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Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
Heute kam mir dieser Ausspruch eines Zen-Meisters in den Sinn. Ich vermute, es war ein japanischer Zen-Meister. Doch ich habe die originale Quelle nicht mehr finden können. Es kommt mir aber auch nicht darauf an. Ich möchte keine wissenschaftliche Abhandlung über einen Zen-Ausspruch verfassen. Das interessiert mich einfach nicht. Mich interessiert etwas ganz anderes.
Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin. -
Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
Denn es gibt nichts zu erreichen. Am wenigsten beim Zen.
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Gedanken anlässlich einer Szene in unserem Wohnzimmer.
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Es klingt banal. Das kann ich gleich zu Beginn sagen. Es klingt banal, doch es steckt ein Geheimnis darin. Es geht um unsere tägliche Arbeit. Um unser tägliches Leben. Also um nichts Besonderes. Im Zen geht es niemals um etwas Besonderes. Einfach deswegen, weil das Alltägliche, das Übliche und scheinbar Vertraute bereits dieses Besondere ist. Wir brauchen kein anderes Besonderes, wenn das Einfache vor unseren Augen bereits besonders ist. Noch besonderer wird es nicht. Und jetzt komme ich auf mein heutiges Thema:
Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann gekommen bin. -
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Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist. Dieser Satz stammt aus der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss. Er wird gesungen, in leicht süffisantem Ton, und ist der Refrain eines Trinkliedes.
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Anfangs ist es so, dass du meditieren möchtest. Aus irgendeinem Grund. Du hast vielleicht das Gefühl, zur Ruhe kommen zu wollen. Du fühlst dich gehetzt und vielleicht auch etwas orientierungslos. Was mache ich hier eigentlich? Warum tue ich das? Du hoffst, beim Meditieren eine Antwort zu finden. Eine Antwort oder zumindest mehr Klarheit.
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Wir treffen uns hin und wieder und unternehmen gemeinsam eine Wanderung. Mein guter alter Bekannter, den ich hier Waldemar nenne, weil ich seinen richtigen Namen nicht nennen mag. Nicht weil dieser Name anstößig wäre, doch ich könnte mir vorstellen, dass es Waldemar nicht recht wäre, seinen richtigen Namen hier zu hören. Egal. Also wir treffen uns regelmäßig - ein- bis zweimal im Jahr - und wandern für einen Tag gemeinsam durch die Landschaft. Das ist schon ein Ritual geworden. Wir treffen uns früh morgens - an einem Bahnhof - und legen los. Mittags machen wir gemeinsam Rast - auf einer Waldlichtung, auf einem Hügel oder Berg, an einem Flussufer. Und abends kehren wir irgendwo ein und trinken noch ein Bierchen zusammen. Im Laufe eines solchen Tages gehen wir nebeneinanderher und reden. Wir haben uns immer viel zu erzählen - ohne dass wir uns das vornehmen. Wir fangen einfach an, was wir erlebt, was wir gehört oder gelesen haben - ein Wort gibt das andere, und im Nu ist es Mittag und Nachmittag geworden und eben Abend. Der Gesprächsstoff scheint uns nicht auszugehen. Aber selbst, wenn wir uns irgendwann nichts mehr zu sagen hätten: Dann würden wir einfach neben einander gehen und diesen Tag genießen. Mit "genießen" meine ich: Wir würden uns miteinander wohl fühlen, aufgehoben, verstanden, vertraut, und wir würden jeder für sich in dieser Begegnung aufgehen.
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Ich bin des Öfteren gefragt worden, warum ich das mache, was ich mache. Ich bin des Öfteren nach einem Konzept für meine Sendungen gefragt worden. Und tatsächlich habe ich auch des Öfteren darüber nachgedacht. Sollte ich nicht erst mal ein richtiges Konzept entwickeln und meine Sendungen später nach diesem Konzept stringent produzieren? So denken wir heute über das Machen und Konzipieren von Sendungen und Beiträgen - das scheint uns plausibel zu sein. Ich bin einen anderen Weg gegangen, ohne aber den Gedanken an ein Konzept aufgegeben zu haben.
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Draußen ist es ruhig. Heute. Ausnahmsweise. Und ich sitze schon eine ganze Weile und komme zur Ruhe. Das Paradox der Ruhe: Ich komme zur Ruhe, indem ich nichts mache. Ich komme aktiv zur Ruhe, indem ich mich jeglicher Aktivität enthalte. Das funktioniert. Auf eine fast unerklärliche Weise. Ich sitze aufrecht und lasse meinen Blick auf dem Boden ruhen. Ich schaue nichts Besonderes an. Hin und wieder blicke ich freilich auf und sehe die Baumwipfel des benachbarten Wäldchens. Die Wipfel schwanken manchmal im Wind. Oder ich sehe Wolken vorbei ziehen. Heute allerdings nicht. Heute ist der Himmel wolkenlos grau.
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Angesichts dieser globalen Unsicherheit ist es wichtig, dass wir uns selbst ein Licht sind. So hat es der Buddha ausgedrückt. Zündet euch selbst ein Licht an. In diesem Sinne haben sich auch viele andere Lehrer ausgedrückt.
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Ich hoffe, ich habe dir verständlich machen können, worum es beim ursprünglichen Punkt geht. Der lebendige Augenblick, die einzigartige Erfahrung dessen, was du gerade erlebst und was sich nicht wiederholen lässt. Das hat zur Voraussetzung, dass ich unvoreingenommen und offen an mein Erfahren herangehe. Diese Erfahrung setzt etwas meinerseits voraus, das mit meiner Einstellung dem Leben gegenüber zu tun hat. Ich muss auf eine ganz bestimmte Weise offen sein - offen anderen Menschen gegenüber, offen neuen Situationen gegenüber, ohne Vorurteile, in gewissem Sinne sogar ohne alle Urteile überhaupt.
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Wenn ich mich zurückziehe - herausziehe aus dem Trubel unseres modernen Großstadtlebens, um endlich mal wieder zu mir zu kommen, klar zu werden, eine besondere Erfahrung zu machen, mein eigenes Sein betreffend: Wozu kann und soll das gut sein? Will ich nur für mich selbst eine schöne Erfahrung machen, mich selbst läutern und erheben? Oder hat meine Praxis auch etwas mit dem übrigen Leben in dieser Welt zu tun?
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Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
Es geht nicht um Erleuchtung. Punkt. Wenn du persönlich eine Erleuchtungserfahrung machst, ist das eine feine Sache. Ich gratuliere dir von Herzen. Doch die meisten anderen Menschen setzen sich nicht täglich oder wann auch immer auf eine Meditationsmatte, um so etwas wie Erleuchtung zu erfahren. Ich kenne auch niemanden, der für sich einen Mangel an Erleuchtung reklamieren würde. Und das würde ich immerhin noch verstehen. Aber die Realität sieht einmal anders aus. Die meisten Menschen - zu denen ich auch zähle - setzen sich zum Meditieren nieder, weil sie angesichts dessen, was in ihrem Leben geschieht, aufgewühlt sind, sich verloren fühlen, desorientiert, und die Ruhe und Klarheit suchen. Wir erleben teilweise direkt, teilweise indirekt über die Medien: Krieg, heftige Debatten und schmutzige Polemiken, bitteren Streit und aggressive Demonstrationen. Unser Leben scheint alles andere als friedlich und harmonisch zu laufen. Es wird politisch mitnichten das beschlossen und getan, was für alle gleichermaßen vorteilhaft ist. Auch und insbesondere für die kommenden Generationen. In unserem Land und in unseren Nachbarländern verspüren die meisten Menschen eine Wut, eine Empörung, ein blankes Unverständnis, und es nimmt auch nicht Wunder, dass sich diese Emotionen irgendwann entladen. Das ist nicht schön und schon gar nicht demokratisch. Aber so verhalten sich die Dinge.
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Dezember. Ein trüber und irgendwie trostloser Nachmittag im Dezember. Er machte sich auf den Weg. Durch die Wohnungstür und die Treppe hinunter. Durch die Haustür und auf den Gehweg. Nach links die Straße entlang. An der nächsten Ecke wieder nach links und dann immer geradeaus. Über mehrere Kreuzungen hinweg, bis er vorne das Grün des Stadtparks erblicken konnte. Er wollte sich auf den Wegen des Parks verlaufen. Einfach immer weiter laufen. Um sich abzukühlen. Um zur Besinnung zu kommen. Um sich selbst zu finden. Ja, irgendwie hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu finden. Er wusste oft nicht mehr, wo ihm gerade der Kopf stand. In den letzten Tagen war einiges zusammen gekommen. Er war mit zwei Kollegen aneinander geraten. Nichts Schlimmes. Sie waren laut geworden. Sie waren alle etwas hitzköpfig gewesen. Und sie hatten sich bald wieder ausgesprochen. Trotzdem hatte es ihm leid getan. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Er konnte selber nicht verstehen, warum er gleich so ausgetickt war. Die Anlässe waren nichtig gewesen. In dem einen Fall ging es um eine Nachricht, die sein Kollege Bernd ihm nicht weiter geleitet hatte. Vergessen. Im anderen Fall hatte Tobias seine Kamera ausgeliehen und anschließend den Akku nicht wieder aufgeladen. Läppisch. So etwas war ihm selbst auch schon geschehen. Mehrmals. Trotzdem war er wütend geworden, hatte seine Stimme erhoben, während er sich gleichzeitig blöd vorkam. Er konnte sich selbst dabei zusehen, wie er überreagierte. Und das war ihm peinlich. Deshalb hatte er das Gefühl, an die frische Luft und lange laufen zu müssen. Er wollte wieder zu sich kommen. Er wollte sich selbst wieder finden. Jenen Menschen, den er als sich selbst kannte - der in sich ruhte und den so schnell nichts aus der Ruhe bringen konnte. In sich ruhen. Ihm gingen viele unterschiedliche Formulierungen durch den Sinn. Entscheidend aber war, dass etwas aus dem Lot geraten zu sein schien. Und dass er alles wieder ins Lot bringen wollte. Irgendwie.
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Er hatte mal einen Text gelesen. Das ist schon lange her. Von einem bekannten französischen Philosophen. Aus dem 18. Jahrhundert. Einen Roman oder eine Erzählung. Wie mans nimmt. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Roman und Erzählung? Egal. Also er hatte diesen Text gelesen, der einen seltsamen Untertitel trug: "Die beste aller möglichen Welten". Das bezog sich wieder auf einen anderen deutschen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert. Der soll sich dahingehend geäußert haben, unsere Welt sei die beste aller möglichen Welten. Und der französische Philosoph, der knapp 50 Jahre später lebte, hatte für diese metaphysisch gemeinte Formulierung nur beißenden Spott übrig. Er schrieb diesen Text, der eine Erzählung über das Leben seines Protagonisten Candide ist. Also keine philosophische Abhandlung. Dieser Candide wird im Leben herum gestoßen und gelangt am Ende zur Erkenntnis, dass es das Beste sei, sich einfach nur um seine eigenen Sachen zu kümmern. Seine eigenen Sachen - das sind sein Haus und sein kleiner Garten. Der Rest der Welt mag ihn nicht weiter bekümmern. Und die beste aller möglichen Welten scheint das überhaupt nicht zu sein. Der französische Philosoph hieß Voltaire, mit bürgerlichem Namen François-Marie Arouet, und hatte einen klaren Verstand. Er hatte juristische Grundkenntnisse, wollte aber kein Jurist werden. Er fühlte sich zum Denken, zum Schriftstellern, zur Arbeit eines Aufklärers berufen. Und er schien eine ausgesprochene Abneigung gegen jegliche blümerante Formulierungen aus dem Bereich dessen zu sein, was wir heute als esoterisch bezeichnen würden. Wobei jener deutsche Philosoph, Gottfried Wilhelm Leibniz, alles andere als ein Esoteriker war. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.
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Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat irgendwie mein Leben verändert.
Frieden setzt voraus, dass ich den anderen so sein lasse, wie er oder sie ist. Ich muss die Welt nicht nach meinen Vorstellungen verändern. Meine Vorstellungen sind nur meine Vorstellungen. Andere haben andere Vorstellungen. Ihre eigenen Vorstellungen. Zunächst einmal sind keine Vorstellungen besser als die anderen. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen Raum gebe. Dass ich ihnen Lebensraum einräume. Das Einräumen von Lebensraum scheint ein großes Thema zu sein. Eigentlich bietet die Erde ausreichend Platz. Und genau genommen gehört die Erde allen Menschen gleichermaßen. Es kommt nur auf den Standpunkt an. Doch eine Religion, die sich als Weltreligion betrachtet, sollte imstande sein, diesen übergeordneten Standpunkt einzunehmen. Frieden setzt voraus, dass ich anderen einen Raum zum Leben lasse. Frieden setzt voraus, dass ich nichts für mich alleine beanspruche, was letztlich allen gemeinsam gegeben wurde. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen respektiere. Dass ich seine oder ihre Ansichten und Lebensentwürfe respektiere. Frieden setzt voraus, dass ich mich helfend einbringe. Denn ich werde selbst auch Hilfe benötigen. Irgendwann. Frieden setzt voraus, dass ich mich nicht als den Nabel der Welt betrachte. Denn ich habe zwar einen Bauchnabel, aber dieser Nabel ist nur ein Zeichen dafür, dass ich meine Existenz anderen Menschen verdanke. Also bin ich nachweislich nicht der Nabel der Welt. Ich nicht und meine Ansichten und Meinungen erst recht nicht. Frieden setzt voraus, dass ich anderen ein Lächeln schenke. Dass ich anderen ein Lächeln zu schenken bereit und in der Lage bin. Das wiederum setzt voraus, dass ich mir selbst ein Lächeln schenken kann. Dass ich mit meiner eigenen Person Frieden geschlossen habe. Frieden setzt voraus, dass ich verstehe, was die anderen sind und was die anderen tun. Frieden setzt voraus, dass ich die Augen und Ohren offen halte. Dass ich Probleme und Herausforderungen erkenne und an deren Lösung interessiert bin. Frieden setzt voraus, dass ich nicht nur fordere und nehme, sondern auch zu geben bereit bin. Diese Welt ist kein Kaufhaus, in dem ich mich bedienen kann, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Frieden setzt voraus, dass ich mir meiner eigenen Vergänglichkeit und Verletzlichkeit bewusst bin. Frieden setzt voraus, dass ich anderen zuhören kann. Dass ich überhaupt Ohren habe zu hören. Den Klang dieser Welt zu hören. Wer seine Ohren verschließt und nur sein eigenes Programm durchzieht, der hat kein Interesse am Frieden. Der hat aber auch den Kontakt zu sich selbst verloren. Paradoxerweise. Frieden setzt voraus, dass ich die gegenseitige Abhängigkeit unter uns Menschen und Tieren sehe und respektiere. Niemand kann alleine und aus sich selbst heraus leben. Kein Mensch kann aus eigenen Kräften leben und überleben. Wir brauchen permanent Lebensmittel - also Mittel zum Überleben - von unserer Außenwelt. Daher sollte es in unserem eigenen Interesse sein, diese Außenwelt sorgsam und schonend zu behandeln. Wir können an der Art, wie wir die Außenwelt behandeln, unsere Bereitschaft für Frieden direkt ablesen. Wer seinen Müll im nächsten Wald entsorgt, wer seine Gifte in den nächsten Fluss ableitet, hat kein Interesse an Frieden. Frieden setzt voraus, dass ich bereit bin, zu heilen - zu genesen - heile und ganz zu werden. Dass ich meine eigenen Defizite und Verletzungen erkenne und zu heilen bereit bin. Heilen bedeutet nichts anderes, als dass ich mich in einen ursprünglichen Zustand des Ganzseins zurück versetze. Ich weiß, das klingt für manche Menschen, die so einiges durchgemacht haben, wie ein schöner Traum - eine Utopie. Doch es gibt keine Alternative. Wenn ich gesund werden will, muss ich heile werden wollen. Das kann ich nicht alleine für mich selbst tun. Ich muss mein Verhältnis zu anderen, zu meiner Umwelt und zur Außenwelt generell klären. Wenn ich eine dankbare Haltung einnehme, dann mache ich bereits den ersten Schritt in Richtung Frieden. Frieden setzt Dankbarkeit voraus. Wer immer nur fordert und sich unverschämt aufführt, der weiß nichts von Frieden. Wer nur sich selbst sieht, sich und die Seinen, der hat keine Ahnung von der Dimension des Friedens. Frieden setzt voraus, dass ich den anderen zumindest in Gedanken in den Arm nehme. Ich muss deswegen nicht alles gutheißen, was andere tun. Ich muss nur die anderen als Wesen in den Arm nehmen. Gewissermaßen ihr besseres Selbst. Frieden setzt voraus, dass ich in den anderen ihr besseres Selbst sehe. Dass ich die anderen nicht nur an dem messe, was sie getan und unterlassen haben. Dass ich das unendliche Potenzial im anderen erkenne. Frieden setzt voraus, dass ich an die Zukunft und an die unbegrenzten Möglichkeiten unserer Zukunft glaube. Frieden setzt eine Perspektive in die Unendlichkeit voraus. Andere Religionen bezeichnen diesen Schnittpunkt im Unendlichen als Gott oder el-Allah oder Jahwe oder Atman. Worte spielen keine Rolle. Es kommt darauf an, die eigene Endlichkeit und Vergänglichkeit zu sehen und in ihrer inneren Dialektik zu begreifen. Alles andere ergibt sich daraus von selbst. Frieden setzt voraus, dass ich hin und wieder auch das Ganze sehe und meine Rolle darin. Frieden setzt voraus, dass ich die Waffen niederlege - nicht nur die kalten materiellen, sondern auch die verbalen, emotionalen und kognitiven Waffen. Dass ich verstehe, warum ich mit Waffen nichts schaffen, sondern immer nur zerstören kann. Frieden setzt voraus, dass ich nicht jedes Wort auf die sogenannte Goldwaage lege. Was andere reden, was ich selbst rede, sind keine absoluten Statements, sondern bestenfalls Momentaufnahmen aus einer eingeschränkten persönlichen Perspektive. Frieden setzt voraus, dass ich meine eigene Beschränktheit sehe und mich nicht für absolut halte. Friede setzt voraus, dass ich die Schönheit sehe. Dass ich imstande bin, die Schönheit von allem zu sehen, was ich in der Natur finde. Auch wenn ich schwer verletzt worden bin. Das ändert nichts an der Schönheit. Wenn ich das Schöne nicht mehr sehen und bewundern kann, habe ich selbst den größten Schaden dabei. Das muss mir klar sein. Darum setzt Frieden auch voraus, und damit komme ich wieder an den Anfang, dass ich heile werde, dass ich soweit gesunde, dass ich in der Lage bin, das Schöne zu sehen und zu bewundern. Frieden setzt voraus, dass ich den Krieg nicht als natürlichen Zustand betrachte und akzeptiere. Krieg ist immer ein Ausnahmezustand. Auch wenn wir die letzten 5.000 Jahre fast immer irgendwie Krieg geführt haben. Doch wir müssen irgendwann damit aufhören.
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Ich bin für Frieden. Natürlich bin ich für Frieden. Ich vermute mal, die meisten Menschen sind für Frieden. Wer auch nur einigermaßen bei Trost, also bei Verstand ist, muss Frieden wollen. Und ich unterstelle, dass unter den aktuellen Konfliktparteien in der Ukraine, im Nahen Osten und anderswo immer mindestens eine Seite für den Frieden ist. Trotzdem wird weiter gekämpft. Nicht zuletzt um des Friedens willen. Das ist schwer zu ertragen. Aber so verhalten sich einmal die Dinge. Ich möchte damit nicht das Kämpfen und Töten und Zerstören rechtfertigen. Ich verstehe, dass ein Land sich verteidigen können muss. Zumal es andere Länder, andere Machthaber, andere Gruppierungen gibt, die offensichtlich ein Interesse daran haben, Konflikte anzuheizen, zu beschwören und zu eskalieren. Es gibt immer die angreifende Seite, die mit Raketen und Panzern, mit Soldaten und zwielichtigen Gestalten in ein anderes Land einfällt, um was eigentlich zu erreichen? Geht es um die viel beschworene Macht über andere? Geht es um eine Vergeltung, die womöglich schlimmer ist als das, wogegen sie gerichtet sein mag? Ich weiß nicht, ob ich diese Frage so pauschal beantworten kann. Ich heiße die aktuellen Konflikte und deren Kampfhandlungen nicht gut, doch ich hüte mich davor, die Aktionen der sich verteidigenden Länder zu verurteilen. Das wäre blind und zynisch. Was immer auf das gleiche hinausläuft. Aber bleiben wir mal beim Frieden.
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Du hast womöglich von der Praxis des Fragens gehört. Ich habe auch schon hin und wieder darüber gesprochen. Es gibt eine tatsächlich schon recht alte Form der Zen-Praxis, die darin besteht, dass ich mich in eine bestimmte Frage vertiefe. Dieses Vertiefen läuft so, dass ich mich einer Frage gänzlich überlasse, dass ich mich dieser Frage ausliefere - möglichst ohne Rückhalt, ohne Vormeinungen, ohne die vermeintlichen Sicherheiten und Gewissheiten, die ich zu haben glaube.
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Wir waren über ein paar Tage weg. Mit dem Auto über den Brenner nach Italien. Mitten in diesen aufgewühlten Zeiten. Aber wir mussten einfach weg. Nicht um zu vergessen. Was in dieser Welt sonst noch geschieht, können wir nicht einfach vergessen. All die Nachrichten. Der Gaza-Streifen. Die Ukraine. Und das unvermeidliche Rauschen drum herum. Krawalle und pro-palästinensische Demonstrationen. Das ist so etwas von sinnlos. Wer bitte ist gegen die Palästinenser? Wer möchte nicht, dass die Kriegshandlungen im Nahen Osten endlich mal ein Ende finden? Natürlich habe ich weiterhin die Nachrichten verfolgt. Allerdings in dosierter Form. Ich wollte Abstand gewinnen. Ich wollte das Leben in seiner bodenständigen Normalität erfahren - ohne die täglichen Zahlen von Anschlägen, von Luftangriffen, von Todesopfern. Auch die stereotypen Statements unserer politischen Vertreter mochte ich nicht mehr hören. Ich wollte die Normalität erfahren, weil sich nicht das gesamte Leben um einen Krieg drehen darf, den vor allem die Betroffenen gar nicht wollen. Die Betroffenen - das sind auf der einen Seite die Palästinenser, denen von der Hamas übel mitgespielt wird, und auf der anderen Seite die Israelis, die ebenfalls zahlreiche Tote zu beklagen haben und sich überdies mit dem Problem ihrer eigenen militanten Siedler konfrontiert sehen. Also, ich hatte genug davon. Denn verhindern oder enden kann ich das Geschehen rund um Israel ohnehin nicht. Etwas Geld spenden. Das schon. Ich wollte meinen Blick zumindest für ein paar Tage auf einen anderen Gegenstand, auf eine andere Lebens- und Seinsweise richten.
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Krieg bedeutet Verderben. Darum ist es so wichtig, dass wir Frieden üben. Ich versuche, echten Frieden zu praktizieren. Wenn ich mich hinsetze, um zu meditieren, um in mich zu gehen, um klar zu sehen, was ist, was ich tue, was in mir vorgeht, wer oder was ich bin - wenn ich mich hinsetze, um für eine halbe Stunde oder eine ganze Stunde ausdrücklich nichts zu machen, sondern einfach nur zu sitzen, dann versuche ich das zu praktizieren, was wir als "Frieden" bezeichnen. Das ist alles andere als einfach. Ich kenne andere Zen-Schüler, die schon viele Jahre formal praktizieren, aber mein Anliegen für naiv und für kein Zen halten. Ich muss diesen Leuten ausdrücklich widersprechen. Ich werde mit diesem Beitrag versuchen, mich etwas zu erklären.
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