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  • Was haben Elitesklaven mit Profi-Fußballern gemein? Diese Frage hat Geschichtswissenschaftler Dr. Alexander Rothenberg in seiner Doktorarbeit am Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) der UniversitĂ€t Bonn untersucht. In der neuen Folge des Hypothese-Podcasts diskutiert er mit Moderator Denis Nasser die These „Profi-Fußballer sind die Elitesklaven von heute“.

    Wer an Sklaverei denkt, hat meist ein klares Bild vor Augen: Ein Mensch ohne Rechte, seiner Familie geraubt, missbraucht. Wohl die extremste Form von asymmetrischer AbhĂ€ngigkeit, mit denen sich der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies an der UniversitĂ€t Bonn beschĂ€ftigt. Asymmetrische AbhĂ€ngigkeiten, also VerhĂ€ltnisse, in denen eine Person oder Partei mehr Macht als die andere hat, gibt es aber in verschiedenen Stufen und AusprĂ€gungen. Mit einer solcher Formen – der Elite-Sklaverei –  hat sich Dr. Alexander Rothenberg, der inzwischen am Zentrum fĂŒr Entwicklungsforschung der UniversitĂ€t Bonn arbeitet, in seiner Doktorarbeit am BCDSS beschĂ€ftigt.

    In der Geschichte wird der Begriff Elitesklaverei verwendet, um einen bestimmten Prozess zu beschreiben: „Immer dann, wenn kleine Kinder geraubt, verschleppt, verkauft und lange ausgebildet wurden und dann spĂ€ter irgendwann in hohe Positionen gelangt sind, spricht man von Elitesklaverei“, erklĂ€rt Dr. Alexander Rothenberg. Dies konnte zum Beispiel ein Palast-Eunuch sein, der irgendwann hohe Verwaltungsaufgaben ĂŒbernahm oder eine Konkubine, die Mutter des Sultans wurde – und dadurch Reichtum und Macht anhĂ€ufte.

    In seiner Doktorarbeit hat Rothenberg untersucht, welche Strukturen in unserer heutigen Zeit Ă€hnliche AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnisse aufweisen wie in der Vergangenheit: „Ich habe geschaut, wo finde ich etwas Vergleichbares wie diesen Harem? Also eine Art Akademie oder ein Ausbildungszentrum, und da ist man relativ schnell beim Sport.“  Insbesondere beim Profifußball: „Wir haben sowohl diesen langen Prozess der Ausbildung, der Isolation als Kind in diesen Akademien bis hin zum Handel mit Körpern, wo Dritte ganz massiv finanziell profitieren.“

    In der neuen Folge des Hypothese-Podcast diskutiert Dr. Alexander Rothenberg mit Moderator Denis Nasser die These „Profi-Fußballer sind die Elitesklaven von heute“.

    Allgemeine Infos

    Zugespitzt und wissenschaftsnah – das ist der „Hypothese“-Podcast der Uni Bonn. Jeden zweiten Donnerstag stellen sich renommierte GĂ€ste einer zugespitzten Hypothese zu einem gesellschaftlich relevanten Thema. Moderiert von dem Journalisten Denis Nasser wĂ€gt jeweils eine Expertin oder ein Experte den Wahrheitsgehalt der Titelaussage ab und gibt abschließend ein Votum ab, ob die finale EinschĂ€tzung eher in Richtung „verifiziert“ (also als „wahr bestĂ€tigt“) oder falsifiziert (als „unwahr“ bestĂ€tigt) gehen wĂŒrde.

    Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder einen Themenvorschlag? Wir freuen uns, von Euch zu hören unter [email protected]

  • Die UniversitĂ€t Bonn legt ihre Podcast-Reihe „Hypothese“ neu auf. Den Start macht Ex-Außenminister und -Vizekanzler Sigmar Gabriel, der im Rahmen einer Honorarprofessur an der UniversitĂ€t Bonn unterrichtet und PrĂ€sident der Bonner Akademie fĂŒr Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), einem An-Institut der UniversitĂ€t Bonn, ist. Er setzt sich mit der Hypothese auseinander „Egal, wer die Wahl gewinnt: Die USA werden keine globale Ordnungsmacht mehr sein“.

    Moderiert von dem Journalisten Denis Nasser wĂ€gt Gabriel den Wahrheitsgehalt der Titelaussage ab und wird abschließend nach einem Votum gefragt, ob die finale EinschĂ€tzung eher in Richtung „verifiziert“ (also als „wahr bestĂ€tigt“) oder falsifiziert (als „unwahr“ bestĂ€tigt) geht.

    Im GesprĂ€ch mit Journalist Nasser zeigt Gabriel sich gewohnt meinungsstark: „Auch Kamala Harris wird fĂŒr uns nicht die alten Zeiten zurĂŒckbringen. Amerika will seine Rolle als globale Ordnungsmacht immer weniger ausfĂŒllen. Und internationale Politik mag kein Vakuum, ĂŒberall, wo jemand rausgeht, geht jemand anderes rein.” Dies wĂŒrden vor allem autokratische Regime und die GroßmĂ€chte China und Russland nutzen. „Die einzigen, die immer draußen sind, sind die EuropĂ€er.“

    Schonungslos offen geht er im Podcast der UniversitĂ€t Bonn auch mit eigenen FehleinschĂ€tzungen der Vergangenheit um: „Ich gehöre zu der Politikergeneration, die sich geirrt hat im Umgang mit Putin und Russland. Wir haben das falsch eingeschĂ€tzt, wir haben gedacht, wir Deutschen wissen, wie man mit denen umgeht. Und wir haben deshalb nicht auf unsere polnischen Nachbarn gehört. Ich wĂŒrde diesen Fehler ungern ein zweites Mal machen.“

    Ob Sigmar Gabriel am Ende eher den „verifiziert“ oder „falsifiziert“-Knopf drĂŒckt, kann ab jetzt im Podcast „Hypothese“ der UniversitĂ€t nachgehört werden. Dieser ist auf der Website der UniversitĂ€t sowie auf allen gĂ€ngigen Plattformen wie spotify, Apple, Deezer, Google und podcast.de abrufbar.

    Alle zwei Wochen donnerstags gibt es eine neue Folge -- mit neuem Gast und neuem Thema

    Allgemeine Infos

    Zugespitzt und wissenschaftsnah – das ist der „Hypothese“-Podcast der Uni Bonn. Jeden zweiten Donnerstag stellen sich renommierte GĂ€ste einer zugespitzten Hypothese zu einem gesellschaftlich relevanten Thema. Moderiert von dem Journalisten Denis Nasser wĂ€gt jeweils eine Expertin oder ein Experte den Wahrheitsgehalt der Titelaussage ab und gibt abschließend ein Votum ab, ob die finale EinschĂ€tzung eher in Richtung „verifiziert“ (also als „wahr bestĂ€tigt“) oder falsifiziert (als „unwahr“ bestĂ€tigt) gehen wĂŒrde.

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  • Estão a faltar episódios?

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  • Anleitung zum ewigen Frieden

    Warum wir nach Kant Rechtsstaatlichkeit fĂŒr eine friedliche Welt brauchen

    Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Überfall der Hamas auf Israel – nur zwei von vielen Konflikten, die die Welt immer wieder erschĂŒttern. Krieg scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Das stellte der Universalgelehrte Immanuel Kant (1724-1804) schon vor 230 Jahren fest. Und formulierte auf 100 Seiten eine Blaupause fĂŒr den ewigen Frieden. Ob diese noch heute nutzbar ist und ob seine Friedenstheorie auch der Praxis standhĂ€lt, das weiß Prof. Dr. Rainer SchĂ€fer, Digitales Kant-Zentrum NRW in Bonn.

    Die Geißel der Menschheit war fĂŒr Kant der Krieg. In den 1790er Jahren ĂŒberzogen sich FĂŒrsten, oft aus Eigennutz, mit Kriegen. Russland und Österreich kĂ€mpften gegen das Osmanische Reich, die neu gegrĂŒndeten Vereinigten Staaten hatten wenige Jahre zuvor die Briten besiegt, in Frankreich radikalisierte sich die Revolution und kĂ€mpfte gegen eine monarchische Koalition. Eine kriegerische Welt, die immer wieder Tausende von Opfern forderte. Frieden gab es nur im Himmelreich.

    Vielleicht ist es kein Zufall, dass Kant sein Werk mit einer Anekdote beginnt. „Im Vorwort schildert er, wie er an einem Wirtshaus namens ‚Zum ewigen Frieden‘ vorbeikam. Der lustige hollĂ€ndische Wirt hatte sie so getauft, weil sie direkt neben dem Friedhof lag“, so SchĂ€fer. „Kant wollte eine sĂ€kularisierte Version dieses Friedens entwickeln. Also ewiger Friede auf Erden, aber durch Recht.“

    Seine Friedenstheorie geht von einem feindlichen Naturzustand aus. Konflikte werden nur durch vorĂŒbergehende WaffenstillstĂ€nde unterbrochen. Wie kommt man von diesem Punkt zu einer friedlichen globalen Welt? Jedenfalls nicht mit der Forderung nach vollstĂ€ndiger einseitiger AbrĂŒstung, so SchĂ€fer: "Es ist naiv zu sagen, die Staaten sollen keine Kriege mehr fĂŒhren, denn in einer kriegerischen Welt können Staaten, die sich offensichtlich nicht verteidigen können, angegriffen werden, wie es zum Beispiel die Ukraine erlebt“.

    „Es ist also auch keine Forderung, dass die Staaten keine Kriege mehr wollen sollen. Das widersprĂ€che auch der Kant'schen menschlichen Natur. Vielmehr sollen sie nur keine mehr fĂŒhren können“, stellt Prof. Dr. Rainer SchĂ€fer fest. Kriege untereinander mĂŒssen unmöglich gemacht, nicht nur verhindert werden. „Nur so kann dauerhafter Frieden entstehen. Und dazu bedarf es eines Rechtsstaates, den Kant in der Republik idealisiert sah, nach der alle Staaten streben.“

    WĂ€hrend die Rechtsstaatlichkeit im Inneren durch das Staatsrecht, durch die Bindung des Staatsvolkes an den SouverĂ€n und die Gesetze legitimiert wird, stĂ¶ĂŸt man bei der Übertragung auf das zwischenstaatliche Völkerrecht auf ein Problem. "Wie können Staaten koexistieren, ohne ihre Freiheit zu beschĂ€digen, wie Kant so schön sagt".. Dazu bedarf es eines ausgefeilten Völkerrechts, das die Staaten in einem globalen, föderalen Friedensbund organisiert und gleichberechtigt nebeneinander stellt. Die Staaten werden so zu friedlichem Handeln und rechtsstaatlicher Entwicklung angehalten. Ihre zwischenstaatlichen VertrĂ€ge sind vollkommen transparent.

    In der RealitĂ€t scheint dieser normative Ansatz am Lackmustest zu scheitern. Die nach Demokratie und Europa strebende Ukraine wird vom autoritĂ€ren Russland ĂŒberfallen. „Wenn wir heute auf unsere Vereinten Nationen schauen, haben wir genau diesen Versuch eines Völkerbundes. Und gleichzeitig sehen wir die Gefahren, vor denen schon Kant gewarnt hat. Wenn wir uns das VerhĂ€ltnis von Diktaturen zu Rechtsstaaten anschauen, dann sehen wir: Es kann nur funktionieren, wenn wir Rechtsstaaten haben. Sonst gibt es auf zwischenstaatlicher Ebene illegitime Entscheidungen von illegitimen Beteiligten.


    Melden Sie sich jetzt an zum 14. Internationaler Kant-Kongress vom 8. - 13. September 2024 in Bonn

  • Kants WeltbĂŒrgerrecht, sein Blick auf Migration und seine Bedeutung bis heute

    Jeder Mensch hat das Recht, ein fremdes Land zu besuchen und sich dort aufzuhalten: So lĂ€sst sich ein Kernelement des WeltbĂŒrgerrechts als „Besuchsrecht“ nach Immanuel Kant zusammenfassen. Prof. Dr. Christoph Horn vom Digitalen Kant-Zentrum Bonn erklĂ€rt den Begriff der Migration bei Kant, warum fĂŒr ihn Grenzziehungen willkĂŒrlich waren und welche SchlĂŒsse wir daraus ziehen können.

    Wer an Kant und Migration denkt, dem fĂ€llt der Begriff des WeltbĂŒrgertums ein. Was genau ist damit gemeint?

    Das WeltbĂŒrgerrecht ist ein zentraler Begriff bei Immanuel Kant. Dahinter steht die Idee, die Rechtsbeziehungen zwischen Individuen und Drittstaaten zu regeln. Er sah, dass das Völkerrecht seiner Zeit hier ein Defizit aufwies, nĂ€mlich die rechtliche Regelung von Individuen außerhalb ihres Staates. Das WeltbĂŒrgerrecht besagt, dass alle Menschen das Recht haben sollen, sich in ein fremdes Land zu begeben und sich dort unbehelligt aufzuhalten und zu betĂ€tigen.

    Ist das eine liberale Auffassung?

    In seiner politischen Philosophie vertritt Kant eher einen Republikanismus, aber er ist auch Liberaler im Sinn der Geltung unverletzlicher Grundrechte. Allerdings darf man Kant nicht einem nationalen Liberalismus zuordnen. Er lebte in einem vornationalen Zeitalter. FĂŒr ihn sind Staatsvölker willkĂŒrlich entstanden und haben nichts mit Ethnien oder Abstammung zu tun. Dasselbe gilt fĂŒr Grenzen, die oft auf historischen Ereignissen oder politischen Entscheidungen beruhen, die nicht unbedingt gerecht oder moralisch gerechtfertigt sind. Gleichzeitig sind diese Grenzen unantastbar, weil es unabsehbare Folgen hĂ€tte, wenn sie beispielsweise aus ethnischen GrĂŒnden verschoben wĂŒrden. Auch heute haben viele Nationalstaaten eine recht heterogene Bevölkerung, zum Beispiel Frankreich oder Spanien. Und welche Folgen es hat, wenn man Staaten nach ethnischen Gesichtspunkten formt, sah man zum Beispiel auf dem Balkan in den 90er Jahren. Deshalb ist Einwanderung fĂŒr ihn relativ unproblematisch.

    Wie verhalten sich die Staatsvölker zueinander?

    Die Staatsvölker, also die Einheiten der Bevölkerung, stehen fĂŒr Kant in Konkurrenz zueinander. Sie haben zwar das Recht, Menschen aufzunehmen oder abzuweisen, aber keine Motive, die sich etwa aus Leitkultur, Sprachpolitik oder religiöser HomogenitĂ€t ergeben. FĂŒr Kant ist es legitim darauf zu sehen, ob die AufnahmelĂ€nder von den Neuankömmlingen profitieren und umgekehrt. Er geht davon aus, dass es genĂŒgend aufnahmebereite LĂ€nder gibt, zu seiner Zeit etwa Nordamerika.

    Was hat das mit unserem heutigen VerstÀndnis von Migration zu tun?

    Migration aus heutiger Sicht ist ein riesiges Thema, das zum Beispiel mit dem Klimawandel und der Bewohnbarkeit der Welt zu tun hat, mit Armut, aber auch mit politischer Verfolgung, illiberalen Gesellschaften und Kriegen wie dem in der Ukraine. Aber auch zu Kants Zeiten gab es große Migrationsströme. So verließen französische Hugenotten wegen mangelnder Glaubensfreiheit ihre Heimat.

    Was können wir von Kants Gedanken heute mitnehmen?

    Ein zentraler Gedanke ist die LoyalitĂ€t gegenĂŒber dem geltenden Recht, sofern es philosophisch verankert ist. Das heißt, es muss aus allgemeinen VernunftgrĂŒnden abgeleitet sein. Da das Recht moralisch begrĂŒndet ist, ist die LoyalitĂ€t ihm gegenĂŒber unproblematisch. Sonst könnte man ja in einen anderen, gerechteren Staat auswandern. Das ist ein Grund, warum Kant einen globalen Universalstaat ablehnt: Eine Universalmonarchie kann zur Diktatur entarten. Deshalb hĂ€lt er ein Recht auf Aus- und Einwanderung fĂŒr fundamental.

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    Zwei Jahre nach der Zeitenwende: Am 27. Februar 2022 sagte Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem zu einer Sondersitzung zusammengetretenen Deutschen Bundestag anlĂ€sslich des drei Tage zuvor begonnenen russischen Überfalls auf die Ukraine: "Die Welt danach wird nicht mehr dieselbe sein wie die Welt davor.“

    AnlĂ€sslich des Jahrestages sprachen Dr. Mayssoun Zein al Din (CASSIS, Nordrhein-WestfĂ€lischen Akademie fĂŒr Internationale Politik), Hans-Dieter Heumann (CASSIS) und Friedrich Kießling (Institut fĂŒr Geschichtswissenschaften, Uni Bonn) ĂŒber den Stand der angekĂŒndigten "Zeitenwende". Wie haben sich die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt verĂ€ndert?

    Eine Zeitenwende ist es tatsĂ€chlich im Sinne, dass Ordnungsprinzipien in Frage gestellt wurden. „SpĂ€testens seit dem Wiener Kongress haben wir uns eine europĂ€ische Ordnung vorgestellt, in der Russland ein Partner ist“, stellt Heumann fest. „Der große Unterschied zwischen der Sowjetunion und Putins Russland ist: Die Sowjetunion war letztlich eine am Status quo orientierte Macht, Putins Russland ist eine revanchistische Macht“, so Heumann.

    Zugleich zieht sich die USA aus ihrer bisherigen Position immer mehr zurĂŒck. Welche Rolle kann ein Deutschland als Mitglied der NATO und EuropĂ€ischen Union und zukĂŒnftig einnehmen? Zein al Din fordert ein verstĂ€rktes, selbstbewusstes Engagement. "SouverĂ€nitĂ€t bedeutet nicht Autonomie oder UnabhĂ€ngigkeit von BĂŒndnissen. SouverĂ€nitĂ€t bedeutet nur HandlungsfĂ€higkeit“, stellt Zein al Din fest. „Und da haben wir durchaus auch den Anspruch, unsere Ziele strategisch zu verfolgen, unsere Nachbarregion mitzugestalten. In dieser sich neu formierenden Welt eine Rolle zu spielen, unabhĂ€ngig davon, wie sich das jetzt mit Russland entwickelt, unabhĂ€ngig davon, wie die Wahlen in den USA ausgehen werden“.

    Gleichzeitig betont sie die Bedeutung des europĂ€ischen Projekt. EuropĂ€ische BĂŒndnisse seien wichtig, aber man könne auch divergierende Interessen haben, wie etwa die Rolle der TĂŒrkei zeige. „Und deshalb mĂŒssen wir uns auch die Frage stellen: Stimmen unsere Interessen immer uneingeschrĂ€nkt mit den Interessen anderer Partner in der NATO ĂŒberein?“ Das sei nicht immer der Fall und deswegen sei eine europĂ€ische SouverĂ€nitĂ€t wichtig. Deutschland und Europa mĂŒssten weltpolitisch handlungsfĂ€hig werden.

    Doch wird Deutschland diesen Aufgaben und einer FĂŒhrungsrolle gerecht? Kießling warf einen Blick in die Nationale Sicherheitsstrategie. „Und wenn man da reinschaut, dann ist das ein Katalog von allem.“ Es fehlten nicht nur Schwerpunkte und eine zeitliche Abfolge. Man sei auch nicht weit gekommen, wenn es um wirkliche Ziele geht, die man dann auch braucht, um diplomatisch einzugreifen oder diplomatische Initiativen zu setzen.

    Dr. Mayssoun Zein Al Din  ist GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Nordrhein-WestfĂ€lischen Akademie fĂŒr Internationale Politik in Bonn und Lehrbeauftrage der RWTH Aachen im Studiengang Theologie und Globale Entwicklung sowie im Institut fĂŒr Politische Wissenschaft und Soziologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-UniversitĂ€t Bonn. >>Weitere Informationen

    Dr. Hans-Dieter Heumann ist Lehrbeauftragter am Institut fĂŒr Geschichtswissenschaft der UniversitĂ€t Bonn und am CASSIS.. >>Weitere Informationen

    Prof. Dr. Friedrich Kießling ist seit 2020 Inhaber des Lehrstuhls fĂŒr Neuere und Neueste Geschichte an der UniversitĂ€t Bonn. >>Weitere Informationen

     

  • Im Hypothesen-Podcast erklĂ€rt Prof. Dr. JĂŒrgen Kusche, welche Auswirkungen der klimabedingte Meeresspiegelanstieg hat und wie man ihn messen kann.

    Dass der Anstieg des Meeresspiegels ein Zeichen fĂŒr den rasch voranschreitenden Klimawandel ist, dĂŒrfte allgemein bekannt sein. Dass er auch als prĂ€ziser Indikator fĂŒr den Zustand des Klimasystems genutzt werden kann, weiß Prof. Dr. JĂŒrgen Kusche vom Institut fĂŒr GeodĂ€sie und Geoinformation. Im aktuellen Hypothese-Podcast spricht er ĂŒber seine Forschung. Seine Hypothese: Der globale Meeresspiegelanstieg - Fieberthermometer fĂŒr das Klimasystem und Bedrohung fĂŒr Millionen von Menschen.

    Laut Professor Kusche ist der Meeresspiegelanstieg eine Art Fieberthermometer fĂŒr die Erde, das Aufschluss ĂŒber TemperaturverĂ€nderungen und deren Auswirkungen gibt.

    Seit Jahrhunderten wird der Wasserstand an den KĂŒsten mit Pegeln beobachtet. Durch die Auswertung weltweiter satellitengestĂŒtzter Messungen können die Forschenden des Instituts historischen Messungen nun besser verstehen. Sie können den Meeresspiegel millimetergenau erfassen und so VerĂ€nderungen auf globaler Ebene verfolgen. Damit ist es möglich, den Meeresspiegelanstiege nicht nur als globales PhĂ€nomen zu betrachten, sondern auch regionale Unterschiede zu analysieren. Es wird bewusst von Meeresspiegeln gesprochen, da sich die diese an allen KĂŒsten unterschiedlich entwickeln.

    Ein besonderer Schwerpunkt der Forschung liegt auf der Integration historischer Messdaten mit modernen Satellitenmessungen. Wie das genau funktioniert und wohin die Entwicklung geht, erzĂ€hlt er im Podcast. So wird es möglich, den Meeresspiegelanstieg ĂŒber lange ZeitrĂ€ume zu verfolgen und zukĂŒnftige Entwicklungen vorherzusagen. Dabei kommt auch der neue Höchstleistungsrechner „Marvin“ der UniversitĂ€t Bonn zum Einsatz.

    Die Forschungsergebnisse haben auch weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. WĂ€ren heute alle Gletscher und Eispanzer in der Arktis und auf Grönland abgeschmolzen, stĂŒnde Bonn bereits unter Wasser. Vor allem aber KĂŒstenregionen und Inselstaaten sind bereits heute oder in absehbarer Zukunft vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. „Wir mĂŒssen aber damit rechnen, dass sich der globale Anstieg in den nĂ€chsten 200 bis 300 Jahren beschleunigt fortsetzt“. Die Forschungsergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse fĂŒr die Entwicklung von Anpassungsstrategien und den KĂŒstenschutz.

    Professor Kusche betont die Notwendigkeit weltweiter Maßnahmen zur BekĂ€mpfung des Klimawandels und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. "Der Meeresspiegelanstieg ist ein globales Problem, das nur durch koordinierte internationale Zusammenarbeit gelöst werden kann", erklĂ€rt er. „Die Geschwindigkeit des Anstiegs war noch nie so hoch wie heute.“

    Die Forschung des Instituts fĂŒr GeodĂ€sie und Geoinformation der UniversitĂ€t Bonn trĂ€gt wesentlich dazu bei, unser VerstĂ€ndnis des globalen Meeresspiegelanstiegs zu vertiefen und die Grundlagen fĂŒr wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu schaffen.

  • Robotik und KI werden die Landwirtschaft nachhaltiger machen, sagt Prof. Dr. Cyrill Stachniss von StachnissLab fĂŒr Photogrammetrie und Robotik.

    Er ist Professor an der Uni Bonn und arbeitet im Exzellenzcluster PhenoRob. Dort werden KĂŒnstliche Intelligenz und Roboter eingesetzt, um die Nutzpflanzenproduktion zu steigern: Durch eine Analyse einzelner Pflanzen, die dann beispielsweise zielgerichtet gedĂŒngt oder bearbeitet werden können.

    Dabei kommt auch der neue Hochleistungsrechner Marvin der UniversitÀt Bonn zum Einsatz.

  • "Russlands Krieg in der Ukraine und die Zukunft der internationalen Ordnung". In unserer HypotheseTalk Reihe "Internationale Politik und Geschichte" sprechen Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl von der UniversitĂ€t Trier, eine fĂŒhrende Expertin auf dem Gebiet der Geschichte der internationalen Beziehungen mit den Bonner Hosts Prof. Dr. Friedrich Kießling vom Institut fĂŒr Geschichtswissenschaften an der Uni Bonn und Dr. Hans-Dieter Heumann, Botschafter a. D. und Lehrbeauftragter am CASSIS.

    Internationale Politik und Geschichte ist ein Podcast-Reihe, mit der die mehrjÀhrige Lehrkooperation und GesprÀchsreihe mit dem Politikwissenschaftler und Historiker der UniversitÀt Bonn und Experten aus der Welt ins Digitale gehoben wird.

    [HypotheseTalk] gibt Experten der Uni Bonn den Raum, themenspezifische Diskussionsreihen zu fĂŒhren.

  • Es gibt keine Wirklichkeit ohne Fiktion, und keine Fiktion ohne Wirklichkeit, sagt Prof. Dr. Markus Gabriel in dieser Folge von Hypothese: [Philosophie].

    Was ist Wirklichkeit? Welche Rolle spielt Fiktion dabei? Was mĂŒssen wir uns als Körper vorstellen, wenn wir jemandem im Podcast hören?

    Und wie passen TĂ€uschungen dazu? Ist Wirklichkeit gleich Wahrheit? DarĂŒber spricht Prof. Dr. Markus Gabriel. Er hat den Lehrstuhl fĂŒr Erkenntnistheorie an der Philosophie der Neuzeit und Gegenwart der UniversitĂ€t Bonn inne und ist Direktor des CST. "Alles ist wirklich, worĂŒber man sich tĂ€uschen kann, so Gabriel.

    Mehr dazu im Podcast.

  • Wie wird KĂŒnstliche Intelligenz die Bildungslandschaft und Hochschulbildungslandschaft verĂ€ndern? DarĂŒber sprechen wir mit Christian M. Stracke vom ViCo-Projekt der UniversitĂ€t Bonn. "Virtual Collaboration" (ViCo) stĂ€rkt und unterstĂŒtzt die zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Lehre an der UniversitĂ€t Bonn.

    Im Podcast spricht er ĂŒber die Chancen durch die Pandemie. "Allerdings ist sie ĂŒber uns hereingebrochen mit einer Vehemenz, mit der keiner gerechnet hat und auf die auch niemand vorbereitet war."

    Welche Auswirkungen haben Tools wie ChatGPT auf den Einsatz in der Lehre? Wie soll der Einsatz erfolgen, mit welchen didaktischen Zielen?

    Mehr zu ViCO: https://www.vico.uni-bonn.de/

  • Digitale Zwillinge können als ein Teil des menschlichen Körpers verstanden werden.

    Das sagt Ethiker Prof. Dr. Matthias Braun in unserem zweiten Podcast rund um KI / AI an der UniversitĂ€t Bonn. Er ist Professor fĂŒr Systematische Theologie und Ethik an der Evangelisch Theologischen FakultĂ€t der Uni Bonn und hat ein ERC-Starting Grand erhalten.

    Und er nimmt im Podcast die Frage nach dem "Digitalen Zwilling" in den Fokus: Diese Systeme können seiner These nach als digitales Abbild vom Körper, aber auch von StÀdten angesehen werden.

    Er sagt: "Die Systeme sind in der Lage, aufgrund von kĂŒnstlicher Intelligenz Produktionen ĂŒber zukĂŒnftige ZustĂ€nde, also Vorhersagen ĂŒber zukĂŒnftige ZustĂ€nde zum Beispiel des Körpers, also der Frage "Wie entwickelt sich mein Herz, wie ist es um die Gesundheit meiner Leber bestellt in AbhĂ€ngigkeit von bestimmten ErnĂ€hrungsweisen, in AbhĂ€ngigkeit von bestimmten genetischen Markern?"

    Das kann eben aufgrund dieser Echtzeit individuellen Echtzeit Simulation vorhergesagt werden. Und diese Vorhersagen bekommen Sie dann dargestellt, zum Beispiel auf Ihrem Smartphone ĂŒber ein Hologramm, ein Avatar oder unterschiedliche Formen der Interaktion. Also es ist entscheidend, dass das eine direkte RĂŒckkopplung dieser Systeme an die jeweiligen Individuen gibt."

    Was das fĂŒr den zukĂŒnftigen Menschen bedeutet, was das fĂŒr die Gesundheitsvorsorge bedeuten kann, das erfahrt ihr in unserem zweiten KI-Podcast mit Matthias Braun.

  • Was verrĂ€t uns der Blick aus dem All rund um Aspekte des Klimawandels? Welche Satelliten-Daten stehen fĂŒr die Wissenschaft zur VerfĂŒgung, und wie hat es die Forschung verĂ€ndert? Und was muss man beachten, um keine falschen SchlĂŒsse zu ziehen?

    Dazu geben in der heutigen Folge Meteorologin Dr. Insa Thiele-Eich und Agrarökonom Prof. Dr. Jan Börner Auskunft. Die beiden forschen zu Klima, Klimawandel und zu Landwirtschaft und nutzen dafĂŒr auch satellitengestĂŒtzte Analysen. Jan Börner untersucht via Fernerkundung aus dem All etwa Pflanzen und Landstriche, aber auch mit Drohnen und Roboter, um LandnutzungsverĂ€nderungen zu messen.

    Thiele-Eich könnte nicht nur die erste Astronautin Deutschlands werden, sondern hat als Meteorologin auch das Wetter und Klima von oben fest im Blick. Sie kennt sich aus mit Satelliten und erlĂ€utert, wie die Daten durch die Wissenschaft genutzt werden. Wie misst man bei asiatischen FlĂŒssen, die so breit wie Meere sind, hĂ€ndisch einen Pegel? Oder wie verifiziert man entsprechende Satellitendaten?

  • KĂŒnstliche Intelligenz verschiebt die Grenze zwischen Fakt und Manipulation. Mit dieser Hypothese analysiert Prof. Dr. Matthias Braun mit dem Blickwinkel eines Ethikers das weite Feld der kĂŒnstlichen Intelligenz (AI, KI).

    Was wollen wir mit neuen Möglichkeiten machen, wie verÀndert es die Interkationen untereinander? Wie spielen gesellschaftliche Normen in die Nutzung von KI hinein?

    Wenn wir KI-Systeme fĂŒr medizinische Diagnosen nutzen, verschwimmt fĂŒr die Untersuchten die Grenze zwischen Fakt und Manipulation und der Möglichkeit, sich dazu zu verhalten, sagt er.

  • Charismatische (Ver-)FĂŒhrung ist eine gleichermaßen wirkmĂ€chtige wie gefĂ€hrlich EinflussgrĂ¶ĂŸe internationaler Politik

    Hypothese von Hendrik W. Ohnesorge rund um Macht und Herrschaft. Er ist GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Center for Global Studies und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fĂŒr Internationale Beziehungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-UniversitĂ€t Bonn. Er ist Managing Editor der Schriftenreihe  Global Power Shift (Springer International) sowie BegrĂŒnder und Co-Herausgeber der Schriftenreihe Persönlichkeit und weltpolitische Gestaltung (SpringerVS).

  • Zunehmende Dauer und IntensitĂ€t von DĂŒrren werden Landschaft, Ökosysteme und unsere Lebensweisen nachhaltig verĂ€ndern -

    [Hypothese: Klimawandel] mit Prof. Dr. Julian Klaus, Professor fĂŒr Hydrologie am Geographischen Institut der UniversitĂ€t Bonn.

    Im GesprĂ€ch geht es auch um DĂŒrren, aber auch darum, warum der Rhein so oft Niedrigwasser hat.

  • Effektive und global gerechte Klimaschutzstrategien erfordern grundlegende VerĂ€nderungen unseres Wirtschaftens, unseres Konsums und unserer MobilitĂ€t -

    Hypothese [Klimawandel] mit Prof. Dr. Britta Klagge.

    Wie gelingt es, global gerechte Klimaschutzstrategien zu realisieren? Und was bedeutet dies fĂŒr uns? DarĂŒber spricht Moderator Denis Nasser mit Prof. Dr. Britta Klagge von der UniversitĂ€t Bonn.

  • Klimawandel gab es, gibt es und wird es immer geben - erklĂ€rt am Beispiel Ahrhochwasser 2021

    Hypothese [Klimawandel] mit Prof. Dr. JĂŒrgen Herget.

    Der menschgemachte Klimawandel nimmt bestĂ€ndig zu: Fluten, Hochwasser, DĂŒrren prĂ€gen verstĂ€rkt unser Leben. Aber nicht jedes Ereignis lĂ€sst sich auf den Klimawandel zurĂŒckfĂŒhren. Prof. Dr. JĂŒrgen Herget hat sich mit historischen Hochwassern beschĂ€ftigt und analysiert das Ahrhochwassers 2021 - und welche Rolle dem Menschen zukommt.

  • AnthropozĂ€n: Der Mensch prĂ€gt die ErdoberflĂ€che bereits jetzt so weitgehend, dass dies in ferner geologischer Zukunft erkennbar sein wird

    Podcast mit Prof. Dr. Christoph Antweiler, Professor fĂŒr SĂŒdostasienwissenschaft am Institut fĂŒr Orient- und Asienwissenschaften.

  • Der Krieg in der Ukraine bedeutet eine Zeitenwende fĂŒr europĂ€ische Großforschungsprojekte:

    Hypothese: [Ukraine] mit Dr. Katharina Cramer, Senior Fellow am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies CASSIS.

    Der Ukraine-Konflikt hatte massive Folgen fĂŒr viele Großforschungsprojekte in Europa. Katharina Cramer hat untersucht, wie Russland in den vergangenen Jahrzehnten an Einfluss bei vielen Projekten gewonnen hat - und berichtet ĂŒber die aktuelle Situation.