Episodi
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Adolf Eichmann war in den 50er Jahren einer der meist gesuchten NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960 wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?
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Nach 1945 war der Nationalsozialismus nicht auf einmal völlig verschwunden. So führte unter anderem Otto Ernst Remer seine nationalsozialistische Agitation in der Bundesrepublik fort. Er leugnete in öffentlichen Veranstaltungen den Holocaust und bezeichnete die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 als „Landesverräter“. Es war Fritz Bauer, der Remer am Landgericht Braunschweig wegen übler Nachrede anklagte. Auch wenn Remer lediglich zu drei Monaten Haft verurteilt wurde und sich seiner Strafe durch Flucht ins Ausland entzog, ging es Bauer im Fall Remer weniger um ein Urteil. Der deutsche Rechtsstaat sollte sich mit dem begangenen Unrecht von 1933 bis 1945 öffentlich auseinandersetzen. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob ein Unrechtsstaat, wie das „Dritte Reich“, überhaupt hochverratsfähig war. Die Widerstands-kämpfer des 20. Juli sollten in der Öffentlichkeit als Vorbilder des deutschen Rechtsstaats wahrgenommen werden, nicht als Verräter.
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Episodi mancanti?
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Auschwitz steht heute für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Bis Anfang der 60er Jahre war Auschwitz hingegen vielen Deutschen kein Begriff. Dies änderte sich schlag-artig im Dezember 1963 als der von Fritz Bauer initiierte große Auschwitz-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt begann. Auf der Anklagebank saßen 22 Angeklagte. In dem Prozess ging es aber nicht nur um die Schuld dieser 22. Fritz Bauer bringt es in einem Essay von 1962 auf den Punkt: „Die Leute wehren sich doch nicht deswegen leidenschaftlich gegen die Prozesse, weil sie […] eine Ungerechtigkeit und Unsittlichkeit in ihnen sehen, sondern weil [sie] wissen, daß mit den 22 Angeklagten im Auschwitzprozeß 22 Millionen auf der Anklagebank sitzen.“ Bauer sieht eine Mitverantwortung aller, die die Ermordung in Auschwitz förderten. In einer Fernsehdiskussion 1964 fasst Bauer seine Position zusammen: „Das Problem Auschwitz, da sind wir uns doch wahrscheinlich einig, beginnt nicht erst an den Toren von Auschwitz und Birkenau. Die Leute mussten hingebracht werden, das sind also viele, viele Täter.“ Die Frankfurter Richter folgten damals dieser Argumentation nicht. Erst 46 Jahre später im Münchner Urteil gegen den ukrainischen KZ-Wachmann John Demjanjuk im Jahr 2011 bestätigen deutsche Richter erstmals Fritz Bauers Argumentation (in Bezug auf die Verurtei-lung von Tätern, die für die Ermordungen in den Konzentrationslagern einen entsprechenden Beitrag leisteten).
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Rachsüchtig. Das war Fritz Bauer nicht, auch wenn ihm dies von seinen Gegnern zuweilen vorgeworfen wurde. Bauer, der am 16. Juli 1903 in Stuttgart als Sohn liberaler jüdischer Eltern geboren wurde und sich selbst wohl eher als Atheist verortete, wollte zeigen, dass das neue, demokratische Deutschland es schafft, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten. Zum Auschwitzprozess sagt Bauer einmal: „Der Prozess soll der Welt zeigen, dass ein neues Deutschland, eine deutsche Demokratie gewillt ist, die Würde eines jeden Menschen zu wah-ren.“
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Fritz Bauer hatte stets das Präventionsprinzip im Strafrecht vor Augen: „Kein Vernünftiger straft, weil gefehlt wurde, sondern damit nicht mehr gefehlt werde.“ Strafrichter sollen nur noch nach vorne schauen, sonst nichts. Bauers Lebensthema in der Praxis ist dann jedoch – der Blick in die Vergangenheit. Wie passt das zusammen? Nutzte Bauer den Zuschauerraum in den Gerichten, um den vielen Mittätern und Verantwortlichen ihre Schuld vor Augen zu halten? Bestand die Prävention in der Auseinandersetzung mit der festgestellten Schuld der anderen?
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Fritz Bauer sagte einmal: „Über jedem Gesetz und über jedem Befehl gibt es noch etwas, was unverwüstlich und unzerstörbar ist, die klare Erkenntnis, dass es gewisse Dinge gibt, die man auf Erden nicht tun kann. Einmal, weil sie in den zehn Geboten verboten sind, und dann natürlich, weil sie wider alle Religion und Moral sind.“ Bauer bezieht sich dabei auf die sogenannte Radbruchsche Formel, wonach Gesetze, die nicht einmal den „Willen zur Gerechtigkeit“ erkennen ließen und stattdessen die Gleichheit aller Menschen als Basis allen Rechts von vorn herein bestritten, niemals bindend seien und nicht befolgt werden dürften. Dieses Gebot des passiven Widerstands formuliert Bauer einmal wie folgt: „Wenn etwas befohlen wird – sei es durch Gesetz oder Befehl –, was rechtswidrig ist, was also im Widerspruch steht zu den ehernen Geboten, etwa den zehn Geboten, die eigentlich jedermann beherrschen sollte, dann musst du Nein sagen.“ (Dieses Gebot ist die Kernbotschaft für die erforderliche Resilienz eines jeden Menschen, um sich Rechtsstaat und Demokratie stark zu machen.)