Folgen
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Am 16. August 1324 wurde der Propst Nikolaus von Bernau von einer aufgebrachten Menge in Berlin auf dem Neuen Markt erschlagen und sein Leichnam an Ort und Stelle verbrannt. Nicht nur diese Grausamkeit und die Tatsache, dass es sich um die Ermordung eines Geistlichen handelte, begründen den besonderen Stellenwert in der Geschichte Berlins. Auch die schwerwiegenden Folgen für die mittelalterliche Stadtbevölkerung und die juristische Aufarbeitung, die sich bis zu den höchsten Ebenen erstreckte, haben das stadthistorische Interesse an diesem Verbrechen immer wieder wachgehalten.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann geht Doris Bulach den Spuren des Mordes in den mittelalterlichen Quellen nach und sie versucht, die damaligen Geschehnisse zu rekonstruieren. Dabei zeigt sich, wie sehr dieses Berliner Lokalereignis mit den großen politischen Entwicklungen in der Mark Brandenburg und im Reich sowie dem Konflikt zwischen Kaiser und Papst verwoben war. -
Die Stadt Jüterbog feiert in diesem Jahr ihr 850-jähriges Jubiläum. Ursprung dieses Ereignisses ist die Privilegierung des Ortes 1174 mit dem Magdeburger Recht durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg, der als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten geistlichen Würdenträger des 12. Jahrhunderts gilt.
Aus diesem Anlass sprechen wir mit dem Rechtshistoriker Heiner Lück über die rechtshistorischen Hintergründe dieser Privilegierung und ordnen den Vorgang in den sogenannten hochmittelalterlichen Landesausbau zwischen Elbe und Oder in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein. Wir fächern die Inhalte der Urkunde mit ihren Jüterboger stadtgeschichtlichen Spezifika ebenso auf wie wir den weiten Bogen in die Ukraine schlagen. Denn auch ukrainische Orte erhielten zu ihrer weiteren Förderung in der Vergangenheit das Magdeburger Recht, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Stadtrechte – nicht nur in Mitteldeutschland, sondern auch im östlichen Europa. -
Fehlende Folgen?
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Das Thema Kolonialismus und koloniales Erbe wird aktuell breit in der Gesellschaft diskutiert. Die Nachwirkungen kolonialer Vergangenheit sind bis heute sichtbar, insbesondere in Berlin, wo viele Waren- und Wissensströme des damaligen deutschen Kolonialreichs zusammenliefen. Wer aber waren die Personen, Institutionen und Netzwerke, durch die sowohl Objekte aus den als auch Informationen über die Kolonien gesammelt und ausgetauscht wurden?
An dieser kolonialen Schnittstelle nahmen die sogenannten Anthropologischen Gesellschaften, die sich im 19. Jahrhundert überall in Europa gründeten, eine besondere Stellung ein. Wichtigste Vertreterin in Deutschland war die ‚Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU)‘, die durch Expeditionen, Vorträge und Korrespondenz mit ausländischen Wissenschaftlern maßgeblich am Austausch zwischen kolonialen Institutionen und Berliner Stadtgesellschaft beteiligt war.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann schildert Lydia Bucher, die 2023 für ihre Forschungen den HiKo_21 – Nachwuchspreis erhielt, wie die BGAEU durch ihre Aktivitäten zu einem integralen Bestandteil des kolonialen Herrschaftsapparates des Deutschen Kaiserreiches wurde. Die Verwendung neuer wissenschaftlicher Methoden kommt dabei ebenso zur Sprache wie der internationale Wissenstransfer. -
Berlin ist heute mit 3,9 Millionen Einwohnern und einer Fläche von fast 900 Quadratkilometern eine pulsierende Metropole von Weltrang. In dieser Form existiert sie allerdings erst seit gut 100 Jahren. Das sogenannte Groß-Berlin-Gesetz ließ 1920 mit dem Zusammenschluss von acht selbstständigen Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken die deutsche Hauptstadt quasi über Nacht zur flächenmäßig zweitgrößten Stadt der Welt werden und legte den Grundstein für Berlins Entwicklung zur Weltstadt im 20. Jahrhundert.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Groß-Berlin-Gesetzes 2020 veranstaltete das Nachwuchsnetzwerk der Historischen Kommission zu Berlin eine Tagung zu diesem bedeutenden, lange Zeit aber wenig beachteten Ereignis. Der kürzlich dazu erschienene Sammelband ‚Groß-Berlin – ein großer Wurf?‘ versammelt Beiträge zu ganz unterschiedlichen Aspekten zur Entstehung der neuen Einheitsgemeinde.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann erklärt Oliver Gaida, einer der Herausgeber, welche Überlegungen dazu geführt haben, einen neuen Blick auf das Groß-Berlin-Gesetz zu werfen, und welche Perspektiven bisher eher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung gefunden haben. Er schildert den langen Entwicklungsprozess bis 1920, wer Gegner und Befürworter der Reform waren sowie die letztendlich für die Umsetzung nötigen Bedingungen. Schließlich erläutert er die Auswirkungen der neuen, vergrößerten Metropole Berlin für die Menschen damals wie heute. -
Heinrich von Kleist, geboren in Frankfurt an der Oder, zählt mit seinem landesweit auf diversen Bühnen vertretenen Werk zu den bekanntesten Dichtern Deutschlands. Sein Lebensweg, der immer wieder Brüche und Kurswechsel vorwies, ließ ihn in seiner damaligen Zeit zu einem absoluten Außenseiter werden. In seiner Heimatstadt steht heute das einzige Kleist-Museum der Welt, das selbst eine komplexe Entstehungsgeschichte aufweist. Mit seiner umfangreichen Sammlung von circa 100.000 Objekten, wechselnden Ausstellungen und regelmäßigen Veranstaltungen zum ‚berühmtesten Sohn Frankfurts‘ steht das Museum heute im Zentrum der Vermittlung, aber auch der Erforschung, des Lebens sowie des Werks dieses widersprüchlichen Literaten.
Im Gespräch mit Jannes Bergmann erzählen Adrian Robanus und Veronika Weisheimer vom wechselhaften Leben des populären deutschen Schriftstellers sowie von dessen komplexem Verhältnis zu seiner brandenburgischen Heimat. Sie geben einen Einblick in die heutige Rezeption Kleists und zeigen, dass dessen besondere Biografie so manche Parallele zu den Lebensentwürfen der heutigen Zeit aufweist. Außerdem berichten sie von der Arbeit im Kleist-Museum und aus der aktuellen Forschung zu Heinrich von Kleist.
Mehr Infos zum Kleist-Museum: https://www.kleist-museum.de/ -
Berlin stand im 20. Jahrhundert immer wieder im Mittelpunkt der Weltgeschichte, die sich mit ihren Wandlungen und Brüchen dort so wohl auf einzigartige Weise im Kleinen widerspiegelte. Bis heute lassen sich diese vielfältigen Spuren der historischen Ereignisse greifbar im Stadtbild nachverfolgen und machen es zum ‚Rom der Zeitgeschichte‘. In seinem neuen Buch ‚Berlin. Das Rom der Zeitgeschichte‘ widmet sich der Historiker Hanno Hochmuth genau diesem Phänomen und unternimmt anhand von 51 Orten einen topografischen Streifzug durch die jüngere Vergangenheit der deutschen Hauptstadt.
Im Podcast gibt der Autor einen persönlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Buches. Er berichtet über die Auswahl an Orten, welche es nicht ins Buch geschafft haben und wo es für ihn selbst Neues zu entdecken gab. Außerdem reflektiert er seinen eigenen Blick als Berliner auf die Stadt und darüber, welche Bedeutung die Herkunft bei der Lektüre haben kann. -
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war eine der zentralen Organisationen im Dritten Reich, die dem nationalsozialistischen Regime dazu dienten, seine Macht zu sichern und seine Gegner zu überwachen und zu beseitigen. In ihren sogenannten Lageberichten wurden Meldungen über Ereignisse und Reaktionen der Bevölkerung auf politische Maßnahmen der Nationalsozialisten gesammelt und an die NS-Führung weitergeleitet. Heute können sie als wichtige Quelle für die Erforschung von staatlichem Terror und Gewalt, insbesondere in der Frühphase des Nationalsozialismus dienen. Insbesondere zu den politischen Rahmenbedingungen in der Reichshauptstadt Berlin geben die Berichte Auskunft. Die Historische Kommission zu Berlin erarbeitet aktuell die Edition der Gestapo-Lageberichte für Berlin von 1933–1936.
Im Podcast gibt die Historikerin Paula Oppermann einen Einblick in die laufende Arbeit am Editionsprojekt. Sie berichtet darüber, wie wichtig eine sorgfältige Kommentierung der Berichte ist und ordnet die Lageberichte sowie ihre Spezifika kritisch ein. Zugleich legt sie deren Entstehungs- und Überlieferungssituation dar. Außerdem erläutert sie den potenziellen Nutzen dieser Quellen für Forschung und Lehre und spricht über die eigenen Herausforderungen des Editionsprozesses. -
Der Weg zum Beruf des Architekten führt durch ein vielfältiges Studium und erfordert ein breites Spektrum an technischen und künstlerischen Fähigkeiten. Im deutschen Kaiserreich war die Technische Hochschule Berlin – die heutige Technische Universität Berlin – die wichtigste Ausbildungsstätte für den baukünstlerischen Nachwuchs. An ihr lernten Persönlichkeiten wie Hermann Muthesius, Lotte Cohn, Bruno Taut oder Walter Gropius, von denen insbesondere letztere mit ihren Entwürfen im Stil des ‚Neuen Bauens‘ das Bild der Berliner Moderne prägten.
Im Podcast gibt die Kunsthistorikerin Stefanie Fink einen Überblick über die Architekturausbildung an der Technischen Hochschule Berlin und deren Architekturabteilung vom Kaiserreich bis zur Weimarer Republik. Sie wirft einen Blick auf die Inhalte des Studiums zwischen Kunstgeschichte, technischem Zeichnen und Exkursionen sowie die verschiedenen Wege der Absolventen ins Berufsleben nach einem komplexen System an Abschlüssen. Auch die wichtigsten deutschen Architekten, die an der Technischen Hochschule lernten, ihr Einfluss auf den Baustil der Moderne sowie ihre Gebäude im Berliner Stadtbild werden thematisiert. -
Eine Jüdin, die andere Juden an die Gestapo verrät, die Ambivalenzen von Täter und Opfer in der NS-Zeit und die Problematik mangelnder Quellenkritik bei historischen Verfilmungen – dies alles vereint der neue Film ‚Stella. Ein Leben‘ (D 2023). Basierend auf wahren Begebenheiten folgt er dem Leben von Stella Goldschlag, einer deutschen Jüdin, die im Berlin der 1940er-Jahre lebt und als sogenannte ‚Greiferin‘ selbst andere Juden an die Gestapo verrät, um sich und ihre Familie vor der Deportation zu schützen. Dafür wurde sie später zweimal vor Gericht gestellt und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte wurde vielfach rezipiert und sorgt bis heute immer wieder für Kontroversen.
Im Podcast gibt der Antisemitismus-Forscher Philipp Dinkelaker Einblicke in die historischen Hintergründe des Films und die besonderen Umstände, die zu Stella Goldschlags Schicksal beigetragen haben. Er analysiert die zugrunde liegenden Quellen sowie deren Spezifika und zeigt auf, wie deren unreflektierte Verwendung zur Fortschreibung problematischer Narrative führen kann. Die Täter-Opfer-Perspektiven des Films werden genauer beleuchtet und hinterfragt, ob die Umsetzung auf der Leinwand gelungen ist und der Film den eigenen Ansprüchen gerecht wird. -
Im Sommer 1348 tauchte überraschend ein Pilger aus dem Heiligen Land auf, der vorgab, der rechtmäßige Markgraf Woldemar von Brandenburg zu sein. Er sei 1319 nicht verstorben, sondern ins Heilige Land aufgebrochen, um Buße zu tun und er wolle nun seine Herrschaft wieder antreten. Diesem vermeintlichen Markgrafen gelang es, von Karl IV. mit der Mark Brandenburg belehnt zu werden, die Kurwürde zu tragen (und auch auszuüben), circa zwei Jahre Rechtsgeschäfte zu tätigen und die Unterstützung eines Teils der märkischen Landstände zu gewinnen. Doch damit nicht genug, auch benachbarte Reichsstände, die eigene Interessen verfolgten, akzeptierten die angebliche Wiederkehr.
Mit Olaf B. Rader, dem Autor der Biografie ‚Kaiser Karl der Vierte. Das Beben der Welt‘ (C.H. Beck 2023) unterhalten wir uns über diese Vorgänge. Wir tauchen ein in die politischen und wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Nutznießer und lernen die Voraussetzungen kennen, die erfüllt sein mussten, damit einem vermeintlich wiedergekehrten (falschen) Herrscher Glauben geschenkt wurde. Wenn Sie mehr über die Legitimität von Herrschaft im Spätmittelalter wissen wollen, dann hören Sie rein. -
Wie kaum ein anderer spätmittelalterlicher Herrscher steht Karl IV. für eine skrupellose Erweiterung der eigenen Hausmacht auf Kosten des Reiches, für Zuckerbrot und Peitsche im Umgang mit Vasallen und für „ostentative Frömmigkeit“ zur Stärkung der Herrschaft sowie des eigenen Ansehens. Dass er „ohne Zweifel einer der bedeutendsten und widersprüchlichsten Herrscher im spätmittelalterlichen Europa“ war, hat Olaf B. Rader in seiner sehr lesenswerten Biografie ‚Kaiser Karl der Vierte. Das Beben der Welt‘ gezeigt.
Mit dem Autor unterhalten wir uns darüber, wie Karl IV. sich die Mark Brandenburg kriegerisch einverleibte, um die luxemburgische Hausmacht zu stärken. Ferner erfahren wir, welche skrupellosen Wege er fand, um sein eigenes Verfassungsdokument – die Goldene Bulle – zu unterlaufen und ob es Karl IV. verstand, die märkischen Landstände auf seine Seite zu ziehen. -
Der Neue Markt sowie das ihn umgebende Marienviertel in Berlin sind Produkte des 13. Jahrhunderts, deren lange wirtschaftliche und handelspolitische Bedeutung im heutigen Stadtbild nicht mehr präsent sind. Vielmehr dominiert eine große Freifläche den Raum, auf dem bis in die 1930er-Jahre hinein Handel, Geselligkeit und urbanes Leben den Alltag bestimmten. Lediglich die Marienkirche lässt erahnen, dass hier bereits seit dem Mittelalter zahlreiche Berliner und Berlinerinnen gelebt und gewirkt haben müssen.
In der Podiumsdiskussion wird danach gefragt, wie das wichtige stadthistorische Erbe auf diesem Platz wieder in das Bewusstsein der Berlinerinnen und Berliner zurückgeholt werden und wie dieser Stadtraum wiederbelebt werden könnte. In den dafür zu führenden Aushandlungsprozessen, die zwangsläufig mit einer Wertedebatte einhergehen, sollte die Berliner Stadtgeschichte eine größere Rolle spielen. Denn mit einem Stadtraum, der die Geschichte ernst nimmt und die Marienkirche aus ihrer Isolation befreit, ließe sich Aufenthaltsqualität gewinnen. So könnte ein moderner, ökologische Ansprüche berücksichtigender Marktplatz geschaffen werden – ein Forum für die Zukunft. Hören Sie rein. -
Am 17. Juni 1953 kam es zum Volksaufstand in der DDR – ein Ereignis, das hohe Wellen schlug. Zu den anfangs vor allem sozialen Forderungen, wie höhere Löhne, traten schnell auch politische, darunter der Rücktritt der Regierung und freie Wahlen, die letztendlich auch den Ruf nach der deutschen Einheit beinhalteten. Der spontan und für die politischen Machthaber völlig überraschend begonnene Aufstand breitete sich über das gesamte Gebiet der DDR aus, auch in kleineren Orten abseits der Hauptstadt und auf dem Land kam es zu Protesten. Während sich der Westen abwartend verhielt, reagierte Moskau und schickte Panzer, die den Aufstand mit Gewalt niederschlugen.
Im Podcast gibt Hermann Wentker einen Überblick über die Geschehnisse am und um den Volksaufstand am 17. Juni 1953. Seine Ursachen, der zeitliche Verlauf sowie seine Folgen für das SED-Regime und die Bevölkerung werden thematisiert. Außerdem wird auf die Reaktionen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs und die Bedeutung des 17. Juni als ehemaligem Feiertag hingewiesen, wie auf die Unterschiede und den Wandel in der Erinnerungskultur der DDR und der Bundesrepublik. -
In der von den Nationalsozialisten erpressten Kollaboration der Juden und Jüdinnen spiegelt sich die perfide Vorgehensweise dieses mörderischen Systems grauenvoll wider. Wie allerdings die Justiz und die Verwaltung nach 1945 sowohl in der SBZ (und späteren DDR) als auch in den westlichen Besatzungszonen (beziehungsweise der späteren Bundesrepublik) mit den unter Zwang agierenden Jüdinnen und Juden als sogenannte NS-Kollaborateure umgingen und wie der Antisemitismus in der Nachkriegsgesellschaft fortdauerte, ist ein in der Forschung erst in jüngerer Zeit behandeltes, aber noch nicht hinreichend bearbeitetes Themenfeld.
Diesem Forschungsgebiet widmet sich der Podcast. Er gibt Einblicke in Einzelschicksale der sogenannten ‚Greifer‘ sowie ‚Greiferinnen‘ und beleuchtet deren weitere Stigmatisierung im nach wie vor antisemitisch geprägten Nachkriegsdeutschland – sowohl in Ost als auch in West. Wie dem anhaltenden Antisemitismus in unserer pluralistischen und sozial-liberalen Einwanderungsgesellschaft heute begegnet werden kann, thematisieren wir ebenfalls. Hören Sie rein. -
Der Begriff Antisemitismus wurde zwar 1879 erstmalig vom Journalisten Wilhelm Marr geprägt, aber das Phänomen des Judenhasses ist weitaus älter. Seit mehr als 2.500 Jahren ist die jüdische Religionsgemeinschaft (mal mehr, mal weniger, meist wellenartig) von Erniedrigung, Verfolgung und sogar Mord betroffen.
Mit dem unfassbaren Völkermord der Nationalsozialisten an den deutschen sowie europäischen Juden und Jüdinnen führte die Judenfeindschaft zu einem ‚Zivilisationsbruch‘. „Das hätte nicht geschehen dürfen!“, fasste Hanna Arendt das Unfassbare zusammen und brachte damit die mörderische Perfidität der Nationalsozialisten auf den Punkt. Die Gestapo griff bei ihrer ‚Ausrottungspolitik‘ und in der Umsetzung ihres verbrecherischen Plans auf jüdische Gemeindestrukturen zurück und instrumentalisierte Juden und Jüdinnen auf unheilvolle Weise.
Welche Strukturen die Nationalsozialisten schufen und wie sie jüdische Gemeindestrukturen missbrauchten, wird im Podcast ebenso vorgestellt wie das Gift des Antisemitismus, dass sich über Jahrtausende in die Gesellschaften eingebrannt hat. Hören Sie rein. -
Der Internationale Frauentag wird seit 1921 in Deutschland im März begangen und er stellt von Anfang an ein Kampftag der Frauen für ihre Gleichberechtigung dar. Mit der Weimarer Verfassung errangen die Frauen das aktive und passive Wahlrecht und in den Goldenen Zwanzigern genossen die Frauen, insbesondere in Berlin, gesellschaftliche Rechte und Freiheiten, die zuvor undenkbar waren. Gleichzeitig erhielt der Frauentag Konkurrenz vom Muttertag, den die Nationalsozialisten später instrumentalisierten. Nach 1945 entwickelten sich infolge der deutschen Teilung zwei verschiedene Gesellschaftsmodelle, in denen das Frauenbild – zumindest theoretisch – unterschiedlich gezeichnet wurde. Während in der DDR die Frau (in der Theorie) dem Mann gegenüber gleichgestellt war, rangen bundesrepublikanische Frauenbewegungen mit vielen kleinen Schritten den männlich dominierten Parlamenten Gesetze zur Gleichstellung ab, um ihre gesellschaftliche Position zu verbessern.
Auch international konnten weibliche Initiativen zur rechtlichen Besserstellung der Frauen Erfolge erringen. Doch wenngleich schon viel erreicht ist – von einer faktischen Gleichstellung der Geschlechter ist auch die deutsche Gesellschaft noch weit entfernt. Weder sind Frauen in deutschen Parlamenten, Vorständen oder Regierungen paritätisch vertreten, noch erhalten alle Frauen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen.
Wenn Sie erfahren wollen, wie sich der Kampf des weiblichen Geschlechts um die Gleichberechtigung von 1920 bis heute gestaltete, welche Defizite noch existieren und welche Bedeutung der Frauentag in der Gegenwart besitzt, dann hören Sie rein. -
Der Internationale Frauentag ist seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag im Land Berlin. Damit hatte das Berliner Abgeordnetenhaus den linkspolitischen Kampftag des weiblichen Geschlechts zur Gleichstellung der Geschlechter zum landesweiten Feiertag erkoren, dessen Anfänge in die Zeit um 1900 zurückgehen. Erstmalig auf das Datum 8. März fixiert, wurde der Internationale Frauentag ab 1921 wohl von Kommunistinnen mit Bezug auf die Februarrevolution in Russland begangen; die Festlegung der Vereinten Nationen für den 8. März erfolgte 1977.
Von Anfang an war der Frauentag ein Tag des Kampfes um die Rechte der Frauen, zunächst stand das Frauenwahlrecht als oberstes Ziel auf der Agenda. Welche Frauenbewegungen es im 19. Jahrhundert gab, welche weiteren Forderungen erhoben wurden und wie es schließlich gelang, den Frauentag zu initiieren, erfahren Sie in diesem Podcast. Hören Sie rein. -
Über die brandenburgische Geschichte der Juden im Mittelalter ist in den letzten 90 Jahren kaum mehr geforscht worden. Vielmehr wurden der Süden des heutigen Deutschlands und das bereits früh jüdisch besiedelte Rheingebiet in den Fokus der Forschung genommen. Diese Lücke für die Mark Brandenburg hat nun Dr. Jörn Roland Christophersen mit seiner erst kürzlich erschienenen Dissertation 'Krisen, Chancen und Bedrohungen. Studien zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg während des späteren Mittelalters (13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts)' gefüllt und er vermittelt seine Forschungsergebnisse im Gespräch mit Prof. Dr. Grischa Vercamer.
Im Podcast wird auf die frühen jüdischen Spuren in der Mark Brandenburg seit dem 13. Jahrhundert eingegangen und die positive Bedeutung der Juden für den hiesigen Landesausbau wird aufgezeigt, indem die wirtschaftlichen Betätigungsfelder der jüdischen Minderheit herausarbeitet werden. Zugleich werden die folgenschweren Auswirkungen der Pest sowie die politischen Spannungen thematisiert, die im späten Mittelalter und an der Schwelle zur Frühen Neuzeit zu wellenartigen Verfolgungen führten, denen die jüdischen Mitbürger ausgesetzt waren. Hören Sie rein. -
Die ältere Preußenforschung zum 19. Jahrhundert interpretierte das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich als ‚Bismarckreich‘, indem sie – sich auf die Memoiren des Eisernen Kanzler stützend – die Selbststilisierung und -überhöhung Bismarcks übernahm. Dieses Bild allerdings wird seit einigen Jahren von der aktuellen Forschung hinterfragt und auf der Basis neuer, bislang ungenutzter Quellen ein Perspektivwechsel vollzogen. Dabei stellen sich die alten Narrative als Mythen heraus, die einer kritischen Interpretation der nun erstmals ausgewerteten Quellen nicht standhalten.
Bismarck war eben nicht der alleinig strahlende Held der Gründung des Deutschen Kaiserreiches von 1871. Vielmehr kommt dem ersten deutschen Kaiser, Wilhelm I., die entscheidende Rolle zu. Er entwickelte ein Regierungsprogramm, mit dem das monarchische Prinzip im konstitutionellen System und die Etablierung der preußischen Vorherrschaft in Deutschland geplant (und schließlich erfolgreich durchgesetzt) werden konnte.
Für diese Neubewertung steht Jan Markert, der eine Dissertation zur Biografie von Wilhelm I. für die Zeit von 1840 bis 1866 verfasst hat. Hören Sie rein! - Mehr anzeigen