Episodi
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Die Geschichte zwischen mir und Paulina Stulin beginnt mit Jenny. Jenny Daniel hat vor sehr langer Zeit meine Website gemacht, die Farben ausgesucht, mein Logo entwickelt und in meinem Herzen einen Platz gefunden. Mittlerweile ist Jenny berühmt und hat im Mai ihre erste Graphic Novel "Das Gutachten" im Carlsen Verlag herausgebracht.
Dass ich Graphic Novels sehr mag hat mit meiner Kindheit zu tun. Mit meiner Schwester kaufte ich mir immer die Comic-Serie "Gespenster". Panels, in denen gestorben und wiederauferstanden wurde, wie es nur ging. Jede dieser Gothic Novels endete mit dem Satz "Seltsam? Aber so steht es geschrieben." Als ich älter wurde, kaufte ich mir Marvel Comics, Spiderman war mein Held. Ich erinnere mich, dass ich die Typo in den Sprechblasen ungewöhnlich fand, auch, weil sie gar nicht einfach zu lesen waren. Als Jungerwachsene malte ich für meine Bewerbungsmappe an der Düsseldorfer Akademie unter anderem einen Spiderman auf riesigem Format in knalligen Farben. Ich wurde abgelehnt. Als etwas ältere Jungeerwachsene begann ich mich auf Comic-Börsen herumzutreiben und Heftchen für verrückte Summen zu kaufen. Die sind weg.
Geblieben ist meine Liebe zu diesem Erzählformat. Und jetzt kommt Jenny wieder ins Spiel: Sie hat eine riesige Bibliothek an Graphic Novels und versorgt mich damit. Darunter war auch der mehr als 500seitige Comic "Bei mir zuhause" von Paulina Stulin. Eine persönliche Geschichte über das Leben der Autorin in Darmstadt. Dabei habe ich erst später erfahren, dass Paulina in Breslau geboren wurde und dort Kommunikationsdesign studiert hat.
Nun hat Paulina Stulin eine Graphic Novel zu dem Film "Freibad" von Doris Dörrie gezeichnet. Der perfekte Moment, mit Paulina Stulin ins Gespräch zu kommen. Nicht nur, dass Paulina Stulin toll zeichnen und Geschichten erzählen kann - sie ist dazu noch eine politisch/soziologisch/philosophisch engagierte Frau.
Was der Grund dafür ist, dass wir vom Freibad übers Schwimmen zu Essstörungen, LSD und Ayahuasca zu sprechen kamen. Zwischendurch liest Paulina Stulin einen Auszug aus einem Text ihres Lieblingsphilosophen Hermann Schmitz, was uns zu unseren Süchten führt.
Es ist für mich ein sehr persönliches Gespräch geworden, in dem viel von mir zeige. Was ich bis jetzt versucht habe, verschlossen zu halten. Ich frage mich: Warum? Was habe ich zu verlieren? Was kann mir passieren? Welche Gefahr besteht, wenn zwei Menschen im wahrsten Sinne des Wortes Gedanken und Gefühle aus/tauschen? Wahre Begegnung, finde ich.
Das Gespräch mit Paulina Stulin beschäftigt mich noch heute und es wird mir in Erinnerung bleiben. Danke, Paulina!
Ein besonderer Dank gilt auch Tom Blankenberg. In seinem Tonstudio ist es besonders schön, Gespräche zu führen. Tom, du bist wichtig, dass dieser Podcast so gut gelingt.
Ton: Tom Blankenberg, Dokton-Studios, Düsseldorf
Sprecher: Tom Blankenberg
Interview: Anette Frisch
Man wird ängstlicher, man wird hässlicher
Man wird einfacher, man wird lebendiger
Und verletzlicher, man wird lächerlicher, man wird grausamer
Und es muss trotzdem alles weitergehen
Es muss weitergehenVa bene, Wanda
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Vor Kurzem hörte ich im Radio ein Interview mit der Schriftstellerin Zsuzsa Bánk. In dem Gespräch ging es um ihr aktuelles Buch "Sterben im Sommer". Darin schreibt sie über das Sterben ihres Vater. Und sie schreibt über die Bedeutung, die der Balatonsee für ihren Vater und sie hatte. Zsuzsa Bánk hatte bereits 2002 ihr Erstlingswerk "Der Schwimmer" veröffentlicht; auch hier kommt dem Schwimmen eine besondere Bedeutung zu.
Auch darin geht es um einen Vater, Kalmán, der von seiner Frau verlassen wird und fortan mit seinen zwei Kindern, Kata und Isti, durch Ungarn vagabundiert. Einen Job nach dem nächsten annimmt, und die Kinder und sich selbst heimatlos werden lässt. Einzigen Halt findet er dann, wenn er im Balatonsee schwimmt.
Im Ungarischen, dort, wo Zsuzsa Bánks Familie herkommt, gibt es ein Wortpaar, das im Deutschen nur mit vielen Worten nahzukommen ist: jó usza, "die große, gute, echte Schwimmerei", schreibt die Frankfurterin. "Es ist eine Art, sich von der Welt, in der dieses Leben stattfindet, zu entfernen."
Zsuzsa Bánk "Sterben im Sommer" ist im September 2020 S.Fischer Verlag erschienen
Ton: Tom Blankenberg, Dokton-Studios, Düsseldorf
Sprecher: Tom Blankenberg
Interview: Anette Frisch
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Episodi mancanti?
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Das Gespräch mit dem Schriftsteller John von Düffel sollte eigentlich kein Podcast werden - und ist es doch geworden.
Denn wenn zwei Schwimmer*innen sich unterhalten und in die Tiefe tauchen, kann man sich verlieren. So geschehen.
Für mich, die das Interview geführt hat, gilt das im Besonderen. Ich habe mich häufig in meinen eigenen Fragen verloren, bin umhergeirrt, was mir aus professioneller Sicht betrachtet, nicht so angenehm war und zum Teil noch ist.
Dennoch habe ich mich entschlossen, das Gespräch zu veröffentlichen - mit dem Einverständnis von John von Düffel. Warum? Weil ich losgelassen und mich dem Taumel der eigenen Gedanken hingegeben habe. Ein wesentlicher Teil des Schwimmens: Sich dem Element Wasser hingeben, in eine Welt tauchen, in der wir andere sind.
Das Gespräch mit John von Düffel ist sehr dynamisch und verlangt einiges an Vorwissen ab. Wie selbstverständlich sprechen wir zum Beispiel über das Buch von Ulrike Draesner "Kanalschwimmer"; an keiner Stelle erkläre ich, worum es darin geht. (Das meine ich mich professioneller Interviewführung.)
Am Ende bleibt ein intensives, heiteres Gespräch aus dem Corona-April 2020, in dem zumindest ich mich um Kopf und Kragen rede.
Gerettet hat die schlechte Zoom-Ton-Aufnahme der Dokumentarfilmer und Musiker Tom Blankenberg ist, der auch die Musik zum Podcast beigesteuert hat und Intro/Outro spricht.
Auszug aus dem Gespräch mit John von Düffel über das Schwimmen
"Ich habe ja wirklich sehr viel nachgedacht über das Verhältnis Schwimmer und Wasser, Mensch, Natur. Das ist im Prinzip ein Thema, das sich durch meine Bücher zieht, auch durch das letzte Buch "Der brennende See". Ich stelle mir die große Frage: Wie verhalten wir uns zur Natur? Und wo ist das Verhältnis zur Natur destruktiv und in gewissem Maße auch eine Zerstörung unserer Selbst, vielleicht sogar immer mehr. Wenn man im offenen Gewässer schwimmt, setzt man sich zur Natur oder zum Wasser ins Verhältnis. Man spürt wieder, wo man im Verhältnis zur Natur steht oder schwimmt, nämlich in einer Form von, mir fällt jetzt kein besseres Wort ein, Demut oder zumindest in einer gewissen Zurückgenommenheit. Als Schwimmer begegne ich der Natur, so wie die Natur mir begegnet und meine Kräfte alles, was ich habe, mein ganzes Geschick verhält sich zu der Kälte des Wassers, zu der Strömung, des Wassers, zum Wind, zu den Elementen. Das ist ein großer Teil dieses Das-war-richtig-Gefühls, dass ich wieder weiß, wo ich stehe im Verhältnis zur Natur. Dass mich das sogar mehr erdet - das ist ein bisschen schief, aber trotzdem - vielleicht sogar sehr wahr. Das Schwimmen erdet mich mehr als vieles andere. Und das ist eine ganz starke Orientierung, die ich aus dem Wassererleben, herausziehe und wo ich denke, das ist auch ein guter Grund, es immer wieder und so oft wie möglich zu tun."