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Welche Bilder vom Altern tragen wir in uns? Welche Chancen eröffnen sich im Alter? Diesen Fragen widmen sich in Folge #18 von Mystik und Geist Vera Gallistl-Kassing, Altersforscherin und Gerontologin an der Karl Landsteiner Privat-Universität Krems und Michael Fuchs, Professor für Praktische Philosophie und Ethik an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Die Zahl der älteren Menschen in der Gesellschaft steigt, wir leben in einer Zeit des demografischen Wandels. Diesen Umstand beobachten Wissenschafter:innen bereits seit einigen Jahren, wie etwa auch Vera Gallistl-Kassing, Altersforscherin und Gerontologin an der Karl Landsteiner-Privat-Universität Krems. Im Interview, das wir mit ihr online durchgeführt haben, gibt sie einen Überblick über diese aktuelle Entwicklung. Zudem beschreibt sie, welche Bilder vom Altern in der Gesellschaft dominieren. Ihr zufolge werde das Alter oftmals als „etwas in der Bedeutung Festgeschriebenes, Defizitäres, biologisch Determiniertes“ betrachtet. Diesen „negativen Bildern vom Altern“ stellt Gallistl-Kassing eine „neue Kultur des Alterns“ gegenüber, in der das Altern im Sinne einer positiven Lebensgestaltung begriffen wird, und nennt Beispiele, wie stereotype Altersbilder dahingehend verändert werden könnten.
Dass Altern aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann, betont auch Michael Fuchs, Professor für Praktische Philosophie und Ethik und Vizerektor für Lehre und Forschung an der Katholischen Privat-Universität Linz. Er definiert das Altern aus philosophischer Sicht. Darüber hinaus gibt Fuchs Aufschluss, wie Fragestellungen nach dem Alter in den Religionen dargestellt werden und welche Freuden und Vorzüge das Altern trotz seiner Herausforderungen bereithalten kann. -
Wahrheit in Zeiten von Fake News, Fiktion und Digitalisierung – In Folge #17 von „Mystik und Geist“ sprechen wir mit Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Ars Electronica in Linz und Wolfgang Aistleitner, Richter und Staatsanwalt in Pension, zugleich Theaterregisseur und Autor, darüber, warum die Suche nach Wahrheit gerade heute eine große Bedeutung hat.
In einer Welt, in der Fehlinformationen zunehmen und die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion zunehmend verschwimmen, wird es immer wichtiger, die Wahrheit zu finden. Wahrheit ist ein grundlegender Wert in einer Gesellschaft, die Orientierung an Wahrheit stiftet Vertrauen im sozialen Leben und trägt zu einem funktionierenden Miteinander bei.
Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Ars Electronica in Linz, erklärt: „Wahrheit bzw. die Suche nach Wahrheit gehört zum Kern des Mensch-Seins. In diese Welt ,geworfen‘, nicht wissend, woher wir kommen und wohin wir gehen, ist unser ganzes Leben immer wieder eine Suche nach Wahrheit.“ Durch den digitalen Fortschritt werde Wahrheit zunehmend transformiert, neue Zugänge zu Wissen würden geschaffen, virtuelle und reale Welten verschwimmen, Wertvorstellungen erodieren. Wahrheit, so Stocker, sei zu einem „Handelsgut“ geworden und mit einer „enormen Machtposition in dieser digitalen Gesellschaft“ verbunden. Wie sich diese aktuellen Entwicklungen auf unser Zusammenleben auswirken und inwiefern moderne Technologien bei der Suche nach Wahrheit unterstützen können, beschreibt Stocker darüber hinaus im Interview.
Die Wahrheit zu finden, ist seit jeher auch eine zentrale Aufgabe der Justiz. Wolfgang Aistleitner ist Richter und Staatsanwalt in Pension. Die Frage, ob und wie oft er die Wahrheit gefunden hat, beschäftigte ihn nicht nur als Richter, sondern auch als Theaterregisseur und Autor. Selbstreflexion veranlasste Aistleitner zum Stückeschreiben zum Thema Wahrheit. Zudem spricht Aistleitner über seinen Zugang zum Wahrheitsbegriff, wonach Wahrheit von einer „übergeordneten“ Wirklichkeit zu unterscheiden sei, die frei von jeglicher philosophischer und ideologischer Überlegung ist und unabhängig von menschlicher Wahrnehmung und Interpretation existiert. -
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Über Händigkeit und ihre kulturellen Bedeutungszuschreibungen sprechen Christian Gerner, Physiotherapeut und Händigkeitsberater sowie Christian Schacherreiter, Germanist, Autor und Literaturkritiker in Folge # 16 von Mystik und Geist.
Die Händigkeit, also Tätigkeiten bevorzugt mit der jeweils rechten oder linken Hand auszuführen, ist heute größtenteils eine neutral betrachtete Angelegenheit. Doch war dies nicht immer so. Die überwiegende Variante beim Menschen, also Rechtshändigkeit, wurde in vielen Kulturen zur „richtigen“ hochstilisiert. Zum Teil stehen Linkshänder:innen auch heute noch vor der Herausforderung, sich an eine rechtshändige Welt anpassen zu müssen. Warum Menschen die rechte oder linke Hand benutzen, erklärt Christian Gerner, Physiotherapeut und Händigkeitsberater. Nach wie vor gebe es im Alltag Verbesserungsbedarf für die Situation von Linkshänder:innen, eine frühzeitige Abklärung und Sensibilisierung würde viele Vorteile bringen, so der Experte.
Dass die Händigkeit auch mit Wertzuschreibungen verbunden ist, darauf geht Christian Schacherreiter ein. Der Germanist, Autor und Literaturkritiker verweist auf Redewendungen in der deutschen Sprache, wonach die linke Seite metaphorisch betrachtet meist in einem negativen Zusammenhang steht oder in einem „moralisch anrüchigen Sinne“ verwendet wird. Darüber hinaus nennt Schacherreiter auch Beispiele aus der Literatur und gibt einen Überblick über die Entwicklung mancher Redewendungen. -
Franz Gruber, Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Katholischen Privat-Universität Linz und Irmgard Lehner, Leiterin des Fachbereichs Seelsorgerinnen und Seelsorger in Pfarren der Diözese Linz sprechen in Folge #15 über den Wandel der Glaubenskultur und die Bedeutung von Kirche und Religion in der Gesellschaft.
Christi:innen leben in einer zunehmend säkularen Welt. Kirchen haben ihren Status in der Gesellschaft verloren, für viele Menschen spielt Religion im Alltag kaum mehr eine Rolle. In Folge # 15 schildert Franz Gruber, Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Katholischen Privat-Universität Linz, wie sich der Bezug zu Glaube und Kirche in der Gesellschaft entwickelt hat. Zwar nehme Religiosität und kirchliche Spiritualität ab, doch würden Menschen heute ihren Glauben „bewusster“ leben. „Spiritualität ist stärker individuell ausgeprägt. Die Aufgabe der Kirche ist nicht mehr, Massen zu erreichen, sondern Impulse zu setzen, wie menschliches Leben gelingen kann“, ist Gruber überzeugt. Für ihn steht fest: „Kirche muss weiterhin einen diakonischen, karitativen Aspekt in der Gesellschaft setzen und ,das Gewissen' der Gesellschaft bleiben.“
Auch Irmgard Lehner, Leiterin des Fachbereichs Seelsorgerinnen und Seelsorger in Pfarren der Diözese Linz hebt die Relevanz kirchlicher Angebote hervor. „Christlicher Glaube ist ein großer Schatz“, – wichtig sei, zeitgemäße Zugänge zu schaffen, um als Kirche in der Gesellschaft wirksam zu sein, so Lehner. Denn obwohl viele Menschen mit religiösen Praktiken nichts mehr anfangen können, würden kirchliche Rituale selbst Kirchenfernen in besonderen Lebenssituationen Halt und Orientierung geben, weiß Lehner aus ihrer Arbeit als Seelsorgerin. In einer pluralistischen Gesellschaft könne Kirche darum ein bedeutsamer „Player neben anderen“ sein. Die Säkularisierung versteht Lehner auch als Chance für Kirchen, sich weiterzuentwickeln. -
In Folge #14 von „Mystik und Geist“ sprechen wir mit Isabella Guanzini, Professorin für Fundamentaltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz und Claudia Kapeller, Obdachlosen- und Krankenhausseelsorgerin in der Diözese Linz über Zärtlichkeit. Für sie geht Zärtlichkeit über bloße Berührung hinaus, vielmehr stellt Zärtlichkeit eine geistige Haltung und Grundlage für ein sinnerfülltes Leben dar.
„Es geht um Sensibilität, um ein Wahrnehmen der Fragilität des Anderen. Gleichzeitig ist Zärtlichkeit mit dem Bewusstsein der eigenen Verletzlichkeit verbunden“, erklärt Isabella Guanzini, Professorin für Fundamentaltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz ihr Verständnis des Begriffs. Dieses Bewusstsein betrachtet Guanzini als „Element der Stärke – ein Element, das uns menschlicher, humaner macht.“ Vielen Menschen falle es nicht leicht, über Zärtlichkeit zu sprechen, denn „unsere Leistungsgesellschaft zielt auf Erfolg und Performance. Wir assoziieren Zärtlichkeit mit Sentimentalität und Schwäche. Der Begriff scheint nicht in den aktuellen Zeitgeist zu passen“, so Guanzini. Doch gerade im modernen Zeitalter der „Coolness“, Resignation und Härte und im Hinblick auf gesellschaftliche Spannungen sei Zärtlichkeit genau „diese Art von Präsenz, die wir gerade brauchen“, meint die Theologin. Sie zeigt Wege auf, soziale Defizite im Zusammenleben der Menschen zu verringern.
Wie Zärtlichkeit im Alltag gelebt werden kann und welche Bedeutung Zärtlichkeit in der Seelsorge hat, darauf geht Claudia Kapeller ein. Im Gespräch schildert die Krankenhaus- und Obdachlosenseelsorgerin Erfahrungen aus ihrer Arbeit. „Zärtlichkeit ist ein Grundbedürfnis – besonders für Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden und am Rande der Gesellschaft stehen“. Die Würde jedes Einzelnen zu sehen und „ein Stück des Weges mitzugehen“ ist Kapeller bei der Begleitung kranker und wohnungsloser Menschen wichtig. Sie erklärt: „Für mich ist Zärtlichkeit eine besondere Zuwendung zum Menschen.“ Das Gegenüber „mit allen Sinnen“ wahrzunehmen, sich auf Menschen einzulassen und ihnen mit Sanftheit, Offenheit und Wertschätzung zu begegnen, all das umfasse Zärtlichkeit. Zärtlichkeit zeige sich „natürlich in der Berührung, – aber nicht nur. Es ist eine Haltung, es sind die Worte, es macht den Menschen aus“, unterstreicht Kapeller. -
Was Kirche und Gesellschaft von den Bienen lernen können – darum dreht sich Folge #13 von „Mystik und Geist“. David Feßl, Lehrer für Religion, Imkerei und Bienenkunde an der Landwirtschaftlichen Fachschule Schlierbach und Gerald Mandlbauer, Journalist, Mitglied der Chefredaktion der OÖN und Hobby-Imker legen ihre Perspektiven zu diesem Thema dar.
David Feßl unterrichtet Imkerei, Bienenkunde und Religion an der Landwirtschaftlichen Fachschule Schlierbach und betreut zuhause auf seinem Betrieb 20 Bienenvölker. „Bienen können uns viel zeigen“ ist Feßl überzeugt und denkt dabei zum Beispiel an die „Aufgabenteilung“ im Bienenvolk. Diese könne eine Metapher für gesellschaftlichen Zusammenhalt sein: „Wir müssen wahrnehmen: Welche Aufgabe habe ich als Mensch? Mit welchen Fähigkeiten hat mich mein Schöpfer ausgestattet? Was kann ich beitragen, damit es unserer Gemeinschaft, unserer Gesellschaft gut geht?“, meint Feßl. Außerdem ist Feßl vom Leben der Bienen „im Einklang mit ihrer Lebensumwelt“ fasziniert: „Bienen schauen auf die Schöpfung und leben von der Schöpfung – ohne dabei keine einzige Pflanze zu zerstören“, betont der Experte. Im Gegenteil: Sie liefern einen essentiellen Beitrag für Mensch und Umwelt. Allerdings seien 30 Prozent der Bienenarten vom Aussterben bedroht, weshalb Feßl sich im Interview für den Schutz der Bienen ausspricht.
Auch Gerald Mandlbauer, Journalist und Mitglied der Chefredaktion der OÖN setzt sich für die Erhaltung der Bienen ein, sowohl als Hobby-Imker als auch als Medienschaffender. Im Kontext gegenwärtiger Krisen, wie etwa der Klimakrise und dem Verschwinden der Arten sieht er eine Aufgabe als Journalist, durch eine einschlägige Berichterstattung das Bewusstsein der Menschen für die Bedeutung der Bienen in unserem Ökosystem zu schärfen. Er erklärt, welche gesellschaftlichen Auswirkungen und ökonomischen Folgen das Verschwinden der Bienen mit sich bringen würde und inwiefern (Sozial-)Bienen mit ihrem Verhalten ein Sinnbild für das Zusammenleben in einer Demokratie sein könnten. -
Folge # 12 von „Mystik und Geist“ widmet sich dem Kreuz, das im Zentrum des Christentums steht. Johann Gruber (Religionslehrer und Hobby-Kunstschmied) und Thomas Schlager-Weidinger (Theologe, Autor und Künstler) lassen uns an ihren Gedanken zum Thema teilhaben.
Johann Gruber ist Religionslehrer an der HTL Ried im Innkreis und Hobby-Kunstschmied. Das Kreuz ist für ihn Inspiration für ein bemerkenswertes Projekt an seiner Schule: Gemeinsam mit Schüler:innen schmiedet er Klassenkreuze. Das Besondere: Eine Hand des Christus-Corpus ist dem:r Betrachter:in entgegengestreckt. Die Botschaft, die Gruber in dieser Geste sieht und seinen Schüler:innen vermitteln will: „Ich bin überzeugt, dass Gott sich uns zuwendet – auch in schwierigen Momenten“, sagt Gruber. Die hinhaltende Hand sei ihm wichtig, weil diese „das Gegenteil von einer Rachefaust“ ausdrücke. Der „Sündenbockmechanismus“ – wenn wir Gewalt erfahren, diese an Schwächere weiterzugeben oder uns „abreagieren“ zu wollen – werde dadurch gebrochen. „Die Situationen, in denen wir leiden, sind nicht einfach wegretuschiert, sondern auf dem Weg zur Auferstehung mitgenommen. Der Tod ist durchschritten“, erklärt Gruber. Manchmal sage ihm diese Hand auch: „Es gibt Situationen, wo du nur deine Ohnmacht aushalten kannst – und auch da bin ich bei dir.“ Insofern ist er überzeugt: „Nicht der Karfreitag macht den Punkt, sondern der Ostermorgen.“
Thomas Schlager-Weidinger beschäftigt sich nicht nur als Professor an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, sondern auch als Autor und Künstler mit dem Kreuz. „Im Grunde genommen ist das Kreuz die Konzentration dessen, was Jesus auch in seinem Leben davor gedacht, geglaubt und gewirkt hat – und letztlich die Konsequenz seiner Botschaft (,Fürchte dich nicht‘), die hierbei sichtbar wird“, betont der Theologe. Als ein Symbol, in dem sich dieses Mit-Leiden und Mit-Sein Gottes verdichtet, ist Schlager-Weidinger das Kreuz „persönlich ein sehr wichtiges Zeichen geworden“. Sich am Morgen und am Abend vor bedeutsamen Ereignissen zu bekreuzigen, stelle für ihn darüber hinaus ein „wichtiges Ritual“ dar – getragen von der Hoffnung, sowohl Höhen als auch Tiefen im eigenen Leben positiv bewältigen zu können. Über das Kreuz in öffentlichen Räumen und dessen Ästhetisierung spricht Schlager-Weidinger zudem genauso, wie über eine einschneidende Begegnung, die bei ihm bis heute die wohl „tiefste Assoziation mit dem Thema Kreuz“ hervorruft. -
Spannende Einblicke geben Waltraud Ernst, Universitätsassistentin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der JKU sowie Stefanie „Poxrucker“ Stockinger, Beauftragte für Jugendpastoral in der Diözese Linz und Musikerin bei den „Poxrucker Sisters“ zur Rolle von Frauen in Religionen und in der Gesellschaft.
Frauen gestalten Kirche wesentlich mit und haben jedoch in so gut wie allen Religionen nicht die gleichen Rechte wie Männer. Aber auch in anderen Bereichen der Gesellschaft würden Frauen nach wie vor an Grenzen stoßen, betont Waltraud Ernst, Universitätsassistentin am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes Kepler-Universität Linz. Obwohl die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der österreichischen Verfassung verankert ist, sei deren Realisierung in weiten Teilen noch nicht passiert – v.a. in arbeitsrechtlicher Hinsicht gebe es Aufholbedarf, so die Wissenschafterin. Bis zur Gleichstellung von Frauen und Männern müsse „noch viel getan werden und ein großes Umdenken stattfinden“, meint Ernst. Sie gibt Aufschluss über historische Meilensteine in der Geschlechterfrage und plädiert dafür, das Ziel der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in einer Demokratie weiter zu propagieren.
In Religionen gebe es nach wie vor „gewisse Unmöglichkeiten“ für Frauen, sagt Stefanie „Poxrucker“ Stockinger, Beauftragte für Jugendpastoral in der Diözese Linz (dzt. in Karenz) und Musikerin bei den „Poxrucker Sisters“. Sie engagiert sich haupt- und ehrenamtlich in der katholischen Kirche und nimmt – trotz kirchenrechtlicher Barrieren – eine starke Beteiligung von Frauen wahr: „Oft sind es Frauen, die eine Pfarre am Leben erhalten und sie mit Leben füllen“, ist Stockinger überzeugt. Im gemeinsamen Tun würden zT große Dynamiken entstehen; der „große Tatendrang“ von Frauen und ihre Lebensfreude können wiederum andere bestärken. Demnach gilt es Stockinger zufolge, Ungleichheiten zwar aufzuzeigen, aber nicht daran „hängen“ zu bleiben, sondern das Potenzial, das durch das gemeinsame Engagement entsteht, in den Vordergrund zu rücken. Stefanie „Poxrucker“ Stockinger setzt sich auch als Künstlerin für Gleichstellung ein und verarbeitet das Thema zudem musikalisch. -
Neues entwickeln und Zukunft gestalten – was Peter Karlhuber, Datenwissenschafter und Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Österreichisches Pastoralinstitut dazu beflügelt und antreibt, erzählen sie im Interview.
Sie sind innovativ, kreativ und agieren mit Blick in die Zukunft: Visionär:innen und Erfinder:innen, die Meilensteine des Fortschritts setzen und ihr Leben einer bestimmten Idee widmen – wie zB Peter Karlhuber. Als Data Scientist forscht er zu Künstlicher Intelligenz. Der überraschende Tod seiner Mutter vor etwa vier Jahren – sie starb an einer koronaren Herzkrankheit – war der ausschlaggebende Grund, sich nicht nur beruflich mit Künstlicher Intelligenz zu beschäftigen, sondern auch privat. Mit seiner Anwendung zur Früherkennung von koronaren Herzkrankheiten verbindet der Experte Technik mit sozialem Nutzen. Karlhuber verweist auf das Potenzial von Künstlicher Intelligenz und die Probleme in der Welt. Als Wissenschafter fühle er sich „verpflichtet“, die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben und Lösungen anzubieten, um – wie er sagt – „Gutes zu bewirken“.
Gemeinsam die Welt positiv gestalten und „weit(er) denken“, so lautet die Devise auch für Gabriele Eder-Cakl, Leiterin des Bereichs „Verkündigung und Kommunikation“ in der Diözese Linz. Sie ist überzeugt: „Ohne Visionär:innen würde sich die Welt nicht weiterentwickeln.“ Oft müsse man „zum ganz Anderen schauen“, um weiterzukommen, meint die Theologin, die sich gerne von anderen wissenschaftlichen Disziplinen inspirieren lässt. Die eigene Überzeugung ist für sie ein wesentlicher Antrieb, für die Ziele der Kirche einzustehen: „Menschenwürde, Schöpfungsverantwortung, Frieden, Gerechtigkeit, etc., das ist unser Auftrag – unsere Vision –, all das Wirklichkeit werden zu lassen“, betont Eder-Cakl. -
Warum es manchmal guttut, einen Schritt zurückzumachen, mit Abstand auf die Dinge zu schauen und den Weg neu zu bestimmen, darüber sprechen Monika Hofer – sie war Turmeremitin im Mariendom Linz – sowie Pfarrassistent Thomas Mair.
Innehalten. Sich orientieren. Dankbar weitergehen. In sich hineinzuspüren und zu reflektieren gilt es nicht nur zum Jahreswechsel.
Gerade in herausfordernden Zeiten, in denen Menschen persönliche Grenzen erfahren, sei es hilfreich, sich bewusst Momente des Innehaltens und der Reflexion herauszunehmen, meint Thomas Mair, Pfarrassistent in Alkoven und Schönering. Er beschreibt, wie dabei neue Perspektiven entstehen und wie diese zur Sinnstiftung im Alltag beitragen können. Das Schwere in den Blick zu nehmen, sei genauso wesentlich, wie „auf das zu schauen, was gut und ,aufgegangen‘ ist“, sagt der Pfarrassistent. Einerseits gelingt es uns dadurch, die Gelegenheiten, die uns das Leben schenkt, dankbar anzunehmen. Andererseits gehe es in weiterer Folge aber auch darum, aus dieser Wahrnehmung heraus aktiv zu werden – das, was man für sich als wichtig erkannt hat, umzusetzen, Dinge zuversichtlich "anzugehen" und den weiteren Weg in einem positiven Sinne zu gestalten, so Mair.
Sich (neu) orientieren und auf das Wesentliche ausrichten, das tat bereits auch Monika Hofer. Sie hat sich anlässlich ihrer Pension für eine Woche in die Türmerstube des Mariendoms zurückgezogen, um in Ruhe über sich und ihr Leben nachzudenken. Wie sie den Aufenthalt in Stille und Abgeschiedenheit erlebt hat und was ihr diese Zäsur für ihr weiteres Leben gebracht hat, erzählt die gelernte Altenpflegerin im Interview. „Man kann in jede Richtung denken und es hält einen niemand auf. Man kann Gedanken zu Ende denken. Das ist für mich wichtig, wenn ich einen Plan fassen will, was ich mit meinem Leben (noch) machen möchte“, erklärt sie. In jungen Jahren habe sie sich öfters gefragt: „Was kriege ich vom Leben? Was gibt mir das Leben?“ Nunmehr steht für sie im Vordergrund: „Was kann ich dem Leben geben? Was kann ich tun, damit mein Leben sinnvoll ist?“ -
Über einen reflektierten Zugang zum Leben von Jugendlichen sprechen Mag.a Marina Gottwald (Klinische Psychologin für Kinder und Jugendliche) und Ela Klein (Katholische Jugend OÖ).
Jede Handlung hat Folgen, gut oder schlecht – so der Grundgedanke des Karma-Konzepts. Warum gerade Jugendliche diesen Begriff häufig in sozialen Medien verwenden und wie wichtig ihnen ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Welt ist, darüber äußern sich Mag.a Marina Gottwald (Klinische Psychologin und Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche) und Ela Klein (Referentin Katholische Jugend OÖ). -
Können wir in dieser schnelllebigen Zeit noch warten? Dieser Frage widmen sich Franz „Samy“ Schrittwieser, Referent für Gefangenenpastoral und Anna Kienberger, Pädagogin in der Mittelschule Altenberg in der Dezember-Ausgabe.
Auf Dinge warten müssen – das erleben viele Menschen als gestohlene Zeit, als langweilig und lästig. Niemand wartet gern – doch ist Warten ein Teil des Lebens und muss von klein auf erlernt werden. Wie es Kindern mit dem Warten geht, darauf geht Anna Kienberger, Pädagogin an der Mittelschule Altenberg ein. Im Gespräch schildert sie ihre Erfahrungen aus dem Schulalltag und erklärt, wie sie das Warten selbst in ihrer Jugend erlebt hat. „Warten gelingt einmal besser, einmal schwieriger“, doch mag das Warten eine „produktive“ und „geschenkte Zeit“ sein, wo man „aufmerksam sein kann – auf Dinge, die sonst untergehen würden“ und wo „alle Sinne angesprochen“ werden: „Wenn man nicht warten müsste, würde man vieles gar nicht wahrnehmen oder auch gar nicht spüren“, meint die Pädagogin, die durch ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer wieder auch besonders schöne und berührende Momente des Wartens im Sinne der Vorfreude zu erzählen weiß.
Allerdings nehmen viele Menschen das Warten als „zermürbend“ wahr, macht Franz „Samy“ Schrittwieser, Referent für Gefangenenpastoral in der Diözese Linz und Seelsorger in der Justizanstalt Wels, aufmerksam. Die Männer und Frauen im Gefängnis, die Schrittwieser begleitet, warten – oft jahrelang. Er beschreibt, wie herausfordernd und „bedrückend“ die Zeit des Wartens – gerade vor Weihnachten – für Gefangene ist und was das Warten bei ihnen auslöst. Warten, in Ruhe und ohne Ablenkung, bringe Schrittwieser zufolge automatisch die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und dem eigenen Handeln mit sich. „Wofür bin ich da? Wofür lebe ich? Wie gehe ich mit meiner Zeit um, die mir zur Verfügung steht?“ – Selbstreflexion ist etwas, das wir „von Gefangenen oder überhaupt vom Warten lernen können“, findet Schrittwieser und betont: „Warten kann eine positive Zeit sein, wenn man sie versteht, zu nützen.“ -
Mit den Themen Abschied, Verlust und Trauer beschäftigen sich Martin Dobretsberger, Landesinnungsmeister der oberösterreichischen Bestatter und Nicole Leitenmüller, Trauerbegleiterin in der Diözese Linz in der aktuellen Podcast-Folge von "Mystik und Geist".
Wie sich die Bestattungskultur in den letzten Jahren verändert hat, was uns im Trauerprozess hilft und welche Bedeutung Rituale dabei haben, darüber erzählt Martin Dobretsberger, Landesinnungsmeister der oberösterreichischen Bestatter. Er erklärt, wie essenziell es ist, der Trauer Raum zu geben – daneben aber auch einen „Freiraum“ zu haben, der von der Trauer frei sein darf. Denn: „Das Nebeneinander von Trauer und Leben“ könne dabei helfen, den Verlust anzunehmen und in das eigene Leben zu integrieren.
„Wichtig ist, dass man sich für die Trauer so viel Zeit gibt, wie man braucht“, betont auch Nicole Leitenmüller, Trauerbegleiterin in der Diözese Linz. Sie beschreibt, welche Bedürfnisse bei Trauernden zum Vorschein kommen, wie man Trauernde begleiten und unterstützen kann und was in dieser schwierigen Zeit Trost gibt. Außerdem spricht Leitenmüller, die zudem in der Jugendarbeit tätig ist, über ihre Erfahrungen mit trauernden Jugendlichen. -
Die Bedeutung von Frieden für eine Gesellschaft, darüber sprechen Mag. Herta Wimberger-Spörker, Psychotherapeutin und Mediatorin und Mag. Christian Öhler, Pfarrer und Dechant in Bad Ischl.
Es gehört zu den großen Anliegen der Welt, Frieden zu bewahren, nicht nur zwischen Nationen, sondern auch im näheren sozialen Umfeld.
Wenn zwischen Familien oder Freunden Unfrieden herrscht, kann das zunehmend zur Belastung werden, weiß Herta Wimberger-Spörker, Psychotherapeutin, Mediatorin und Wirtschaftspädagogin. „Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Streit – Frieden ist viel mehr als das!“, betont die Expertin. „Grundvoraussetzung für Frieden ist ein respektvoller Umgang miteinander, die Solidarität zu anderen Menschen.“ Sie beschreibt Frieden als einen Zustand des „Wohlgefühls“, bei dem man sich entfalten kann und wodurch Menschen seelisch und körperlich gesund bleiben.
Doch fällt einem Frieden nicht in den Schoß – „Friede kann man erlernen“, ist Christian Öhler, Pfarrer und Dechant in Bad Ischl überzeugt. Dazu gehört zB, „gewaltfrei“ zu kommunizieren, aber auch, bewusst wahrzunehmen, was einem geschenkt ist – „zwischenmenschlich und in der Schöpfung. Es gibt so viele Anlässe dankbar zu sein, wenn man Augen und Ohren aufmacht. Das ist für mich eine Grundvoraussetzung, Frieden spüren zu können – im Sinne einer gewissen Zufriedenheit“, sagt Öhler. -
Sprache und ihre Wirkung, darüber erzählen Dr.in Christine Haiden, Journalistin, Autorin und Moderatorin sowie Mag. Franz Küllinger, Pfarrassistent in Wartberg ob der Aist in der Septemberausgabe.
Gerade wenn es darum geht, Fakten korrekt wiederzugeben, sei ein sorgfältiger Umgang mit Sprache wichtig, betont Dr.in Christine Haiden, Journalistin, Autorin und Moderatorin sowie ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift „Welt der Frauen“. Sprache könne zudem „verletzend sein, v.a. wenn durch sie jemand ausgegrenzt wird. Dies gilt sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum – und dort noch viel mehr“, macht Haiden auf weitreichende Folgen aufmerksam. Im Interview erzählt sie außerdem, was sie ihre Großmutter im Umgang mit Sprache gelehrt hat, warum es manchmal klug ist, vorerst nichts zu sagen und wie ihr eine Begegnung im Altersheim die verschiedenen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten vor Augen geführt hat.
Dass mit Sprache eine große Verantwortung verbunden ist, findet auch Mag. Franz Küllinger, Pfarrassistent in Wartberg ob der Aist und Dekanatsassistent des Dekanats Gallneukirchen. „Sprache kann Furchtbares anrichten. Aber auch Großartiges bewirken“, ist der Theologe überzeugt. Als etwas „unglaublich Aufbauendes“ beschreibt Küllinger dieses für ihn „hohe Gut“: „Es ist staunenswert, was Menschen in Sprache kleiden können. Für mich ist Sprache eine der größten Künste, die der Mensch beherrscht“, sagt der Seelsorger, der sich gerne von der Literatur inspirieren lässt. -
Warum Genuss im Leben wichtig ist, darüber sprechen Philipp Braun, Leiter der Slow Food-Bewegung in OÖ und Kulinarik-Journalist sowie Angelika Stummer, Referentin für City Pastoral in der Diözese Linz.
Viele Menschen denken bei Genuss in erster Linie an gutes Essen, so auch Philipp Braun. Er ist Kulinarik-Journalist, leitet die Slow Food Bewegung in OÖ und bezeichnet sich selbst als Genussmensch. Der Kulinarik-Experte erklärt, warum der Erhalt von Ess- und Tischkultur immer wichtiger wird, was „verantwortungsvoller Genuss“ meint und wie sehr er v.a. „die einfachen Dinge“ im Leben genießt.
Auch Angelika Stummer, Referentin für City Pastoral in der Diözese Linz, verspürt oft „gerade in kleinen Momenten eine große Freude.“ Diese Momente mit allen Sinnen wahrzunehmen und langfristig ins Bewusstsein zu bringen, das mache Genießen aus. Für Stummer ist Genuss mit purer Lebensfreude und tiefer Dankbarkeit verbunden. Denn: „Das Leben ist ein Geschenk. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir aneinander und am Leben Freude haben können. Dafür sollten wir auch dankbar sein “, ist die Theologin überzeugt. -
Hat die Gesellschaft ihr Vertrauen verloren? Dieser Frage gehen Johannes Neuhauser (Psychotherapeut und Supervisor) und Mag. Josef Lugmayr (Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger) nach.
„Menschliches Leben ist ohne Vertrauen nicht möglich“, sagt Johannes Neuhauser. Der Psychotherapeut und Supervisor erklärt, wie Vertrauen unsere menschliche Entwicklung beeinflusst, warum Zusammenleben nur durch Vertrauen gelingt und was Vertrauensverluste bei der eigenen Seele auslösen.
Auch Mag. Josef Lugmayr ist in seiner Arbeit als Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz mit Vertrauensthemen auf mehreren Ebenen konfrontiert. Viele Menschen hätten durch die Entwicklungen in den letzten Jahren das Vertrauen in die Politik verloren, schildert Lugmayr seine Beobachtungen. In Beratungsgesprächen hat er zudem festgestellt: „Verschiedene Meinungen rund um Corona haben oft tiefe Gräben in Familien hinterlassen“. Doch seien „tragfähige Beziehungen immer die Basis für Vertrauen“, ist Lugmayr überzeugt.
Sowohl Johannes Neuhauser als auch Josef Lugmayr haben privat Vertrauenskrisen durchlebt. Sehr persönlich erzählen sie von ihren Schicksalsschlägen und darüber, was ihnen geholfen hat, das Vertrauen zum Leben zurückzugewinnen. -
Wie funktioniert das Erinnern heute? Was wird sich in der Vermittlungsarbeit in Zukunft verändern? Dazu äußert sich Mag.a Gudrun Blohberger. Sie leitet die Pädagogische Abteilung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und ermöglicht gemeinsam mit ihrem Team den Besucher:innen die Auseinandersetzung mit der KZ-Geschichte.
Wie wichtig das Gedenken für eine Gesellschaft ist, betont auch Dr. Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der Katholischen Privatuniversität (KU) Linz und Projektträger vom Gedächtnisbuch Oberösterreich". Er ist überzeugt: "Erinnern stiftet Gemeinschaft."