Zentralregierung vor große Probleme.

    Conrad Schetter ist Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Bonn und Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC).

    Fazit

    Conrad Schetters Kleine Geschichte Afghanistans bietet einen sehr guten und pointiert geschriebenen Überblick über die komplexe und nicht einfach zu erzählende Entwicklungsgeschichte des Landes am Hindukusch. Vor allem die Komplexität der afghanischen Gesellschaft mit ihrer ethnischen Vielfalt und dem damit verbundenen Kampf der Stämme und Clans untereinander, das Fehlen einer landesweit anerkannten Zentralregierung, die Einflussnahme von Großmächten aber auch Nachbarstaaten wie Pakistan und nicht zuletzt die religiös motivierten Konflikte vor allem zwischen Sunniten und Schiiten waren und sind nach Conrad Schetter die historischen Konstanten, die Afghanistan auch heute und wohl auch in Zukunft nicht zur Ruhe kommen lassen. 

     Artikeltext und Sprechtext:Helmut R. Hammerich
    Sprecher und Produktion: Christoph Jan Longen

  • In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Michael Galbas. Pflichterfüllung. Erinnerungen an den sowjetischen Afghanistankrieg in Russland vor. Das Werk erschien im Jahr 2022 im Verlag Vandenhoek & Ruprecht.

    Michael Galbas studierte Geschichte und Osteuropäische Geschichte an der Universität in Konstanz, an der Russischen Staatlichen Universität der Geisteswissenschaften in Moskau, an der FU Berlin sowie an der Russischen Staatlichen Pädagogischen Universität in St. Petersburg. Heute ist er Projektverantwortlicher für digitale Bildungsangebote am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.

    Als die NATO-Truppen im Jahr 2021 aus Afghanistan abzogen, überließen sie das Land seinem Schicksal. Ähnliches vollbrachte die UdSSR mehrere Jahrzehnte zuvor. Zwischen 1979 und 1989 intervenierte sie mit über 600.000 Soldaten in Afghanistan, konnte es aber dauerhaft nicht befrieden, was schließlich zum Abzug sowie zum Sturz der damaligen Regierung führte. 

    Fazit

    Den längsten Krieg der sowjetischen Geschichte bezahlten circa 15.000 UdSSR-Bürger mit dem Leben. Davon ausgehend untersucht die Studie auf Grundlage von selbst erhobenen lebensgeschichtlichen Interviews, wie sich ehemalige sowjetische Kriegsteilnehmer, in Russland heute an den Krieg erinnern, welche Bedeutung sie ihm beimessen und sie als Gruppe versuchen, Anerkennung für ihren Einsatz von der russischen Regierung und der Gesellschaft zu erhalten.

    Galbas beleuchtet in diesem Zusammenhang auch auch deren Instrumentalisierung für das heutige, gewaltsame russische Expansionsstreben durch die Regierung Putin, insbesondere für den Eroberungskrieg in der Ukraine. 
    Darüber hinaus spricht die Studie ein Kapitel an, dass auch in unserer deutschen Gesellschaft bislang wenig beachtet worden ist - den Umgang mit den Veteranen aus dem Afghanistaneinsatz der Bundeswehr. 

    Artikeltext und Sprechtext: Dr. Stefan Brenner
    Sprecher und Produktion: Christoph Jan Longen

  • In dieser Folge von "Angelesen" dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Carter Malkasian "The American War in Afghanistan. A History" vor. Es erschien 2021 in der Oxford University Press.

    Bereits zwei Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 trafen die ersten US-amerikanischen Spezialkräfte in Afghanistan ein; am 7. Oktober begann mit der Operation Enduring Freedom auch offiziell der Krieg. Knapp zwanzig Jahre später, am 30. August 2021, endete der Konflikt mit der eiligen Evakuierung der letzten US-Truppen, ihrer westlichen Verbündeten und zahlreicher afghanischer Unterstützungskräfte.

    Der amerikanische Autor Carter Malkasian beschreibt den amerikanischen Krieg in Afghanistan als eine jetzt abgeschlossene Epoche. Für Amerika und seine Streitkräfte war der Kampf gegen die Taliban und den internationalen Terrorismus eine Generationserfahrung. Für Afghanistan war der "amerikanische Krieg" hingegen die letzte Phase einer über vierzigjährigen Ära der Umgestaltung. Spannend beschreibt er den Krieg und erörtert zudem die zahlreichen verpassten Friedenschancen, die den Konflikt möglicherweise deutlich früher hätten beenden können.

    Fazit

    Der amerikanische Krieg in Afghanistan, der 2001 begann, ist mittlerweile der längste bewaffnete Konflikt in der Geschichte des Landes. Gestützt auf lokales Wissen und unter Verwendung primärer Quellendokumente bewegt sich Malkasian durch die verschiedenen Phasen des Krieges. Malkasian hat einen Großteil dieser Phasen selbst miterlebt und greift für seine Beschreibungen vielfach auf eigene Erfahrungen zurück. Insgesamt zieht Carter Malkasian eine lesenswerte, auf zahlreiche Interviews sowie eigene Erfahrung gestützte Bilanz über den zwanzigjährigen Afghanistankrieg seines Landes.

    Sprechtext und Artikeltext: Dr. Martin Rink
    Sprecher und Produktion: Christoph Jan Longen

  • In dieser Folge von ANGELESEN! Dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von André Uzulis „Der vergebliche Krieg. 20 Jahre Bundeswehr in Afghanistan. Geschichte und Bilanz" vor. Es erschien 2024 im Miles-Verlag.

    20 Jahre ihrer etwa 70-jährigen Geschichte war die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz - mit mehr als 90000 Soldatinnen und Soldaten. Das fremde Land, seine Konflikte und ein Einsatz, dem kein Erfolg beschieden war, verbindet die Männer und Frauen, die für Deutschland am Hindukusch gedient haben. Deutschland und die internationale Gemeinschaft wollten Afghanistan zu einem besseren Land machen - doch der Krieg dort, so stellt es sich in der Rückschau dar war vergeblich. Bislang fehlte ein Überblick über die Vorgeschichte und die Geschichte des Bundeswehrengagements in Afghanistan. Diese Lücke soll mit der vorliegenden Publikation geschlossen werden.

    Autor und Fazit

    André Uzulis ist Journalist, Historiker und Buchautor. Seit 2020 ist er Chefredakteur der sicherheitspolitischen Zeitschrift Loyal.

    Der Autor zieht in "Der vergebliche Krieg - 20 Jahre Bundeswehr in Afghanistan" Bilanz. In kompakter, gut lesbarer Darstellung zeichnet er Ursachen und Verlauf des Engagements am Hindukusch nach und kommt zu dem Schluss, dass der Einsatz von Anfang an unter keinem guten Stern stand.

    Text gelesen von: Christoph Jan Longen

  • „ANGELESEN! Das Buchjournal des Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ stellt in dieser Folge das Buch von Agilolf Kesselring „Die Nordatlantische Allianz und Finnland“ vor. Das Buch erschien 2013 als Band 8 in der Reihe „Entstehung und Probleme des atlantischen Bündnisses“, herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt.

    Basierend auf bislang unveröffentlichten Dokumenten aus den Brüsseler NATO-Archiven sowie amerikanischen, britischen, deutschen diplomatischen und militärisch-nachrichtendienstlichen Berichten untersucht der Autor die Haltung der Nordatlantischen Allianz gegenüber dem durch eine Defensivallianz mit der Sowjetunion verbundenen, neutralen Finnland. Die regionale Perspektive Finnlands kommt unter den Gesichtspunkten des globalen Konfliktes zwischen détente, containment und roll back in den Blick. Finnland war dabei keineswegs nur Paradebeispiel "friedlicher Koexistenz". Das Ringen um das ostwärts der NATO-Nordflanke gelegene Finnland war ein Kampf um dessen wahrgenommene Zugehörigkeit zwischen Ost und West.

    Dr. Agilolf Keßelring ist Historiker und lebt in Finnland. Er war von 1992 bis 2006 Offizier der Bundeswehr und dabei von 2002 bis 2006 Mitarbeiter des damaligen Militärgeschichtlichen Forschungsamts in Potsdam, dem Vorgänger des ZMSBw.

    Text und gelesen von: Stefan Maximilian Brenner