Folgen
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Viereinhalb Monate nach der Nationalratswahl hat Österreich noch keine Regierung. Die Verhandlungen von FPÖ und ÖVP sind gescheitert, FPÖ-Chef Herbert Kickl hat den Regierungsbildungsauftrag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Nachmittag zurückgelegt.
Zu Beginn der Verhandlungen hätte man noch an einen raschen Abschluss der beiden Parteien glauben können, verfolgen doch beide bei Themen wie Migration und Asyl ähnliche Ziele. Doch weit gefehlt, das wochenlange Gezerre war von Misstrauen und Abneigung geprägt.
Was hat zum Scheitern der Verhandlungen geführt, und wie kann es nun weitergehen?Darüber diskutieren:
Walter Hämmerle, Kleine Zeitung
Thomas Hofer, Politikberater
Barbara Tóth, Falter -
Die wahre slowakische Kultur ist in der Folklore zu finden – davon ist Martina Šimkovicová überzeugt, seit Oktober 2023 Kulturministerin unseres Nachbarlands. Šimkovicová ist dabei, die Kulturlandschaft in der ganzen Slowakei umzukrempeln. Die Welle hat inzwischen auch die etabliertesten Kulturinstitutionen des Landes erfasst, deren langjährige Direktor:innen abberufen und durch Gefolgsleute der Regierung ersetzt wurden.
Die Kulturschaffenden in der Slowakei kämpfen gegen den Kahlschlag an und versuchen, ihr Programm auch unter widrigen Umständen aufrecht zu erhalten.
In der Kulturszene zeigt sich am deutlichsten, wie die Koalition aus Linkspopulisten und Nationalisten von Premierminister Robert Fico beim Umbau des Landes vorgeht. Doch die slowakische Zivilgesellschaft wehrt sich – regelmäßig finden große Demonstrationen statt. -
Fehlende Folgen?
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Täglich erhalten drei Österreicher:innen die Diagnose Leukämie. Bei Blutkrebs verdrängen bösartige Krebszellen die gesunden Blutzellen, und das Blut kann seine lebensnotwendige Aufgabe nicht mehr erfüllen. Oft bietet eine Stammzelltherapie für Betroffene die einzige Überlebenschance. Dabei werden den Patient:innen gesunde, blutbildende Stammzellen transplantiert. Gibt es im Familienumfeld keinen passenden Spender, muss ein "genetischer Zwilling" gefunden werden. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass zwei nicht verwandte Menschen zueinander passende Gewebemerkmale haben, liegt bei nur 1:500.000. Deshalb ist es wichtig, dass sich möglichst viele gesunde Personen als potentielle Stammzell-Spender:innen registrieren lassen - und dann auch zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Weltweit sind derzeit mehr als 42 Millionen Personen registriert, dennoch wird für jeden zehnten Patienten keine
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Im Norden Kenias leben bis heute Millionen halbnomadischer Weideviehhalter. Sie sind stolz auf ihre kulturelle Identität, die allerdings auch archaische Elemente wie die sexuelle Verstümmelung von Frauen enthält.
Seit einiger Zeit steht die Lebensweise dieser Menschen unter Druck: Der Klimawandel, lange Dürren und Starkniederschläge erschweren die Suche nach Wasser und Weideland. Bewaffnete Konflikte um Vieh und Land haben deshalb dramatisch zugenommen.
Hinzu kommt, dass das lange als wirtschaftlich nutzlos angesehene Nordkenia zu einem Dorado des Klimaschutzes avanciert: Wind- und Solarkraftwerke schießen aus dem Boden, ganze Regionen werden zu Naturschutzgebieten erklärt, die Weidewirtschaft drastisch eingeschränkt. Manche Kritiker sprechen von „grünem Kolonialismus“, der immer mehr junge Pastoralist:innen in die Städte treibt und auch kulturell entwurzelt. -
Laut dem jüngst veröffentlichten Drogenbericht 2024 ist der Konsum illegaler Drogen in Österreich stabil, allerdings steigt die Zahl jener Menschen, die an einer Überdosis sterben. Zuletzt waren es 256 Menschen in einem Jahr, so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit Besorgnis beobachten Expert:innen auch die anhaltend hohe Zahl von betroffenen Jugendlichen: Rund ein Viertel der Verstorbenen war jünger als 25.
Der risikoreiche Drogenkonsum wird hauptsächlich von Opioiden wie Heroin dominiert. Auch der Konsum von Kokain steigt. Und Fachleute beobachten einen zunehmend riskanten Mischkonsum, vor allem bei jungen Frauen.
Was sind Ursachen dafür, dass die Zahl der Drogentoten zunimmt? Wie schlittern junge Menschen in den Drogenkonsum? Und was können Eltern dagegen tun?
Darüber diskutieren:
Gerhard Jäger, Geschäftsführer „Drogenarbeit Z6“, Innsbruck
Christian Korbel, Ärztlicher Leiter Landesklinikum Mauer
Regina Walter-Philipp, Ärztliche Leiterin Suchthilfe Wien -
Am 9. Februar finden im Kosovo die Parlamentswahlen statt. Seit vier Jahren ist Albin Kurti Premierminister, seine links-nationale Partei Vetevendosje dominiert weiter die Umfragen und dürfte die Wahlen wieder gewinnen.
Der 49jährige Kurti gehört zu den prägendsten und populärsten Persönlichkeiten in der kosovarischen Politik: Er war einst Studentenführer, wurde zu Jugoslawien-Zeiten inhaftiert und gefoltert und zündete als Oppositioneller aus Protest gegen Entscheidungen Tränengasgranaten im Parlament.
Nun ist er Anführer der ersten stabilen Regierung im Kosovo. Im Kampf gegen Korruption seiner Vorgänger hat er Erfolge vorzuweisen. Auf internationaler Ebene stößt sein Konfrontationskurs gegen die serbische Minderheit allerdings auf Kritik. Viele Serbinnen und Serben im Nordkosovo wollen die Wahlen abermals boykottieren. -
Seit 10 Jahren veröffentlicht das Bundesheer alljährlich im Jänner eine umfassende Bedrohungsanalyse für Österreich. War das Thema Sicherheit hierzulande jahrelang ein Stiefkind der Politik, der Medien und des öffentlichen Bewusstseins, so hat sich das seit Pandemie und Ukraine-Krieg gründlich geändert. Am Montag wurde das Risikobild 2025 unter Beisein zahlreicher Politiker, Experten, Journalistinnen und Interessierten in Wien präsentiert. Es zeichnet ein düsteres Lagebild: Cyberangriffe, eine drohende Eskalation des Ukraine-Kriegs, mögliche Luftangriffe, der Klimawandel, Migration und viele andere Faktoren bedrohen unsere Sicherheit in hohem Maß. Wie den Risiken und Bedrohungen entgegentreten? Elisa Vass fasst die Veranstaltung zusammen.
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Wer in der armenischen Hauptstadt Jerewan über die belebten Boulevards schlendert oder in schicken Parkanlagen dem Rauschen der Wasserfontänen lauscht, kommt nicht auf die Idee, dass das Land und seine Gesellschaft tief gespalten sind. Seit dem Verlust der von Armeniern bewohnten Region Bergkarabach an Aserbaidschan wittern viele „Verrat an der Nation", auch weil Premierminister Nikol Paschinjan zu neuen Grenzverhandlungen mit dem Nachbarland bereit ist. Auf Russland, traditionelle Schutzmacht und wichtigster Handelspartner, scheint kein Verlass mehr zu sein, und so sucht Armenien nach neuen Partnern im Westen und nach Aussöhnung mit historischen Konfliktparteien. Sogar eine Grenzöffnung zum Erzfeind Türkei wird erwogen.
Während Ältere sich gegen Paschinjans Pläne wehren, sehen junge Menschen Armeniens Zukunft im Abschied von den Opfermythen der Vergangenheit. -
Am 27. Jänner 1945 haben Soldaten der Roten Armee das KZ Auschwitz-Birkenau befreit. Im Arbeits- und Vernichtungslager wurden weit mehr als eine Million Menschen ermordet, „Auschwitz“ wurde zum Symbol für den Holocaust. Seit 2005 ist der Jahrestag der Befreiung der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Der 27. Jänner 2025 ist vermutlich der letzte runde Jahrestag mit Überlebenden, die noch davon erzählen können. Die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau bereitet sich auf ein Gedenken ohne Zeitzeug:innen vor, doch auch die Vergangenheit ist noch immer nicht vollständig aufgearbeitet. Eine Reportage.Dazu ein Gespräch mit Hannah Lessing, der Vorsitzenden im Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus.
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Seit mehr als 30 Jahren ist Alexander Lukaschenko Präsident von Belarus, wie das frühere Weißrussland heute genannt wird. Daran wird sich auch nach dem Wahlsonntag am 26. Jänner nichts ändern: Die Präsidentschaftswahl 2025 findet in einer Atmosphäre der totalitären Repression statt. Anders als bei der Wahl im August 2020 gibt es diesmal keine unabhängigen Kandidat:innen, keine lebhaften Debatten und auch keine unabhängigen Medien. Nach den beispiellosen Protesten der Bevölkerung, die der gefälschten Wahl 2020 folgten, wurde die Opposition ins Exil gezwungen, rund 1.300 Andersdenkende sitzen heute in belarusischen Gefängnissen. Seit dem Großangriff Russlands auf die Ukraine hat sich die Abhängigkeit des Landes, das sich als Aufmarschgebiet zur Verfügung stellt, vom Nachbarn weiter verstärkt, manche sprechen schon von einem drohenden Verlust der Unabhängigkeit.
Wie kann es in Belarus weitergehen? Was können die Wirtschaftssanktionen bewirken, welchen Einfluss kann die EU nehmen? -
Der russische Krieg gegen die Ukraine ist längst nicht mehr auf das überfallene Land allein beschränkt. Russland erhält militärische und ökonomische Unterstützung von China sowie vom Iran und Nordkorea. Die vier Staaten wollen die internationale Nachkriegsordnung zu ihren Gunsten verändern. Diese geopolitische Konstellation wird oft als Kalter Krieg 2.0 oder als Kampf zwischen Autokratien und Demokratien beschrieben. Die Hauptschauplätze sind Osteuropa sowie Ostasien. Die vier Staaten werden neuerdings als „Achse des Aufruhrs“ bezeichnet.
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Die erste Wahl im neuen Jahr könnte weitere starke Verschiebungen der politischen Kräfteverhältnisse in Österreich mit sich bringen.
Im Burgenland stehen seit sechs Jahrzehnten SPÖ-Landeshauptleute an der Spitze. Die absolute Mehrheit, die Hans Peter Doskozil innehat, dürfte nun aber ziemlich sicher verloren gehen. In diesem Fall könnten Blau und Schwarz gemeinsam eine Koalition gegen die SPÖ schmieden. Die Grünen hoffen, im Landtag zu bleiben, NEOS und die Liste Hausverstand kämpfen um den erstmaligen Einzug.
Der SPÖ-Spitzenkandidat Hans Peter Doskozil versucht, die Wähler:innen mit den sogenannten Doskonomics zu überzeugen. Wie sehr können ihn FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer und Christian Sagartz von der ÖVP herausfordern?
Gäste:
Guido Gluschitsch, Der Standard
Thomas Hofer, Politikberater -
Vom ersten Tag an musste er sich als „Krisen-Manager“ bewähren: In der Karwoche 1995 übernahm der damalige Weihbischof Christoph Schönborn überstürzt und unvorbereitet die Leitung der römisch-katholischen Erzdiözese Wien, weil Kardinal Hans Hermann Groer aufgrund von Missbrauchsvorwürfen als Erzbischof nicht mehr zu halten war. Am 22. Jänner vollendet Schönborn sein 80. Lebensjahr – und zieht sich in den Ruhestand zurück.
30 Jahre lang hat Schönborn Österreich mitgeprägt. Skandale um sexuelle Gewalt in der Kirche haben den Kardinal immer wieder eingeholt; in Schönborns Amtszeit fallen auch neue Höchstwerte bei den Kirchenaustritten.
Nach den ersten, turbulenten Jahren hat Schönborn die römisch-katholische Kirche in Österreich wieder in ruhigere Fahrwasser gelenkt. Angestrebt hatte er ursprünglich eher ein Leben als Mönch im Orden der Dominikaner – und eine Karriere als Theologie-Professor.
Was bleibt von der „Ära Schönborn“? Und welche Herausforderungen erwarten seinen Nachfolger? -
Zum ersten Mal präsentieren sich zwei Städte zweier Länder gemeinsam als eine Kulturhauptstadt, und zwar als „grenzenlose“. Das italienische Gorizia in der Region Friaul-Julisch Venetien, das vielerorts als Görz bekannt ist, gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn. Wegen der prachtvollen Paläste und Plätze mutet die Stadt nach wie vor österreichisch an. Ganz anders Nova Gorica, das als jüngste Stadt Sloweniens gilt. Mit der Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Gorizia bei Italien, der neue Teil Nova Gorica auf dem damaligen jugoslawischen Gebiet wurde auf dem Reißbrett entworfen und schließt direkt an Gorizia an. 2004 kam Slowenien zur EU, damit begann die schrittweise Annäherung. Heute wollen sich die Menschen bewusst ihrer gemeinsamen wechselvollen Geschichte stellen und zusammen an einem Strang ziehen. Go borderless – so das Motto der Kulturhauptstadt.
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Grönland ist in den vergangenen Tagen wieder in die Schlagzeilen gerückt: Der designierte US-Präsident Donald Trump möchte, dass die größte Insel der Welt Teil der USA wird und schließt auch militärische Mittel nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen. Neben seiner strategisch interessanten Lage ist das dünn besiedelte Grönland vor allem wegen seiner Bodenschätze von Bedeutung, nicht nur für die USA, sondern auch für die EU, Russland oder China.
Die Insel, die zum Königreich Dänemark gehört, ist reich an Mineralien, die für die Energiewende unverzichtbar sind – und mit dem Klimawandel wird es leichter, an diese Bodenschätze heranzukommen. Vom arktischen Goldrausch ist schon die Rede.
Gleichzeitig wächst im Land der Wunsch nach Unabhängigkeit, und viele Grönländer:innen träumen davon, die Eigenständigkeit mit dem Bergbau finanzieren zu können - doch ganz so einfach ist es nicht. -
Im gerade zu Ende gegangenen Jahr 2024 hat eine staunende Weltöffentlichkeit ein spektakuläres politisches Comeback beobachten können: die erdrutschartige Wiederwahl des Donald Trump. Der politisch eigentlich Totgesagte wird nach seiner Inauguration am 20. Jänner nicht nur die Geschicke der USA lenken, sondern auch viele politische Versprechen umsetzen, die Einfluss auf den Rest der Welt nehmen.
Was bedeutet die zweite Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident für den Klimaschutz und für den weltweiten Handel? Was könnte sich in der Konfrontation der USA mit Russland und China sowie atmosphärisch beim internationalen Miteinander ändern? -
Mit: Heidi Glück, Strategieberaterin, frühere ÖVP-Sprecherin
Josef Kalina, Berater, früher SPÖ-Bundesgeschäftsführer
Andreas Mölzer, Publizist, früher FPÖ-Politiker
Diskussionsleitung: Astrid Plank -
Mit: Heidi Glück, frühere ÖVP-Sprecherin und nun Strategieberaterin
Josef Kalina, früherer SPÖ-Sprecher, Berater
Andreas Mölzer, früherer FPÖ-Politiker, Publizist
Diskussionsleitung: Astrid Plank -
Im April 1944 wurden 44 Kinder und sieben Erwachsene im Kinderheim in Izieu bei Lyon festgenommen, deportiert und schließlich in Auschwitz ermordet wurden. Auch sieben Kinder aus Österreich waren darunter, sie waren mit ihren Familien im März 1938 nach Frankreich geflüchtet.
Vor ihrer Deportation verbrachten die jüdischen Kinder und Jugendlichen, deren Eltern bald in Lagern eingesperrt oder umgebracht worden waren, einige Monate in dem idyllisch gelegenen Kinderheim in Izieu. Sie zeichneten, spielten, organisierten kleine Theateraufführungen und erlebten – soweit möglich – unbeschwerte Tage; bis der „Schlächter von Lyon“, Gestapo-Chef Klaus Barbie, die Kinder und ihre Betreuer:innen nur wenige Wochen vor der Kapitulation der deutschen Truppen in Frankreich in einer brutalen Razzia abholen ließ.
Die Kinder von Izieu haben im kollektiven Gedächtnis in Frankreich einen wichtigen Platz eingenommen. In Österreich ist das Schicksal der Kinder aus Wien weitgehend unbekannt. -
Während der NS-Zeit haben die deutschen Besatzer die Kirchenglocken Prags zerstört. Die tschechischen Kommunisten taten alles, um deren Erneuerung zu verhindern. Jetzt sind es überwiegend junge Leute, die als ehrenamtliche Glöcknerinnen und Glöckner unterwegs sind –und Geld sammeln, um die verlorenen Glocken nachgießen zu lassen. Manche der Enthusiasten sind katholisch, aber die meisten haben mit Kirche gar nichts am Hut – wie die Mehrheit in Tschechien. Sie sind einfach fasziniert vom Klang der Glocken, vom archaischen Handwerk des Läutens. Und sie sind Lokalpatrioten, die den Klang des alten Prag nach rund einem Jahrhundert wieder erleben wollen. Jetzt, in der Weihnachtszeit, werden in der tschechischen Hauptstadt wieder einige Glocken läuten, die nur bei besonderen Gelegenheiten erklingen.
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